Pokémon-Legenden: Arceus – Wie aufregend ist die Hisui-Region?

Mit großer Spannung erwarteten viele Fans der kultigen Taschenmonster den Release des Rollenspiels Pokémon-Legenden: Arceus für die Nintendo Switch. Der zuständige Entwickler hinter dem Abenteuer ist Game Freak, während sowohl The Pokémon Company als auch Nintendo als Publisher fungieren. Der Titel ist seit dem 28. Januar auf der Nintendo Switch als Retailversion und im Nintendo eShop verfügbar. Es handelt sich fernab des Tausches um eine reine Einzelspieler-Erfahrung, welche ab 12 Jahren freigegeben ist und ungefähr 6 GB an Speicherplatz benötigt.
Ich beschreibe in diesem Testbericht meine Eindrücke und versuche somit herauszuarbeiten, für wen das Pokémon-Abenteuer interessant sein könnte und für wen potenziell weniger.

Schaut euch gerne den Launch-Trailer an!

Inhaltsverzeichnis

Das Bild zeigt den Hauptprotagonisten, ein Smartphone und ein in Licht gehülltes Arceus aus dem Spiel "Pokémon-Legenden: Arceus".
Das Abenteuer beginnt

Ein kurzes aber wichtiges Vorwort

Gerade wenn es um die Pokémon-Videospielreihe geht, sind immer starke Emotionen der Community vorhanden. Dies merkt man nicht nur bei den Reaktionen vor dem Release, sondern vor allem innerhalb der Diskussionen rund um die Spiele. Im Vorfeld polarisierte auch Pokémon-Legenden: Arceus sehr stark. Dies liegt vor allem an den neuen Ansätzen innerhalb des Pokémon-Kosmos und der grafisch wenig eindrucksvollen Präsentation. Mir ist ehrlich daran gelegen, den Titel fair zu bewerten und meine Meinung sauber zu begründen. Falls ihr euch wundert, warum die einen das Spiel zu lieben und die anderen zu hassen scheinen, die Fachpresse den Titel durchscnittlich sehr gut bewertet, viele Stimmen dies allerdings wenig nachvollziehen können, so biete ich euch hier eine differenzierte Erklärung zu diesem Phänomen.

Erst einmal ist Pokémon die erfolgreichste Entertainment-IP der Welt. Darüber hinaus sind sehr viele Menschen in den 90er-Jahren mit den berühmten Taschenmonstern aufgewachsen. Dies bedeutet, dass viele Fans nostalgische Gefühle mit Pokémon verbinden. Die Spiele verkaufen sich fast immer millionenfach und sorgen für sehr hohe Einnahmen bei Nintendo, The Pokémon Company und Game Freak. Somit entwickelt sich für nicht wenige Spieler der Anspruch, dass die Spiele technisch, inszenatorisch und inhaltlich einen Schritt nach vorne machen und den ökonomischen Erfolg auch angemessen repräsentieren. Leider aber schaffte es Game Freak auf der Nintendo Switch bisher nicht, genau diese Forderung einzulösen. Aus technischer und oft inhaltlicher Sicht zeigen die Pokémon-Spiele bisher ein Minimalprinzip. Dies bedeutet, dass die Marke so unfassbar starke Zugkraft entwickelt, dass es nicht nötig ist, gewisse Elemente zu verbessern, da Fans die Spiele ohnehin kaufen.
Der Anspruch großer Teile der Community scheint recht niedrig zu sein. Ich versuche in diesem Testbericht deutlich zu machen, warum Pokémon-Legenden: Arceus bei vielen Spielern so dermaßen gut abschneidet, obwohl der Titel starke Schwächen aufweist.

Das Bild zeigt Professor Laven und die drei Starter-Pokémon aus dem Spiel "Pokémon-Legenden: Arceus".
Für welches Pokémon entscheiden wir uns?

Pokémon-Legenden: Arceus – Die neue Prämisse

In Pokémon-Legenden Arceus starten wir im sogenannten Jubeldorf. Doch nicht von Anfang an! Wir reisen aus einer Welt in eine andere – und zwar in das frühe Sinnoh! Viele Pokémon-Fans kommt dieser Name bekannt vor, denn so heißt die Region der vierten Pokémon-Generation. Wir spielen in einer weit zurückliegenden Vergangenheit. Hier heißt die Region Hisui. Die Besonderheit dieser Welt ist, dass wir die Anfänge der Forschungen zu den Pokémon miterleben. Mehr noch! Wir sind Mitglied eines Forschungstrupps, der den ersten Pokédex anlegt.

Nicht wie sonst üblich, leben Pokémon ausschließlich friedlich mit den Menschen zusammen. Vielmehr greifen wilde Pokémon überall in den Weiten der Hisui-Regionen die Menschen und somit auch uns an. Pokéballe sind gerade erst erfunden worden und wir sind es, der zu Anfang ein ganz besonderes Talent beim Fangen von Pokémon beweist. Aus diesem Grund rekrutiert man uns und vertraut uns wichtige Aufgaben an. Nicht wie üblich, sind wir ein 10-jähriger Teenager, sondern diesmal stolze 15 Jahre alt! Wir haben am Beginn die Wahl, ob wir als Junge oder als Mädchen starten wollen. Je nachdem, wie die Wahl ausfällt, lernen wir einen anderen Mitstreiter des Galaktik-Forschungstrupps kennen. Sind wir ein Junge, ist es ein Mädchen und andersherum.

Die Hisui-Region ist in mehrere große Areale unterteilt. In diesen Gebieten wüten seit Neuestem wilde Pokémon umher, die nach einem Blitztreffer in Rage verfallen sind. Diese Pokémon nennt man vor Ort Königinnen und Könige. Besagte Blitze kamen aus genau dem Raum-Zeit-Riss am Himmel geschossen, aus dem auch wir in diese Welt gefallen sind.
Professor Laven – ein Wissenschaftler, der Pokémon studiert – kümmert sich zu Anfang um uns und bringt uns das Fangen der Pokémon bei. Außerdem schenkt er uns ein Pokémon. Es ist eines der drei Starter-Pokémon, die wir zu Anfang fangen sollen.

Neben der Galaktik-Expedition existieren noch der Diamant- und der Perl-Clan sowie einige weitere Personen, die hier aber nicht genannt werden. Es herrschen Rivalitäten und allgemein Unsicherheit über die mysteriösen und gefährlichen Ereignisse. Es liegt nun also an uns, unseren Mut und unsere Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, um die Geheimnisse rund um die Hisui-Region zu lüften!

In diesem Zeitalter werden Pokébälle entwickelt

Das Jubeldorf als Stützpunkt der Galaktik-Expedition

Das Jubeldorf vereint gleich mehrere Mitglieder aus verschiedenen Regionen. Alle haben ein gemeinsames Ziel: Nicht nur in der Hisui-Region leben, sondern diese auch erforschen. Die Expedition umfasst mehrere Trupps. Dazu zählen der Sanitäts-, der Sicherheits-, der Bau- und der Forschungstrupp. Dem letztgenannten gehören wir an – dem, der erforscht, wie Pokémon leben. Das Jubeldorf fungiert ebenfalls als Stützpunkt für unsere Missionen. Nachdem wir einen Auftrag angenommen haben, reisen wir in die diversen Gebiete rund um den Kraterberg, um diese zu erkunden. Anschließend kehren wir zurück und bereiten uns für die nächste Mission vor.
Ich stelle euch einmal die verschiedenen Einrichtungen und Möglichkeiten des Jubeldorfs vor.

Das Foto-Atelier in Pokémon-Legenden: Arceus

Hier haben wir die Möglichkeit, uns mit unseren Pokémon ablichten zu lassen. Dabei können wir die Leinwand hinter uns anpassen, verschiedene Posen für uns und unsere Pokémon aussuchen und sogar zwischen verschiedenen Linsenfiltern wählen. Löblich an dieser Stelle ist, dass jedes Pokémon mit verschiedenen Animationen und Posen bedacht ist. Erfüllen wir Aufträge (Nebenquests) für den Fotografen, so erweitern sich unsere Inszenierungsoptionen.

Unsere bescheidene Unterkunft

Da wir Mitglied des Forschungstrupp sind, bietet man uns eine Unterkunft. Es ist quasi ein Tausch: Wir forschen und erfüllen Aufträge und erhalten dafür Unterkunft und Verpflegung. In dieser können wir uns ausruhen und unsere Items an einer Lagerkiste verwalten. Das klingt nun spektakulärer als es eigentlich ist, da am Haupttor des Dorfes ebenfalls eine Lagerkiste steht. Doch irgendwo gehört es schließlich zu einem authentischen Aufenthalt dazu. Die Farbe der Unterkunftsdächer ist in drei Farben aufgeteilt, welche drei der obenerwähnten Einheiten repräsentieren.

Die Schneiderei

Ihr ahnt es wohl bereits: Hier kaufen wir Klamotten von Kopf bis Fuß. Dazu gehören Hosen, Oberteile, Schuhe, Kopfbedeckungen und Kimonos. Verschiedene Farben und unterschiedliche Kleidungsteile warten darauf, von uns gekauft zu werden. Schließlich wollen wir unserem individuellem Geschmack Ausdruck verleihen. Auch hier erweitert sich das Sortiment, wenn wir bestimmte Nebenaufgaben erledigen. Nicht immer scheinen die Kleidungsstile in diese weit zurück liegende Vergangenheit zu passen.

Die Ginkgo-Gilde

Die Ginkgo-Gilde ist ein Zusammenschluss an Verkäufern, die ihre Waren aus der Hisui-Region verkaufen. Hier kaufen wir vor allem „seltene Waren“ wie die Kaufleute schon damit werben. Natürlich können wir hier auch unsere Waren verkaufen und ordentlich Geld verdienen.

Die Friseurin

Haben wir Lust, unsere Kopfhaare in Form und Farbe sowie die Farbe unserer Augenbrauen anzupassen, so können wir dies gegen kleines Entgelt in Angriff nehmen. Auch hier gilt wieder: Erledigen wir Nebenquests, erweitert sich das Angebot. Wir zahlen im Voraus. Ändern wir jedoch nichts, fragt man uns, ob wir auch sicher sind. Klingt nett, abkassiert ist und bleibt dennoch.

Ein weiterer Händler

Neben der Ginkgo-Gilde gibt es noch einen Händler, der Ware anbietet. Allerdings handelt es sich hier nicht um Rohstoffe, sondern um Produkte. Im Hauptsitz der Galaktik-Expedition finden wir einen älteren Herren in der unteren Etage, der sich nicht so gut mit dem Händler versteht. Also spielen wir den Vermittler/Boten der beiden. Dies passiert im Verlauf von verschiedenen Nebenquests. Erfüllen wir diese, erweitert sich das Sortiment. Hier finden wir sehr nützliche Items zur Pokémon-Jagd in Form von Pokébällen, Heilungen, Ködern und mehr.

Der Stand der EP-Bonbons

Wollen wir unsere Pokémon schneller aufleveln, so können wir dies neben Kämpfen, Pokémon fangen und Sonderbonbos mit Ep-Bonbons tun. Diese enthalten je nach Größe eine gewisse Menge an Erfahrungspunkten. Da die Preise sehr hoch sind, sollten Einkäufe gut überlegt sein. Man erhält derlei Bonbons auch aus Kämpfen mit Elite-Pokémon (dazu später mehr).

Der Galaktik-Hauptsitz

Im Hauptsitz befinden sich unter anderem Professor Lavens Büro, indem wir Nebenaufgaben annehmen können, das Büro der Kommandatin des Forschungstrupps Zelestis, die unseren Fortschritt des Pokédex‘ bewertet und der Leiter der Galaktik-Expedition Denboku, der das Jubeldorf anführt und uns wichtige Missionen anvertraut. Ebenso forscht man hier an den damals neuartigen Pokébällen. Das Gebäude fasst mehrere Stockwerke und hält so einige Bewohner des Dorfes bereit.

Die Quelle unserer Kartoffel-Mochi

Mubeshi kocht uns stets die leckeren Kartoffel-Mochi, auf die Professor Laven ganz besonders abfährt. Später können wir den Koch mit Knoblauchknollen versorgen und damit etwas Geld verdienen – es ist wirklich nur wenig, aber der Support zählt. Innerhalb der Story verbingen wir hier nach getaner Arbeit sehr viel Zeit, da hier oftmals Gespräche zwischen unserem Mitstreiter, Professor Laven und uns stattfinden.

Der Handwerksladen

Hier können wir weitere Rohstoffe und auch Anleitungen kaufen, damit wir uns auf unserer Reise in der Hisui-Region mehrere Items selbst herstellen können. Die Preise der Anleitungen variieren recht stark, sodass sich der Erwerb von teureren Anleitungen auch wertig anfühlt. Auch hier ist es möglich, durch Nebenquests das Sortiment zu erweitern.

Die Tauschbörse

Wie auch üblich in anderen Pokémonspielen, ermöglicht uns Pokémon-Legenden: Arceus das Tauschen von Pokémon mit Freunden und Leuten aus dem Internet.
Doch ist die Tauschbörse noch mehr als das. Da wir in den Weiten der Hisui-Region von Pokémon angegriffen und besiegt werden können, fallen wir in Ohnmacht. Passiert dies, so büßen wir einige unserer Items ein. Auch existiert ein Fallschaden, sodass wir aufpassen müssen, was wir tun. Nun ist es möglich, Beutel von anderen Spielern aufzulesen, wenn wir mit dem Internet verbunden sind. Diese schicken wir automatisch ab und können uns dann im Menü sogenannte „Dankbarkeitspunkte“ (DP) verdienen. Diese Punkte können wir dann bei der Tauschbörse gegen sehr seltene Items einlösen, die bei bestimmten Pokémon eine Entwicklung auslösen.
Dies ist äußerst praktisch, da man so nicht auf einen Tausch angewiesen ist. In anderen Pokémonablegern ist es oft so, dass ein Item zunächst einem Pokémon gegeben und dieses für die Entwicklung dann damit getauscht werden muss. In Pokémon-Legenden: Arceus reicht es, derlei Items auf etwaige Pokémon anzuwenden. Leider ist es aber gar nicht mehr möglich, Items mitzutauschen, da man diese generell nicht mehr den Pokémon anlegen kann.

Der Glücksschrein

An diesem mysteriösen Schrein können wir schlichtweg verschiedene Boni aktivieren, um unsere Reise durch den Einsatz von Talismanen etwas zu vereinfachen. Dazu zählt zum Beispiel ein geringerer Verlust von unseren Items nach einer Ohnmacht.

Kommandantin Belila

Bei dieser Dame können wir sehr hilfreiche Dinge tun. Hier können wir unseren Pokémon gegen ein bestimmtes Entgelt viele verschiedene Attacken beibringen lassen, die sie ansonsten nicht lernen würden. Dadurch kann man sich vor allem gegen mehrere Pokémontypen rüsten – allem voran dem Typ der eigenen Schwäche.
Außerdem ist es hier möglich, Attacken meistern zu lassen. Dies bedeutet konkret, dass wir Tempo- und Kraftattacken (Dazu beim Kampfsystem mehr) beibringen.
Zu guter Letzt lassen sich hier Items tauschen. In Pokémon-Legenden: Arceus ist hat sich das ganze Rumgewusel um die Statuswerte stark vereinfacht. Jeder Attributwert, also KP (Kraftpunkte), Angriff, Spezialangriff, Verteidigung, Spezielverteidigung und Initiative hat ein Potenzial von 0–10. Diese Werte lassen sich mit speziellen Items ganz leicht steigern. Bei Belila tauschen wir bestimmten Sand gegen Kies, Steine und Felsen – dies sind die erwähnten Items. Jedes davon kann einen Attributwert allerdings nur in einer gewissen Spanne steigern; beispielsweise kann Leistungskies lediglich von 0–2 steigern.
Jedes Items tauschen wir für zehnmal Sand. Praktisch ist, dass wir dies einzeln eintauschen können oder direkt gegen all unsere Vorräte.

Die Trainingskämpfe

Auf dem Übungsplatz können wir Kämpfe gegen bestimmte Trainer immer wieder bestreiten, um Erfahrungspunkte zu sammeln und unsere Pokémon zu erproben. Die Kämpfe sind nach Schwierigkeit sortiert. Die letzten Kämpfe sind tatsächlich gar nicht so einfach.

Das Bild zeigt den Charakter Hin und eine Auswahl an Trainern aus dem Spiel "Pokémon-Legenden: Arceus".
Es wird immer schwieriger!

Der Acker

Das Jubeldorf bietet auch eine Ackerfläche zum Anbauen verschiedener Lebensmittel. Gegen ein kleines Entgelt geben wir unseren Anbauwunsch in Auftrag und müssen uns einige Zeit in Geduld üben, bis wir schließlich die Ernte einfahren. Bringen wir in Nebenquests bestimmte Pokémon vorbei, helfen sie vor Ort bei der harten Arbeit, wodurch sich die Anbaufläche und der Ertrag ausweiten.

Die Weide ersetzt die bekannten PC-Boxen

In Pokémon-Legenden: Arceus existieren keine PC-Boxen. Zur Lagerung – oder besser geschrieben, Haltung – nutzen wir die Weide des Jubeldorfs. Pokémon, die wir fangen, landen genau hier, wo man sich liebevoll um sie kümmert. Wollen wir unser Team umstrukturieren, holen wir uns Pokémon und geben welche ab. Insgesamt können wir sechs Pokémon bei uns tragen. Seid unbesorgt: standardgemäß sind acht Weiden vorhanden. Rechnet man kurz nach, könnte Sorge um die Kapazität entstehen. In Pokémon-Legenden-Arceus existieren 240 reguläre Pokémon. Da jede Weide 30 Pokémon fast, ginge dies genau auf, doch hat man ja öfter Pokémon doppelt, vor allem in diesem Spiel, wo wir dafür belohnt werden, besonders viele Exemplare zu fangen. Entwarnung: Besitzen wir sehr viele Pokémon, erhalten wir einfach mehr Weideplätze.
Wie von den PC-Boxen gewohnt, können wir Pokémon einzeln oder in Gruppen bewegen und vereinfacht manövrieren. Außerdem sind die einzelnen Weiden umbenennbar.
Lassen wir Pokémon frei, so erscheint ein Herr, der uns – je nachdem, welche Pokémon mit welchen Attributen wir freigelassen haben – die vorhin erwähnten Leistungsitems übergibt, um die Attributewerte unserer Taschenmonster zu steigern. Dies ist doch ziemlich praktisch!

Idyllisch, statisch und doch ein wenig detailverliebt

Das Jubeldorf ist ein Ort mit angenehmer Atmosphäre. Leider stehen die meisten NPCs lediglich statisch in der Gegend, ohne wirklich einen Tagesrhythmus auch nur vorzutäuschen. Auf der anderen Seite ist es schön, dass Pokémon, die wir in Nebenaufgaben treffen, im Dorf bleiben. Da wäre zum Beispiel ein großes Bamelin Richtung Strand an einem Tor, ein Pantimos am Haupttor, die Pokémon auf dem Acker und einige mehr. Unsere Arbeit ist in diesen Fällen nicht nur ein Häkchen auf einer Liste, sondern zahlt sich insofern aus, dass das Jubeldorf etwas belebter wird und man sich erinnert. Schön ist auch, dass jeder im Dorf einen Namen und somit zumindest etwas Erinnerungswert hat.

Mit dieser mysteriösen Person können wir kein Gespräch führen…

Pokémon-Legenden: Arceus und der magische Loop mit Suchtgefahr

Ja, Pokémon-Legenden: Arceus birgt extremes Suchtpotenzial in sich. Doch wie schafft es das? Okay, im Folgenden erkläre ich euch, was man außerhalb des Jubeldorfes in der Welt von Hisui macht.
Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei diesem Abenteuer nicht um ein klassisches Open World-Spiel. Vielmehr ist die Welt in fünf sehr große Areale unterteilt, in denen wir uns austoben können. Unserer Aufgabe – den ersten Pokédex zu erstellen – kommen wir nach, indem wir Pokémon fangen, diese besiegen, sie füttern, bestimmte Attacken beobachten und verschiedene spezielle Voraussetzungen erfüllen. Wir laufen also mit Pokébällen, Ködern, Pokémon und vielem mehr bewaffnet durch die Areale und fangen und kämpfen, was das Zeug hält.

Am Anfang der Gebiete schlagen wir stets ein Lager auf, in dem wir uns ausruhen, craften und dem Professor Laven unseren Pokédex-Fortschritt zeigen. Zunächst einmal registriert er, was wir aktiv getan, also wie viele und welche Pokémon wir gefangen haben und einiges mehr. Dafür erhalten wir Geld. Anschließend aktualisiert der Professor unseren Pokédex, wonach wir Forscherpunkte erhalten. Diese Punkte sind wichtig, um im Rang aufzusteigen. Wir starten natürlich bei Rang null und arbeiten uns nach und nach die Expeditions-Karriereleiter empor. Im Jubeldorf können wir Forschungstrupp-Kommandantin Zelestis unseren Pokédex-Fortschritt zeigen. Haben wir ausreichend Punkte gesammelt, so steigen wir im Rang auf. Das Schöne daran: Mit jeder Stufe gehorchen uns Pokémon höherer Level. Außerdem sind wir in der Lage, immer bessere Pokébälle und andere Items herzustellen.

Die Pokémon verfügen über zehn Forschungsstufen und ab zehn gelten sie als „vollständig“. Im Pokédex sind verschiedene Aufgaben zu sämtlichen Pokémon verzeichnet. Es ist nicht nötig, alle abzuarbeiten, es sei denn, man mag perfekte Einträge erzielen. Und genau dieser Kreislauf in Kombination mit Haupt- und Nebenquests ist es, der uns mindestens in den ersten Spielstunden bei der Stange hält und geradezu fesselt. Doch das war noch nicht alles…

Farmen und Grinden deluxe

Neben den eben erwähnten Beschäftigungsmöglichkeiten gibt es noch weiteren Zeitvertreib: Während unserer Streifzüge in den großen Gebieten, farmen und grinden wir, was das Zeug hält: Hier was fangen, da was besiegen, hier ein paar Materialien auflesen, dort köstliche Beeren von Bäumen schlagen, Steine zertrümmern… Was? Ach ja…
In Pokémon-Legenden: Arceus verbringen wir einige Zeit damit, verschiedene Items zu sammeln. Viele Naturvorkommen kann man einfach auflesen. Darüber hinaus gibt es verschiedenfarbige Erze, die wir zertrümmern können. Genauso existieren allerlei Beeren mit unterschiedlichen Effekten für unsere Pokémon. Immer wieder kommt es vor, dass Bäume wackeln; dies bedeutet, dass sich ein Pokémon eingenistet hat. Wie wir Erze zertrümmern und Bäumen einen Hieb verpassen? Ganz einfach – wir werfen einen Pokéball direkt auf unser Ziel oder in die Nähe und schon erscheinen unsere Begleiter und führen eine Attacke aus. Während die Steine zerspringen, fallen die Beeren vom Baum – ist ein Pokémon darin versteckt, startet ein Kampf…

Wir schweben vor Freude in der Luft

Die Kämpfe in Pokémon-Legenden: Arceus

Apropos Kämpfe: Diese initiieren wir in diesem Abenteuer einfacher denn je! Streifen wir durch die Wildnis, schmeißen wir einfach einen Pokéball – genau wie bei dem Farmen von Materialien – auf ein wildes Pokémon oder in die Nähe. Dadurch startet der Kampf und die Action kann beginnen. Treffen wir ein Pokémon vorher unerwartet mit einem Pokéball, so sind diese überrumpelt und wir starten den Kampf auf jeden Fall mit einem Erstschlag – somit können sie zunächst auch nicht flüchten.
Eine Besonderheit entgegen früherer Pokémonspiele ist, dass wir als Trainer noch immer frei herumlaufen und sogar von Attacken getroffen werden können. Haben wir keine Lust mehr auf einen Kampf, so können wir im Menü „Flucht“ wählen oder wir entfernen uns einfach etwas weiter vom Kampfgeschehen und schon sind wir geflüchtet. Ich denke, so in etwa hatte man sich das ungefähr auch immer vorgestellt: Einfach wegrennen!

Tempo- und Kraftangriffe

Die Kämpfe laufen wie in anderen Spielen klassisch rundenbasiert ab. Wir haben die Möglichkeit, Items einzusetzen, Pokémon zu wechseln, die Flucht zu ergreifen, Pokémon zu fangen und natürlich Kampfaktionen auszuwählen. Pokémon-Legenden: Arceus bietet hier eine signifikante Neuerung. Und zwar können wir uns bei unseren Attacken, die wir gemeistert haben (bestimmtes Level notwendig, Belila Meistersamen geben), aussuchen, ob wir einen Tempo- oder einen Kraftangriff ausführen lassen. Dies ist ein simples aber interessantes Feature. Tempoangriffe können die oben rechts eingeblendete Zugreihenfolge verändern. Derlei Angriffe sind 15 Punkte schwächer, doch sind wir häufig (nicht immer, also Vorsicht) früher wieder am Zug. Den Counterpart bilden die Kraftangriffe, die 15 Punkte stärker sind, uns aber später wieder angreifen lassen. Sowohl Tempo- als auch Kraftangriffe kosten zwei anstatt, wie üblich, nur einen Aktionspunkt (AP), also müssen wir diese Manöver mit Bedacht einsetzen. Einige Attacken werden durch dieses System attraktiver, vor allem als Tempoangriffe.

Dies lockert die gewohnte Kampfdynamik etwas auf. Allerdings kann es auch dezent nervig sein, wenn man häufiger Gebrauch von diesen Aktionen macht, da jedes Mal die Angriffbezeichnungen eingeblendet werden. Da wäre es löblich gewesen, genau diese ewigen Einblendungen deaktivieren zu können. Oftmals durften meine Gegner zweimal hintereinander angreifen, nur weil ich deren Pokémon mit einer normalen (!) Attacke besiegt habe. An dieser Stelle wirkt es, wie ein künstlicher Ausgleich, der durch eine normale Zugreihenfolge nicht zu erklären wäre. Eventuell soll dieser Vorgang Kämpfe spannender gestalten.

Mit den oberen Schultertasten (L,R) schalten wir zwischen Tempo- und Kraftangriffe hin und her

Veränderungen von Attacken samt Werten

Weniger Gefallen finden die Anpassungen der bekannten Angriffswerte der ikonischen Attacken. Außerdem sind einige Attacken in ihren Effekten verändert und das leider nicht immer sinnvoll. Beispielsweise versetzen Schlafattacken wie Hypnose, Schlafpuder oder Pilzspore nicht mehr wirklich in einen Schlafzustand – die betroffenen Pokémon werden schläfrig, was denselben Effekt wie eine Paralyse bewirkt: Mal greifen sie an, mal nicht. Etwas undurchdacht daran wirkt im Vergleich zu früher, dass man ein bereits schläfriges Pokémon erneut mit dieser Attacke angreifen kann und diese auch optisch ausgeführt wird. Dies macht wenig Sinn, da der Zustand weder steigerbar noch verlängerbar ist. In früheren Pokémonspielen bekam man stets die Info „Das Pokémon schläft bereits“.
Auch das Einfrieren ist so nicht mehr möglich, stattdessen erleiden Pokémon einen Frostbrand, der wie eine Vergiftung wirkt: Nach jeder Aktionen verliert ein Pokémon eine kleine Menge KP.

Dadurch verlieren gewisse Zustände ein wenig Originalität und einige Attacken sind nicht konsequent zu Ende gedacht. Dazu zählen beispielsweise die Attacken Wutanfall und Walzer. Nach einem Einsatz blendet das Spiel ein, dass die Pokémon den Attacken verfallen sind. In früheren Ablegern bedeutete dies, dass die Pokémon in einigen weiteren Runden die Attacken automatisch weiterführten, sodass ein Einsatz gut überlegt sein musste. In Pokémon-Legenden: Arceus hat dies eigentlich gar keine Auswirkung. Man kann jede Runde eine andere Attacke auswählen und ansonsten ändert sich auch nichts. Es entseht also keine Konsequenz. Wutanfall sorgte früher für Verwirrung und Walzer wurde jede Runde stärker, war zu Anfang allerdings schwach. Dadurch war ein sauberes abwägen nötig, was hier nicht mehr der Fall ist.

Einbußen bei der Komplexität

Ebenfalls schade ist, dass Pokémon, wie oben beim Tausch erwähnt, keine Items wie Beeren oder gewisse Steine mehr tragen können. Dies stellte damals eine gewisse Kompensationsmöglichkeit für bestimmte Taktiken dar. Leider endet die Versimplifizierung an dieser Stelle nicht: Unsere Pokémon besitzen keine Fähigkeiten mehr. Erfahrene Pokémonspieler sind es gewohnt, verschiedene Fähigkeiten für verschiedene Taktiken einzusetzen. Sogar versteckte Fähigkeiten konnte man früher erhalten. All das fällt in der Hisui-Region flach.

Das Bild zeigt einen NPC im blauen Kimono mit geschlossenen Augen und einer Brille.
Die Komplexität der Kämpfe ist gemindert

Das gelungene Gameplay

Pokémon-Legenden: Arceus spielt sich recht unkompliziert, aber spaßig. Als Aktionen stehen uns Ducken, Sprinten, Ausweichen, Interagieren, Kampfbefehle, Pokébälle und andere Items werfen und die Beherrschung unserer Reise-Pokémon zur Verfügung. Generell ist es cool, mit Pokébällen bei der Jagd zu zielen. Alles geht zügig von der Hand. Praktisch ist vor allem, dass wir zwischen unseren Reise-Pokémon so komfortabel wechseln können: Wir schwimmen beispielsweise mit Salmagnis durchs Wasser und kommen mit Doppelsprung an Land, reiten direkt mit Damythir weiter auf einen Hügel, springen herunter, nur um mit Hisui-Washakwil weiterzufliegen.
Einzig und allein etwas nervig ist immer wieder mal das Aktivieren der Reise-Pokémon auf der Plustaste.

Steuerkreuz oben öffnet unsere Tasche, wo wir Zugriff auf sämtliche Items und Pokémon (die, wir bei uns tragen) haben. Wichtige Basis-Items sind separat angelegt. Apropos Basis-Items: Wir erhalten relativ früh ein Item zum Craften, sodass sich mir nicht erschließt, warum es überhaupt Werkbänke in dem Spiel braucht.
Außerdem können wir in einem anderen Reiter speichern. Dort werden registrierte Pokémon, Spielzeit, besiegte Bosse und Forscherrang angezeigt.
Einen Reiter weiter verwalten wir die Fundsachen und noch einen Reiter weiter können wir einige wenige Spieleinstellungen vornehmen.

Auf Steuerkreuz unten öffnen wir unseren umfangreichen Pokédex. Hier finden wir sämtliche Daten zu den Pokémon der Hisui-Region.

Und auf X wechseln wir zwischen Items und Pokémon. Wollen wir kämpfen und bestimmte Materialien farmen, so wählen wir Pokémon, wollen wir Pokémon fangen und ködern, so schalten wir auf Items.

Das Gameplay geht größtenteils gut von der Hand

Pokémon-Legenden: Arceus und das geschmeidige Fangen

Das Fangen von Pokémon ist das täglich Brot eines jeden Pokémontrainers. Da erfreut es doch sehr, dass diese Mechanik in keinem anderen Pokémon-Abenteuer besser implmentiert ist, als in dem Hisui-Trip. Auch wenn ich in diesem Test noch einiges an Kritik anbringe, so muss ich diesen Spielaspekt richtig stark loben!
Generell sind drei Verhatensweise bei den wilden Pokémon vertreten:

  • aggressiv: Erblicken uns die Pokémon, starten sie sofort einen Angriff
  • ruhig: Die Pokémon bleiben gelassen und sind neugierig
  • scheu: Hier ergreifen sie die Flucht, nicht selten auch in Kämpfen

Um ein Pokémon zu fangen, müssen wir sie mit einem Pokéball abwerfen. Dabei gibt es allerdings einige interessante Kniffe. Entdecken uns die Pokémon und machen sich bereit, wehren sie jeden Fangversuch ab. Haben sie registriert, dass wir in der Nähe sind, können wir sie mit normaler Wahrscheinlichkeit fangen. Bemerken sie uns allerdings nicht oder kehren uns beispielsweise bei einer Flucht den Rücken, treffen wir sie unerwartet kritisch und haben eine höhere Fangchance. Pokémon unentdeckt zu fangen ist auch häufiger eine Aufgabe im Pokédex. Damit wir unentdeckt bleiben, nutzen wir die Flora der Umwelt, indem wir uns ducken und durch Gräser laufen. Auch können wir sogenannte Rauchbälle herstellen, die uns Sichtschutz gewähren.
Besonders tückisch ist, Pokémon mit Ködern in falscher Sicherheit zu wiegen. Wir werfen zum Beispiel eine Beere in die Nähe des Pokémon, woraufhin es neugierig wird und falls es die Beere mag, wird es dran schnuppern und mit dem Verzehr beginnen. Somit schaffen wir Ablenkung und können leichter unerwartet zuschlagen. Des Weiteren stehen uns noch weitere Items mit verschiedenen Effekten zur Verfügung, zum Beispiel können wir Pokémon kurz verwirren.

Haben uns Pokémon einmal entdeckt, bringt es wenig, sich einfach im Gras zu ducken, vor allem, wenn die Pokémon auf Angriff sind. Auf dem Bildschirm erscheint dann ein rotes Auge, so lange, wie wir im Visier sind. In solchen Momenten sind auch keine Schnellreisen möglich. Es kann durchaus vorkommen, dass uns aggressive Pokémon beim Fangversuch eines anderen Pokémon massiv stören. Ein wenig Taktieren ist also schon vonnöten.

Das Bild zeigt den Hauptprotagonisten wie er einen Pokéball in der Hand hält und auf ein wildes Bidiza im Obsidian-Grasland zielt.
Zielen uuuund Wurf!

Wilde Pokémon greifen uns Forscher an

Eine weitere Neuerung in Pokémon-Legenden: Arceus sind die Angriffe wilder Pokémon gegen uns Menschen! Dazu greifen allerdings nur aggressive Taschenmonster mit zu viel Temperament. Dennoch kommt dies häufig vor. Die Pokémon starten also ihre Attacken, welche verschiedenster Arten sind. Wir können unter anderem vergiftet oder paralysiert werden, sodass wir in Bewegung und Flucht eingeschränkt sind. Oder die sympathischen Monster greifen uns „ganz normal“ an, sodass wir Schaden erleiden. Dies macht ein erst schwarzer, dann roter Rahmen mit einhergehendem Warnton erkennbar. Kassieren wir zu viel Schaden, fallen wir in Ohnmacht und verlieren einige Items.
Tatsächlich sind die Attacken, ähnlich wie in Kämpfen, ordentlich animiert, sodass eine authentische Kampfatmosphäre innerhalb der Natur entsteht.

Hier mal zwei Beispiele, wie das aussehen kann:

Einmal in Form eines Kamehamehas
Oder auch in Form von monströsen Flammenwerfern

Königinnen und Könige als Bosskämpfe

Königinnen und Könige sind, wie oben erwähnt, Pokémon, die durch einen Blitzschlag in Rage geraten sind und eine Gefahr für ihre Umwelt darstellen. Es ist unsere Aufgabe, sie durch speziell angefertigte Ruhegaben – welche ihre Leibspeisen enthalten – zu besänftigen. In diesen Auseinandersetzungen treten wir als Forscher selbst gegen diese Monster an. Es handelt sich um Pokémon, die optisch unoriginell lediglich gelb und größer sind.

Sie starten mächtige Attacken, denen wir ausweichen müssen. Dazu steht uns eine Ausweichrolle zur Verfügung. Unsere Aufgabe besteht darin, diese mächtigen Gegner mit den erwähnten Ruhegaben zu bewerfen, um eine große gelbe Leiste zu leeren. Diese Leiste ist in verschiedene Segmente unterteilt. Haben wir ein Segment geleert oder das Pokémon anderweitig verwirrt, können wir einen Pokéball schmeißen, um einen klassisch rundenbasierten Kampf zu initiieren. Es ist nicht möglich, die Königinnen und Könige zu fangen – wir müssen siegen! Gewinnen wir diesen Kampf, sind die Pokémon kurz außer Gefecht und wir haben die Chance, sehr viele Ruhegaben zur Besänftigung zu werfen. Ist die komplette gelbe Leiste geleert, so startet eine Sequenz, in der wir die finale Ruhegabe werfen, der wir mit einer dynamischen Kamerafahrt hiterherschauen. Nun löst sich der gelbe Schleier und die betroffenen Pokémon beruhigen sich deutlich.

Die Kämpfe bringen Abwechslung ins Kampfgeschehen und steigern sich in ihrer Kniffligkeit immer weiter. Im Großen und Ganzen stellen sie Bosskämpfe dar, in denen wir entscheiden, ob wir lediglich Ruhegaben werfen oder auch unsere Pokémon einsetzen wollen. Es ist nötig, stets abzuwägen, ob man nun wirft oder lieber ausweicht. Es kann mitunter gerne vorkommen, dass man zu gierig und dann mit einem Gegentreffer abgestraft wird. Insgesamt sind diese Kämpfe mal was anderes, wenn auch nicht sehr komplex.

Später können wir erneut gegen die Königinnen und Könige in stärkerer Form und mit Zeitmessung antreten, um Rekorde aufzustellen. Das macht zwar thematisch absolut keinen Sinn, gibt aber Anreiz für kleine Wettbewerbe – wer schafft es am schnellsten und hat die raffinierteste Taktik?

Leider ist der erste Bossgegner ein wenig… nun ja, seht selbst:

Die mächtigen Elite-Pokémon

Königinnen und Könige, Elite-Pokémon… was es nicht alles gibt in der Hisui-Region! Elite-Pokémon sind Taschenmonster, die rot leuchtende Augen haben, größer, stärker und aggressiver sind als für gewöhnlich. Häufig besitzen diese Pokémon auch spezielle Attacken. Dies merkte ich zum Beispiel daran, dass ein aggressives Magbrant die Attacke Donnerzahn gegen mein Walraisa einsetzte – Praktischerweise kompensierte Magbrand damit seinen Schwächetyp Wasser ein Stück weit. Ihr könnt fast alle Pokémon in der Hisui-Region in der Elite-Form antreffen.

Für diese besonderen Gegner erhalten wir von Professor Laven mehr Geld als für gewöhnliche Pokémon. Natürlich können wir diese nach dem Fangen auch selbst in Kämpfen einsetzen. Die Augen leuchten zwar nicht mehr rot, allerdings behalten diese Pokémon ihre abnormale Größe bei. Unter den Elite-Pokémon sind schon einige Herausforderungen dabei, vor allem, da sie mitten auf der Steppe mit hohem Level erscheinen können – zum Beispiel entdecken wir im Startgebiet ein Elite-Galoppa auf Level 40. Ob wir einen Angriff wagen, liegt ganz bei uns. Dies bringt einen zusätzlichen Fang- und Sammelreiz sowie eine zusätzliche Prise Bedrohung und Abenteuergefühl.

Das Bild zeigt den Hauptprotagonisten auf einer Wissen vor einem Elite-Galoppa.
Direkt am Anfang wartet ein wildes Elite-Galoppa auf Level 40 auf uns

Die Spielwelt von Pokémon-Legenden: Arceus

Kommen wir nun zu einem sehr wichtigen Aspekt des Spiels, der leider extrem minimalistisch ausgefallen ist: Die Gebiete an sich. Zwar sind die Areale tatsächlich sehr weiträumig und bieten verschiedene Locations, allerdings sieht man den Landschaften an, dass sie deutlich mehr Entwicklungszeit benötigt hätten. Wirklich spannende Geheimnisse entdeckt man im gesamten Spiel leider nicht. Fast jeder Spot, der irgendwie interessanter ausschaut, hat mit der Hauptstory zu tun.

Ihr wollt versteckte und weitläufige Höhlen voller Mysterien oder besonders seltener Pokémon entdecken, Schatztruhen mit besonderem Inhalt plündern, geheime Siedlungen ausfindig machen und interessante Dialoge führen, auf Tauchstation durch die Tiefen des Meeres streifen oder oder oder? – Fehlanzeige. Neben der optischen Einöde (zur Technik gleich mehr) sehen wir dieselben Elemente immer und immer wieder, beispielsweise wenige Baummodelle einfach lieblos über die Landschaft verstreut. Kurzum: Die Gebiete laden nicht wirklich zum Erkunden ein, da wir lediglich Materialien farmen und Pokémon entdecken. Da lobe ich mir Spiele wie The Legend of Zelda: Breath of the Wild (-> zu unserem Test), die viele Geschichten über die Landschaft erzählen und besondere Bauten oder Lager platzieren, um das Interesse der Spieler zu wecken und Erkundung letztendlich auch zu belohnen.

Das Bild zeigt das Anfangsgebiet des Sumpflandes.
Abseits der Pokémon gibt es hier wenig zu entdecken

Die Pokémon in der Natur

Leider ist die Qualität der Implementierung der Pokémon in die Natur recht flatterhaft. Mal passen die Lebensräume zu den Pokémon und mal so gar nicht. Passenderweise finden wir Wasserpokémon in Gewässern, an Teichen und Küsten, auch aber völlig random Elektek im tiefsten Schneegebiet. Leider formen die Pokémon ihre Lebensräume viel zu wenig. Einmal konnte ich einen guten Ansatz im Obsidian-Grasland entdecken und zwar in Form eines Dammes, an dem viele Bidiza und Bidifas aufzufinden sind. Ansonsten wirkt es eher so, als seien dies gewöhnliche Landschaften, wo Pokémon zufällig auch leben, ohne aber deren Spuren authentisch darzustellen.
Größtenteils passen aber die Pokémon zu den Orten: Wadribie in Bäumen, Georok in den Bergen, Bamelin am Wasser, Magmar am Vulkan, Garados im Wasser, Iskbat in einer Höhle oder hoch in der Luft.

Das Bild zeigt den Hauptprotagonisten vor einem Elite-Relaxo.

Orientierung mit dem AcreusPhone

Damit wir uns in der Spielwelt zurechtfinden, sind wir mit dem sogenannten ArceusPhone ausgestattet. Auf diesem Gerät finden wir die schön gestaltete und sehr übersichtliche Karte der verschiedenen Ortschaften. Praktisch ist, dass wir verschiedene Markierungen setzen können. Setzen wir eine Zielmarkierung, so erscheint eine kleine Fahne in der Spielwelt. Tageszeit und Wetterlage dürfen natürlich auch nicht fehlen. Wir können uns die Bereiche in drei Abstufungen anschauen. Zoomen wir weit raus, sehen wir alle Gebiete der Hisui-Region.
Außerdem bietet uns das ArceusPhone eine Übersicht all unserer Haupt- und Nebenquests. Insgesamt ist das Device doch sehr praktisch und alles schön gestaltet. Es ist im Übrigen auch nicht unlogisch in weiter Vergangenheit solch ein Gerät zu besitzen, da wir ja aus einer anderen Welt kommen und Arceus ein Überwesen ist, dass zwischen den Gezeiten wandelt.

Die grausige Technik von Pokémon-Legenden: Arceus

Vorab: Die Soundeffekte sind gut, die Ladezeiten solide. Der Soundtrack sogar wunderschön! Bugs und Spielfehler konnte ich nun keine entdecken, der Titel läuft also.
Aber! Die Optik wirkt altbacken und lieblos. Viele Texturen wirken matschig und besonders die Oberfläche ist häufig so seltsam schimmernd, was weder Sinn macht, noch wirklich stilsicher ausschaut. Videospielentwickler und Content-Ersteller auf YouTube Samb hat in einem Video diesbezüglich erklärt, dass bei der Eigenschaft der Oberfläche wohl ein gewisser Wert extrem niedrig eingestellt ist, sodass dieser übertriebene Schimmer entsteht.
Besonderes Augenmerk soll auf dem legendären Kraterberg liegen, doch ist dieser lediglich ein dunkler, schemenhafter Fleck in der Ferne. Sonne und Mond bieten keine Details und wirken einfach reingeklatscht. Immerhin schaut der Himmel recht ordentlich aus.

So ziemlich alles unter Wasser sieht schrecklich verpixelt aus, sowohl Pokémon als auch geworfene Bälle. Doch auch einige Effekte innerhalb von Höhlen lassen einen seltsam pixelig schimmernden Rand um unseren Charakter erscheinen.
Insgesamt wirkt es so, als komme die Engine nicht gut damit klar, wenn über einem Element eine Art Effekt gelegt ist. Die Begrenzung der Raum-Zeit-Verzerrungen (Erklärung weiter unten) sind extrem pixelig. Und einiges mehr – vieles ist einfach unschön.

Framerate und LoD-Elemente rauben Immersion

Weiter geht es allerdings bei der Framerate, welche oftmals stabil genug ist, damit man das Spiel ohne Probleme spielen kann, doch dreht man einmal die Kamera, so wird das Bild extrem unruhig und in einigen Situation bricht sie merklich ein. Besonders ärgerlich und auch nicht zu ignorieren, ist das ständige Aufploppen und das Zucken der LoD-Elemente. Fliegen wir beispielsweise durch das Land, so ploppen sehr penetrant ständig irgendwo Dinge auf. Ähnlich penetrant sind die Lod-Elemente. LoD steht für Level of Detail. Dabei handelt es sich um 3D-Objekte mit verschiedenen Modellen. Leider finden wir auch sehr viele LoD-Animationen. Aus einer gewissen Entfernung wirken sämtliche Animationen abgehackt und stark limitiert.

Dies passiert überall im Spiel

Stehe ich beispielsweise vor einer Felswand und gehe darauf zu, zuckt auf einmal ein Teil des Objektes nach. Derlei Verfahren sollen Performance sparen. Doch im Falle von Pokémon-Legenden: Arceus ist das so extrem, dass mir jedes Verständnis fehlt. Spiele, die der erfolgreichsten Entertainment IP der Welt angehören, sollten im Jahr 2022 anders aussehen und anders performen. Ich stehe teilsweise drei Meter von einem Fels entfernt, laufe einen Schritt und sehe dann erst das ganze Modell. Virtuellen Welten widmen wir uns deshalb, weil wir dem Alltag mal kurz entfliehen und in eine andere Welt abtauchen wollen. In der Hisui-Region bekommen wir allerdings permanent entgegen“geschriehen“, dass es sich hier um ein sehr schlecht optimiertes Videospiel handelt, das noch deutlich mehr Entwicklungszeit benötigt hätte.

Während die Attacken der Pokémon noch größtenteils ordentlich aussehen und sogar einige richtig knallige Effekte dabei sind, so enttäuschen die Animationen der menschlichen Charaktere. Sie wirken einfach nicht zeitgemäß und sind häufig viel zu minimalistisch, was es so wirken lässt, als seien alle insgeheim Roboter! Auch die Tatsache, dass viele Pokémon-Aktionen in Nebenquests gar nicht gezeigt werden und man stattdessen kurz ein Schwarzbild einblendet, zeugt eher vom Einsparungswillen.
Technisch befindet sich Pokémon-Legenden: Arceus auf einem relativ grausigen Niveau.

Die undifferenzierte Diskussion um die Technik von Pokémon-Legenden: Arceus

Oftmals fallen „Argumente“ wie:

  • Das ist ein Spiel für Kinder
  • Pokémon sah noch nie gut aus
  • Wer Grafik will, ist falsch auf der Nintendo Switch, das geht da halt nicht besser
  • Spielspaß steht im Vordergrund
  • Fotorealismus passt nicht zu Pokémon, ist halt Comicgrafik

Und viele weitere Totschlagargumente. Sämtliche Spiele auf der Nintendo Switch sind für Kinder, eben aber auch für Erwachsene, das Eine schließt das Andere nicht aus. Außerdem mag mir nicht in den Kopf, warum Kinder keine schöneren Spiele präsentiert bekommen sollten.

Dass eine Reihe noch nie gut aussah, ist ein schlechter Grund dafür, seine Ansprüche stets niedrig zu halten. Das würde Treten auf Stelle, also Stillstand bedeuten. Wo ist da der Funken Anspruch daran, dass sich etwas weiterentwickelt?

Spiele mit toller Optik existieren bereits seit Langem auf der Nintendo Switch. Die Hardware dafür verantwortlich zu machen, ist daher unsinnig. Es ist möglich, das bei Weitem besser zu optimieren, als es bei Game Freak oft der Fall ist.

Spielspaß entsteht aber nicht einzig und allein bei jedem nur aus dem Gameplay, sondern auch daraus, wie glaubhaft eine Welt inszeniert und präsentiert ist. Im Falle eines Spiels der Erkundung und weitläufigen Landschaften konterkariert altbackene Optik und vor allem fehlende Weitsicht und Leere den Kerngedanken eines zu erforschenden Naturgebiets. Deshalb ist Grafik/Technik nicht irrelevant, im Gegenteil.
Ploppt alles wenige Meter vor einem auf und sind eventuell fünf Pokémon auf großer Fläche verteilt, kann dies unglaubhaft wirken und Immersion ankratzen bis zerstören.

Fotorealismus ist gar nicht verlangt und würde wohl sehr gruselig im Falle von Pokémon aussehen. Comicgrafik ist auch in schön, detailliert und technisch sauber möglich. Man schaue da mal auf Luigi’s Mansion 3 (-> zu unserem Test), Super Mario Odyssey oder auch Xenoblade Chronicles 2 an. Bei Letzterem sieht kann man sich dann auch mal anschauen, wie prachtvolle Weitsicht ausschauen kann – und das Spiel erschien 2017 in einem relativ kleinen Team, da ein großer Teil bei der Entwicklung von The Legend of Zelda: Breath of the Wild aushalf.

Das Reisen mit unseren Pokémon

Wir durchstreifen die Gebiete nicht nur zu Fuß, sondern nehmen die Hilfe einiger Pokémon in Anspruch, um schneller und besser voranzuschreiten. Wir fliegen mit Hisui-Washakwil durch die Lüfte, nehmen Fährten mit Ursaluna auf, schwimmen geschwind auf dem Rücken von Salmagnis durch die Gewässer, krackseln mit Hilfe von Sniboss an Bäumen, Steinen, Wänden und Bergen und reiten mit Damythir zügig über Steppen.
Diese treuen Begleiter schalten wir nach und nach frei und stellen sich als äußerst praktisch heraus. Sie stellen auf jeden Fall eine Bereicherung dar und haben alle ihre inidivuellen Fähigkeiten:

  • Damythir: Wir reiten schnell, sprinten und springen
  • Ursaluna: Wir verfolgen Fährten und graben Schätze aus
  • Salmagnis: Wir schwimmen und springen durchs Wasser
  • Sniboss: Wir krackseln an sämtlichen Oberflächen hoch
  • Hisui-Washakwil: Wir fliegen durch die Lüfte, beschleunigen und fliegen im Sturzflug

Insgesamt hat es mir Spaß gemacht, mit diesen Pokémon zu reisen. Sehr schade, weil ebenfalls minimalistisch sowie unlogisch ist es, dass wir die Pokémon nicht nur mit einer Flöte herbeirufen, sondern für jedes der aufgelisteten Pokémon die exakt gleiche Melodie spielen. Komischerweise muss man uns dieser aber jedes Mal zu Anfang beibringen. Da hätte mehr Variation keinen Abbruch getan und gleichzeitig Abwechslung spendiert. Später im Spiel erlangt man eine ganz besondere Flöte, welche dann aber auch exakt gleich klingt und für ein ganz besonderes Ereignis auch wieder diese eine Melodie gespielt wird, schade! In diesem Aspekt wäre musikalisch etwas mehr drin gewesen.

Nebenbeschäftigung mit Ballon-Challenges

In Hisui können wir an verschiedenen Ballonrennen teilnehmen. Diese finden wir in den Lagern der Areale. Auf der Karte sind sie mit einer Musiknote kenntlich gemacht. Unsere Aufgabe ist es, eine gewisse Route aus Ballons zu folgen und diese zum Platzen zu bringen, indem wir beispielsweise mit Damythir durchreiten. Schaffen wir es, in der vorgegebenen Zeit eine geforderte Punktzahl zu erreichen, erwarten uns spezielle Preise. Für Perfektionisten steht die Herausforderung an, sogar alle Ballons zu treffen, was manchmal gar nicht so einfach ist.
Auf dem Übungsplatz hinter dem Jubeldorf gibt es dann noch mal eine besondere Ballon-Challenge. Hier werfen wir diese ganz normal ab. Dies sind lediglich kleine, aber durchaus für kurze Zeit spaßige Nebenbeschäftigungen, bei denen man Preise gewinnen und natürlich auch Rekorde aufstellen kann.

Mysteriöse Raum-Zeit-Verzerrungen

Immer wieder kommt es zufallsbedingt vor, dass von einer Störung im Raum-Zeit-Gefüge die Rede ist. Es bildet sich eine Art transparente, violette Kuppel über der ein Riss zu sehen ist. Betreten wir eine Verzerrung, so dauert es einige Minuten, bis die Show beginnt: Es erscheinen sehr viele seltene und wertvolle Items sowie viele starke und seltene Pokémon. Oftmals tauchen die Pokémon zu dritt auf, sodass die Kämpfe gegen alle gleichzeitig eine gewisse Herausforderung ist. Leider gibt es Pokémon, die exklusiv in solch zufällig erscheinenden Raum-Zeit-Verzerrungen erscheinen und selbst dann noch recht selten erscheinen – was sehr ärgerlich ist und die Spielzeit gut strecken kann. Nebenbei bemerkt steigt hier die Wahrscheinlichkeit, ein schillerndes Pokémon anzutreffen. Nach fünf Minuten ist der Spaß vorbei. Allgemein ist es spannend, zu sehen, was einen erwartet. Die Zufälligkeit ist also nicht nur schlecht, sie sorgt dafür, dass dieses Phänomen besonders bleibt.

Brillantes Pacing

Während wir in Hisui Pokémon fangen und bekämpfen sowie Materialien farmen, entsteht ein richtig genialer Flow. Dies liegt daran, dass wir super schnell reisen können und sehr viele Pokémon ganz unkompliziert hintereinander fangen. Außerdem können wir die Materialien mit vielen Pokémon farmen. Wir werfen beispielweise einen Pokéball auf einem Baum, switchen das Pokémon während das erste Pokémon gegen den Baum schlägt, rufen wir bereits das nächste, um einen Stein zu zertrümmern – auf dem Weg sammeln wir eine Vitalknospe und mehrere Fitlauch ein, nur um dann nahtlos einen Kampf zu beginnen. All die Mechaniken greifen sehr gut ineinander, sodass die allgemeinen Suchtmechaniken noch viel stärker zum Tragen kommen. Es entsteht eine Sogwirkung á la „Okay, das mache ich eben noch, und das, ah komm, das auch noch“.

Allerdings gibt es einen Punkt, der extrem gestört hat und den Spielfluss dann doch wieder mindert. Und zwar die Tatsache, dass wir vor einem Gebietswechsel jedes mal vorher zu Professor Laven müssen, um unseren Bericht zu zeigen und im Anschluss immer erst ins Jubeldorf, anstatt direkt ins gewünschte Gebiet zu reisen. Dies ist leider sehr frustrierend gelöst, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass es mehrere Aufgaben gibt, für dessen Erfüllung wir nunmal die Gebiete wechseln müssen. Doch auch abseits dessen, ist es schlichtweg extrem ausbremsend.

Das Bild zeigt den Hauptprotagonisten von vorne. Im Hintergrund sieht man einen Beerenbaum und die strahlende Sonne.
Die Sonne scheint und wir genießen den Flow

Pokémon-Legenden: Arceus und die Repetition

Eines sollte man sich vor dem Kauf von Pokémon-Legenden: Arceus klarmachen: Wir tun immer wieder das Gleiche. Dieses Spiel bietet nicht wirklich viel Abwechslung. Auch wenn wir Haupt- und Nebenquests absolvieren, farmen, kämpfen, fangen et cetera, so machen wir nach einigen Stunden eigentlich wieder und wieder dasselbe bis zum Spielende. Dies liegt auch daran, dass die Haupt- und Nebenquests selten spielerisch kreativ sind. Häufig ist es ein „Laufe dem Questmarker hinterher, sammle was ein, besiege X und komme zurück“. Vor allem das Post Game (Inhalt nach den Credits) ist ein reines Ablaufen, ohne viel Inszenierung. Man grast einige Orte ab, kämpft und fängt recht kurz und fertig. Da hätte man spielerisch und vor allem inszenatorisch bei Weitem mehr rausholen können. So sind auch die Dialoge mit den Antwortoptionen recht sinnbefreit, weil die Antworten entweder recht ähnlich sind oder man eh beide Pfade thematisiert.

Das Bild zeigt den Hauptprotagonisten im Büro der Forschungstrupp-Kommandatin Zelestis. Zu sehen ist der neu erworbene Mitgliedsrang von acht Sternen.
Wieder und wieder… und wieder

Euphorie und Suchtfaktor kommen der Reputation zugute

Pokémonspiele verfolgen schon immer ein Konzept, dass aus psychologischer Sicht sehr clever ist: Man spielt mit dem Suchtverhalten der Spieler – die ewige Sammelei. Es ist einfach sehr verführerisch, ganz viele kleine Erfolgserlebnisse im Verbund mit Sammelaufgaben zu erleben. Das Konzept von Pokémon-Legenden: Arceus ist zwar innerhalb des Pokémon-Kosmos neu, nicht aber in der allgemeinen Videospiele-Landschaft. Eher im Gegenteil: Viele Elemente sind einfach zusammengemixt, ohne allerdings irgendetwas Originelles hervorzubringen oder irgendwie wirklich stark ausgereift oder tiefgründig zu sein. Dennoch scheint es viele zu fesseln. Zu dem normalen Sammeln, kommen noch die Elite-Pokémon und auch die schillernden Pokémon, welche übrigens kurz aufblinken, damit man diese leichter registriert. Allgemein ist es in diesem Abenteurer teutlich leichter an Shiny-Pokémon zu gelangen, ich erspare euch hier das Jonglieren mit den Werten zu den Wahrscheinlichkeiten.

Nun erleben Fans ein für die Reihe neues Konzept und bereisen eine offenere Welt als noch in Pokémon Schild und Schwert (-> zu unserem Test), werden gepackt von der Sammelwut und lesen die positiven Berichte der Fachpresse, von denen wohl wenige nach komplettem Durchspielen entstanden sind, wie dies üblich in der Branche ist. Auch wenn dieser Test später kommt, ist er das Resultat von fast 70 Spielstunden, einem komplett gefüllten Pokédex, der Erfüllung aller Haupt- und Nebenquests sowie dem vollständigen Einsammeln aller Icognito. Dabei habe ich kein einziges Mal getauscht, was bedeutet, dass ich für das Pokémon Kryppuk alle 108 Lichter ergattert habe (Ja, 108!), ergo: Ich habe so ziemlich alles gesehen. Mein Forscherrang ist „erst“ auf Stufe 9 anstatt auf 10, doch ist dies zum Beispiel mit viel Grinding verbunden, wo wir einfach immer wieder das Gleiche erledigen.
Und ja, oftmals war es wirklich ein Krampf… eher eine Fleißarbeit als wirklich origineller Spielspaß. Ich habe mich diesen Aufgaben angenommen, um mit viel Erfahrung diesen Test schreiben zu können.

Generell kann man sagen: Nur weil ein Spiel ein gewisses Suchtgefühl entwickelt und das Stillen jenes Spaß macht, impliziert dies noch kein ausgereiftes und hochwertiges Videospiel.

Das Bild zeigt einen Forschungsbericht mit mehreren erfüllten Aufgaben.
„Ich erledige nur noch kurz das hier“…

Gestreckte Aufgaben ohne viel Gehalt

Wie bereits erwähnt, steht bei Pokémon-Legenden: Arceus viel Grinding und Repetition auf der Tagesordnung. Doch gibt es einige Elemente, bei denen man merkt, dass sie nur zur Spielzeitstreckung implementiert sind. Beispiele wären die Geisterlichter, von denen man ganze 107 (das 108. bekommt man dann geschenkt) einsameln soll. Diese sind nicht mal versteckt, mit Rätseln verbunden oder an schwer zu ereichenden Orten platziert, sondern einfach nur zufällig über die Karte verteilt. Da gefallen mir die Geisterseelen aus The Legend of Zelda: Twilight Princess oder sogar die Krogs aus The Legend of Zelda: Breath of the Wild besser.
Der Knackpunkt an dem Ganzen: Um dem namensgebenden Pokémon Arceus begegnen zu können, ist es notwendig, den Pokédex zu vervollständigen. Wir brauchen alle Geisterlichter, damit das Pokémon Kryppuk erscheint. Also entweder wir geben uns dieser Sammeltortur hin, wo man wahrscheinlich zum Internet greift oder man ist auf einen Tausch angewiesen.
Es gibt mehrere Pokémon, die sich auf sehr spezielle und seltsame Art und Weise entwickeln, worauf man von alleine wahrscheinlich gar nicht kommt. Man greift also zwangsweise bei einigen Pokémon ebenfalls auf das Internet oder Ähnliches zurück.

Oder aber die ganzen verstreuten Gedichte, die man mit Ursaluna aufspürt. Man bekommt eigentlich außer der Poesie nichts dafür. Es sind nicht gerade wenige davon vergraben. Alle zu finden, würde recht lange dauern.
Ein weiteres Beispiel ist die Suche nach allen 28 Icognito, die einfach nur in der Welt rumhängen und völlig irrelevant sind und auch nicht tiefergreifend thematisiert werden.
Es existieren noch weitere Aufgaben, die den Spieler unnötigerweise hin und her schicken, was starke Nerven abverlangt.

All dies impliziert allerdings nicht, dass es nicht auch witzige und erinnerungswürdige Quests gibt, welche die Hisui-Region thematisch füllen.

Das Bild zeigt fünf Piepi an einem See bei Vollmondnacht.
Einige Quests sind recht charmant

Elemente außerhalb von Pokémon-Legenden: Arceus

Nicht selten ist es in der Pokémonreihe ärgerlich, wenn man nicht alle Inhalte bekommen kann, wenn man nicht noch andere Spielstände aus dem Pokémon-Universum besitzt. So ist es auch im Fall von Pokémon-Legenden-Arceus. Die Pokémon Shaymin und Darkrai sowie die zugehörigen Quests (92, 93), erhalten wir ausschließlich dann, wenn wir Spielstände aus Pokémon Schwert und Schild sowie Pokémon Strahlender Diamant und Leuchtende Perle (-> zu unserem Test) besitzen. Zur Vollständigkeit sei dazu geschrieben, dass man diese beiden Pokémon nicht benötigt, um Arceus anzutreffen, dennoch fehlen einem Inhalte.

Eine Kuriosität findet sich in einer bestimmten Nebenmission, welche zu den beiden letzten regulären Pokédex-Einträgen führt. Wir müssen ein Rätsel lösen, dass in Pokémon Strahlender Diamant und Leuchtende Perle in einem bestimmten Buch aus einem Bücherregal eines bestimmten Gebäudes beschrieben ist. Von allein ist es absolut unmöglich auf die Lösung zu kommen. Dies bedeutet auch hier erneut, dass man wohl oder übel im Internet schauen oder andere Wege der Recherche nutzen muss. Oder aber man hat das Remake gespielt, das Buch gelesen und erinnert sich spitzfindig daran zurück.

Das Bild zeigt das Pokémon Shaymin in einer Blumenwiese.
Dieses süße Pokémon erhalten wir beispielsweise lediglich mit einem Spielstand aus Pokémon Schwert und Schild

Vermisste Features in Pokémon-Legenden: Arceus

Zum Bedauern nicht weniger Pokémonfans ist ein klassisches Feature leider nicht in Pokémon-Legenden: Arceus enthalten: Das Kämpfen gegen Trainer aus dem Internet und/oder seine Freunde. Es handelt sich also wirklich fernab des Tauschens um eine reine Einzelspieler-Erfahrung, was schade und auch etwas unverständlich ist. Warum ist es nicht möglich, gegeneinander zu kämpfen, wie sonst auch? Dies deutet ebenfalls darauf hin, dass nicht genügend Entwicklungszeit vorhanden war.
So wie das System aufgebaut ist, wären Kämpfe eventuell ohnehin nicht all zu tiefgreifend, da die bereits thematisierten fehlenden Fähigkeiten und die fehlende Möglichkeit, Items tragen zu können sowie die Abänderung vieler Attacken und Werte alles um einiges abflachen würden.
Nichtsdestotrotz hätten wohl immer noch genug Fans und vor allem Neulinge Spaß daran, schade!

Es existiert kein Ort des Wettbewerbes, bei dem man Punkte sammeln kann und diese dann gegen Preise einlöst, beispielsweise so etwas wie ein Duellturm. Es wäre aufregend gewesen, eine Trainer-Challenge zu absolvieren.

Auch schade, dass es keine Art Geheimbasis oder Untergrund gibt und man sein Eigenheim nicht dekorieren kann. Wettbewerbe anderer Art sind ebenso nicht vorhanden. Wir arbeiten Haupt- und Nebenquests ab und das war es dann.

Das Bild zeigt, wie ein Walraisa ein Elite-Pixi in einem Kampf mit einem Eisstrahl durchbohrt.
Die Abstinenz einiger Features trifft wohl einige Fans wie ein Eisstrahl ins Herz

Trainerkämpfe, AI, Pokémon und Storyverlauf

Trainerkämpfe sind leider recht selten in Pokémon-Legenden: Arceus und oftmals leider auch sehr simpel gehalten. Manchmal kämpfen wir mit einem Pokémon gegen zwei oder sogar drei gleichzeitig. Hier wäre es spannender, wenn man ebenfalls mit mehreren Pokémon gleichzeitig kämpfen könnte. Ich denke da beispielsweise an die coolen Doppelkämpfe aus Pokémon Colosseum!

Die AI (Artificial Intelligence), also die Vorgehensweise des Computers, ist innerhalb der Kämpfe gegen Elite-Pokémon echt überraschend gut. Sehr oft werden genau unsere Schwächen attackiert. Dies ist für die Pokémonreihe eher ungewöhnlich und hier auf jeden Fall positiv zu bewerten, weil die Kämpfe somit an Herausforderungs-Charakter gewinnen.

Die neuen Pokémon, wovon es leider nur wenige gibt, wissen zu gefallen. Generell sehen Attacken optisch oftmals cool aus. Dass es „nur“ 242 insgesamt geworden sind, ist etwas schade. Mehr Pokémon hätten viel mehr Abwechslung in den Gebieten ermöglicht, genug Material wäre vorhanden gewesen. Der Pokédex macht es uns übrigens sehr einfach, gewisse Pokémon zu finden. Beim Sortieren stehen uns mehrere Kriterien zur Auswahl. Für jedes Pokémon sind Areale samt genaueren Fundorten sowie bevorzugte Speisen und Tageszeiten angegeben – praktisch!

Der Storyverlauf an sich ist mal was anderes, auch weil wir als absolut Fremder in eine uns unbekannte Welt geworfen werden und zunächst mit Misstrauen, dann mit Vertrauen und Hoffnung und dann wieder mit Misstrauen konfrontiert sind. Die gesamte Idee einer Vorzeit und der Entwicklung von Pokébällen, der Anfertigung des ersten Pokédex und dem generellen Erforschen von Pokémon mit allem, was sonst noch dazu gehört, ist mal ein wirklich frischer Anstrich und verdient Lob!
Immer wieder bedient der Titel mit Referenzen das Herz der Fans der vierten Generation.

Das Bild zeigt den Hauptprotagonisten in seiner Anfangskleidung von vorne. Er steht vor einem großen Bonsai-Baum, in welchem ein Bautz sitzt.
So solle das neue Konzept in Zukunft weitersprießen wie dieser Bonsai

Das Fazit zu Pokémon-Legenden: Arceus

Pros

  • Toller Soundtrack
  • Originelle Storyidee
  • Mehrere Referenzen zur vierten Generation
  • Pokémon-Attacken schauen cool aus
  • Endlich ein „frisches“ Konzept
  • Gutes Pacing
  • Content für viele Spielstunden
  • Die Driftlon-Nebenquest in Bezug auf den berühmten Pokédex-Eintrag
  • Pokémon fangen macht Laune
  • Bosskämpfe machen Spaß
  • Praktische Tauschbörse
  • Allgemein gute Orientierung
  • Spaßige Reise-Pokémon
  • Spannende Raum-Zeit-Verzerrungen
  • Cleveres Verhalten von Elite-Pokémon
  • Gegen Ende anspruchsvoller als viele andere Pokémonspiele

Cons

  • Grausige Technik
  • Gutes Pacing durch Rückkehr zum Jubeldorf ausgebremst
  • Wenig Trainerkämpfe
  • Viele monotone 08/15-Fetchquests
  • Haupt- und Nebenaufgaben selten originell
  • Altbackene Inszenierung
  • Noch immer keine Sprachausgabe
  • Relativ ereignislose Gebiete
  • Extrem repetitiv
  • Mehrere Aufgaben zur künstlichen Spielstreckung
  • Einige Entwicklungen und Rätsel erfordern Recherche
  • Viele altbekannte Features nicht vorhanden
  • Relativ wenige Pokémon sorgen für weniger Abwechslung
  • Hohe Einbußen bei der Komplexität
  • Abgeänderte Attacken und Werte
  • Für alle Inhalte Spielstände anderer Spiele notwendig
Das Bild zeigt meine Wertung zu "Little Big Workshop".

Mit Pokémon-Legenden: Arceus liefert Game Freak ein neues Konzept innerhalb der Reihe, was definitiv ein Schritt in die richtige Richtung ist. Leider merkt man diesem Projekt an, dass zu wenig Zeit und technische Expertise hineingeflossen ist. Es mangelt an ausgereifter Technik, Abwechslung, der Liebe zum Detail und der Motivation, die Hisui-Region wirklich ausgiebig zu erkunden.

Dies ist schade, da einige Aspekte durchaus zu überzeugen wissen. Ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, in einer kleinen Welt mit einem anderen Kampf- und Fangsystem mein Pokémon-Abenteuer zu bestreiten – was schließlich ein Kompliment ist!

Das Testmuster wurde uns von Nintendo zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!

Über Justin Aengenheyster 328 Artikel
Im Jahr 1992 erschien Mortal Kombat... und ich. Wir beide sind auf unsere Weise brutal. Ich für meinen Teil fahre brutal auf Videospiele ab und beschäftige mich gnadenlos mit verschiedenen Themen, um Gleichgesinnte zu informieren. Als treues Nintendokind befasse ich mich am liebsten auch mit Nintendospielen.

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