Mandragora – Whispers of the Witch Tree im Test: Ein Soulslike im 2D-Gewand

Am 4. September 2025 erschien mit Mandragora – Whispers of the Witch Tree ein neues Action-RPG des Entwicklerstudios Prime Game Studio unter anderem für die Nintendo Switch. Das Spiel ist digital im Nintendo eShop verfügbar und nimmt etwa 6,4 GB Speicherplatz ein.

Dies ist ein Gast-Artikel von Márcio Tavares, Redakteur des Big-N-Club e.V.

„Schon wieder ein Soulslike!“, denken bestimmt einige von euch. Tatsächlich gibt es einige Vertreter dieses Genres, die von den Spielern entweder geliebt oder gehasst werden. Dazwischen gibt es nichts. Und unter denen gibt es wiederum Spiele, die ihre Daseinsberechtigung haben. So ein Spiel ist Mandragora – Whispers of the Witch Tree definitiv, um dies direkt schon mal zu erwähnen. Aber wie gut es wirklich ist und wie sich das Spiel auf der Switch 2 schlägt, lest ihr in diesem Testbericht.

Monster an die Macht!

Als Inquisitor, oder wahlweise Inquisitorin, befindet ihr euch im Königreich Faelduum und widersetzt euch eurem Schicksal. Denn die Menschheit hat den Kampf gegen grässliche Monster, die aus einem Riss in eure Welt hinaustreten, aufgegeben und sich ihrem düsteren Schicksal ergeben. Während die mittelalterliche Welt zunehmend von den hiesigen Monstern bevölkert wird, flüchten die Überlebenden in Siedlungen und schützen sich vor den gefährlichen Kreaturen. Aber nicht mit euch! Ihr begebt euch mit eurem selbsterstellten Charakter in die weite, teils grotesk wunderschöne Welt und kämpft für die Freiheit.

Die Kämpfe sind herausfordernd, dynamisch und gut umgesetzt

Mandragora – Whispers of the Witch Tree: Ein Soulslike mit Metroidvania-Elementen

Obwohl die Geschichte einiges an Spannung verspricht, wirkt sie dennoch nur als Beiwerk. Sie wird lediglich durch zugegeben wunderbar handgezeichnete Standbilder erzählt, übernimmt auch nie wirklich die Hauptrolle in dem Spiel. Vielmehr stehen das Gameplay, das Kampfsystem und eure Charakterentwicklung im Vordergrund – wie es sich für ein Soulslike nun mal gehört.

Dabei setzen die Entwickler von Primal Game Studio auf Metroidvania-Elemente, um Weltabschnitte miteinander zu verbinden. Selbsterklärend schaltet ihr diese Abkürzungen mit etwaigen Verbesserungen frei, wie beispielsweise einem Enterhaken. Und hier müssen wir dem Spiel ein besonderes Lob aussprechen: Das bekannte Backtracking, was in solchen Spielen gerne mal ausartet, wird größtenteils vermieden. Das zeitfressende Reisen zurück zu vorher besuchten Arealen übernimmt hier nicht die Oberhand, was ziemlich angenehm ist. Insgesamt wirkt Mandragora – Whispers of the Witch Tree, trotz der Metroidvania-Elemente, relativ linear und aufgeräumt.

Das Ganze wird mit vielen Sprung- und Kletterpassagen garniert, in welchen leider auch einer der Knackpunkte des Spiels liegt. Die Steuerung ist nicht ganz so präzise wie in einem Hollow Knight (→ zu unserem Testbericht) oder Blasphemous. So passiert es, dass Kanten zum Greifen oder weiter entfernte Plattformen verfehlt werden, was die Folge für Fallschaden nach sich zieht. Zwar sind das alles keine gravierenden Gameplay-Fauxpass, aber wer eine niedrigere Frusttoleranz besitzt, kann hier schon seine Grenzen austesten.

Kampfsystem zum Auswendiglernen

Apropos Frusttoleranz: Kommen wir zum Kampfsystem. Das präsentiert sich als einer der Stärken im Spiel. Zu Anfang wählt ihr eine aus sechs Klassen, die euren primären Spielstil entspricht. Seid ihr eher der Nahkämpfer und verdrescht die Gegner aus nächster Nähe, oder bleibt ihr auf Abstand und malträtiert sie aus der Ferne? Für jeden Spielertyp ist etwas dabei. Und das Gute daran: Ab Level 25 könnt ihr mehrere Spielstile über den umfangreichen Fähigkeitenbaum miteinander kombinieren. So zeigt sich das Kampfsystem äußerst vielseitig und lädt zum Ausprobieren ein.

Die Welt ist sehr stimmungsvoll gestaltet

Wie in seinen Vorbildern müsst ihr in Mandragora – Whispers of the Witch Tree eure Gegner studieren. Jeder von ihnen weist andere Bewegungsabläufe auf, welche auswendig gelernt werden müssen, um siegreich aus dem Kampf hervorzugehen. Allerdings werden einige Gegnertypen oft recycelt, sodass nicht viel Abwechslung geboten wird. Dennoch machen die Kämpfe viel Spaß, erfordern aber einiges von euch ab – insbesondere die Bosskämpfe. Euch stehen sowohl klassische Nah- und Fernkampfwaffen als auch Magie zur Verfügung. Die Kombination beider Möglichkeiten begünstigen eine tolle Dynamik der Kämpfe. Natürlich verbrauchen eure Aktionen, sowie die Ausweichrolle, auch Ausdauer. Am besten behaltet ihr immer ein Auge auf die Ausdauerleiste, um nicht wehrlos von eurem Widersacher auf die Mütze zu bekommen. Außerdem: Der Schwierigkeitsgrad ist zwar anpassbar, aber das Balancing ist oft unausgeglichen, sodass zwischenzeitlich echter Frust aufkommen kann. Nichts für zart Besaitete!

Vielseitige Charakterentwicklung in Mandragora – Whispers of the Witch Tree

Das Aufleveln eures Charakters funktioniert wie bei den anderen Genrevertretern. Durch das Besiegen der Gegner sammelt ihr Seelen und könnt diese für den Levelaufstieg ausgeben. Dementsprechend steigen eure Attribute wie Geschicklichkeit und Ausdauer. Außerdem bekommt ihr Attributspunkte gutgeschrieben, die ihr in dem Fähigkeitenbaum ausgeben könnt. Hier können zusätzlich bestimmte Attribute verbessert oder neue aktive sowie passive Fähigkeiten erlernt werden. So könnt ihr neue Angriffsfähigkeiten einsetzen oder euren Standardangriffen die Vergiftungschance erhöhen. Der Fähigkeitenbaum ist zunächst nur für eine Klasse freigeschaltet, eröffnet aber ab Level 25 den Weg zu den anderen Klassenfähigkeiten, was das Kombinieren mehrerer Klassen möglich macht. Dies sorgt für eine durchdachte Tiefe in der Charakterentwicklung.

Der Fähigkeitenbaum ist sehr umfangreich!

Eine Malerische Dark-Fantasy-Welt erwartet euch

Die Welt von Mandragora – Whispers of the Witch Tree ist trotz ihres dunklen Settings wunderbar anzusehen und stellenweise eine wahre Augenweide. Die Entwickler setzen auf handgezeichnete Umgebungen, die nicht selten dazu veranlassen mal stehenzubleiben und die Atmosphäre aufzusaugen. Grafisch reißt der Titel zwar keine Bäume aus auf der Switch 2, kann aber vollends überzeugen und sieht super aus. Aus der technischen Sicht gibt es dennoch ein paar Probleme. Stellenweise bricht die Framerate von sonst 30 fps bei besonders detail- oder actionreichen Sequenzen gerne mal ein. Zudem kommen teils verwaschene Texturen. Dies trübt das Spielerlebnis jedoch keinesfalls. Der Soundtrack passt sich hervorragend in das Setting ein, die Geräuschkulisse drumherum rundet das Ganze schön ab und vermittelt eine tolle, aber drückende Atmosphäre.

Fazit zu Mandragora – Whispers of the Witch Tree

Pros:

  • Handgezeichnete malerische Kulisse
  • Tiefgründiges Charakterentwicklungssystem
  • Durchdachtes Leveldesign ohne großartiges Backtracking
  • Stimmungsvolle Dark-Fantasy-Atmosphäre
  • Motivierendes Kampfsystem mit vielen Kombinationsmöglichkeiten…

Cons:

  • …das allerdings genretypisch einiges von euch abverlangt
  • Teils unpräzise Steuerung führt zu Frustmomenten
  • Kleine technische Unzulänglichkeiten, wie Framerate-Einbrüche und unscharfe Texturen 

Mandragora – Whispers of the Witch Tree ist im gesamten betrachtet ein würdiger 2D-Soulslike-Vertreter, der zudem allen Metroidvania-Fans definitiv gefallen wird. Das Kampfsystem, gepaart mit der tiefgründigen Charakterentwicklung, besticht durch die Vielfalt an Kombinationsmöglichkeiten, seinen Charakter individuell aufzubauen.

Die malerische Kulisse trägt zudem zur drückenden, aber dennoch wunderbaren Atmosphäre bei. Für Fans des Genres gibt es eine klare Kaufempfehlung. Neulinge können sich ebenfalls daran wagen. Aber Vorsicht: Eine hohe Frusttoleranz ist Voraussetzung!

Das Testmuster wurde uns von Marchsreiter Communications zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!

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