
Selten zuvor wurde ein Rollenspiel sehnlicher erwartet als Cyberpunk 2077. Im Jahr 2015 stieg CD Projekt Red endgültig in den RPG-Olymp auf – The Witcher 3 war ein Meilenstein, der die ganze Spielebranche prägte. Durch die unerreichte Qualität des Rollenspiels und den ausgiebigen Support nach dem Launch musterte sich der polnische Entwickler innerhalb kürzester Zeit zum unfehlbaren Publikumsliebling. Entsprechend groß war die Vorfreude auf das Nachfolgewerk, schließlich konnte hier nichts schief gehen. Der im Kern vielversprechende Titel war entgegen allen Erwartungen aber ein technisches Desaster. In den folgenden Jahren verbesserte CD Project Red das Spiel kontinuierlich, was in der Version 2.0 gipfelte, welche das Spiel von Grund auf erneuerte. Parallel kam auch die exzellente Phantom Liberty-Erweiterung heraus. Das Gesamtpaket nannte sich Ultimate Edition, und genau diese Version soll nun den Launch der Switch 2 ordentlich aufmischen. Sehen wir sie uns an!
Cyberpunk 2077: Ultimate Edition ist zeitgleich mit der Nintendo Switch 2 erschienen und sowohl digital im Nintendo eShop (56,8 GB Spielgröße) als auch im Einzelhandel (→ Amazon, MediaMarkt, Saturn) erhältlich.
Dies ist ein Gast-Artikel von Dominik Christ, Redakteur des Big-N-Club e.V.
Leb deinen Traum. Oder stirb dabei
Das Spiel entführt euch in die düstere, neongetränkte Metropole Night City, in der Konzerne, Gangs und Fixer um Macht ringen. Ihr schlüpft in die Rolle von V, einem Söldner, der durch einen Job an einen Biochip gerät, der das digitale Bewusstsein der Rocklegende Johnny Silverhand (gespielt von Keanu Reeves) enthält. Was als kleiner Auftrag beginnt, weitet sich schnell zu einer existenziellen Suche nach Rettung, Identität und Freiheit aus.

Cyberpunk 2077 präsentiert sich als ein Spiel, das euch alle Möglichkeiten gibt. Tatsächlich beginnt diese Freiheit bereits bei der Charaktererstellung. Ob Nahkämpfer, Hacker, Scharfschütze oder eine Mischung aus allem – euer Spielstil prägt sich durch Skills, Implantate und Ausrüstung individuell aus. Besonders spannend ist dabei das sogenannte Netrunning, bei dem ihr durch Hacks Gegner manipulieren, Kameras übernehmen oder ganze Sicherheitssysteme lahmlegen könnt.
Doch diese Freiheit hat Grenzen. Die verschiedenen Herangehensweisen sind zwar alle möglich, doch nicht immer gleich gut ausbalanciert. Wer sich etwa auf Stealth spezialisiert, wird merken, dass das Spiel oft doch lieber will, dass man zur Waffe greift. Auch die versprochenen weitreichenden Konsequenzen von Entscheidungen wirken im Spielverlauf teils eher kosmetisch als wirklich spielverändernd.
Cyberpunk 2077: Die Stadt der Träume
Was Cyberpunk 2077 spielerisch glänzen lässt, ist die Atmosphäre von Night City. Die Stadt wirkt glaubwürdig, voller kleiner Geschichten, Nebenaufträge und skurriler Begegnungen. Besonders gelungen sind die „Gigs“ – kleine Aufträge, die oft mehr Tiefe besitzen, als man zunächst erwartet. Hier zeigt sich CD Projekt Reds großes Talent für World Building und moralische Grauzonen. Es gibt selten einfache Antworten, und genau das macht viele Entscheidungen bedeutungsvoll.

Das Kampfsystem ist dynamisch, aber nicht übermäßig komplex. Wer Shooter mag, wird sich schnell zurechtfinden. Die Waffen fühlen sich wuchtig an, die Cyberware bringt coole Spezialfähigkeiten ins Spiel und die Fahrzeugverfolgungsjagden sorgen für Abwechslung. Besonders das Upgrade-System der Implantate motiviert: Ihr könnt V so stark anpassen, dass sich euer Spielstil kontinuierlich weiterentwickelt.
Ein technischer Hybrid
Die Ultimate Edition auf die Switch 2 zu bringen war sicherlich kein leichtes Unterfangen, schließlich hatte CD Project Red die Phantom Liberty-Erweiterung damals bewusst nicht mehr für PS4 und Xbox One veröffentlicht. Das Ergebnis ist eine einzigartige Version, welche optisch irgendwo zwischen den Konsolen der achten und neunten Generation einzuordnen ist. So gibt es im Vergleich zur PS4-Fassung einige klare Vorteile, allen voran die Bildqualität. Die Switch 2 ist die einzige Konsolenversion, welche Nvidias DLSS-Technologie nutzt. Das Ergebnis ist ein scharfes Bild, welches kaum Wünsche offenlässt. Außerdem sind die Texturen deutlich höher aufgelöst als auf der PS4. Was aber wirklich beeindruckt, ist, dass die Texturqualität sogar die Xbox Series S in den Schatten stellt – ein Hoch auf den zusätzlichen RAM in Nintendos neuer Konsole!

Zudem laden die Texturen spürbar schneller als auf den Last-Gen-Konsolen. Schatten hingegen werden in Innenbereichen zwar besser, in Außenarealen aber schlechter als auf der PS4 dargestellt. Bei der Weitsicht zieht die Switch 2 mit der PS5 und Series X gleich. Etwa auf einer Stufe mit der PS4 ist die Anzahl der Passanten und Fahrzeuge in der Spielwelt – ganz so eine lebhafte Menge wie auf Microsofts und Sonys Flagschiffen gibt es also nicht. Unterm Strich ist dies aber eine mehr als beachtliche technische Umsetzung. Ihr kriegt das volle Cyberpunk-Erlebnis ohne nennenswerte Kompromisse!
CD Project Red bietet sowohl portabel als auch am TV einen 30- sowie 40 fps-Modus. Diese unterscheiden sich nur bei der nativen Auflösung voneinander, sind dank DLSS aber durchaus vergleichbar. Die 30fps im Qualitätsmodus hält die Switch 2 bis auf wenige Ausnahmen (vor allem bei Phantom Liberty) sehr gut. Die 40fps hingegen sind recht instabil und deshalb nicht zu empfehlen – zumindest nicht im TV-Modus, da ihr hier keinen Zugriff auf VRR habt. Im Handheld-Modus wird VRR hingegen voll unterstützt und sorgt dafür, dass das Geschehen trotz häufiger Framerateeinbrüche flüssig bleibt. Ebenfalls schön: Es werden euch Optionen für die einzigartigen Features der Konsole geboten, etwa Bewegungssteuerung und Zielen per Maus.

Fazit zu Cyberpunk 2077: Ultimate Edition
Pros:
- Technisch beeindruckende Portierung
- Das vollständige Cyberpunk 2077-Erlebnis mit allen Inhalten und ohne Kompromisse
- Starke Atmosphäre & grandioses World Building
- Große spielerische Freiheit
Cons:
- Framerate-Schwankungen, vor allem im Phantom Liberty DLC
- Entscheidungen beeinflussen den Storyverlauf nur marginal
- Kampfystem könnte etwas mehr taktische Tiefe vertragen
- Menüführung ist ein wenig unübersichtlich

Cyberpunk 2077 auf der Switch 2 ist ein Gameplay-Feuerwerk voller spannender Möglichkeiten, glaubwürdiger Nebenquests und motivierender Charakterentwicklung. Die Freiheit im Spiel ist groß, aber nicht grenzenlos.
Manche Spielweisen wirken unausgereifter, und nicht jede Entscheidung entfaltet die Tragweite, die das Spiel verspricht. Dennoch: Wer sich auf das Abenteuer in Night City einlässt, bekommt ein intensives Rollenspiel-Erlebnis. Kein perfektes Spiel – aber ein verdammt gutes.
Das Testmuster wurde uns von MSM.digital zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!

Marcel ist im Jahr 1986 geboren, dem Jahr, wo seine Lieblings-Spielereihe ihren Ursprung hat: The Legend of Zelda. Mit seinen nun mehr als 30 Jahren Lebens- und ca. 25 Jahren Nintendo-Erfahrung versucht er euch mit Liebe und Leidenschaft auf dem Laufenden zu halten!
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