Mit dem MMORPG Temtem wagen Publisher Humble Bundle Inc und Entwickler CremaGames ein digitales Monstersammelprojekt, das sich vor dem großen Platzhirsch Pokémon nicht zu verstecken braucht. Nintendo-Spieler können das Abenteuer seit dem 6. September 2022 endlich in Version 1.0 auf der Nintendo Switch erleben.
Der Titel ist ab sechs Jahren freigegeben, verschlingt ungefähr 6 GB eures Speichers und ist nicht im Splitscreen, wohl aber online – entgegen der Angabe im Nintendo eShop – zu zweit spielbar. Auch via Amazon ist das Spiel zu erwerben. Bedenkt bitte: Das Spiel unterliegt einer Online-Voraussetzung und lässt sich somit auch nur mit einer entsprechenden Online-Mitgliedschaft spielen!
In diesem Testbericht stelle ich einige Vergleiche zur Pokémon-Serie auf und gehe auf Vor- und Nachteile ein. Schaut euch doch gerne einmal den Launch-Trailer zu Temtem an:
Der Start und die Geschichte
Die Welt von Temtem siedelt sich im sogenannten fliegenden Archipelago an. Dieser Lebensraum umfasst gleich sechs Inseln, welche thematisch unterschiedliche Biotope darstellen. Zu Beginn starten wir unser Abenteuer ganz schlicht bei uns Zuhause als Temtem-Novize. Unser Ziel ist recht simpel: Alle sechs fliegenden Inseln bereisen und unsere Kenntnisse rund um die Monster erweitern. Das Pendant zu den Arenen der Pokémon-Hauptreihe sind hier die Dojos mit ihren Dojo-Meistern.
Fernab dessen gilt es auch auf dieser Reise eine Verbrecherbande – den skrupellosen Belsoto-Clan – in dessen Machenschaften auszubremsen. Im Laufe dieser Mission stoßen wir immer wieder auf verschiedene Probleme und benötigen die Hilfe verschiedener Inselbewohner, um unseren Weg überhaupt fortsetzen zu können – in gewisser Weise könnte man hier die ehemaligen VMs (versteckte Maschinen) aus Pokémon als Vergleich heranziehen, nur dass diese sehr angenehm unkompliziert implementiert sind.
Doch bevor wir in die weite Welt hinausstürmen, erstellen wir zunächst unseren Charakter. Dazu zählen Geschlecht, verschiedene Gesichtsmerkmale, Haarfarben, Kleidung und einiges mehr. Im Übrigen legt man hier Wert darauf, gendergerechte Sprache anzuwenden, sodass sich möglichst viele Menschen repräsentiert fühlen – dies findet spezielle Erwähnung, da es (Stand 2023) eine Seltenheit darstellt.
Uns wird eingebläut, wie wichtig es ist, die Akademie zu besuchen, um stets den eigenen Horizont zu erweitern. Doch interessanter für uns Taimer (Pendant zu „Trainer“ aus Pokémon) ist natürlich die Wahl des Starter-Temtems! Genau, auch in Temtem kämpfen wir mit Monstern, sammeln und fangen diese und nun ja… wir leben mit ihnen – sie sind also allgegenwärtig und ersetzen somit die unbekannte Tierwelt. Nachdem wir die ersten NPCs kennengelernt und unser erstes Temtem auserkoren haben, kann das Abenteuer beginnen!
Wie gestalten sich die Kämpfe in Temtem?
Natürlich mag man in einem MMORPG wissen, wie die Kämpfe ablaufen. Immerhin verbringen wir in Temtem sehr viel Zeit damit. Und tatsächlich ist dieser Aspekt meiner Ansicht nach der stärkste von allen und kann für den einen oder anderen sogar eine Präferenz gegenüber Pokémon darstellen.
Wir kämpfen – wie damals im beliebten Pokémon Colloseum – fortwährend in Doppelkämpfen. Und Leute… ich verstehe bis heute nicht, warum so wenig Pokémon-Titel darauf setzen. Warum das generell eine gute Idee ist? Schlichtweg wegen der Tatsache, dass sich der gesamte taktische Aspekt viel tiefer gestaltet. Es stehen uns einfach mehr Möglichkeiten zur Verfügung; außerdem wirkt das Kampfgeschehen so weniger stumpf, da man mehr abwägen muss und einfach mehr Situationen eintreffen können.
Der Faktor Glück ist hier non-existent, anders als in Pokémon. Während man bei den Taschenmonstern immer mit fehlgeschlagenen Attacken oder Volltreffern rechnen muss, sind die Elemente in Temtem gar nicht vorhanden. Und das ist für Taktiker super, da wir unsere Aktionen ganz genau planen können und man uns nicht mit unfairem Pech abstraft und frustriert. Alle Attacken treffen und Volltreffer sind nicht Teil des Spielecodes.
Vergesst Aktionspunkte (AP) aus Pokémon – in Temtem nutzen wir Ausdauer. Dieses Feature ist Dreh- und Angelpunkt des Attackenbalancings. Stärkere Attacken verbrauchen mehr Ausdauer und sind auch häufiger für gewisse Runden gesperrt. Somit verhindert man – wie oft in Pokémon üblich – den stupiden Attacken-Spam. Ist die Ausdauer aufgebraucht, muss sich das Temtem ausruhen. Wir können Items zur Heilung von Kraftpunkten und Ausdauer einsetzen oder die Monster aktiv ruhen lassen. Besonders cool: wir können durchaus über die Ausdauer hinaus Attacken nutzen, doch kostet dies dann wertvolle Kraftpunkte. Derlei Manöver können sich auszahlen, sind aber riskant – perfekt also für taktische und spannende Kämpfe! Allgemein stehen noch viele weitere Items zur Verfügung, etwa zur Steigerung von bestimmten Werten.
Jede Attacke besitzt also einen Stärke- und eine Ausdauerwert. Doch darüber hinaus gibt es noch die Priorität. Attacken mit hoher Priorität sind unabhängig von der Schnelligkeit des jeweiligen Temtem eher am Zug, dafür tendenziell aber schwächer. Ebenfalls ausgeklügelt sind die Synergien zwischen den Temtem-Arten. Ähnlich wie in Pokémon besitzen die Monster verschiedene Typen (bis zu zwei gleichzeitig). Einige Attacken reagieren mit verschiedenen Effekten auf die Partnertypen – etwa eine Stärkesteigerung oder ein Statuseffekt. Apropos… Status sind auch mit von der Partie, genau wie Items zum Tragen! Ihr seht also: Es sind viele Parallelen zu Pokémon vorhanden, doch mit Anpassungen, welche eine ganz eigene Dynamik eröffnen.
Unser Team besteht aus sechs Temtem, aus Kämpfen können wir – abgesehen von konkurrierenden Taimern – auch flüchten und unsere Monster können wir nach Belieben austauschen. Schön auch, dass Attacken niemals vollständig verloren sind, wenn wir neue zuweisen. Wollen wir also zu einem späteren Zeitpunkt alte Attacken einsetzen, so können wir diese ganz einfach aus einer Liste der bereits bekannten Attacken auswählen und tauschen – super! So bleiben wir flexibel, ohne dass Frust entsteht. Seit Pokémon-Legenden: Arceus (→ zu unserem Testbericht) ist dies auch Standard in der Pokémon-Reihe.
Allgemeines rund um Temtem
Besiegte wilde Temtem und Taimer bringen uns Erfahrungspunkte, wodurch unsere Monster im Level steigen, Werteboni kassieren, neue Attacken lernen und sich ebenfalls wie Pokémon entwickeln. Doch ist das Entwicklungssystem hier gänzlich anders. Während die Entwicklung der Taschenmonster in Pokémon an ein bestimmtes Level gekoppelt ist, setzt Temtem eine gewisse Anzahl trainierter Level voraus. Dies bedeutet, dass sich Temtem beispielsweise erst entwickeln, wenn sie 15 Level im Besitz des Taimers gewachsen sind – unabhängig davon, wann wir sie gefangen haben. Dies garantiert, dass wir nicht einfach nur höherstufige Temtem in späteren Bereichen fangen, sondern stets abwägen, welche wir trainieren wollen. Ein weiterer Effekt ist die gesteigerte Attraktivität der Zucht, bei der wir Eier produzieren und diese ausbrüten. Allerdings ist das Entwicklungs- und Zuchtkonzept in Temtem mühseliger.
Ähnlich wie in Pokémon steht uns mit der sogenannten Tempedia (Pendant zum Pokédex) eine Übersicht aller Temtem-Begnungen mit diversen Informationen zur Verfügung. Auch eine Karte bietet uns sehr detailliert Aufschluss darüber, wo wir uns befinden und wo welche Haupt- und Nebenquests absolviert werden können. Richtig gelesen: Neben unserer Hauptmission können wir viele Nebenmissionen annehmen, für welche wir auch in befriedigendem Ausmaß belohnt werden. Damit wir den Überblick nicht verlieren, ist alles dokumentiert und auf unserer Karte mit verschiedenen Symbolen gekennzeichnet, ob wir an einem Ort Missionen annehmen oder beenden können.
Ob Pokémon Center existieren? Ja, dort können wir unsere Temtem heilen und Items für unsere Reise kaufen. Beides ist in einem Gebäude kombiniert und findet sich in den verschiedenen Ortschaften. Doch auch unterwegs finden wir immer wieder kleine Stationen, an denen wir heilen und shoppen können. Apropos shoppen… Kleider- und Möbelgeschäfte finden wir im Archipelago auch! Doch seid gewarnt: hier greifen wir sehr tief in die Tasche! Errungenschaften sollen sich wohl sehr wertig anfühlen.
Sollten unsere Temtem unterwegs einmal schlapp machen, können wir ein unfassbar praktisches Item einsetzen, welches ich mir für Pokémon-Spiele ebenfalls wünsche: die Temessenz-Flasche! Ihre Funktion ist einfach erklärt: sie heilt alle Temtem komplett. Klingt eventuell nun unspektakulär, aber überlegt einmal, wie oft ihr in Pokémon herumgelaufen seid, eure Pokémon brauchten ein Pokémon Center, aber ihr wolltet keinen Umweg gehen? Genauso geht es den Taimern in Temtem auch und dafür ist dieses Item goldwert.
Vorhin erwähnte ich bereits die Temtem-Arten. Wie in Pokémon auch, kommt es bei Aufeinandertreffen zu bestimmten Stärken und Schwächen, wofür das Spiel auch eine Übersicht bereitstellt. Haben wir zudem einmal eine bestimmte Erfahrung diesbezüglich gemacht, zeigt uns das Spiel im weiteren Verlauf an, wie effektiv eine Attacke trifft.
Temtem ist ein MMORPG? Echter Koop-Modus?
Erst einmal, wofür steht dieses Akronym eigentlich? Es steht für „massively multiplayer online role playing game“. Also ein Spiel, das mit vielen Leute online spielbar ist und Rollenspielcharakter besitzt. In Temtem spielen wir zwangsweise (!) immer online und sehen dementsprechend viele andere Taimer, also andere Spieler, durch die Welt flitzen. Das ist der große Unterschied zu Pokémon-Spielen (Stand 2023).
Dies bringt Vor- und Nachteile mit sich. Ich starte mal mit den Nachteilen. Leider passiert es häufiger, dass wir die Verbindung verlieren. Es kam bei mir stolze viermal vor, dass ich meinen Charakter neu entwerfen musste, weil etwas mit dem Server war. Man wird also rausgeworfen und muss neu starten – sehr ärgerlich, wenn man sich Zeit lassen mag. Zu anderen Zeitpunkten geschieht dies eigentlich kaum und selbst wenn, merkt sich das Spiel, wo genau man war und was man tat und setzt uns wieder genau an diesen Punkt beim Weiterspielen. Allerdings gibt es da ein anderes Problem, bei dem ich nicht weiß, ob es damit zusammenhängt oder generell mit der Technik des Spiels zutun hat – deshalb dazu später mehr.
Aufgrund der Tatsache, dass wir online kooperativ mit einem Mitspieler reisen können, gestaltet sich das Abenteuer so viel besser! In meinem Testbericht zu Pokémon Purpur habe ich kritisiert, dass man dort nicht „wirklich“ kooperativ spielt. Vergesst dies bei Temtem: hier können wir vernünftig miteinander spielen. Das bedeutet, dass wir dank der Doppelkampfstruktur gemeinsam kämpfen (jeder steuert die ersten drei seiner Temtem aus dem Team bei), Vorräte untereinander austauschen und sogar die Geschichte gemeinsam erleben können! Also wenn das nicht cool ist, weiß ich auch nicht. Dabei spielt es übrigens keine Rolle, wie weit der Spielfortschritt auseinanderliegt. Wir können gemeinsam starten und alles gleichzeitig machen, aber wir können ebenso weiterspielen und dann zurückkehren, um dem Taimer-Kumpel auszuhelfen. Dialoge und Videosequenzen erlebt man so gemeinsam – und das funktioniert erstaunlich gut.
Ich empfehle allerdings währenddessen (beispielsweise via Discord) zu kommunizieren, um das volle Geimeinschaftserlebnis zu genießen. Denn schließlich ist es von Vorteil, sich in Kämpfen und bei Laufwegen abzusprechen. Apropos Laufwege: wir sind nicht aneinander gebunden, das heißt, wir können separat hinlaufen, wohin wir wollen. Lediglich beim Start wichtiger Gespräche zieht man den anderen zu sich.
Wollen wir gegen fremde Leute online spielen, so können wir Kampfanfragen über das Menü an Leute aus der Spielumgebung senden. Während der Kämpfe läuft ein Timer ab. Derlei Begegnungen funktionieren gut, bringen uns aber weder Geld noch Erfahrung ein. Wollen wir den richtigen Kick, nehmen wir an Turnieren und Extra-Challanges teil und stauben dann auch coole Belohnungen ab.
Temtem bietet echte Langzeitmotivation
Mit der stärkste Punkt für Temtem ist die Langzeitmotivation. Wir erhalten Punkte in verschiedenen Währungen für abgeschlossene Aufträge und erreichte Erfolge, welche in regelmäßigen Abständen aktualisiert werden – der sogenannte „Bändiger Pass“ kostet Echtgeld. Außerdem sammeln wir Sticker, da uns ein NPC das StickTem!-Album schenkt. Die Sticker sind in der gesamten Welt verteilt und können entweder unversehrt oder beschädigt sein. Die unversehrten kleben wir in unser Sammelbuch, die anderen können wir verkaufen. Darüber hinaus sind wir mit der reinen Story schon ordentlich lang beschäftigt, je nachdem, wie viel wir trainieren und wie viele Quests wir absolvieren. Doch unter dreißig Spielstunden solltet ihr da nicht kommen.
Doch diese Aspekte meine ich nicht einmal primär, wenn ich an die Langzeitmotivation denke. Ihr kennt Shiny Pokémon? Hier sind es sogenannte Luma Temtem – eine besondere Form, die sehr selten ist. Ihr könnt die Wahrscheinlichkeit einer Begegnung unter bestimmten Voraussetzungen erhöhen. Besiegen wir die verschiedenen Dojo-Meister (Pokémon: Arenaleiter), können wir diese nach einer Zeit erneut in stärkerer Form herausfordern, immer wieder.
Das Kaufen von Kleidung für unseren Taimer und das von Möbeln für unser Eigenheim benötigt einiges an Geld. Temtem bietet viele verschiedene Online-Challenges aller Art! Der sogenannte Saipark fungiert als eine Art Safarizone, in welchem die Chance auf Luma TemTem erhöht ist. Man munkelt zudem, es könnte nach der Story eventuell ein weiteres Gebiet erschlossen werden, hühü…
Wir können mit unseren Temtem richtig handeln!
Ja, richtig gelesen. Ab einem gewissen Zeitpunkt im Spiel, wenn wir mit der Story bereits etwas fortgeschritten sind, können wir das Handelshaus nutzen, bei dem wir kaufen, verkaufen und versteigern lassen können.
Dies ist ein Feature, welches Pokémon-Fans bestimmt auch begrüßen würden. So können wir Temtem zu einem Festpreis anbieten oder auch versteigern lassen. Genauso gut können wir ganz gezielt nach favorisierten Temtem suchen und uns sogar deren Werte anzeigen lassen. Da die Zucht in diesem Spiel einigermaßen mühselig und komplex ist, bietet man somit eine tolle Gelegenheit, sich seine Wunschmonster einfach zu kaufen – was natürlich dann auch entsprechend kostet. Gemeint ist damit selbstverständlich Ingame- und kein Echtgeld!
Schwieriger, ernster, komplexer!
Eine gute Nachricht für all jene, denen Pokémon immer schon zu leicht war. Temtem ist tatsächlich echt anspruchsvoll, was man sowohl bei der Levelkurve als auch beim KI-Verhalten bemerkt. Darüber hinaus stellen uns die verschiedenen Dojos ganz schön auf die Probe mit einigen Rätseln – insgesamt ist das Spiel signifikant kniffliger. Die bereits thematisierte taktische Tiefe samt Doppelkampfstruktur verlangt uns mehr Aufmerksamkeit und Planung ab.
Mit „ernster“ meine ich, dass viele Dialoge einfach erwachsener, und viel ausgefeilter sind als die doch eher kindlichen Gespräche aus Pokémon-Spielen. Generell sind wir vielerorts gar nicht so willkommen und werden nicht selten auch echt „angeranzt“ oder zumindest unhöflich behandelt. Dadurch schafft CremaGames eine Atmosphäre, die zwar noch immer ein junges Publikum bedient, das ältere aber nicht durch weichgewaschene Charaktere und Dialoge abschreckt.
Die Komplexität ist insgesamt auch höher, da der MMORPG-Ansatz einfach mehr Komponenten des Austausches und der ganzen Herausforderungen mitsichbringt.
Die Atmosphäre in Temtem
Temtem bietet einen Cel Shading-Look, das bedeutet, alles sieht recht comichaft, rund, weich und farbenfroh aus. Der Artstyle ist dabei simpler als der von Pokémon. Bei der Musik müsste ich nun flunkern, wenn ich äußere, dass Ohrwurmcharakter vorhanden wäre. Ja, der Soundtrack unterstreicht das Geschehen treffend, ist aber nicht sonderlich spektakulär. Das Flair von schönen Inseln und der Natur wird mit eher ruhigen Geigenklängen unterstrichen. Man fühlt sich wie in einem digitalen Urlaub.
Innerhalb der Geschichte haben wir es mit Katastrophen zu tun. Einmal zum Beispiel erleben wir einen Flugzeugabsturz und müssen uns erst einmal zurechtfinden. Ein anderes Mal werden wir in einer Mine eingesperrt, wo nach Ausbruch im Anschluss nach uns gefahndet wird. Es ist also ein stetiger Kampf, auch fernab von den Kämpfen.
Die Charaktere führen teils sehr detaillierte Gespräche mit uns, die mich nicht selten zum Lachen brachten, einfach weil sie unerwartet direkt und kreativ sind. Insgesamt weiß die Atmosphäre in Optik, Klang und Geschehen zu überzeugen.
Das gelungene Balancing der über 160 Temtem
Das Balancing von Temtem ist gut gelungen. Dies ist durch die Anzahl von 161 Temtem gewährleistet, aber eben auch an stetigen Anpassungen seitens der Entwickler. Vorerst mag das Studio keine neuen Temtem implementieren, um die Ausgewogenheit weiter zu verbessern. Auch fernab des kompetitiven Ansatzes fühlt sich Temtem in der Story fair und ausgewogen an. Es ist zwar herausfordernd, aber nicht unfair oder frustrierend. Dies liegt auch daran, dass unsere Monster ausreichend Erfahrungspunkte ergattern. Durch die Doppelkampfstruktur ergeben sich viele Kombinationsmöglichkeiten bezüglich der Typen und Attackensynergien und auch das Ausdauersystem leistet seinen Beitrag zur Ausgewogenheit.
Die Technik von Temtem mindert den Spielspaß
Die Nintendo Switch-Version ist wohl die minderwertigste von allen. Leider ruckelt bzw. stottert das Spiel recht merklich. Auch stürzt das Spiel gerne mal ab, was zwar mit Blick auf den Fortschritt durch die präzise Speicherung weniger ein Problem ist, dafür aber den Spielspaß ausbremst. In meinen Koop-Sessions mit meiner Kollegin Caren mussten wir insgesamt sehr häufig neu starten, um wieder eine Verbindung aufzubauen und weiterspielen zu können. Dies meinte ich zuvor damit, dass ich speziell bei den Verbindungsabbrüchen nicht weiß, ob es an der Technik des Spiels oder an den Serverstrukturen liegt. Letzten Endes spielt dies allerdings für die Bewertung keine Rolle, denn Fakt bleibt: es nervt extrem.
Mittlerweile gab es zwar einige Patches, welche ein wenig die Performance und einiges an Bugs behoben haben, aber wirklich rund läuft Temtem auf der Nintendo Switch definitiv nicht. Stellt euch nun aber kein bugverseuchtes Spiel vor, das aufgrund der Stotterer nicht spielbar ist oder überall Fehler auftauchen – das ist nämlich nicht der Fall. Aber dadurch wird es eben unnötig träger. Einige verschiedene Fehler existieren aber noch immer. Gerade weil das Abenteuer durch die Online-Struktur geradezu dazu einlädt, es gemeinsam im Koop-Modus zu bestreiten, stellen die Verbindungsabbrüche ein richtiges Spielspaßproblem dar (auch im Einzelspieler gibt es Probleme). Während die neuen Pokémon-Spiele ganz andere nervige Probleme haben, welche auf schlampige Optimierung und Zeitdruck hinweisen, sind es hier Probleme anderer Natur.
Das Fazit zu Temtem
Pros:
- Großartiges Kampfsystem
- Lange Story
- Geschichte komplett im Koop spielbar
- Starke Langzeitmotivation
- Spielelemente (mit einigen Ausnahmen) gut erklärt
- Solide Herausforderung
- Kreative Monster in Form von Temtem
- Praktische Features
- Gelungene Online Features samt Challenges
- Über 160 Monster, die sich stark unterscheiden
- Löbliches Balancing
- Schöne Atmosphäre mit kreativen Dialogen
Cons:
- Unsaubere Technik
- Fehlerhafte Online-Struktur
- Soundtrack zweckerfüllend aber unspektakulär
CremaGames liefert mit Temtem eine solide Alternative zur Pokémon-Reihe ab. Viele kleine Anpassungen schaffen eine eigene Identität, indem Planung und Experimentierfreude belohnt werden. An entscheidenden Punkten entwickelt man die Pokémon-Formel weiter und bietet mit der Online-Komponente ein neues Erlebnis, welches aber aufgrund der Technik und der Serverstruktur nicht optimal zum Tragen kommt. Nichtsdestotrotz ist das Abenteuer auf dem Archipelago definitiv einen Exkurs wert – vor allem, wenn man das generelle Pokémon-Prinzip mag, aber gerne mehr Anspruch und eine gemeinsame Reise mit Freunden wünscht.
Ich muss sagen, ich stimme meinem Kollegen da voll und ganz zu. Ich liebe Pokémon und auch Temtem konnte mein Herz im Sturm erobern. Mich haben lediglich die vielen Abstürze im kooperativen Modus, die extrem langen Ladezeiten und ein paar sehr anstrengende Rätsel genervt. Versteht mich nicht falsch, ich bin durchaus für eine herausfordernde Schwierigkeitskurve, allerdings sollte es nicht notwendig sein, Rätsel googlen zu müssen. Was mich auch gestört hat, war die Tatsache, dass der Chat auf der Switch etwas schwierig anzuwenden ist. Aber dieses Problem kenne ich auch von anderen Titeln wie Terraria; und wozu gibt es sonst Discord. Dennoch hat das gemeinsame Zocken mir großen Spaß bereitet! Gerne mal wieder.
Das Testmuster wurde uns von Humble Bundle Inc zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!
Im Jahr 1992 erschien Mortal Kombat… und ich. Wir beide sind auf unsere Weise brutal. Ich für meinen Teil fahre brutal auf Videospiele ab und beschäftige mich gnadenlos mit verschiedenen Themen, um Gleichgesinnte zu informieren.
Als treues Nintendokind befasse ich mich am liebsten auch mit Nintendospielen.
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