Crisis Core: Final Fantasy VII Reunion – Vereinigung mit einem zeitlosen Klassiker? [Duo-Test]

Final Fantasy VII zählt von je her zu den ikonischsten 3D-JRPGs aller Zeiten. Kein Wunder also, dass Square Enix das Universum rund um Cloud, Sephiroth und Konsorten mit den Jahren erweiterte. Ursprünglich im Jahr 2007 für PlayStation Portable erschienen, erzählt Crisis Core: Final Fantasy VII die Vorgeschichte zum Hauptableger. Zur Feier des 35-jährigen Jubiläums der Final Fantasy-Reihe wurde bekannt gegeben, dass der beliebte PSP-Ableger zum 15. Jubeljahr ein HD-Remaster erhält. Dieses ist seit dem 13. Dezember 2022 sowohl im Einzelhandel (→ Amazon) als auch digital im Nintendo eShop erhältlich.

Da dieses auch mit „mehr als ein Remaster“ vermarktet wurde, ist es umso erstaunlicher, dass auch Switch-Spieler hier in den Genuss einer nativen – wenn auch downgegradeten – Vollversion kommen. Somit entging das Unternehmen einem Debakel, welches sie erst im letzten Frühjahr mit den Cloud-Versionen der Kingdom Hearts-Titel erlebten.

Doch was genau euch hier erwartet und ob dieses Remaster wirklich zu einer Reunion mit dem Original führt, erfahrt ihr im vorliegenden Testbericht. Diesen gehe ich zusammen mit Dominik Christ, Redakteur beim Big-N-Club e.V., an. Von wem welcher Abschnitt stammt, erfahrt ihr durch den vorgestellten Buchstaben M bzw. D – Marcel respektive Dominik.

Achtung: Die Screenshots stammen – mit Ausnahme des Bildes für die Technik – allesamt von der PlayStation 5-Version

Die Vorgeschichte eines Meilensteins

D: Crisis Core: Final Fantasy VII Reunion setzt ungefähr sieben Jahre vor den Ereignissen des zeitlosen Klassikers Final Fantasy VII (→ zum Testbericht vom Remake auf der PlayStation 4) an und steckt euch in die Stiefel des aufstrebenden Helden Zack Fair. Dieser arbeitet für den Energiekonzern Shinra in der Megametropole Midgar als SOLDAT. Das sind Spezialeinheiten, die nicht nur eine elitäre Ausbildung, sondern auch eine genetische Sonderbehandlung mit Makoenergie, einer aus dem Lebensstrom des Planeten gewonnenen Substanz, hinter sich haben. Die Handlung von Crisis Core wird in Gang gesetzt, nachdem zwei hochrangige SOLDATEN, darunter auch Zacks Mentor, aus zunächst unerklärlichen Gründen desertieren. Im Laufe der Story deckt ihr nicht nur die dunklen Machenschaften des Shinra-Konzerns auf, sondern lernt auch viele Charaktere des Hauptspiels kennen, unter anderem dessen Protagonisten Cloud Strife. In Final Fantasy VII wird Zack Fair nur am Rande angeschnitten, er ist aber immens wichtig für das Verstehen von Clouds Persönlichkeit und seiner Charakterentwicklung.

Das Bild zeigt die ikonische Szene mit Aerith in der Kirche.
Ein bekannter Schauplatz für Fans von Final Fantasy VII

Crisis Core: Final Fantasy VII Reunion ist ein absolut essenzieller Bestandteil der Compilation of Final Fantasy VII, welche ein Sammelsurium verschiedener Spiele, Bücher und Filme in der Welt von Final Fantasy 7 darstellt. Allerdings werden in Zacks Abenteuer wichtige Twists und Enthüllungen des Hauptspiels vorweg genommen – Crisis Core ist als eine einzige große Spoilerwarnung zu verstehen, seid euch dessen unbedingt im Klaren. Wenn dies ein Problem für euch ist, dann solltet ihr vielleicht erst das Original durchspielen und euch erst danach dem Prequel widmen. Final Fantasy VII ist glücklicherweise für alle modernen Systeme erhältlich, was auch die Nintendo Switch einschließt.

Als SOLDAT gibt es viel zu tun

D: Das Herz des Spiels ist die Hauptquest, welche euch mindestens 15 Stunden beschäftigen wird. In dieser werdet ihr durch ein lineares Abenteuer geführt und von einer Storysequenz zur nächsten gejagt. Die zu durchstreifenden Gebiete sind nie allzu groß, dennoch gibt es viele versteckte Schätze. In den Storymissionen wird hauptsächlich gekämpft, Crisis Core: Final Fantasy VII Reunion setzt dabei auf klassische Zufallskämpfe. Hin und wieder werden die Abschnitte auch aufgelockert durch geskriptete Momente oder besondere Segmente, wie beispielsweise einem kurzen Schleicheinsatz in einer feindlichen Basis. An den großzügig verteilten Speicherpunkten könnt ihr jederzeit eure Gesundheit auffrischen, abspeichern und eine der 300 optionalen Missionen annehmen. Zwischen den actiongeladenen Hauptaufträgen seid ihr auch immer wieder im Shinra-Hauptquartier und den umliegenden Stadtvierteln unterwegs. Hier geht es traditionell zu – ihr könnt ausgiebig mit den NPCs plaudern, spaßige Minispiele im Mannschaftsquartier bestreiten und weitere kleine Sidequests absolvieren.

Das Bild zeigt die Chocobo Ranch in Crisis Core: Final Fantasy VII Reunion.
Eine der 300 optionalen Missionen

Aber zurück zu den 300 optionalen Nebenmissionen. Diese sind sehr kurzweilig und dauern zwischen zwei bis allerhöchstens zehn Minuten. Hier macht sich der Handheld-Ursprung deutlich bemerkbar. Crisis Core: Final Fantasy VII Reunion kann wunderbar in Häppchen genossen werden, doch auch als „großes“ Rollenspiel auf dem heimischen Fernseher macht das Spiel eine gute Figur – die Switch ist definitiv wie gemacht für diesen Titel! Der Ablauf der Missionen ist immer derselbe: Ihr werdet in einen Dungeon geworfen und müsst dort einen Boss besiegen. Auf dem Weg dahin stellen sich euch immer wieder Standardfeinde in den Weg. Die Umgebungen wiederholen sich dabei ständig und irgendwann habt ihr euch an den immer gleichen Gegenden satt gesehen. Eine Einbindung in die Handlung gibt es nur in Form einer kurzen Textbox im Missionsauswahl-Bildschirm. Diese Missionen sind zwar freiwillig, allerdings könnte das Ignorieren dieser dazu führen, an einigen Stellen während der Hauptquest etwas unterlevelt zu sein.

Crisis Core: Final Fantasy VII Reunion: Mit dem Buster Sword rein ins Gefecht

D: Neben den offensichtlichen grafischen Verbesserungen haben in Crisis Core: Final Fantasy VII Reunion die Kämpfe die signifikanteste Veränderung gegenüber der Originalversion erfahren. Das Spin-off setzt im Gegensatz zum Hauptspiel auf ein actionreiches Echtzeit-Kampfsystem. Auf der PlayStation Portable waren die Auseinandersetzungen etwas steif, jetzt spielen sie sich sehr viel dynamischer, flüssiger und vor allem schneller. Anscheinend hat das Team sich hier stark vom Final Fantasy VII Remake inspirieren lassen, was absolut Sinn ergibt – das Remake stellte eine klare Weiterentwicklung dessen dar, was Crisis Core über zehn Jahre zuvor auf den Bildschirm gezaubert hat. Die Kämpfe spielen sich sehr viel direkter und fühlen sich durch neue Animationen weitaus befriedigender an. Einen riesigen Unterschied macht darüber hinaus, dass ihr jetzt endlich die Kamera während der Gefechte frei drehen könnt. Außerdem müssen Spezialangriffe nicht mehr umständlich in einem Menü ausgewählt werden, sondern können durch eine Kombination von L und einer der Aktionstasten direkt ausgeführt werden.

Damals sehr kontrovers augenommen wurde das DBW-System in Crisis Core. DBW ist die Abkürzung für „Digitale Bewusstseinswelle“ und soll eine Manifestation von Zacks Gedanken darstellen. Auf das Gameplay hat dieses Feature ebenfalls Auswirkungen. Während der Kämpfe befindet sich oben links im Bild jederzeit eine Art Slotmaschine, welche sich ohne Unterbrechung dreht. Stimmen die Zahlen oder Portraits miteinander überein, gewähren sie euch kurzzeitige Buffs wie unbegrenzte Magie oder gesteigerte physische Resistenz. Außerdem könnt ihr bei entsprechenden Kombinationen eure Limit Breaks, also besonders starke Spezialangriffe, loslassen. Die DBW löst gelegentlich während der Gefechte auch kurze Zwischensequenzen aus, die mal mehr und mal weniger interessante Momente aus Zacks Vergangenheit beleuchten.

Das Bild zeigt die "Digitale Bewusstseinswelle" in Crisis Core: Final Fantasy VII Reunion.
Die DBW werdet ihr oft zu Gesicht bekommen

In Crisis Core: Final Fantasy VII Reunion lassen sich diese auf Wunsch zum Glück überspringen, zumal sich viele der Filmschnipsel wiederholen. Viel der damaligen Skepsis bezog sich darauf, dass euer Erfolg zum Teil vom Zufall abhängig sei. In der Praxis zeigt sich aber, dass die Buffs und Spezialangriffe in der Regel nicht über Sieg oder Niederlage entscheiden, sondern eher als Boni zu verstehen sind, die etwas unvorhersehbare Abwechslung in die Auseinandersetzungen bringen. Außerdem müsst ihr das System nicht großartig verwalten. Die Slotmaschine läuft ohne euer Eingreifen ständig im Hintergrund und löst immer wieder mal positive Effekte aus – wer will, kann das System also komplett ignorieren und sich ungestört auf die actionreichen Kämpfe konzentrieren.

Die DBW hat ebenfalls Einfluss auf die Stufenaufstiege von Zack. Zeigen die Walzen die Kombination „777“, steigt euer Held im Level auf. Wer aber denkt, dass das Aufleveln komplett vom Zufall abhängig ist, der irrt. Wie in den allermeisten anderen Rollenspielen sammelt ihr Erfahrungspunkte. Diese lassen sich in Crisis Core: Final Fantasy VII Reunion aber blöderweise nicht einsehen. Erst wenn ihr genügend davon gesammelt habt, gibt es eine Chance auf die benötigte 777-Kombination. In der Regel lässt diese aber nie lange auf sich warten. Trotzdem kann es gelegentlich sein, dass ihr mal innerhalb recht kurzer Zeit zwei Stufen aufsteigt und dass das Level-Up an anderer Stelle etwas länger dauert. Unterm Strich müsst ihr euch aber keine Sorgen um diese Mechanik machen, die Entwickler haben die Spielbalance sehr ausgewogen hinbekommen.

Welche Verbesserungen hat das Remaster zu bieten?

M: Square Enix betitelte die Neuauflage nicht umsonst mit “mehr als ein Remaster“, denn es wurde neu in der Unreal Engine 4 erstellt. Zum einen wurden die Texturen sowie Assets des Originalspiels ersetzt – vor allem die der Charaktere. Das Aussehen der Hauptcharaktere sowie des Buster Swords und der Beschwörungen wurde so angepasst, dass sie vergleichbar mit herunterskalierten Modellen aus dem aktuellen Final Fantasy VII Remake sind. Die Animationen außerhalb der Kämpfe sind aber noch dieselben wie damals, was manchmal etwas inkonsistent wirken kann. Neben der überarbeiteten HD-Grafik wurde eine vollständige neue Synchronisation in Englisch und Japanisch hinzugefügt und der Soundtrack neu arrangiert. Ebenso durfte bei der Überarbeitung des Spiels das Hinzufügen eines „Hard Modes“ beim Schwierigkeitsgrad nicht fehlen.

Wie schaut die technische Umsetzung von Crisis Core: Final Fantasy VII Reunion aus?

M: Wie schon eingangs thematisiert, hat Square Enix bei diesem „Remaster“ nicht mit Verbesserungen an der Grafik und der generellen Darbietung gespart; da kann man sich schon wundern, dass das Unternehmen sich dazu entschlossen hat, diesen Titel nativ auf die Switch zu bringen. Auch ich war anfangs sehr überrascht, aber zudem äußerst erfreut, dass die Entscheidung bei diesem (für mich) wichtigen Spiel genauso getroffen wurde. Allerdings wollte ich auch erstmal abwarten, bis ich persönlich Hand anlegen kann – für mich fällt das Fazit sehr positiv aus.

Das Bild zeigt eine Kampfsequenz von Crisis Core: Final Fantasy VII Reunion.
Auch auf der Switch kann der Titel visuell beeindrucken

Die von Square Enix vor Release angegebenen Zielwerte für Auflösung und Bildwiederholungsrate von Crisis Core: Final Fantasy VII Reunion können größtenteils eingehalten werden; bedeutet: 720p bei 30 fps. Digital Foundry gibt an, dass die Auflösung bis 576p runtergehen kann. Dafür bleibt die Bildwiederholungsrate konstant, was bemerkenswert ist, denn auf dem Bildschirm geht schon ordentlich die Post ab! Generell weiß die visuelle Wiedergabe zu beeindrucken. Viele hochauflösende Texturen und die abwechslungsreichen Schauplätze lassen das Spiel eher wie einen herunterskalierten Port eines Current-Gen-Titels aussehen. Charaktermodelle und Umgebungen sehen etwas weichgezeichnet aus, dies schmälert den Gesamteindruck allerdings nicht. Leistung und Technik dieses Titels sprechen für sich und dafür, wie unterschiedlich Unternehmen die Optimierung ihrer Spiele vornehmen – wenn überhaupt. Würden alle Entwickler so handeln wie Square Enix in diesem Fall, gäbe es sicherlich deutlich weniger Diskussionen um die alternde Hardware der Hybridkonsole.

Fazit zu Crisis Core: Final Fantasy VII Reunion

Pros:

  • Tolle technische Überarbeitung
  • Spaßiges Kampfsystem, welches an Final Fantasy VII Remake angelehnt ist
  • Kann gut in Häppchen genossen werden

Cons:

  • Einige Storytwists des Originals werden vorweggenommen
  • Repetitive Sidequests
  • Manche Minispiele sind nervig
Unsere Gesamtwertung (8,0)

Unsere Einzelwertungen

M: Als riesiger Fan von Final Fantasy VII hatte ich mich bei der Ankündigung von Crisis Core: Final Fantasy VII Reunion sehr gefreut, zumal ich bisher nicht die Chance hatte, den Titel zu spielen. Perfekt also, dass Square Enix die Switch ebenfalls als Plattform berücksichtigte – und wie! Die Umsetzung der Switch-Fassung des Action-RPGs kann sich wirklich sehen lassen. Sowohl grafisch als auch Performance-technisch zeigt der Videospielveteran, wie man mit der Optimierung von Portierungen für die Hybridkonsole umzugehen hat.

Aber nicht nur das, auch spielerisch macht das Spiel einiges her. Das Kampfgeschehen darf sich den Vergleich mit Final Fantasy VII Remake gefallen lassen; allerdings benötigte ich zunächst Eingewöhnungszeit, um mit dem DBW-System und anderen Aspekten der actionreichen Auseinandersetzungen vertraut zu machen.

Außerdem schreckt die Vielzahl der Missionen teils doch ab, zudem fallen diese und andere Sidequests repetitiv aus. Wie bereits erwähnt kann die Technik soweit begeistern, allerdings fallen hier und da doch einige Details unter den Tisch; auch die Kantenglättung hätte noch besser ausfallen können. Dennoch handelt es sich hier um eine Version, die man bedenkenlos weiterempfehlen kann!

D: Crisis Core: Final Fantasy VII Reunion war damals und ist heute immer noch ein tolles Spiel und erstrahlt in der Reunion-Neuauflage in hellem Glanz. Tatsächlich würde ich so weit gehen und sagen, dass Crisis Core der neue Standard für HD-Remaster darstellt. Die Optik darf sich wahrlich sehen lassen und kann locker mit vielen aktuellen Titeln mithalten. Durch die Verbesserungen im Kampfsystem spielt sich Crisis Core darüber hinaus geschmeidiger als jemals zuvor.

Zwar kann das Spiel seinen Handheld-Ursprung nie ganz verleugnen, mich persönlich stört das aber überhaupt nicht. Freunde von Action-RPGs sollten sich dieses Highlight auf keinen Fall entgehen lassen. Und für alle Fans von Final Fantasy VII ist Zacks mitreißendes Abenteuer sowieso Pflicht, schon allein aufgrund der Story. Allerdings muss sich jeder Neueinsteiger in die faszinierende Welt von Final Fantasy VII ernsthaft die Frage stellen, ob es wirklich so eine gute Idee ist, mit Crisis Core einzusteigen. Tatsächlich macht das Vorwegnehmen einiger Twists viele der packendsten Stellen des Originals kaputt. Das muss euch unbedingt bewusst sein!

Das Testmuster wurde uns von Square Enix bereitgestellt. Vielen Dank dafür!

Über Marcel Eidinger 1840 Artikel
Marcel ist im Jahr 1986 geboren, dem Jahr, wo seine Lieblings-Spielereihe ihren Ursprung hat: The Legend of Zelda. Mit seinen nun mehr als 30 Jahren Lebens- und ca. 25 Jahren Nintendo-Erfahrung versucht er euch mit Liebe und Leidenschaft auf dem Laufenden zu halten!

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