Im Februar 2021 erschien mit UnderMine ein neuer Roguelite-Dungeon-Crawler auf der Switch, welches dem Genre alle Ehre macht, sich dabei zum Glück nicht allzu ernst nimmt und alles in allem eine Menge Spaß macht, wenn man genug Zeit zum Grinden mitbringt. Was genau ich damit meine, erkläre ich nun im nachfolgenden Test:
Die Story von UnderMine
Die Story beginnt eigentlich schon auf dem Titelbildschirm und zeigt direkt einen der witzigsten und wichtigsten Kernaspekte des Spiels. Ihr sehr eine schier endlose Anzahl an Minenarbeitern, eigentlich Bauern oder Bürger aus der Umgebung, den Bergbaueingang betreten. Startet ihr dann das Spiel, erhaltet ihr vom einem alten Magier, der die ganze Unternehmung leitet die Aufgabe, die plötzlich auftauchenden Erdbeben in der Umgebung zu erkunden, indem ihr euch in die Tiefen der Mine begebt.
Genretypisch kommt ihr natürlich bei eurem ersten Run nicht weit und segnet schon bald das Zeitliche. Daraufhin werdet ihr nicht etwa wiederbelebt, sondern spielt einfach einen zufällig generierten Bürger. Im nachfolgenden Gespräch mit dem Magier oder auch anderen NPCs erwähnen diese immer wieder, dass ihr entweder anders ausseht oder „das letzte Mal männlich wart“. Der Magier wälzt das jedoch so nonchalant ab, dass ihr wirklich das Gefühl bekommt, nur Kanonenfutter für ihn und seine Unternehmung zu sein.
Sobald ihr die Ursache für die Erdbeben gefunden und beseitigt habt – ein großer Erdwurm und der Boss des ersten Gebiets – nimmt die Geschichte dann an Fahrt auf, wobei sie immer nur in kurzen Dialogen mit dem Magier und anderen NPCs vorangetrieben wird. Dafür, dass es nur eine Rahmenhandlung ist, macht es dennoch Spaß, ihr zu folgen. Das habe ich schon uninspirierter gesehen.
Das Gameplay
Wer stirbt, kommt weiter
UnderMine ist eine Roguelite Dungeon-Crawler, was bedeutet, dass ihr Ebene um Ebene an zufallsgenerierten Dungeons mit zufallsgenerierter Beute tiefer hinabsteigt, um zum finalen Boss zu gelangen. Zwischendurch werdet ihr häufig sterben, einen Teil eures gesammelten Goldes behalten, um euch damit permanent zu verbessern, damit der nächste Versuch hoffentlich besser läuft. Erst kürzlich habe ich den Test zu einem anderen Roguelite verfasst – Othercide (→ zum Test) – welches jedoch statt auf Hack-n-Slash-Action auf Taktik-Rollenspiel setzt.
Tatsächlich ist das konstante Verbessern gleichzeitig schlau gelöst, als auch der anstrengendste Aspekt des Spiels. Gegner lassen nämlich kein Gold fallen. Das müsst ihr wie in einer echten Mine aus der Wand oder aus Statuen schlagen oder es in Truhen finden. Doch da hört der Spaß noch nicht auf. Sobald Gold auf dem Boden liegt, kommen kleine Langfinger aus den Ecken gekrochen und versuchen euch, das Gold vor der Nase wegzustibitzen.
Um logisch zu erklären, dass die immer neuen Minenarbeiter sich konstant verbessern und die Perks des Vorgängers behalten, könnt ihr vom gesammelten Gold die Ausrüstung aufwerten. Das Wams verbessert eure Lebensenergie, die Spitzhacke erhöht euren Schlag-Angriff, die Handschuhe eure Wurfstärke und mit einem größeren Goldbeutel behaltet ihr mehr Gold nach eurem Ableben.
Außerdem trefft ihr in den Minen auf diverse NPCs, die ihr retten könnt und die euch fortan einen Shop an der Oberwelt bieten. Dort könnt ihr nützliche Items für den nächsten Run, Verstärkungen dieser Items, bessere Shop-Angebote in den Dungeons und noch weitere Dinge kaufen. An Upgrades und Items mangelt es wahrlich nicht.
Nur noch eine Runde
Klar, das Genre definiert sich dadurch, dass man immer von vorne beginnt und jedes Mal versucht, etwas weiter zu kommen als beim vorherigen Durchlauf. Das Entwickler-Team Thorium zeigt hier jedoch deutlich, dass sie den Gameplay-Loop und alles, was das Genre ausmacht, perfekt verstanden haben. Jeder Run spielt sich frisch.
UnderMine ist sehr kampffokussiert. Beinahe jeder Raum enthält Gegner. Diese müsst ihr erst plätten, bevor ihr weitergehen könnt. Dafür könnt ihr eure Spitzhacke entweder zum Zuschlagen verwenden oder sie wie einen Bumerang werfen. Mit gefundenen Schlüsseln und Bomben lassen sich manche Türen oder Wände öffnen, es wimmelt von Truhen und versteckten Räumen. Es gibt ausnahmsweise mal keine Ausweichrolle, dafür könnt ihr springen. Das finde ich persönlich jedoch recht unpräzise und hat mich mehr als einmal in den Abgrund befördert.
Ihr findet eine riesige Auswahl an Relikten, die euch Boni oder Fähigkeiten für den aktuellen Lauf geben. Manchmal findet ihr auch Blaupausen, mit denen ihr weitere Relikte freischalten könnt. Keines davon fühlt sich übermächtig an, aber ihr habt durchaus mit jedem zusätzlichen Relikt das Gefühl, einen ordentlichen Vorteil zu haben.
Die Präsentation
UnderMine nimmt sich selbst nicht ernst. Es bietet konstant einen leichten Humor, der auch gerne lustige Seitenhiebe auf andere Genrevertreter austeilt oder Pop Culture aufs Korn nimmt. Ein paar der Gags funktionieren hier allerdings im Englischen besser als in der deutschen Übersetzung, doch der gute Wille zählt. Die 32-Bit-Grafik sieht hervorragend aus, doch auch beim Artstyle wie dem Charakter- und Gegnerdesign merkt man dieses Verspielte an. Auch wenn das Gameplay durchaus fordernd ist, fällt UnderMine eindeutig unter „leichte Kost“. Der Soundtrack ist nichts atemberaubendes, aber hier und da gräbt sich ein Ohrwurm in die Gehörgänge.
Auch technisch ist das Spiel solide. Kurze Ladezeiten zwischen den verschiedenen Ebenen, während derer die vollständige Ebene geladen wird. Dadurch kommt es dann während des Spielens zu keiner merklichen Verzögerung. So gehört sich das. Auch die Framerate bleibt erfreulich stabil.
Für alle, die jetzt Bewegtbilder sehen wollen, gibt es hier noch den Trailer:
Mein Fazit zu UnderMine
Pros:
- Spaßiges Gameplay, welches einen motiviert, nur noch eine weitere Runde zu spielen
- Große Auswahl an Items und Verbesserungen lassen auch die tausendste Runde sich noch abwechslungsreich anfühlen
- Solide Performance
- Schicke Optik
Cons:
- Keine großartigen Innovationen
- Das Gold sammeln fühlt sich tatsächlich wie Arbeit an
- Ausuferndes Grinden erforderlich
Das Bild der unzähligen Bauern, die in die Mine geschickt werden, damit hoffentlich einer den Grund für diese Erdbeben herausfindet, lässt sich hervorragend auf UnderMine als Spiel übertragen. Viele waren schon vor ihm da und sind gut vorangekommen. Sicherlich werden auch noch einige nach ihm kommen.
Es nutzt viele altbekannte Genre-Mechanismen und weiß wirklich mit diesen umzugehen, sodass einem nie langweilig wird. Abseits davon wird man jedoch kaum auf bahnbrechende Neuerungen stoßen. Es ist einfach Bauer 5826, der vom gleichen Bossmonster gefressen wird der Großteil der Vorgänger. Einem in jeder Hinsicht überlegenen Hades (→ zum Test), Dead Cells oder auch Binding of Isaac wird es niemals das Wasser reichen können, aber wem das Genre zusagt, der kommt um UnderMine nicht herum. Es macht dafür zu viel Spaß und weiß euch für etliche Stunden zu beschäftigen.
Das Testmuster wurde uns von Stride PR zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!
Baujahr 1987, begann bereits als Zwerg mit einem Sega Master System II zu zocken, der einzigen Nicht-Nintendo-Konsole, die er je besessen hat. Begeisterter Fan von guten Metroidvanias und The Legend of Zelda. Überwiegend Einzelspieler, aber man findet ihn gerne mal bei einer Runde Smash Bros, natürlich als Link.
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