MotoGP 22: Motorrad-Racingsim für Switch im Test

Beim ersten Rennen direkt aufs Podium, das gelingt nur den Profis beim Zweirad-Racer MotoGP 22. Für wen lohnt es sich also, bei der Meisterschaft anzutreten? Und bringt das Switch-Game auch Neulingen Spaß? Antworten liefert unser Testbericht.

Experten kommen auf ihre Kosten, Newbies weniger

MotoGP ist die Rennserie für alle Enthusiasten von motorisierten Sport-Bikes. Allein auf Instagram folgen 13 Millionen Nutzer dem Spektakel – krass! Wenig verwunderlich, dass der Entwickler Milestone jährlich ein neues MotoGP-Videospiel bereitstellt. Das Versprechen: Selbst Teil des Geschehens sein und zusammen mit seinem Rennstall die Meisterschaft holen – Inklusive aktueller Lizenzen und Saisondaten.

Ich selbst habe keinen Motorrad-Führerschein und bin vor allem mit Rallye-Simulationen (→ zu meinem WRC 10-Test) vertraut. Das Experiment lautet daher: “Kann auch ein Spieler ohne Vorerfahrung Spaß haben?”

Meine letzte MotoGP TV-Übertragung liegt ein paar Jahre zurück. Ich erinnere mich noch an Kamerabilder, die zeigten, wie akrobatisch die Fahrer in Kurven einbogen. Und genau das erwartet einem bei MotoGP 22 für Konsole: Es reicht nicht kurz vor der Kurve abzubremsen, vielmehr muss der Spieler mit Feingefühl eine Art Choreographie hinlegen, um nicht neben der Streckenbegrenzung zu landen.

Neueinsteiger können in ihren ersten Runden kaum den Fahrtwind und röhrenden Motorradsound genießen, sondern werden bibbernd in jede Kurve einbiegen. Denn die Nutzung von den zwei Bremssystemen will gelernt sein. Es passiert recht fix, dass man einen der beiden Bremsbuttons etwas zu stark betätigt und im Kiesbett landet.

Um mehr Kontrolle über die hochgezüchteten Bikes zu erhalten, lässt sich in den Optionen eine automatisierte Bremsunterstützung zuschalten. Dadurch wird der Amateur entlastet und kann sich nach und nach an das Handling seiner Maschine gewöhnen.

Zudem stehen Tutorials zur Verfügung, welche einem die Handhabung des Bikes näherbringen. Diese sind allerdings wenig motivierend gestaltet und der Spieler muss sich durchbeißen.

Unsere 3 Top-Tipps für Einsteiger in MotoGP 22

  • Wählt einen einfachen Kurs mit wenigen Kurven aus, das verringert das Frustpotenzial in den ersten Spielminuten
  • Die zuschaltbare Ideallinie ist optimal, um mehr Sicherheit zu gewinnen und sich auf das Handling des Bikes zu fokussieren
  • Die Einsteiger-Rennklasse Moto3 ist die “goto”-Liga für Beginner
Das Bild zeigt eine Szene aus MotoGP 22.
Unerfahrene Spieler müssen sich langsam ans Gerät herantasten, sonst kann das schnell das K.O.  bedeuten

Realismus und Content en masse

Vollblut-Biker kommen bei MotoGP 22 auf ihre Kosten, gerade wenn es um den Simulationsaspekt geht, davon bin ich überzeugt. Der Realismus geht sogar so weit, dass der Fahrer nach einem Sturz manuell zu seinem Motorrad zurücklaufen muss. Dabei wechselt man in eine 3rd-Personen-Ansicht und läuft mit der Spielfigur über die Piste. Per Optionsmenü lässt es sich ab- bzw. zuschalten. Das zeigt wie ernst die Entwickler die Sportart nehmen und welchen Detailgrad sie angelegt haben.

Wer den Realismus für einen Moment ausblenden kann, aktiviert per Knopfdruck den Rewind, der einige Sekunden zurückspult und einem damit das drohende Desaster noch ausbügeln lässt.

Nicht nur beim Spielgefühl punktet MotoGP 22 mit Realismus. Ein riesiges Bundle an lizenziertem Content steht bereit. Neben den offiziellen Rennetappen der MotoGP Saison 2022, lassen sich auch Renn-Events in den Ligen Moto3 oder Moto2 anwählen.

Einen weiteren Grund öfter mal die Switch anzuwerfen, liefert der Story-Modus. Warum? Selten war ich von Video-Sequenzen so überrascht und angetan wie bei MotoGP. Die dokumentarischen Filmchen mit Original TV-Ausschnitten werden durch eine deutschsprachige Off-Stimme begleitet. Nach den einleitenden Clips spielt man entscheidende Situation der Saison 2009 nach. Während der einzelnen Rennabschnitte gilt es vorgegebene Haupt- und Nebenziele zu absolvieren.

Das Bild zeigt eine Szene aus MotoGP 22.
Noch einmal die Highlights von 2009 nacherleben – MotoGP 22 macht’s möglich

MotoGP 22: Pack’ die Kamera aus, es lohnt sich

Klassische Rennspiele sind hübsch anzusehen, wissen Core-Gamer. Schließlich muss anders als bei großen Open-World-Spielen kein riesiges Areal berechnet, sondern nur der immer gleiche Rundkurs nach und nach in den Grafikspeicher geladen werden.

MotoGP 22 zeigt auf Basis der Unreal Engine jedenfalls, dass Racing auf der Switch visuell überzeugen kann. Denn nicht nur beim Fahrmodell setzen die Entwickler auf eine möglichst realistische Abbildung, sondern geizen auch beim Look der Boliden nicht mit Details.

Die Feinheiten bei der Darstellung kommen besonders im Fotomodus gut zur Geltung. Beim Replay setzt hingegen teils ein unschönes Kantenflimmern ein. Die Soundkulisse macht einen soliden Eindruck, gerne dürften die Bikes allerdings noch etwas wuchtiger klingen.

Das Bild zeigt eine Szene aus MotoGP 22.
Neben der 3rd-Person steht auch eine Ego-Sicht inkl. Helmvisier zur Verfügung

Fazit zu MotoGP 22

Pros:

  • Riesiges Lizenz-Paket
  • Grafisch toll in Szene gesetzte Motorrad-Modelle
  • Hoher Grad an Realismus und Detailtiefe
  • Story-Modus in packendem Doku-Stil

Cons:

  • Handling der Motorräder für Anfänger schwer zu erlernen
  • Tutorials wenig motivierend
  • Teils flimmernde und unscharfe Umgebungs-Texturen

Racing-Vergnügen für Profis mit einem großen Schuss Realismus

Die Liebe zum Motorsport kann man den Entwicklern von MotoGP 22 wohl kaum absprechen. Selten wird dem Spieler die Huldigung eines Racing-Events so stark aufgezeigt, wie hier geschehen. Zudem steht ein XXL-Paket aus Lizenzen und ein launiger Story-Modus bereit, den ich mir für jede Racingsim wünschen würde. Auch grafisch macht das Game für Switch-Verhältnisse einiges her.

Milestone legt bei dem aktuellen Serien-Ableger einen klaren Fokus auf Realismus, nahezu ohne Kompromisse. Das wird Serienkenner freuen, Einsteiger hingegen dürften jedoch über die Präzision, die einem die Lenkung des Bikes abverlangt, frustriert sein.

Das Testmuster wurde uns von Koch Media zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!

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