Ich muss echt aufpassen, dass ich bei diesem Test nicht zu sehr ins Schwafeln komme. Denn das Thema des Spiels, die Idee und auch meine Interpretation dieser Idee bringen mich einfach nur ins Schwärmen. Das war seit dem ersten Moment so, als ich vor ein paar Tagen eine News über Letters: A Written Adventure geschrieben habe. Beinahe könnte man von Liebe auf den ersten Blick sprechen.
Leider ist es eine Schwärmerei über die Landesgrenze hinaus. Denn Letters: A Written Adventure ist ausschließlich in englischer Sprache verfügbar. Da hat es sich ja echt gut getroffen, dass ich meine Fremdsprachenkenntnisse eh aufpolieren wollte. So hilft mir meine Leidenschaft für Videospiele auch noch dabei… und nein! Das ist ganz sicher keine Ausrede, um mir das viele Zocken schön zu reden!
Ob sich Letters: A Written Adventure für Einsteiger und auch für erfahrene Spieler lohnt, schlüssle ich euch im Folgenden ganz genau auf. Für alle, die nicht bis zum Ende warten können, habe ich schon mal einen kleinen Vorgeschmack auf meine Meinung: Wunderschöne Grafik, interessante Ideen, sehr viel zu lesen. Und man sollte die englische Sprache idealerweise ganz passabel beherrschen.
Letters: A Written Adventure – Einige grundlegende Informationen
Ganz offiziell ist Letters: A Written Adventure am 09. Februar 2022 auf der Nintendo Switch erschienen. Es handelt sich um ein Spiel aus dem Hause 5AM Games, welches von dem Publisher PID Games veröffentlicht wurde. Der Release des Spiels fand ausschließlich digital über den Nintendo eShop statt, eine physische Fassung scheint zum aktuellen Zeitpunkt nicht geplant zu sein.
Preislich ordnet sich der Titel mit 14,99 € im Mittelfeld an, ob das Spiel das Geld wert ist, da bin ich tatsächlich eher zwiegespaltener Meinung. Es ist wirklich ein geniales Indiespiel, welches definitiv sehr viel Aufmerksamkeit verdient hat. Allerdings, hat man das Spiel einmal durch, ist der Wiederspielwert nicht sonderlich hoch. So zumindest meine Meinung. Daher rate denen dazu, die überlegt sind, sich den Titel zuzulegen, lieber auf eine Rabattaktion zu warten. 10 € würde ich persönlich als besseren Preis empfinden.
Darf ich vorstellen: Sarah Frei aus der Schweiz
In Letters: A Written Adventure schlüpfen wir in die Rolle einer jungen Dame namens Sarah Frei. Sie stammt aus der Schweiz, ist zum Start des Spieles 10 Jahre alt und 1,42 m groß. Geboren wurden wir im Jahre 1987, wir sind also ein klassisches Kind der 90 Jahre. Wie Sarah genau aussieht, das obliegt uns als Spieler.
Es wäre falsch zu behaupten, wir wären in der Lage, unseren Charakter frei zu gestalten, auf ein paar Attribute allerdings können wir Einfluss nehmen. So können wir einstellen, welche Haut- und Haarfarbe wir haben und welchen Kleidungsstil wir bevorzugen.
Ich bin mir relativ sicher, dass die Hautfarbe und auch die Haarfarbe wenig Einfluss auf die Geschichte haben, der Kleidungsstil macht schon etwas aus. Ich habe festgestellt, dass sich die Persönlichkeit von Sarah minimal ändert, je nachdem, ob man klassisch, nostalgisch oder wie auch immer gekleidet ist.
PS: Meine Sarah hatte helle Haut, blonde Haare und kleidete sich eher nostalgisch. Ein wenig habe ich sie nach meiner eigenen Persönlichkeit gestaltet.
So wird gespielt
Wie bereits eingangs erwähnt, dreht sich in Letters: A Written Adventure alles um Worte. Es handelt sich um ein handgezeichnetes Wordpuzzle, welches durchaus aber auch Platformer-Elemente aufweist. Unsere Aufgabe im jedem einzelnen Level ist es, Worte so einzusetzen, dass sie entweder unsere eigenen Entscheidungen repräsentieren oder unsere Mitmenschen beruhigen. Unser Ziel ist immer dasselbe: Das Ende des Levels erreichen und durch die Tür in die nächste Runde gelangen.
Vielleicht fragt ihr euch jetzt, wie genau sich die Wordpuzzle gestalten. Ich finde es, um ehrlich zu sein, nicht ganz so einfach, das Spielprinzip zu erklären. Jede Runde besteht aus einem Brief, einer Internetseite, einem Chat oder dergleichen. Besonders in unserer Jugend erleben wir immer mehr die noch neue Welt des Internets, wobei wir uns nie ganz von den Briefen lösen. In jedem Text befinden sich bereits blau hervorgehobene Worte, welche unsere Spielfigur greifen und nach rechts oder auch nach links werfen kann.
Neben den bereits im Vorfeld markierten Worten gibt es allerdings auch einige versteckte Worte. Diese „verbergen“ sich normalerweise in anderen Worten und müssen durch einen kräftigen Tritt mit dem Fuß herausgelöst werden. Wenn man mal nicht weiterkommt, sollte man allerindings nicht direkt den Kopf in den Sand stecken. Durch den Druck von „Y“ können wir nach verborgenen Worten suchen.
Mit den Worten beeinflussen wir die Bilder in unseren Texten. Wir können sie dazu bringen, den Weg freizugeben und sich anders zu verhalten, indem wir sie mit dem passenden Attribut bewerfen. In den meisten Fällen brauchen wir dabei eher die verborgenen Wörter, als die offensichtlichen, aber das muss nicht immer sein.
Triff Entscheidungen in Sarahs Namen
Eines der Hauptfeatures von Letters: A Written Adventure ist das Treffen von Entscheidungen. Ganz ehrlich muss man sagen, dass nicht jedes geworfene Wort einen Einfluss auf die Zukunft hat. Manchmal kann man damit aber auch nur Schabernack treiben, wie zum Beispiel unsere Schwester wie ein Törtchen aussehen lassen oder ein Bild voller Katzen stopfen (PS: Katzen machen definitiv alles besser!).
Dennoch gibt es gelegentlich Situationen, in welchen wir wichtige, lebensverändernde Entscheidungen treffen müssen. Manche Entscheidungen davon haben ein direkten Einfluss (zum Beispiel auf den Urlaubsort), andere sind eher für den weiteren Verlauf unseres Lebens relevant (z.B. wie gut der Kontakt zu unseren Eltern oder auch zu unserer Schwester ist).
Wunderschöne Grafik und urkomische Gespräche
Dass jemand in dieses Spiel viel Zeit und auch viel Liebe investiert hat, sieht man einfach. Die Grafik wirkt charmant und handgezeichnet, irgendwie hat das Ganze einen angenehmen Buntstift-Look, welcher mir wirklich gut gefällt. Dazu passt ganz gut, dass Sarah, die Protagonistin, eine Künstlerin ist, die sich auf Comics spezialisiert hat.
In jedem Level gibt es Tiere oder auch Menschen, die unseren Weg zum Ausgang blockieren. Wir müssen mit ihnen reden oder sie auch durch Wörter verändern, damit wir weiterkommen. So gibt es ein Level, in welchem wir das Wort „Air“ (Luft) auf einen platten Ballon werfen, damit dieser wieder zum Himmel aufsteigt. Oder wir bewerfen eine süße Ratte mit dem Wort „Sit“ (Sitz), damit sie sich setzt und wir passieren können.
Was mir persönlich allerdings noch besser gefallen hat als die Grafik, war der urkomische Humor, den ich ehrlich gesagt nicht erwartet hatte. Es gibt so viele unfassbar lustige Gespräche und auch jede Menge schlechte Wortwitze, da kommt man gar nicht mehr aus dem Lachen raus. Und das, obwohl ich einige Worte nachschlagen musste.
Meine absolut favorisierten Witze: Ein Computervirus in Form eines Holzpferdes, der immer wieder beteuert unser Freund zu sein und „Totally not a virus at all“ (definitiv kein Virus) und ein isländischer Wasserfall, der die ganz flachen Witze echt perfektioniert hat. Selbst mit meinem mäßig guten Englisch ist das Spiel definitiv ein Erlebnis.
Ein ABER! zu Letters: A Written Adventure
Ich liebe den Titel. Er hat mir ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert, was schön lange kein Spiel mehr geschafft hat, dennoch hat Letters: A Written Adventure in meinen Augen ein großes „ABER!“. Dieses hat auch damit zu tun, warum ich beinahe 15 € nicht unbedingt als angemessen empfinde. Das Spiel ist mir schlichtweg zu kurz.
Ich finde es wirklich sehr schade, dass wir nur die Kindheit und Jugend von Sarah erleben. Die Entscheidungen, die wir dort treffen, sind für unser restliches Leben bindend, allerdings können wir dort einfach nichts mehr entscheiden. Wir haben also keinen Einfluss darauf, ob wir mal ein großer Maler werden oder ob wir Kinder bekommen. Das ist so unendlich schade und das hat mich richtig aufgeregt.
Allerdings muss ich auch sagen, dass das Spiel als „Geschichte des Erwachsenwerdens“ beworben wird, dennoch finde ich es sehr schade, dass es so kurz ist. In meinen Augen vermittelt das auch die falsche Botschaft. So als könnte man Entscheidungen, die man in der Kindheit getroffen hat, nicht mehr rückgängig machen. Sehr schade, einfach nur unfassbar schade.
Mein Fazit zu Letters: A Written Adventure
Pros:
- Wunderschöne Grafik
- Interessantes Spielsystem
- Liebeserklärung an Worte
- Urkomische Dialoge
- Auch ernsthafte Themen werden angesprochen
Cons:
- Eventuell zu teuer
- Zu kurz
- Leider nur in englischer Sprachausgabe
- Recht lange Ladezeiten
- Kleinere Aufhänger
In meinem Herzen erhält das Spiel 10 Punkte, das möchte ich noch mal ganz klar sagen. Aber ich als Testerin darf nicht ausschließlich nach meiner eigenen Meinung urteilen, vielmehr muss ich versuchen, ein Spiel nach objektiven Maßstäben zu werten.
Ich fand vor allem schade, dass das Spiel zwischen den einzelnen Leveln recht lange lädt und es wirklich nur die „Geschichte des Erwachsenwerdens“ ist und nicht ein ganzes Leben. Zudem würde ich mir eine deutsche Sprachausgabe wünschen, aber ich kann mir gut vorstellen, wie schwer es ist, die Worträtsel und Wortspiele in eine andere Sprache zu übertragen.
Das Testmuster wurde uns von 5am Games zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!
Geboren im Jahre 1997 bin ich wirklich froh darüber, mich noch ein echtes 90er-Unikat nennen zu können.
Geboren und aufgewachsen bin ich im Saarland, wohne und arbeite auch immer noch hier. In meinem Job als chemisch technischer Assistent habe ich sehr viel mit Zahlen und Rechnen zu tun, das Zocken ist daher ein nette Abwechslung für mich.
Meine erste Konsole war eine NES. Ich besitze auch heute noch eine und liebe sie abgöttisch. Neben der NES habe ich noch zwei Nintendo 3DS-Systeme und natürlich eine Nintendo Switch. Meistens Spiele ich Jump`n`Run und Strategiespiele, bin aber allem gegenüber offen. Was ich nicht so mag sind Horror- und Actionspiele, wobei es auch hier natürlich Ausnahmen gibt. Auf der Switch ist mein aktuelles Lieblingsspiel Monsters 2, wobei ich auch für eine Partie Overcooked 2 mit meiner Schwester immer zu haben bin.
Letters hatte ich auf meiner Wishlist stehen aber auch wenn das Spiel meinen Humor echt genau trifft, werde ich es mir aufgrund der kurzen Spielzeit und des hohen Preises wohl doch nicht kaufen. Danke für deine Entscheidungshilfe 😀
Ich weiss nicht ob dir das hilft, aber je nach Entscheidungen die du triffst ändern sich Geschehnisse im Spiel (teils rätsel und grafiken), also lohnt es sich das Spiel mindestens 2 mal durchzuspielen um alles zu sehen. (Was die Spieldauer erhöht).