Dies ist ein Kurztest von Mr.JamesGames zu Imp of the Sun. Lasst ihm doch gerne ein Abo bei YouTube da!
Als Indie-Entwickler hat man’s nicht leicht dieser Tage. „Aber, aber“ werdet Ihr, werte Leser jetzt sagen. Besonders Metroidvanias sind doch des Videospiele Connaisseurs liebstes Kind abseits des Mainstreams?! Und selbst dort haben Spiele wie Metroid Dread, Ori und Hollow Knight Verkäufe im guten Millionenbereich erzielt. Und da habt Ihr auch vollkommen recht, aber kritisch wird’s dann, wenn man Spieleentwickler aus Leidenschaft ist, sein ganzes Herzblut in ein Game gesteckt hat und dann landet eine Reviewkopie auf dem metaphorischen Schreibtisch vom lieben, guten MrJames, dessen Expertise, in gespielten Titeln gemessen, näher an der 100 liegt, als an der 10 und der jede kleine Unzulänglichkeit wutschnaubend beklagt, wie die sprichwörtliche Prinzessin auf der Erbse.
Herzlich Wilkommen zu Imp of the Sun. Oder wie wir in diesen Breitengraden sagen: Das uneheliche Kind der Liebe von Ori and the Blind Forest und Königreich für ein Lama. An dieser Stelle will ich mit Nichten bashen. Imp of the Sun sieht wirklich bildhübsch aus. Für cartoonigen Artstyle bin ich immer zu haben, solange er einen oldschooligen, handgezeichneten Charme versprüht. Die verschiedenen Biome der Spielwelt von Imp sind reichhaltig, vielfältig und bieten Eyecandy an jeder Ecke, es gibt saftig grüne Tropenwälder, sandig warme Wüsten, katakombige Katakomben und alles weitere, was das Metroidvania-Umgebungsherz begehrt. Und Llamas. Die Llamas nicht vergessen.
Imp of the Sun erschien vor rund einem Monat, unter anderem für die Nintendo Switch.
Die Story von Imp of the Sun
Was die Geschichte angeht? Ihr spielt einen kleinen Glumanda-Ori namens Nin, quasi die letzte Flamme des Sonnengottes. Die Sonne droht zu erlöschen, ewige Sonnenfinsternis steht bevor, kein Feuer und Schwefel, Hunde und Katzen leben miteinander… Massenhysterie. Mit der Expositionskeule wird hier geklotzt und nicht gekleckert. Direkt zu Beginn regnet ihr auf ein kleines mesoamerikanisches Dorf hernieder und bekommt direkt auf den Kopf zugesagt was zu tun ist: In die vier Biome der Spielwelt vordringen und die vier Bösewichte, die sich vom Sonnengott abgewandt haben, dem flammenden Zorn eures Schwertes überantworten.
Praise the Sun! Ob das für einen popcorngeschwängerten Heimkinoabend reichen würde? Ich weiß ja nicht, aber zumindest sind die Figuren allesamt charmant, unnervig und sprechen nicht nur in kryptischen Sinnsprüchen. Aber wie das in Action-Platformern nun mal so ist, die hat noch Niemand wegen eines Defizits an Story enttäuscht in die Ecke gepfeffert.
Am Gameplay soll es sich also entzünden. Versteht Ihr? Entzünden…weil Ihr ne lebende Flamme seid. *roflcopter* Ja nun… Imp of the Sun ist so hübsch und knuffig und charmant, dass ich von ganzem Herzen wünschte, ich könnte euch jetzt mit leuchtenden Augen berichten, noch nie soetwas flutschiges gespielt zu haben, aber ich fürchte, da müssen wir unsere Erwartungen herunterschrauben. Was zunächst mal lobend zu erwähnen wäre: die grundsätzliche Tastenbelegung erfüllt den Standard, springen vollführt ihr mit B, gedroschen wird mit Y… Alles andere ist Sünde und gehört mit Feuer getötet.
Die Steuerung und das Feeling
Außerdem habt ihr den Doppelsprung, die coolste Videospielfähigkeit aller Zeiten, von Beginn an. Zwei Gummipunkte für Gryffindor. Was den Rest angeht: Mäh! Sowohl das Movement, als auch das Kämpfen fühlt sich unrund an, um es nett zu sagen. Ich bin mir sicher: ist man ein Neuling auf dem Terrain des 2D-Metroidvanias, wird einem das kaum auffallen, aber als Viel- bis Alleszocker, was das Genre hergibt, muss ich leider sagen, bin ich hier hungrig ins Bett gegangen. Ohne den Typen raushängen lassen zu wollen, der beim ersten Date nur von seiner Ex spricht, aber von allen Metroidvanias, die ich in den letzten sechs Monaten allein gespielt habe, fühlt sich Imp of the Sun mit Abstand am schlechtesten an.
Wenn ihr euch in Bewegung setzt, gibt es so einen nervigen Augenblick Verzögerung, bevor ihr auf Betriebstemperatur kommt, dafür habt ihr danach viel Speed drauf und overshootet gern mal einen Sprung. Beim Kämpfen das Gleiche. Es fühlt sich wuselig an, unpräzise, Treffer sind schnell kassiert und ein Gefühl von Kontrolle stellt sich nicht ein. Wie es die Metroidvania-Tradition diktiert, bringen neue Bereiche neue Skills und Attacken, Progression findet statt, indem ihr Glitzerzeugs aufsammelt und im überschaubaren Skilltree gegen Statboosts tauscht. Die Spielzeit schlägt mit ca. 5–8 Stunden zu Buche.
Fazit zu Imp of the Sun
Pros:
- Bildhübscher Artstyle
- Charmante Figuren
- Doppelsprung ab Spielbeginn
Cons:
- Unrunde Steuerung
- Unpräzises Kampfsystem
- Sehr simpel und kurz
Wie ich ein wenig weiter oben schon sagte: Ich wünschte, das Spiel hätte mir den Schalter rausgehauen, es ist so hübsch und zuckersüß, das hätte ein Selbstläufer werden können. Aufgrund des spaßbefreiten Handlings kann ich als Veteran ob der Fülle an besseren Alternativen leider keine Empfehlung aussprechen.
Ob sich Neulinge hier erleuchtet fühlen, kann ich nicht mehr beurteilen, aber auch denen würde ich eher andere aktuelle Metroidvanias empfehlen, alte Genre-Hasen sollten auf jeden Fall probespielen, ob sie das Movement als störend empfinden.
Kein Trash, aber von Kultfaktor weit entfernt!
Das Testmuster wurde uns von Marchsreiter zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!
Über Mr.James als Gastautor ist nicht viel bekannt, außer, dass er irgendwann zwischen der Erfindung des Commodore 64 und der des New 2DS XL geboren wurde und eine ausgeprägte Obsession für Metroidvanias innehat.
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