Dexter Stardust: Adventures in Outer Space – Intergalaktische „Knobel“kost für Neulinge

Dexter Stardust: Adventures in Outer Space – Ein Paketdienst im Weltraum

Duos – gleich ob tierischer oder menschlicher Natur – scheinen in Point & Click Adventures großartig zu funktionieren. Denn auch der titelgebende Held dieses Adventures namens Dexter Stardust, den wir als Spieler überwiegend durch die Galaxie navigieren, hat seinen weiblichen Sidekick und gleichzeitig beste Freundin namens Aurora dabei. Zu zweit ist’s einem scheinbar nicht so schnell langweilig… aber kommt überhaupt Langeweile auf? Nun, alles der Reihe nach.

Auf diesem Bild des Spiels „Dexter Stardust: Adventures in Outer Space“ ist ein Mann mit einem Roboter im Arm zu sehen.
Dieser blecherne Kerl hat uns aus unerfindlichen Gründen das Leben gerettet

In English, please!

Zugegeben, etwas erstaunt und ungläubig habe ich mich durch das Testmuster geklickt und geschaut, wo sich denn die deutsche Sprache einstellen lässt. Dass man keine deutschen Stimmen hört, ist in dialoglastigen Abenteuern nichts Neues. Solche Posten verschlingen oftmals nicht unerhebliche Summen, welche dann lieber an anderen Stellen von den Entwicklern eingesetzt werden. Vollkommen nachvollziehbar und in den allermeisten Fällen auch die richtige Entscheidung.
Aber… wo ist denn nur die Option, die Texte auf Deutsch umzustellen? Da sich das Hauptmenü sehr übersichtlich gibt, wird schnell klar: Die gibt es nicht! Und ist nach aktuellem Stand auch nicht geplant, jedenfalls ist noch kein Patch oder Download erschienen oder angekündigt, der ein Sprachpaket anbietet.

Dieser Umstand soll gleich am Anfang dieses Reviews als ausdrückliche Warnung verstanden werden! Denn wer sich mit der englischen Sprache noch nie so richtig anfreunden konnte und sich keine komplexeren Satzkonstrukte oder Ähnliches zutraut, wird mit dem Spiel keinen Spaß haben. Einiges ist zwar aus dem Kontext ersichtlich und man kann sich das ein- oder andere auch zusammenreimen. Da das Programm aber auch einen deutlichen Fokus auf die Story und Interaktion mit anderen Wesen legt, reichen ein paar Brocken Schulenglisch hier nicht aus. Wer sich aber einigermaßen sicher im Englischen bewegen kann, sollte keine Probleme haben, alles zu verstehen.

Auf diesem Bild des Spiels „Dexter Stardust: Adventures in Outer Space“ ist ein Mann am angeln, einer steht daneben.
Skurrile Charaktere gehören einfach zu jedem guten Adventure!

Die Story und der Fokus von Dexter Stardust: Adventures in Outer Space

Dexter Stardust: Adventures in Outer Space betont häufig den Stellenwert, den die Storyelemente im Spiel einnehmen. Und das soll auch gewürdigt werden, denn während unseres Trips durch die Galaxis werden zwar nur eine Handvoll Charaktere genauer beleuchtet, diese sind dafür aber allesamt wichtiger Bestandteil der Handlung. Zu Beginn scheint alles nach einer recht überschaubaren Sache auszusehen: Dexter und Aurora sollen Fracht von A nach B befördern.

Doch schon bald, nach einem mysteriösen Zusammenstoß mit feindlich gesinnten Soldaten und einem älteren Robotermodell, der Dexter
beschützt und sich einem Laserschuss aussetzt anstatt ihn zu töten, werden die Dinge komplexer., detaillierter und interessanter. Eine gefährliche Roboterspezies namens Vreesianer setzt alles daran, Dexter und seinen Freunden das Leben zu erschweren. Und dann wäre da noch Dexters Onkel, der wesentlich mehr weiß, als er preisgibt…

Dies ist nur ein winziger Ausschnitt aus diesem storyintensiven Abenteuer, mehr möchte ich aus Spoilergründen an dieser Stelle nicht verraten. Vielleicht noch, dass der angeschossene Roboter verblüffende Ähnlichkeit mit Bender aus der 2000er-Serie Futurama hat, aber das sollte mit einem schnellen Blick aufs Coverartwork den älteren Spielern eventuell bereits aufgefallen sein.

Auf diesem Bild des Spiels „Dexter Stardust: Adventures in Outer Space“ ist ein faustschwingender Mann und ein getroffener
Roboterkopf in Großaufnahme zu sehen.
Zack! Dexters Onkel ist um eine schlagkräftige Antwort nicht verlegen

Die nervige Anbetung von Monkey Island

Es bleibt aber nicht nur bei der Verneigung vor Matt Groenings Zeichentrickserie (die wiederum ihren Ursprung bei den Simpsons hat), sondern es finden sich immer wieder Anspielungen auf die unter Fans bestens bekannten Monkey Island Teile 1 und 2. Und da liegt auch ein auffallender Störfaktor des Spiels. Es ist vor allem für eine Indie-Entwicklung vollkommen ok, wenn ein kleiner Gag oder/und Dank an Ron Gilbert und sein Team ins Spiel eingebaut wird. Schließlich haben wir ihm die besten P&C Adventures aller Zeiten zu verdanken und hat diese durch programmiertechnische Geniestreiche erst richtig mainstream-tauglich gemacht.

Allerdings bleibt es nicht bei einem Gruß, sondern es werden gleich ganze Rätsel fast 1:1 übernommen sowie Ideen und Anspielungen am laufenden Band gemacht. Das stört nicht zuletzt die Immersion ziemlich. So, als wenn Dexter an fast jeder Ecke die Spieler daran erinnern muss, dass er sich nur in einem Videospiel befindet und ihm dieser Umstand bewusst ist. Es nervt irgendwann einfach ziemlich und ist spätestens nach dem zweiten Mal auch nicht mehr witzig, sondern wirkt nur noch anbiedernd und abgedroschen. Ziemlich schade, da das zuvor aufgebaute Mittendrin-Gefühl in Dexter Stardust: Adventures in Outer Space durch solche Aktionen immer wieder zerstört wird.

Auf diesem Bild des Spiels „Dexter Stardust: Adventures in Outer Space“ ist ein Mann und eine Leiter unter Wasser zu sehen.
Monkey Island-Anbetung Nr. 2245236…

Aufbau der ersten Staffel von Dexter Stardust: Adventures in Outer Space

Dexter Stardust: Adventures in Outer Space ist in insgesamt fünf Episoden unterteilt, die zusammen die erste Staffel des Weltraumabenteurers bilden. Nichts Neues, diese Form sollte inzwischen den meisten Fans des Genres aus größeren Produktionen wie The Walking Dead oder auch Sam & Max (→ zu unserem Test) bekannt sein.

Auch bei Dexter Stardust: Adventures in Outer Space ist es möglich, jede Episode von Spielbeginn einzeln anzuwählen. Die Reihenfolge ist dabei dem Spieler überlassen, es macht aber ob der Storyentwicklung Sinn, sich von Episode 0 (eher ein spielbares Intro als eine vollwertige Episode) bis 4 in der dafür
vorgesehenen Reihenfolge durchzuklicken. Bei Anwahl einer jeden Episode werden drei Balken zu Story, Puzzles und Länge angezeigt. Eine (bislang einmalig?) gute Idee, so bekommt man einen groben Vorgeschmack und Überblick auf das, was einen im Folgenden so erwartet. Das Intro (Episode 0) ist wirklich nur als solches zu verstehen und innerhalb weniger Minuten beendet. Doch keine Sorge, die anderen sind länger ausgefallen, wobei Episode 3 mit 3–4 Stunden Spielzeit das Kernstück des Titels ausmacht.

Preis-Leistungs-Verhältnis geht in Ordnung

So sollte man sich im Vorfeld darüber im Klaren sein, dass Dexter Stardust: Adventures in Outer Space für Profis in insgesamt etwa sechs oder weniger Stunden beendet ist. Für ein Indietitel geht das in Ordnung, zumal das Spiel für schmale 9,99 € im eShop angeboten wird – bis zum 05. Mai 2022 ist es sogar für nur 5,99 € im Angebot.

Die Switch-Version ist konsolenexklusiv, auf Steam ist unser Weltraumbummler aber ebenfalls unterwegs. Für den PC gibt es dann auch eine kostenlose Demo, um risikobefreit ins Programm reinschnuppern zu können. Leider gehört dieser Service nach wie vor nicht zum Switch-Standard. So müssen die Unterwegsspielbegeisterten (wieder mal) die Katze im Sack kaufen. Für alle Unentschlossenen lohnt sich also das Weiterlesen. Denn es gibt endlich auch mal wieder Erfreuliches in Sachen Steuerung zu vermelden!

Auf diesem Bild des Spiels „Dexter Stardust: Adventures in Outer Space“ ist ein Mann und ein Mädchen auf einem Baumstamm
zu sehen.
Sehr coole Idee! In einer Szene wird kurz in einen anderen Grafikstil gewechselt

Die Locker-flockige Bedienung in Dexter Stardust: Adventures in Outer Space

Das Manövrieren eurer Spielfigur und auch alle weiteren Eingabebefehle sind sehr gelungen und intuitiv ausgefallen. Endlich mal ein Produkt der Point & Click Sparte, das zeigt, wie geschmeidig sich zeitgemäße Titel steuern lassen sollten. Hier macht alles Sinn, mit der linken Schultertaste wird das Inventar geöffnet. Mit einem weiteren Knopfdruck sucht ihr euren Gegenstand der Wahl aus, schließt mit erneutem Klick auf den L-Button das Inventar und agiert dann ganz unkompliziert mit der Umwelt. Das Verben-Menü wird bei interessanten Objekten oder Gesprächspartnern rechts unten am Bildschirm durch Symbole eingeblendet und ist selbsterklärend.

Falls ihr euch mal verklickt habt, könnt ihr einfach die Aktion wieder abbrechen und auch Dialoge überspringen. Mit dem linken Stick navigiert ihr den Cursor über den Bildschirm und mit A setzt sich euer Charakter dann in Bewegung. Volle Punktzahl für Dexter Stardust: Adventures in Outer Space, hier bleiben keine Wünsche offen!

Dexter und Co. mögen es „einfach“…

Bei diesem Weltraumabenteuer ist es außerdem möglich, bei doppelten Klick auf den A-Knopf das Lauftempo zu verdoppeln. Das ist angenehm, da so das intensive Backtracking zu einem beträchtlichen Teil abgefedert und insgesamt erträglicher gemacht wird. So gut wie alle Bildschirme müssen häufig angesteuert werden, sei es nun zum reinen Durchschreiten des Episodengebiets oder weil sich einige Rätsel nur nach Beschaffung eines bestimmten Gegenstandes lösen lassen.

Was die Steuerung von Dexter Stardust: Adventures in Outer Space nun nicht vorsieht, ist eine Schnellerkennung interessanter Objekte im Spiel. Das muss aber auch gar nicht sein, denn was bei Dexter Stardust: Adventures in Outer Space alles an Hilfe angeboten wird, ist einmalig. Da werden Kurzmonologe geführt, was an einem bestimmten Ort wohl zu gebrauchen wäre und diese sind dann zusätzlich farblich in den Untertiteln herausgehoben. Alleine dadurch werden enorm häufig eindeutige Hilfestellungen gegeben, was Einsteiger und Neulinge im Knobel-Genre sicherlich erfreuen wird. Und für ebendiese ist dieser Titel auch vorgesehen, der Schwierigkeitsgrad ist jedenfalls alles in allem sehr niedrig ausgefallen.

… deutlich zu einfach!

Doch die Rätselhilfen gehen noch weit darüber hinaus. Üblicherweise müssen verschiedene Gegenstände an einem bestimmten Ort eingesetzt und oftmals vorher weiter eingetauscht oder mit anderen Objekten kombiniert werden. Dexter hat großes Glück (?), denn vielmals findet man den zu benutzenden Inventargegenstand auf demselben (!) Bildschirm. Das „Rätsel“ besteht also mehr oder weniger nur darin, die nahe Umgebung auf interessante Objekte abzusuchen und diese wenige Meter weiter einzusetzen. Was soll das? Bei derart wenig Anspruch kann man sich die Mühe sparen und beispielsweise einfach die entsprechende Tür öffnen, ohne vorher die dazu benötigte Kreditkarte aus dem Unrat zu fischen.

Auf diesem Bild des Spiels „Dexter Stardust: Adventures in Outer Space“ ist ein Mann vor einem Schuppen zu sehen (mit
Untertitel).
Weiß auf Schwarz: Euch wird die Lösung an vielen Stellen einfach vorgesagt

Dazu gesellen sich weitere direkte Hinweise auf Lösungen, die einen Teil der Episoden zu einer reinen Laufaufgabe verkommen lassen. Quasi so, als würdet ihr Mario Odyssey oder Doom im Unbesiegbarkeitsmodus spielen, sobald es mal ETWAS anspruchsvoller wird. Nur wird euch dabei leider nicht die Wahl gelassen, ob ihr das überhaupt möchtet. Die Einsteigerfreundlichkeit in allen Ehren, aber dann brauche ich kein Rätselspiel, wenn mir ständig die Lösung ins Ohr geflüstert wird. Hier wären weniger Tipps nicht nur besser, sondern vor allem auch wichtiger gewesen.

Grafik und Sound

Hier gibt es im Großen und Ganzen nur Positives zu vermelden. Die gesamte Soundkulisse in Dexter Stardust: Adventures in Outer Space gibt sich zweckmäßig ohne Überraschungen, die Sprachausgabe ist für ein Low-Budget-Produkt erfreulich gut ausgefallen. Kein Dahinnuscheln, keine langweiligen Dialoge, hier werden die entsprechenden Anliegen und auch Emotionen glaubwürdig transportiert. Die Kulisse hätte an vielen Stellen trotz des simplen Zeichenstils zwar ein paar mehr Details vertragen können, ist aber in sich stimmig.

Fazit zu Dexter Stardust: Adventures in Outer Space

Pros:

  • Interessante Story
  • Engagierte Sprecher
  • Gute Technik
  • Toller Einstieg ins Genre
  • Eingängige, unkomplizierte Steuerung
  • Sympathische Hauptcharaktere

Cons:

  • Nach 5–8 Spielstunden habt Ihr alles gesehen
  • Rätselanspruch sehr niedrig
  • Ausschließlich mit englischen und spanischen Bildschirmtexten

Dexter Stardust: Adventures in Outer Space macht eine Menge richtig, aber leider auch Einiges falsch. Der vorbildlichen Steuerung, der komplett vertonten Untertitel sowie einer großen Portion Herz stehen zumeist anspruchslose, langweilige Rätseleinlagen, eine geringe Spieldauer und die für einige hohe Sprachbarriere gegenüber.

So bleibt trotz vieler guter Ideen ein leicht fader Beigeschmack, der sich leider nicht ignorieren
oder schönreden lässt. Aufgrund des fairen Preises ist dieser Titel vor allem englischsicheren Genre-Einsteigern zu empfehlen. Es wäre mit etwas höherem Anspruch und weniger oder zumindest optionalen
Hilfestellungen mehr drin gewesen. Dennoch darf man gespannt sein, wie es mit Dexter und seinen Freunden weitergeht. Denn das Erstlingswerk rund um Dexter ist alles, aber nicht schlecht!
Insgesamt ein wirklich gelungener Einstand mit etwas zu angezogener Rätsel-Handbremse.

Das Testmuster wurde uns von Dexter Team Games zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!

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