Sam & Max: Beyond Time and Space und Save the World: Tierisch-rustikale Einsätze im Dutzend!


Sie sind wieder da…
…Tatütataaaaa! Gestatten, das Vorzeige-Team der Freelance Police meldet sich wieder zum
Dienst! Und mit ihm das aus den beiden Ermittlern bestehende, sich bereits verdient gemachte
Duo Sam und Max. Hund und Hase. Ein tolles, ungleiches Paar, einmalig in der digitalen Tierwelt.
Die beiden ergänzen sich in ihrem Job sehr gut, wie es Fans und Freunden bereits aus dem 1993
erschienen Erstlingswerk Sam & Max – Hit the Road sicherlich bestens in Erinnerung geblieben ist.

Für all diejenigen, denen sich die zwei Schnüffler noch nicht vorgestellt haben: Gestatten, Sam und Max, Vertreter der Point & Click Adventures. Sam stellt den eher- besonnenen, ruhigen Pol dar, wie es bequeme Langschlappohren eben so an sich haben. Meist ist er es, der sich um eine dialogorientierte Lösung bemüht oder zumindest diese Option an erste Stelle setzt. Er ist es auch, dem ihr über die allermeisten Strecken im Spiel die Eingabebefehle gebt.

Max hingegen…tja, wie ist der putzige, weiße Hase (oder Kaninchen, wir wollen mal nicht haarspalterisch sein) charakterlich bloß einzuordnen? Auf den Werbeplakaten lässt sein breites Grinsen auf ein niedliches Frechdachsgesicht mit ebendiesen Eigenschaften schließen. Und das trifft so auch zu, muss aber um Komponenten wie gewaltbereit, grobmotorisch, rüpelhaft sowie weitere negativ behaftete Beschreibungen ergänzt werden. Der Hoppel bietet sich stets als „Gesprächspartner“ mit unbequemen Gegenübern an und lässt dann ordentlich die Sau raus.

Auf diesem Bild des Spiels „Sam & Max: Beyond Time and Space“ ist ein Weihnachtsmann mit MP zu sehen.
Das Fest der Liebe… dem gibt es nichts hinzuzufügen

Sam hingegen überlässt Max dabei gerne mal den Vortritt, wobei dieser wörtlich zu verstehen ist.
Grafisch schlägt sich dies in regelmäßigen Comic-Gewalttätigkeiten nieder, wie sie beispielsweise
aus der Zeichentrickserie Tom & Jerry (um mal bei tierischen Pendants zu bleiben) bekannt sind.
Alles recht niedlich und deutlichst überspitzt, aber in Kombination mit der schroffen Wortwahl und
den vielen schlüpfrigen Zweideutigkeiten nicht immer ganz ohne. Daher macht die FSK 12-Freigabe auch Sinn. Gut, das Point & Click-Genre ist jetzt auch nicht vornehmlich für die Allerjüngsten gedacht, aber erwähnt werden sollte es an dieser Stelle.

Was einen so in Sam & Max: Beyond Time and Space und Save the World erwartet

Nachdem nun kleinere Charakterstudien an den beiden Protagonisten vorgenommen wurden,
ist es an der Zeit, sich den aktuellen Switch-Re-Release (VÖ: Dezember 2021) genauer zu Gemüte
zu führen. Anhänger der Verbenbefehlsleiste („nimm“, „benutze“, „rede mit“ und in vielen Fällen
sechs weitere) werden sich umorientieren müssen, denn vom SCUMM-Interface, bekannt aus den
frühen 90ern, ist nichts mehr übrig geblieben. Was aber auch nicht allzu dramatisch sein sollte, da
sich bereits der erste Sam & Max-Teil vor knapp 30 Jahren als eines der ersten prominenten P&C-Produktionen von der altbewährten Steuerung verabschiedet hatte.

Auf diesem Bild des Spiels „Sam & Max: Save the World“ ist ein Teufelsmensch mit freiem Oberkörper
zu sehen.
Da haben unsere beiden Sympathieträger sicherlich noch ein Wörtchen mitzureden!

Überhaupt haben beide zum Test vorliegenden Teile (Beyond Time and Space und Save the World) den grafischen Sprung in die dritte Dimension gut überstanden und machen eine ordentliche Figur. An dieser Stelle sei angemerkt, dass es sich zwar um zwei eigenständige Spiele mit jeweils sechs Fällen handelt, aber beide Teile in technischer Hinsicht so gut wie ein Ei dem anderen gleichen. Leichte kosmetische Abänderungen in den Intros und Menüs und fertig ist die Laube!

Von den Profis für moderne P&C-Adventures von Telltale Games mitentwickelt, haben die Spiele aber noch vor den Blockbuster-Adventure-Seasons zu The Walking Dead ihre ursprüngliche Veröffentlichung gehabt. Vom Rätselinput sind Sam & Max also eher an die klassischen Adventures angelehnt und
dementsprechend recht knackig ausgefallen. Das ist für ein mitdenkintensives Genre nichts Schlechtes, im Gegenteil. Um die ein- oder andere Ecke denken ist unabdingbar, da man ansonsten schon nach wenigen Spielminuten die Flinte ins Korn werfen müsste. Nur sind einige Rätselwege doch arg schwammig ausgefallen, was das Vorankommen mitunter deutlich erschwert. Es handelt sich dabei zwar um Ausnahmen, aber hier und da fiel der Umstand unangenehm auf.

Auf diesem Bild des Spiels „Sam & Max: Save the World“ ist ein Auto (mit Schriftzug) auf lilafarbenem
Hintergrund zu sehen.
In den Intros beider Spiele schimmern die Anleihen des Noir-Settings durch

Als spürbar nerviger stellen sich die aufgesetzt wirkenden Minispiele heraus, die einfach nicht
ins Gesamtkonzept passen und sich wie Fremdkörper im Spielgeschehen anfühlen. Meist
bestehen diese nämlich aus stumpfen, kleinen Reaktionstests oder Variationen dieser. Macht
keinen Spaß, jedenfalls nicht in diesem Kontext und erinnert eher an die antiken „Game & Watch“-Gallerien Nintendos aus den frühen Achtzigern. Und die wirken dabei teils sogar besser
durchdacht. Hier wäre weniger mehr gewesen, denn es drängt sich stark der Gedanke auf, dass
Sinn und Zweck der Spielchen lediglich eine Streckung der Spielzeit ist.

Tierische Stärken

Und das ist in jedem Fall unangebracht, da sich die Spielzeit pro Titel auf etwa 10–15 Stunden beläuft – also etwa 2–3 Stunden pro Fall – und das Preis-Leistungsverhältnis absolut fair ist. Sowohl Beyond Time and Space als auch Save the World sind für jeweils knappe 17 € im Nintendo eShop erhältlich. Eine nicht ganz unwesentliche Rolle bis der Abspann über den Bildschirm flimmert sind dabei eventuelle Vorkenntnisse im Genre und ob die ein- oder andere Episode nicht schon mal auf PC oder der Nintendo Wii gespielt wurde… denn beide Switch-Veröffentlichungen haben deutlich mehr als zehn Jahre auf dem Buckel.

Dank der schön gestalteten Comicgrafik und der tollen Sprecher machen Hund und Hase beim Lösen ihrer Fälle auch heute noch eine technisch durchaus respektable Figur. Die witzigen Dialoge sind nach wie vor super, die Optik mag aufgrund des Alters zwar etwas detailarm anmuten, aber ist dennoch nett anzusehen. Keiner wird aber behaupten, dass die Switch hier in irgendeiner Weise vor Probleme gestellt oder gar überfordert wird.

Von Knobel- und Knebeleien mit Sam & Max

Doch werfen wir einen genauen Blick auf das Herzstück des Programms, welches
zweifelsohne das Gameplay ist. Als erstes wäre da die Steuerung. Irgendwie logisch, muss man
sich mit dieser bereits zu Beginn des Spiels zwangsweise anfreunden. „Zwangsweise“ deshalb,
weil es erstmal keine Möglichkeit zur Konfiguration gibt und weil einem zweitens dieser Umstand
infolgedessen logischerweise vor vollendete Tatsachen stellt. Und das ist beiden Sam & Max-Programmen nicht unbedingt eine erfreuliche Angelegenheit. Das fiel bereits bei Trüberbrook (→ zu unserem Test),
Syberia 3
und auch den Geheimakte-Teilen negativ auf, um mal einige Beispiele zu nennen. Dass es auch anders geht und sich die Entwickler durchaus über eine gut funktionierende Steuerung Gedanken gemacht haben, ist erfreulicherweise auch zu vermelden – beispielsweise bei Grim Fandango Remastered,
Baphomets Fluch 5, The Raven Remastered
.

Es geht also, aber leider nicht hier im Streichelzoo bei Hund und Hase. Das Steuern über den Bildschirm verkommt im vorliegenden Fall nun zwar nicht gerade zu einem reinen Gestocher und/oder Glücksspiel, aber als so dolle flüssig ist das Ganze nun auch nicht zu betiteln. Geht zwar schlechter, es wäre aber deutlich mehr drin gewesen, um es mal in einem ersten Fazit zusammenzufassen. Allenfalls Mittelmaß.

Auf diesem Bild des Spiels „Sam & Max: Beyond Time and Space“ ist eine Maus zu sehen.
In die Rolle dieses kleinen Pelztiers dürft ihr in einem Minispiel schlüpfen

Was habt Ihr lieben Entwickler Euch nur dabei nur gedacht?!

Vorausgesetzt, ihr spielt Beyond Time and Space und Save the World das erste Mal, stellt sich diese Frage des Öfteren. Und das ist auch gut so. Denn schließlich wollen die grauen Zellen gerne und viel gefordert werden, was hier fast ausschließlich im derben und herrlich verqueren Humorkostüm stattfindet und mit gründlichem Überlegen auch häufig zu bewerkstelligen ist. Abgesehen von den nervigen Minispielen gibt es allerdings auch viele unnütze, wenngleich lustige Informationen, die man in den zahlreichen Gesprächen mit der Umwelt erfährt.

Hier gilt es selbst zu entscheiden, was nun wertvoll und was als pure Unterhaltung anzusehen ist. Das mag zunächst nicht allzu schwer klingen, aber die schiere Fülle an Gesprächspartnern kann das ein oder
andere Mal für ernsthaftere Probleme sorgen. Nicht als negativer Umstand zu verstehen, das nicht unbedingt. Aber auf jeden Fall als kleine Warnung an alle, die die Kombinationsarbeit überwiegend im Inventarsmenü vermuten. Löppt nicht, hier wird überdurchschnittlich viel Zeit mit lesen, ordnen, zuhören und knobeln in Dialogform verbracht. Dank der erwähnten Talente der Sprecher verkommt dies jedoch nicht zum gähnend langweiligen Durchklicken längerer Dialogoptionen, sondern zum (überwiegend) freudig erwarteten Austausch mit dem Weihnachtsmann, seltsamen Burgergrill-Besitzern und anderen Gestalten.

Auf diesem Bild des Spiels „Sam & Max: Save the World“ ist ein Hund mit Anzug und Hut zu sehen.
Solltet ihr mal wirklich nicht weiterkommen, merkt Euch Sams weise Worte!

Sam & Max stehen nie vor unlösbaren Aufgaben

Es gibt zwar auch bei Sam & Max selten mal Situationen, in denen ein Weiterkommen schier unmöglich scheint, also geht stets sämtliche Optionen wieder und wieder durch! Sollte es tatsächlich mal nicht weitergehen… ein schneller Blick in eine der zahlreichen Komplettlösungen ist für Genreprofis natürlich absolut verachtenswert, aber für den durchschnittlichen Gamer, der einfach nur etwas Rätseln und dabei bestmöglich unterhalten werden möchte, sicherlich eine willkommene Unterstützung. Jeder soll für sich den größtmöglichen Spaß beim Pointen und Clicken haben, damit es auch zukünftig ein Publikum dafür gibt und dieses noch weiter wachsen kann.

Kleinere Hilfsoptionen sind von den Programmen auch schon optional im laufenden Spielbetrieb vorgesehen, was durchaus positiv zur Kenntnis genommen wird. Mit einem Druck auf die L-Schultertaste lassen sich sämtliche Interaktionsgegenstände und Gesprächspartner mit einem weißen Punkt anzeigen. Eine feine Sache, da ansonsten keinerlei Hervorhebungen wie leuchtende Umrandungen interessanter Gegenstände auf den Screen gezaubert werden.

Aber schon ziemlich bemerkenswert, was alles an Relevantem auf einen Bildschirm gequetscht wurde! Das ist aber auch nicht ganz verkehrt, da sich die Hintergründe pro Fall nur auf eine recht überschaubare Anzahl beschränken. Umso mehr müssen die vorhandenen vernünftig genutzt werden. Das aber nur als Randnotiz.

Was gibt es noch Erwähnenswertes? Genrebedingt gibt es keinen Multiplayer, Einsteiger werden von den knackigen Knopfnüssen schnell überfordert sein und das gemütliche Spieltempo ist sicherlich auch nicht jedermanns Sache.

Kurzer Einschub: The Darkside Detectives ist ein guter Softwaretipp für Neulinge (→ zu unserem Test)

Auf diesem Bild des Spiels „Sam and Max: Beyond Time and Space“ ist ein Büro mit einem Hund und einem Hasen zu sehen.
Kleine Punkte helfen Euch (wahlweise), die Interaktionsmöglichkeiten aufzuzeigen.

Jedoch kann man diese Umstände kaum negativ auslegen, denn damit steht und fällt ein gutes Produkt dieser Spielsparte schließlich. Alle weiteren Komponenten sind alles in allem meist über dem Durchschnitt, ohne dabei großartig nach oben oder unten auszureißen. Das Rätseldesign ist meist, aber nicht immer, fair und nachvollziehbar und ist als grundsolide zu bezeichnen. Das, was beide Sam & Max-Spiele auszeichnet, sind die völlig überdrehten und liebevoll gezeichneten Charaktere sowie der konsequent durchgezogene Humor, was Sam & Max deutlicher aus dem Mittelmaß herauszieht.

Fazit zu Sam & Max: Beyond Time and Space und Save the World

Pros:

  • Gute Sprecher
  • Schräger, sympathischer Humor
  • Passende Comic-Grafik
  • Stets herausfordernd
  • Ordentliche Spieldauer (pro Titel ca. 10–15 Stunden)
  • Preis / Leistung stimmt

Cons:

  • Überflüssige Minispiele
  • Eher durchschnittliches Rätseldesign
  • Unnötig bockige Steuerung
  • Keinerlei Fanboni (neue Fälle, unveröffentlichte Artworks etc.)
Das Bild zeigt meine Wertung zu "Little Big Workshop".

„Kann man machen, muss man aber nicht!“. So lassen sich Sam & Max: Beyond Time and Space und Save the World vortrefflich zusammenfassen. Spielerisch hier und da mit kleinen Längen und insgesamt eher mäßig, entfalten die Spiele durch ihr schräges Design und zahllose Wortspiele und Witze ihren vollen Charme.

Wer mit dieser Art von Humor nichts anfangen kann und zum Lachen zumeist im Keller aufzufinden ist, verpasst aber auch keine bahnbrechenden spielerischen Errungenschaften. Für
Fans des tierischen Duos aber empfehlenswert.

Das Testmuster wurde uns von Skunkape Games zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!

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