The Darkside Detective: A Fumble in the Dark – „Fummeln im Dunkeln“ für Anfänger


Im April diesen Jahres erschien das Point & Click Adventure The Darkside Detective: A Fumble in the Dark. Wir haben uns schließlich diesem Titel angenommen und präsentieren euch hiermit unseren Eindruck zum zweiten Ableger der Serie.

Gespielte Geschichte

Mulder und Scully wurden auf der Police Academy ausgebildet, kein Zweifel! So jedenfalls
lassen sich die beiden Hauptcharaktere der zweiten Staffel von The Darkside Detective sehr
treffend beschreiben. Chaotisch und leicht vertrottelt, jedoch immer liebenswürdig, machen sich
die beiden (namentlich: Detective McQueen und Officer Dooley) auf, um die verschiedensten Fälle
zu lösen, die untereinander immer mal wieder miteinander verknüpft sind. Damit die Übersicht
gewahrt bleibt, haben die beiden auch eine Übersichtskarte dabei. Wer mit Akte X und der
Police Academy übrigens nichts mehr anfangen kann, hat die späten 80er und 90er Jahre
verpasst. Oder ich bin einfach alt…

Auf diesem Bild des Spiels „The Darkside Detective: A Fumble in the Dark“ ist ein
Polizeiauto vor einem Verkehrsschild zu sehen (mit Textbox).
All die Jahre wurde das Schild falsch interpretiert!

Zunächst ist von Officer Dooley jedoch nichts zu sehen, denn der wurde zum Ende des ersten
Teils gekidnappt! Eine kurze Zusammenfassung der bisherigen Geschehnisse ruft den Spielern die
wichtigsten Ereignisse aber wieder ins Gedächtnis. Sollte es dann immer noch nicht klingeln,
wurde der Erstling womöglich gar nicht gespielt. Was sich aber als SEHR herausstellt, da
ansonsten viele Witze, Rückblenden und Ähnliches nicht in vollem Umfang verstanden werden
können. Die Story gewinnt dabei garantiert keinen Oscar, dennoch ist sie in beiden The Darkside
Detective
-Titeln von großer Bedeutung. Ohne zu viel verraten zu wollen, beschäftigt sich A Fumble
in the Dark
bereits im ersten von sechs Fällen – die synonym in sich spielerisch
abgeschlossenen Kapiteln sind – mit der Frage nach Officer Dooleys Verschwinden. Und das soll es
an dieser Stelle auch an kleinen Spoilern gewesen sein. Den Rest erspielt man sich am besten
selbst.

Noch weniger Pixel wäre Pitfall

Kennern des ersten Teils fällt sofort der erneut pixelig-charmante Grafikstil auf, denn der wurde
nicht verändert – also GAR nicht, Bildschirmaufteilung, Auflösung, ja sogar der Mauszeiger ist
derselbe (Anm.: Als Beweis stammt einer der Screenshots aus dem ersten Teil). Eine breite,
aber nie überladene Farbpalette fängt zu jeder Zeit die sehr eigene Atmosphäre des Spiels
wunderbar ein. Stellenweise erinnert diese von der Gestaltung und Farbwahl stark an den First-Person-Shooter Blakestone Castle. Hierzulande kaum bekannt, handelt es sich dabei um einen
inoffiziellen Nachfolger zu Wolfenstein 3-D mit demselben Entwicklerstudio und derselben Engine.

Die doch sehr auffällige Grobpixeligkeit unterstreicht wirkungsvoll den minimalistischen Ansatz
der Grafik. So spielen sich sämtliche Aktionen, Reaktionen, Gesichtszüge und sogar Animationen
nur im Kopf der Spieler ab, denn abgesehen von einzelnen Pixeln, beispielsweise für Darstellung von
Fliegen, sind flüssige Bewegungsabläufe nicht vorhanden. Sämtliche Charaktere sind steif und
heben nicht einmal sichtbar den kleinen Finger. Darüber hinaus besitzen die Figuren wie schon im
Erstling keine Augen, Nasen, Münder und noch nicht mal Augenbrauen. Wenn das von Beginn an
tatsächlich alles im Detail so durchgeplant war, kann davor nur der imaginäre Hut gezogen
werden! Denn dadurch haben die Charaktere nicht nur einen einzigartigen Wiedererkennungswert,
sondern lassen der Phantasie der Spieler komplett freien Lauf. Was zunächst etwas befremdlich
anmutet, entpuppt sich als willkommenes Alleinstellungsmerkmal der bislang zweiteiligen Serie. So
ist man als Reviewer fast schon genötigt, paradoxerweise für weniger Grafik eine höhere Wertung
zu geben… passiert auch nicht alle Tage!

Auf diesem Bild des Spiels „The Darkside Detective: A Fumble in the Dark“ ist ein großer
Clownskopf mit offenem Mund zu sehen (mit Textbox).
Man ist sich des Zeichenstils also bewusst

Music from the Darkside

So old school und charmant sich die Grafik gibt, so zweischneidig sind die Sounds und die
Musikstücke. Generell pflegen sich diese gut ins Spiel ein. Die musikalische Untermalung besteht
dabei nicht aus ‚echten‘ Melodien, sondern vermittelt durch den geschickten Einsatz vieler
Synthetikinstrumente mit dunklen Chorverläufen und viel, VIEL Hall eine schaurig-wohlige Mystery-
Atmosphäre. Man kann schon sagen, dass genug Eigenständigkeit vorhanden ist, um die Musik
losgelöst vom Spiel jederzeit den The Darkside Detectives zuzuordnen.

Mitunter jedoch etwas nervtötend, da auch die wenigen Soundeffekte wie sich nähernde Mücken – das allbekannte und verhasste „sssssSSSSZZZZ“ – umgesetzt wurden. Nach wenigen Spielminuten fällt außerdem
deutlich auf, dass sich die Melodienschleifen doch recht schnell wiederholen. Von daher sollte die
Musik im Optionsmenü einfach ein paar Einheiten nach unten reguliert werden, sodass sie genau
das macht, was sie tun soll: dezent im Hintergrund die Atmosphäre untermalen. Dann passt alles.

Die Soundeffekte beschränken sich auf wenige ping, bsss und rrrt Sounds, beispielsweise, wenn ein
neuer Gegenstand ins Inventar aufgenommen wurde. Der ein oder andere zusätzliche Effekt hätte
sicherlich nicht geschadet. Gefühlsregungen der Spielfiguren, wie seufzen und lachen, wurden nicht
audiovisuell implementiert. Man kann es bereits erahnen, aber der Vollständigkeit trotzdem
erwähnenswert: Auf Sprachausgabe wurde wie schon im ersten Teil komplett verzichtet. Der
Umstand ist im Retro-Kontext aber locker zu verschmerzen und fällt nicht wirklich negativ auf.

Auf diesem Bild des Spiels „The Darkside Detective“ sind drei Personen vor einer Tür zu
sehen (mit Textbox).
Wo ist der Quizmaster, wenn man ihn braucht?

In diesem Zusammenhang soll die Steuerung auch kurz, aber positiv erwähnt werden. Es
funktioniert alles so, wie es soll. Keine Eingabeverzögerungen und auch keine unlogische
Tastenbelegung. Gut, das wäre auch ziemlich schwer, da es im Prinzip nur den linken Stick und
zwei weitere Tasten zum Steuern braucht. Aber simpel ist nicht gleich schlecht, von daher gibt es
ebenfalls grünes Licht an dieser Front.

Mal überlegen…oder doch nicht?

Negativ aufstoßen wird dem Hardcore-Genrefan aber sicherlich die Bewältigung der
Kopfnüsse, die es zu knacken gilt. Diese wurden nämlich im direkten Vergleich zu anderen
Vertretern auf ein Minimum reduziert. So eine richtig ausufernde Knobelei, die einen schlaflos
zurück lässt, ist bei The Darkside Detectives nämlich nicht an der Tagesordnung. Zwar wurde der
Schwierigkeitsgrad verglichen mit dem Erstling etwas angezogen, aber wirklich fordernd wird es
nicht. Kleines Beispiel einer Rätseleinlage: Ein größeres Objekt ist scheinbar unerreichbar in
Deckennähe an der Wand befestigt.

Üblicherweise müsste der Spieler nun eine Leiter finden, die jedoch von einer Person versperrt wird, welche sich nur durch ein bestimmtes Objekt ablenken lässt. Dieses Objekt muss erstmal aufwendig beschafft werden. Hat man endlich die Leiter, machen sich zwei kaputte Sprossen bemerkbar, die repariert werden müssen. Das geht aber nur,
wenn mehrere Gegenstände wie Holzlatten, Nägel, Hammer und eine Säge gefunden werden und so weiter. Darin liegt ja gerade der Reiz in guten Point & Click Adventures, für simple Probleme komplizierte und teils schräg durchdachte Lösungen zu finden und das Rätsel zu durchschauen. Unser Detective McQueen zeigt sich von solch komplexen Rätselketten jedoch gänzlich unbeeindruckt und nimmt sich einfach den Gegenstand. Der sich nahe der Zimmerdecke befindet. In gut 3 Metern Höhe. Zack, „Rätsel“ gelöst.

In Sachen ausufernde Kombinationsmöglichkeiten und rauchenden Köpfen kann das Programm also schon mal nicht punkten. Einige Knobeleien sind aber dennoch vorhanden, keine Sorge! Nur sollte sich der Point & Click-Kenner nicht auf Rätsel à la Thimbleweed Park (→ zu unserem Test) oder auch Baphomets Fluch einstellen.

Auf diesem Bild des Spiels „The Darkside Detective: A Fumble in the Dark“ ist ein
rauchernder Rollstuhl zu sehen (mit Textbox).
Der Hot Seat. Und keine weiteren Fragen

Die Anzahl der pro Fall dargestellten Schauplätze variiert zwar immer etwas, umfasst aber
stets eine stattliche Summe von je ca. 20 Bildschirmen. Der Reiz liegt darin, trotz der limitierten
Mittel den einen entscheidenden Hinweis zum Weiterkommen zu finden. Mag sich das zunächst nach einer relativ leichten und überschaubaren Angelegenheit anhören, sind dennoch geschärfte Sinne unabdingbar. Nicht selten überkommt einem der Gedanke: „Ich war doch schon überall und habe auch alles gründlich durchsucht! Ich komme trotzdem nicht weiter… Hilfe, das Spiel ist verbuggt!“. Klare Antwort: Nein, ist es nicht. Es wurde was übersehen. Auch, wenn es zunächst sehr, sehr unwahrscheinlich scheint. Mit dem Programm ist alles in Ordnung, der ‚Detailüberseher‘ sitzt wie immer VOR dem Bildschirm. Umso befriedigender ist dann jedes Mal das erleichternde Gefühl, es doch alleine herausgefunden zu haben.

Auf diesem Bild des Spiels „The Darkside Detective: A Fumble in the Dark“ sind drei
Männer seltsam gekleidet zu sehen (mit Textbox).
Saunatag? Saunatag!

The Darkside Detective: A Fumble in the Dark: Die Akteneinsicht

Die einzelnen Fälle sind allesamt sehr abwechslungsreich gestaltet und versprühen ihr ganz eigenes Flair. Hier steht permanent die Story im Vordergrund, der es zu folgen und die es Stück für Stück aufzudecken gilt. Hält sich der erste Fall noch etwas in Sachen Humor und Spieltiefe zurück, um auch Neulinge nicht zu verschrecken, geht es ab der zweiten spielbaren Akte so richtig los! Im örtlichen Altersheim werden gleich mal zwei, drei Gänge höher geschaltet, so dass man aus dem Lachen kaum herauskommt – denn was die alten Knacker hier abliefern, ist Premiumcomedy vom
Feinsten! Da wird nicht nur kurz geschmunzelt, teils kommt man aus dem Prusten nicht mehr heraus. Eine groteske Humorfusion aus South Park und Stromberg, die aber zu keiner Zeit ins Primitive abdriftet, füllt die spielspaßgetränkten Stunden super aus. Einige Anspielungen sind dazu noch doppeldeutig, so dass alle Altersklassen ab 12 aufwärts bestens bedient werden.

Nachdem man sich ca. 6–8 Stunden mit den Fällen beschäftigt hat, flimmert auch schon der
Abspann über den Bildschirm. Das Ende kommt ziemlich abrupt, aber so wird die Spannung für
einen Nachschlag aufrecht erhalten… man munkelt, dass Spooky Doorway den Fans zumindest
einen Bonusfall zu unbestimmter Zeit servieren möchte. Unwahrscheinlich ist das jedenfalls nicht,
denn bereits der Vorgänger konnte mit drei (!) zusätzlichen Fällen auftrumpfen. Bleibt also die
berechtigte Hoffnung, dass auch bei A Fumble in the Dark noch die ein- oder andere Erweiterung
kommt. Denn von diesen beiden Ermittlern kann man einfach nicht genug kriegen!

Auf diesem Bild des Spiels „The Darkside Detective: A Fumble in the Dark“ ist ein großer
Text mit dem Spieltitel zu sehen.
Hoffen wir, dass es nicht zu lange dauert…

Case closed – Fazit zu The Darkside Detective: A Fumble in the Dark

Pros:

  • viele Schauplätze
  • charmante Technik
  • simpel gestrickte, aber toll umgesetzte Geschichte
  • viel zu lachen
  • zwei sympathische Hauptcharaktere
  • jeder Fall ist einzigartig
  • Steigerung zum ersten Teil

Cons:

  • nach 6–8 Stunden sind alle Fälle gelöst
  • sehr wenige Sounds, mäßige Musikuntermalung
Das Bild zeigt die Wertung des Spieles "Cook, Serve, Delicious! 3?!".

Der Technikstil der späten 80er Jahre wird wunderbar eingefangen. Sei es die extrem grobpixelige Grafik mit Minimalcharme oder das Nichtvorhandensein der Sprachausgabe – Ja, es muss viel gelesen werden! Als alter Hase, der die Anfänge des Genres miterlebt hat, fühlt man sich sofort pudelwohl! Die kleinen, mysteryangehauchten Hintergrundmelodien vermitteln ein tolles Flair und streckenweise gibt sich The Darkside Detective: A Fumble in the Dark derart
überzeugend, dass es sich bei dem Programm glatt um ein MS-DOS Spiel von 1989 handeln
könnte. Für diese geballte Ladung Retrocharme und deren vorbildliche Umsetzung hagelt es fette Pluspunkte, geschätzte Damen und Herren von Spooky Doorway!

Es ist gar nicht so einfach, den Charme des Spiels zu Papier zu bringen, denn es ist vielmehr
das Gesamtpaket, das A Fumble in the Dark so liebens- und spielenswert macht. Kaum eine
Komponente schafft es alleine für sich, den verwöhnten Konsumenten vom Kauf des Produkts zu
überzeugen. Retrografik? Zwar gibt es hier einige Alleinstellungsmerkmale, dann aber auch wieder
enorm viel Statik. So schrecklich viel passiert halt nicht, vor allem animationstechnisch herrscht
Friedhofsstimmung. Musik? Bestenfalls untermalend, aber keine Melodien, die irgendwie
hängenbleiben. Die Effekte sind auch noch auf ein absolutes Minimum reduziert. Rätselanspruch?
Bestenfalls Mittelmaß, Profis werden sowieso permanent unterfordert.

Das Große Ganze ergibt jedoch eine unglaublich befriedigende Odyssee durch die Geschichte
des Genres, sozusagen ein Querschnitt der besten Vertreter mit einer gehörigen Prise Eigenständigkeit. Genrefans und die, die einen seichten Einstieg in die Materie begrüßen, sollten unbedingt zuschlagen – Season 1 aber unbedingt vorher spielen, um nichts von der Story und der Charakterentwicklung zu verpassen, denn es lohnt sich so sehr!
Bleibt nur noch zu hoffen, dass die Entwickler mit einer dritten Staffel und noch mehr abgedrehten
Ideen und Fällen das bisher enorm hohe Niveau halten können. Dies auszubauen dürfte sich als
sehr schwierig gestalten, aber man lässt sich ja gerne vom Gegenteil überzeugen…

Das Testmuster wurde uns von Akupara Games zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!

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