Shovel Knight Pocket Dungeon: Kniffliger Rätselspaß für Unterwegs

Das Shovel Knight-Universum ist ein Phänomen. Das Indiestudio Yacht Club Games veröffentlichte im Juni 2014 einen 2D-Platformer im 8-Bit Grafikstil. So richtig schön Oldschool, so richtig schön schwer wie die Spiele damals ebenfalls waren und mit einem fantastischen 8-Bit Soundtrack und herausragendem Humor. Schnell wurde der Titel von einem Geheimtipp zu einer echten Marke. Das lag unter anderem auch daran, dass Yacht Club Games das Spiel regelmäßig mit riesigen Updates versorgten. Neue spielbare Charaktere, jeweils mit ihrer komplett eigenen Kampagne, kleine Minispiele, zwischendurch ein waschechter Brawler und zu guter Letzt mit Shovel Knight: King of Cards noch ein komplett eigenes Spiel im Shovel Knight-Universum, welches auch ein grandioses Kartenspiel beinhaltet. (→ zum Test). Nun wartet mit Shovel Knight Pocket Dungeon ein Abstecher in ein anderes Genre auf uns.

Inzwischen ist der Entwickler um einiges größer geworden und hat weitere Spiele herausgebracht, die nichts mit diesem Universum zu tun haben. Doch sie sagten auch klar aus, dass der Schaufelritter und seine Freunde noch viele weitere interessante Abenteuer erleben werden. Zum einen wäre da Shovel Knight Dig, an dem gerade fleißig gearbeitet wird und zum anderen ein echtes Shovel Knight 2. Und bis dahin haben wir jetzt schon einmal Shovel Knight Pocket Dungeon, um uns die Zeit zu vertreiben. Wer auf rasante Puzzle-Action und Roguelite-Elemente steht, der wird hier definitiv einige Zeit beschäftigt sein.

Viel Spaß mit dem Test.

Shovel Knight Pocket Dungeon – Die Story

Das Bild zeigt die Karawane aus der Intro-Sequenz zu Shovel Knight Pocket Dungeon
Vine hat bei der Entwicklung des Spiels geholfen

Wenn wir ehrlich sind, geht es bei den Shovel Knight-Spielen nie um eine ausgefeilte, tiefgründige Story. Ihr bekommt üblicherweise in einer bildhübschen Pixelanimation eine gewisse Rahmenhandlung präsentiert und arbeitet euch danach einfach Level für Level durch die Welt, hin und wieder nur durch kurze Dialoge und Zwischensequenzen unterbrochen. Einen ähnlichen Weg geht hierbei auch Shovel Knight Pocket Dungeon.

Der titelgebende Schaufelritter findet in einer Kiste einen seltsamen Würfel, welcher ihn kurzerhand einsaugt. Dort scheint eine komplett eigenständige Welt zu existieren. Er wird von einer Karawane aufgesammelt, welche ihm kurz erklärt, was hier passiert ist. Sein „Retter“ stellt sich als Puzzle Knight vor. Er und viele weitere sind offenbar von diesem Würfel aufgesaugt worden und unsere Aufgabe ist es nun, einen Weg hinaus zu finden.

Nach einem kurzen Tutorial, welches uns die Spielmechanik grob erklärt, kann es auch schon losgehen.

Mehr gibt es zur Story auch nicht zu sagen. Shovel Knight Pocket Dungeon orientiert sich hier definitiv an den gängigen Roguelike-Dungeon-Crawlern. Eine ausufernde charakterliche Entwicklung zwischen den einzelnen Versuchen wie bei Hades wird man hier vergebens suchen. Das Spiel punktet vor allem durch Wortwitze, die glücklicherweise schon immer gut übersetzt wurden, sodass der Charme des Spiels erhalten bleibt.

Das Gameplay von Shovel Knight Pocket Dungeon

Shovel Knight Pocket Dungeon ist ein Roguelike-Action-Puzzlespiel. Roguelike, weil ihr nach jedem Ableben wieder von vorne beginnen dürft. Wobei das nicht so ganz stimmt. Den Entwicklern war offenbar daran gelegen, möglichst viele Spieler mit dem Titel zu erreichen – auch jene mit einem kürzeren Geduldsfaden. Denn den braucht man hier eindeutig. Ihr findet also in den Einstellungen mehrere Möglichkeiten, euch das Spiel etwas einfacher zu machen. So könnt ihr beispielsweise entscheiden, wie oft ihr wiederbelebt werden möchtet, bevor ihr zurück ins Lager geschickt werdet. Sollte also noch Platz auf dem Bildschirm sein, könnt ihr ewig wiederbelebt werden. Ist der Bildschirm jedoch ähnlich wie bei Tetris komplett gefüllt, heißt es Game Over. Doch wie spielt es sich nun?

Taktische Bewegungen

Ihr befindet euch auf einem quadratischen Spielfeld. Am Boden tummeln sich bereits die ersten paar Gegner-Reihen und von oben fallen unentwegt Gegner, Schlüssel, Truhen, Tränke und Steine nach, bis die Levelanzeige über dem Feld am Ende angelangt ist. Eure Aufgabe ist es, möglichst alle Gegner zu zerstören, ohne zu sterben. Hierfür müsst ihr lediglich gegen sie laufen, was ihnen jeweils einen Lebenspunkt abzieht – und euch ebenfalls. Der Clou, wie ihr das Geschehen überlebt, liegt in der Gruppierungsmechanik.

Das Bild zeigt den typischen Kampfesbildschirm aus Shovel Knight Pocket Dungeon
…Ich habe mich ein wenig verschätzt…

Wenn gleiche Gegner aneinander oder übereinander gestapelt sind, reicht es, einen davon zu treffen, um allen Schaden zuzufügen. Auf diese Weise lassen sich große Ketten von Gegnern auf einmal plätten. Vergesst jedoch nicht, euch regelmäßig mit genügend Tränken wieder zu heilen, sonst seht ihr den Game-Over-Bildschirm schneller, als ihr blinzeln könnt.

Die taktische Tiefe wird dadurch verstärkt, dass ihr ein wenig Kontrolle über die Fallgeschwindigkeit habt. Bleibt ihr stehen, dauert es eine oder zwei Sekunden, bis die Gegner automatisch ein Feld tiefer fallen. Bewegt ihr euch hingegen, fallen die Gegner im gleichen Rhythmus. Jeder Level hat eine Handvoll einzigartiger Gegner, von denen manche euch mit einem Schild das Leben schwer machen, andere alle paar Runden Stromschläge von sich geben und wieder andere stärker werden, je größer die Gruppe ist.

Items und Freischaltbares

Natürlich wird konstante zielgerichtete Bewegung mit ordentlich Edelsteinen belohnt, die ihr wiederum in der Shop-Kiste gegen passive Boni für den aktuellen Lauf tauschen könnt. Die zu findenden Items könnt ihr durch das angesparte Gold aus den vorherigen Runs im Lager bei Kistian einkaufen. Das ist innerhalb weniger Läufe erledigt, man verdient wirklich mehr als genug.

Zu den Items, die euch in Kisten so erwarten, zählen unter anderem verstärkte Waffen, ein kurzer Zeitstopper, oder ein Speer, der gleich mehrere Gegner in einer Reihe trifft, wodurch sich die Reihen natürlich auch schneller dezimieren lassen. Außerdem gibt es immer wieder Bomben im Spiel zu finden, diese explodieren nach ein paar Schritten. Sofern ich nicht aus einer Shop-Truhe die Bombentasche geholt habt, könnt ihr dadurch selbst ordentlichen Schaden erleiden.

Es lohnt sich auch, die herunterfallenden Steine zu zerstören. Mal davon abgesehen, dass sie meist einfach im Weg sind und wertvolle Ketten voneinander trennen, befindet sich hinter so manchem Stein ein Portal, welches euch in ein Bonus-Level führt. Dort gilt es ein vorgefertigtes Gegnerteam zu besiegen. Als Lohn winken euch Ruhm, Reichtum und zusätzliche nützliche Items.

Für eifrige Spieler, die hinter das System gestiegen und erfolgreiche Runs absolvieren können, gibt es natürlich auch eine große Anzahl „Heldentaten“, also Achievements freizuschalten.

Charaktere

Plague Knight gehört zu den einfacheren Bossen

Alle paar Level müsst ihr es nach der eigentlichen Ebene noch mit einem Boss aufnehmen. Das ist einer der vielen bekannten Charaktere aus dem Shovel Knight-Universum, wie beispielsweise Plague Knight, Shield Knight oder Specter Knight. Auch King Knight darf hier natürlich nicht fehlen. Neu hingegen ist der Plasma Knight. Schafft ihr es, diese zu besiegen, könnt ihr sie fortan aus dem Lager auswählen, um mit ihnen einen Lauf zu starten. Jeder Charakter hat hierei seine ganz eigenen Vor- und Nachteile. Plague Knight beispielsweise vergiftet getroffene Gegner mit jedem Schlag, sprich, man haut einmal zu und macht beim nächsten Zug erneut Schaden, selbst, wenn man sich schon anderen Dingen widmet. Dafür hält er von Beginn an weniger aus als die anderen Ritter. Hier findet jeder den passenden Charakter für seinen Spielstil.

Besonders gut gefällt mir persönlich der Propeller Knight. Dieser macht nach jedem einzeln besiegten Gegner einen zusätzlichen Schadenspunkt. Hier ist also die Devise, möglichst viele Gegner einzeln zu plätten, um dann Ketten von stärkeren Gegnern mit einem einzelnen Schlag vom Spielfeld zu fegen. Man kann sich hier blitzschnell in Rage klöppeln, wenn man den Dreh erst einmal raus hat.

Allgemeines

Shovel Knight Pocket Dungeon ist äußerst ressourcenschonend. Egal auf welcher Plattform, auch wenn der Bildschirm mal voll wird, es bleibt flüssig. Die bunte Grafik und der niedliche Artstyle passen perfekt in das Universum und im Hintergrund laufen die altbekannten Tracks als tolle Remixe. So mag man das Spiel einfach nur anmachen, um dem Soundtrack von Jake Kaufmann zu lauschen.

Wer die Story erst einmal durchgespielt hat und auch sonst alles Interessante freigespielt hat, muss das Spiel dennoch nicht beiseite legen. Mit dem täglichen Run habt ihr eine… nun… tägliche Herausforderung. Der Zufall entscheidet hierbei, welchen Charakter ihr bekommt. Sehr weit bin ich hierbei allerdings nicht gekommen. Die Bestenliste zeigt Punktestände, von denen ich nur träumen kann.

Das Bild zeigt den Vs-Modus von Shovel Knight Pocket Dungeon
Der Computer-Gegner hatte keine Chance

Außerdem gibt es einen Vs-Modus. Hier könnt ihr entweder zu zweit an einer Konsole / PC gegeneinander zocken, oder einfach einen Computer als Gegner einstellen. Kann man mal machen, aber das simple Minispiel, welches ihr links im Lager findet, ist da meiner Meinung nach die bessere Wahl. Dort müsst ihr einfach so viele Gegner wie möglich töten. Unter Zeitdruck. Das ist leichter gesagt, als getan, aber macht einfach unendlich Laune.

Wenn ihr im Spiel weiter vorangeschritten seid, könnt ihr übrigens rechts vom Lager eine Kanone finden. Gegen 500 Gold könnt ihr dort euer Wunschlevel als Ziel auswählen und den nächsten Lauf von dort aus starten. Der Vorteil ist, dass man damit beispielsweise direkt zum letzten Level kann, um sich immer wieder am Boss zu versuchen. Nachteil ist jedoch, dass man dadurch eine Menge passiver Buffs verpasst, die das Leben am Ende etwas leichter machen könnten.

Mein Fazit zu Shovel Knight Pocket Dungeon

Pros:

  • Ein ansprechendes Puzzle-Gameplay
  • Eine große Auswahl spielbarer Charaktere mit unterschiedlichen und abwechslungsreichen Fähigkeiten
  • Der altbekannte Shovel Knight Charme in einem neuen Genre.

Cons:

  • Sehr kurzes Tutorial
  • Relativ kurze Kampagne
  • kein Online-Multiplayer

Shovel Knight Pocket Dungeon macht Spaß, wenn man erst einmal hinter das System gestiegen ist. Es bietet allerdings wenig Wiederspielwert, nachdem man ein paar Mal durch ist. Man kann zwar noch die tägliche Herausforderung spielen und sicherlich auch ein paar Runden Spaß mit dem Multiplayer haben, doch leider gibt es keinen Online-Multiplayer und wer weiß, wie viele Freunde sich tatsächlich auf mehrere Runden damit einlassen. Das Spiel versprüht jedoch den altbekannten Serien-Charme. Fans der Reihe können hier sicherlich bedenkenlos zugreifen und ihren Spaß haben. Das Gameplay ist ansprechend und Freunde von Puzzle-Spielen sollten den Titel ruhig ebenfalls eine Chance geben. Alles in Allem bietet der Titel solide Handwerkskunst aus dem Hause Yacht Club Games.

Wir danken Yacht Club Games für die Bereitstellung eines Testmusters. Getestet wurde die Steam-Version.

Über Roger Hogh 750 Artikel
Baujahr 1987, begann bereits als Zwerg mit einem Sega Master System II zu zocken, der einzigen Nicht-Nintendo-Konsole, die er je besessen hat. Begeisterter Fan von guten Metroidvanias und The Legend of Zelda. Überwiegend Einzelspieler, aber man findet ihn gerne mal bei einer Runde Smash Bros, natürlich als Link.

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