Ruined King – eine Perle der rundenbasierten RPGs

Am 16. November veröffentlichte Riot Forge relativ überraschend das rundenbasierte RPG Ruined King: A League of Legends Story unter anderem für die Nintendo Switch. Das von Airship Syndicate entwickelte Spiel ist für 29,99 € digital im eShop der Hybridkonsole erhältlich.

Gastautor Dag McDag
Vorab: Ich hege nicht den Anspruch Spiele ausgiebig in ihre Einzelteile auseinander zu nehmen, sondern als Gesamtpaket zu genießen. Dennoch ist mir klar, dass man einzelne Aspekte durchaus beschreiben muss. Daher gebe ich mein bestes.

Zur Gesamtspieldauer kann ich noch nichts Abschließendes sagen. Bisher liege ich bei 20 Stunden und habe jede Nebenquest mitgenommen. Der Storyfortschritt laut Spielstand liegt bei 46 %. Ich denke, dass es am Ende 50 oder mehr Stunden sein werden, da ja auch die ultimativen Waffen und Fähigkeiten der Charaktere gefunden werden müssen. Geht man rein von der Story aus, kann man hier in 25–30 Stunden vermutlich den Abspann sehen.

Die Story von Ruined King

Keine Panik, es folgen keine Spoiler. Die Story von Ruined King ist für mich als absoluter League of Legends-Nichtkenner vollkommen gut zu verstehen. Ihr startet in Bilgewasser, einer Piratenfestung, welche von einem mysteriösen schwarzen Nebel heimgesucht wird. Warum, und was man dagegen tun kann, erfahrt ihr im weiteren Verlauf des Spiels. Die Geschichte selbst wird mit Hilfe von Ingame Dialogen oder gezeichneten Cutscenes erzählt.

Alle bisher von mir gesehenen Charaktere werden behutsam vorgestellt. Ihr erfahrt ein wenig von der Hintergrundgeschichte der Charaktere und ihrer im Spiel vorgesehenen Rolle. Ich denke mal, dass League of Legends-Kenner hier diverse Vorteile haben werden, da diese die Charaktere und deren Eigenheiten bereits kennen.

  • Das Bild zeigt Miss Fortune aus "Ruined King: A League of Legends Story".

Die Charaktere und das Gameplay

Jeder eurer Charaktere kann verschiedene Rollen wahrnehmen, je nach Spezialisierung. Rollenspieltypisch gibt es die Unterteilung in Tanks, Heiler, Schadensausteiler oder Buff/Debuffverteiler. Natürlich kann nicht jeder Charakter alles, sondern es gibt vom Spiel vorgegebene Möglichkeiten. So ist Illaoi beispielsweise entweder Tank, Schadensverteilerin oder Heilerin, während Miss Fortune Schaden macht und/oder Buffs verteilen kann.

Eure Charaktere könnt ihr rollenspieltypisch mit Items ausrüsten. Für jeden Charakter gibt es spezifische Waffen und Rüstungsarten. Ringe, Halsteile und Schmuckstücke können von jedem Charakter getragen werden. Items findet ihr in drei Stufen von normal (grün) bis episch (violett). Zusätzlich könnt ihr diese dreistufig verzaubern. Je mehr Items ihr zum Verzaubern einsetzt, desto stärker wird der gewählte Gegenstand.

Ihr erkundet in einer Gruppe mit maximal zwei weiteren Mitstreitern die Ortschaften in Bilgewasser und könnt außerhalb des Kampfes Fähigkeiten der einzelnen Charaktere nutzen. Mit diesen könnt ihr unter anderem Wände zum Einsturz bringen durch kleine Lücken in einen versteckten Raum schlüpfen. Auch geben euch manche dieser Fähigkeiten Vorteile im Kampf, wenn ihr diese nutzt, um mit einem Erstschlag den Kampf einzuleiten.

Der Levelaufstieg und das Aufwerten der Fähigkeiten

Bei einem Levelaufstieg erhaltet ihr einen Punkt zum Verteilen in eure Fähigkeiten. Diese können bis zu dreimal (nach jetzigen Wissenstand) aufgewertet werden, auf jeweils zwei verschiedenen Wegen. Ihr könnt beispielsweise wählen, ob ein zusätzlicher Debuff entfernt werden soll, oder mehr Schaden durch die Fähigkeit verursacht wird. Zusätzlich könnt ihr Runen einsetzen, welche Angriffsstärke, verursachte Heilung, Blutungen oder eine erhöhte Chance auf kritischen Schaden gewähren.

Nutzt ihr dann eine festgelegte Anzahl an Runen in einem der zwei zur Verfügung stehenden Bereiche, aktivieren sich weitere Boni. Somit könnt ihr euch aus den Charakteren mit Hilfe dieser Punkte ein speziell auf eure Wünsche zugeschnittenen Build generieren. Bspw. verteilt ein Charakter von euch einen Blutungen-Debuff, während der Zweite aufgrund des Debuffs auf dem Gegner mehr Schaden anrichtet und gleichzeitig einen Debuff aufs Ziel setzt, wovon der Dritte profitiert und richtig eskalieren kann.

Falls ihr euch verskillt, stellt dies kein Problem dar. Alle Punkte können bei Nichtgefallen einfach frei neu gesetzt werden. Ihr könnt also hemmungslos rumprobieren und testen, welcher Spielstil am besten zu euch passt.

Die Nebenquests von Ruined King

Neben der Haupt-Storyline gibt es diverse Nebenquests zu erledigen. Wem das nicht genügt, der darf noch Kopfgelder auf bestimmte Gegner einkassieren. Heißt natürlich, dass ihr diese vorher besiegen müsst. Wem das immer noch nicht reicht, der kann an verschiedenen Punkten in der Welt dem Angeln nachgehen. Von den Kopfgeldern und dem Angeln erhaltet ihr Schwarze Male, welche ihr bei bestimmten Händlern gegen Ausrüstung, Runen oder auch Kostüme eintauschen könnt.

Den Überblick über Händler, Quest-Ziele oder Angelpunkten behaltet ihr auf der Übersichtskarte, welche ihr mit der Minus-Taste aufrufen könnt. Dank der Karte dürfte es eher schwer sein, sich zu verlaufen.

Auf der Karte sind ebenfalls Schatztruhen eingetragen, welche ihr mehr oder weniger gefahrlos öffnen könnt. Auch findet ihr beim Erkunden immer wieder mehrteilige Geschichtsnotizen. Diese Notizen geben euch Punkte, mit denen ihr euch Bücher kaufen könnt, die euch dann wiederum Runen für einzelne Charaktere geben. Die Geschichten sind in Textfenstern auf der rechten Seite sichtbar und können vom interessierten Leser durchgelesen werden. Bisher sind dort für mich schon einige schöne Schmunzler zusammengekommen. Die Quests und Aufgaben sind nicht so sinnbefreit wie 900 Kackhaufen zu suchen. (→ unser Test zu Breath of the Wild

Das Bild zeigt die Übersichtskarte in "Ruined King: A League of Legends Story".

Kein Rollenspiel ohne Kämpfe

Weiter geht’s mit dem Kernstück des Spiels – den Kämpfen:

Wie bereits in Battle Chasers: Nightwar, kämpft ihr in rundenbasierten Kämpfen gegen eure Feinde. Ihr nutzt dabei entweder Sofortfähigkeiten, welche euch eine bestimmte Anzahl an Überladungspunkten generieren oder sogenannten Lanefähigkeiten, die Mana kosten. Die Überladungspunkte könnt ihr wie Mana einsetzen, verfallen aber nach Kampfende. Auffällig im Kampf ist die untere Initiativleiste auf dem Bildschirm. Auf dieser seht ihr, wann welcher Charakter oder Gegner an der Reihe ist. Die Leiste ist unterteilt in drei Bereiche: Tempo, Normal und Schaden.

Bei den Lanefähigkeiten habt ihr die Wahl, ob ihr diese normal ausführt oder lieber schnell, dafür aber weniger Schaden verursacht. Für noch mehr Schaden nutzt ihr dann die Schadenslane, braucht dafür aber auch entsprechend länger, um die Fähigkeit auszuführen. Als wäre das dann noch nicht genug, gibt es in jedem Kampf einen Zusatzeffekt auf diesen Lanes. Dieser kann Buffs oder Debuffs verteilen. Dies geschieht allerdings nur, wenn euer Charakter sich in diesen Bereich der Lane aufhält, sobald der Zusatzeffekt an der Reihe ist. Dieser Effekt tritt nicht einmalig im Kampf auf, sondern wiederkehrend. Mit manchen Lanefähigkeiten habt ihr die Möglichkeit, Gegner und Mitstreiter aus diesem Bereich heraus- oder sogar hinein zu manövrieren. 

Habt ihr ausreichend Schaden verursacht und genügend Fähigkeiten ausgeführt, steigt euer Ultimativbalken. Wenn dieser gefüllt ist, könnt ihr eine von drei Ultimativfähigkeiten eines Kämpfers nutzen. Diese werden dann sofort ausgeführt.

Um im Kampf die Übersicht über eure Gegner, Buffs und Debuffs zu behalten, könnt ihr mit dem X-Button eine Detailansicht aufrufen, wo ihr in Ruhe das Gewünschte nachlesen könnt.

Der technische Aspekt von Ruined King

Grafisch ist Ruined King ein sehr stimmiger Titel mit detailreicher Umgebung. Das Farbschema ist recht düster gehalten, mit ein paar Auflockerungen in einzelnen Bereichen. Wer den Stil von Darksiders oder auch Battle Chasers: Nightwar kennt und liebt, wird hier glücklich gemacht. Der US-amerikanische Comiczeichner und Videospiel-Designer Joe (Mad) Madureira hat, wie auch in den eben genannten Spielen, hier ebenfalls seinen Stempel hinterlassen. Falls den guten Mann jemand nicht kennt: Er zeichnet sich verantwortlich für die Comics von X-Men und Deadpool aus den 90ern, sowie für Battle Chasers zur Jahrtausendwende.

Die einzelnen Bereiche sind mit Ladebildschirmen voneinander getrennt. Die Ladezeiten sind nicht die besten, stören aber auch nicht wirklich. Wie lang diese im Endeffekt sind, hängt von dem zu ladenden Gebiet ab. Das Laden des Kampfbildschirms geht allerdings recht flott vonstatten.

Die Grafik im Dock-Modus ist wirklich annehmbar. Die Auflösung ist zwar nicht die Beste, aber mir sind bisher keine Framedrops aufgefallen. Die Schrift ist perfekt lesbar, die Menüs sind ausreichend groß gehalten.

Im Handheld wird’s dahingegen unangenehm. Teilweise wabernde Hintergrundgrafiken und sehr hohe Unschärfe bringen ordentlich Unruhe rein. Mit dem aktuellen Patch (Stand: 25.11.2021) hat sich das schon etwas verbessert. Dennoch, gerade in Bereichen, wo die Kamera dann mal rauszoomt – selten, aber immer die gleichen Orte – , wird’s zu einem einzigen Mischmasch. Wirklich nicht schön anzusehen. Weiterhin sind im Handheldmodus die Schriften und die Menüs zu klein. Oder die Augen der alten Ente sind zu schlecht, sucht euch etwas aus.

  • Das Bild zeigt eine Szene aus "Ruined King: A League of Legends Story" im Dock-Modus.
  • Das Bild zeigt eine Szene aus "Ruined King: A League of Legends Story" im Handheld-Modus.

Soundtrack und Vertonung

Die Hintergrundmusik passt stimmig zu den einzelnen Orten. Insgesamt erwarten euch ca. 3,5 Std orchestraler Soundtrack. Nachfolgend könnt ihr dem kompletten Soundtrack lauschen: → YouTube
Mit einem vernünftigen Soundsystem gibt’s hier richtig was auf die Ohren.

Die meisten der Gespräche in Ruined King sind vertont und, man glaubt es kaum, sogar komplett auf deutsch. Die Sprecherauswahl ist gelungen; die Synchronisation ist auch mit den im englischen Original genutzten, sprachlichen Akzenten versehen. Braum hat somit einen russischen Akzent, während Illaio wie eine afrikanische Voodoo-Priesterin aus diversen Filmen klingt.

Fazit zu Ruined King

Pros:

  • Überragender Grafikstil
  • Gelungene deutsche Vertonung
  • Ausgezeichneter Soundtrack
  • Einsteigerfreundliches Rollenspiel
  • Sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis

Cons:

  • Schlechte Performance im Handheld-Modus
  • Erhöhte Ladezeiten
  • Schwierigkeitsgrad für Kenner des Genres zu niedrig
Das Bild zeigt die Wertung des Spieles "Cook, Serve, Delicious! 3?!".

Für mich ist Ruined King, genau wie Battle Chasers: Nightwar, eine Liebeserklärung an rundenbasierte RPGs der 90er Jahre. Behutsam modernisiert und mit viel Liebe zum Detail präsentiert. Ja, der Titel ist technisch im Handheld nicht der Schönste, aber dies wird vom wundervollen Soundtrack sowie der stimmigen Präsentation ausgeglichen. Das Kampfsystem bietet genug Tiefgang, um die Charaktere seinen Wünschen entsprechend anzupassen.

Für die aufgerufenen 30 € bekommt man hier eine digitale Perle in den Speicher der Konsole kopiert, die man so im Bereich der rundenbasierten RPGs mittlerweile selten findet.

Über Marcel Eidinger 1861 Artikel
Marcel ist im Jahr 1986 geboren, dem Jahr, wo seine Lieblings-Spielereihe ihren Ursprung hat: The Legend of Zelda. Mit seinen nun mehr als 30 Jahren Lebens- und ca. 25 Jahren Nintendo-Erfahrung versucht er euch mit Liebe und Leidenschaft auf dem Laufenden zu halten!

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*