Gods will Fall ist ein brutales Roguelike! Eine echte Herausforderung und absolut nichts für Ungeduldige, doch davon möchte ich euch in diesem Test berichten.
Gods will Fall – Wenn das Volk die Schnauze voll hat
Gods will Fall beginnt mit einer handgezeichneten Story-Einleitung. Die alten Götter hatten den Stämmen ihre Hilfe angeboten, doch mit der Zeit fiel den Bewohnern immer häufiger ihre Grausamkeit auf. Menschenopfer, Hungersnöte, Leid und Chaos folgten. Die Stämme waren sich einig – die Götter müssen weg! So machten sich alle, die eine Waffe in den Händen halten konnten auf den Weg übers Meer. Das Ziel: Die Insel der Götter. Ein garstiger Sturm brachte ihre Schiffe zum Kentern und ein Großteil des Trupps verlor das Leben.
Ihr spielt die letzten acht Überlebenden Krieger und Kriegerinnen. Ein Erbärmlicher Haufen abgewrackter, halb ersoffener Kämpfer mit nichts als rostigen Waffen und nassen Klamotten am Leib ist es eure Aufgabe, zehn Göttern und deren Vasallen ein Ende zu bereiten.
Abgesehen von dieser Hauptstory gibt es nur wenige kurze Zeilen Geschichte, die näher auf die Charaktere oder die Götter eingehen. Jeder Charakter schreibt seine Geschichte, während ihr vorankommt. So kann es sein, dass manch einer vor dem Eingang eines Dungeons erschaudert. Visionen zeigten ihm seinen unvermeidlichen Tod. Einen anderen lechzt es nach Blut, wenn er vor den Toren eines bestimmten Gottes steht. In beiden Fällen verändern sich die Statuswerte.
Die Art, wie die Story nur durch diese wenigen Zeilen vermittelt wird, ist äußerst passend zum Titel. Das ganze Spiel kommt ohne viel Trubel aus. Es geht ums reine, erbarmungslose Töten und das nackte Überleben. Das ganze findet in einem keltischen Setting statt. Die Sprache klingt wie eine Art altirisch, die Namen der Götter sind teilweise direkt von keltischen Gottheiten übernommen oder zumindest an sie angelehnt.
Wenn einem die Götter nicht gewogen sind…
… dann kann es schon einmal etwas schwieriger werden. Mit Gods will Fall habt ihr ein Roguelike der feinsten Art. Werden alle eure acht Charaktere gefangen genommen oder umgebracht, war’s das. Game Over. Einfach so. Keine Kompromisse, kein Neuladen des gleichen Spielstands. Das Team ist Geschichte. Das ist eines der vielen Elemente, die das ganze Geschehen umso nervenaufreibender machen.
Mit jedem gescheiterten Versuch klammert ihr euch ein klein wenig fester an den Controller und beugt euch ein wenig weiter vor. Die Augen blinzeln nicht mehr so häufig und die Zähne beginnen zu knirschen. Wenn ihr nur noch drei Leute übrig habt, üblicherweise die, mit deren Waffen ihr am wenigsten Kämpfen könnt, beginnt ihr zu schwitzen und zu fluchen.
Schafft ihr es dann doch, diesen vermaledeiten Gott zu vernichten und eure Freunde somit aus der Gefangenschaft zu befreien, gibt es ein großes Aufatmen. Ihr fühlt euch selbst wie eben jener Krieger auf dem Bildschirm. Der Puls normalisiert sich, Wogen der Erleichterung durchströmen euch und der Nachbar jubelt mit euch mit, weil er euch die ganze Zeit durch die Decke gehört hat.
Das klingt jetzt alles äußerst hochtrabend und hängt natürlich immer davon ab, ob man sich als Spieler auf diese Erfahrung einlassen möchte oder nicht. Ich persönlich mag diesen Nervenkitzel ab und an ganz gerne und scheue auch vor einer ordentlichen Herausforderung nicht zurück. Andere bleiben auch bei solchen Spielen absolut ruhig und gelassen und werden komischerweise einfach so viel besser wie nötig ist, um die Bosse zu plätten. Jedem das Seine. In jedem Fall werdet ihr jedoch für Gods will Fall eine ordentliche Portion Geduld mitbringen müssen.
Wenn weniger mehr ist
Gods will Fall ist nicht unbedingt hübsch. Es wurde vom amerikanischen Entwicklerstudio Deep Silver in Unity entwickelt und hat etwas grobförmige Charaktermodelle und einfach gehaltene Texturen. Es wird auf viel Schnickschnack verzichtet, um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren – töten und getötet werden. Auch wenn die Grafik schlicht gehalten ist, fängt sie die bedrohliche Stimmung des Geschehens wunderbar ein. Man kann zwar rennen, fühlt sich aber dennoch ziemlich langsam, weil alles um einen herum so groß wirkt. Das ist zwar stilistisch top, jedoch nicht besonders gut für den Handheldmodus. Die Figuren wirken dort eindeutig zu klein.
Es gibt allerdings etwas, wofür ich dem Spiel glatt einen halben Punkt abziehe: Durch die simpel gehaltene Grafik und die einfache Programmierung ist es mit Waffen wie dem Speer beinahe unmöglich, Gegner auf einem kleinen Hügel oder auf einer schrägen Fläche anzugreifen. Der Speer geht einfach in den Boden unter dem Gegner, während dieser fröhlich von oben auf uns herab klöppeln kann. Das ist unnötig und sollte eigentlich einfach zu beheben sein. Das fühlt sich sonst nicht absichtlich schwer, sondern schlampig und unfair an.
Untermalt wird die bedrohliche Atmosphäre durch einen düsteren, bedrohlichen keltischen Soundtrack, welcher direkt von den heidnischen Göttern selbst abstammen könnte. Keines der Lieder würde für sich genommen Platz in meiner Sammlung guter Musik finden, aber ich kann mir kaum eine bessere musikalische Untermalung für dieses ausweglose Unterfangen vorstellen.
Das Gameplay selbst
Auch die Steuerung ist simpel gehalten. Ihr habt separate Tasten für einen leichten und einen schweren Schlag, könnt ausweichen oder parieren, springen und Gegenstände aufheben und benutzen. Und ihr könnt schreien. Nicht, um eure Nachbarn noch weiter zu nerven, sondern per Knopfdruck, um euch zu heilen. Je mehr Schaden ihr Gegnern zufügt, desto größer wird euer Blutrausch. Es bleibt nicht aus, dass ihr auch mal getroffen werdet. Je mehr Blutrausch ihr habt, desto stärker könnt ihr euch heilen – und bei einem besonders starken Schrei erhaltet ihr obendrein noch einen kurzen Stärkebonus obendrauf. Das ist einer der Gründe für eine aggressive Herangehensweise bei diesem Spiel.
Der andere gute Grund ist, dass die Götter in ihrem Reich von der Anzahl ihrer Vasallen abhängig sind. Je mehr ihr auf dem Weg zum Gott ausschaltet, desto weniger Lebensenergie hat dieser im Kampf gegen euch. Das ist äußerst praktisch, denn die Götter halten teilweise verdammt viel aus, machen allesamt mächtig Schaden, sind schneller, fieser und überhaupt in jeder Hinsicht überlegen.
Zufälle gibt’s…
Das ist einer der wenigen Kritikpunkte an diesem Spiel – der liebe Zufall. Es ist okay, ein neues Spiel zu starten und ein zufällig zusammengewürfeltes Team zu erhalten. Manchmal hat das Team aber echt schlechte Stats, kaum irgendwelche Fähigkeiten von vornherein, zu wenig Lebensenergie oder man hat mal drei Leute mit Doppel-Äxten, dafür nur einen Speerträger oder so. Das ist nervig. Genauso sieht es mit den Consumables aus. Es gibt ein paar Stellen, wo immer etwas herumliegt, wie beispielsweise in der Tutorial-Höhle. Dort findet ihr kurz vor dem Ende IMMER einen Holzschild – den ich sicherheitshalber auch immer hole, weil ein Boss fiese Pfeile verschießt.
Manchmal findet ihr aber eben auch nix. Weder an den üblichen Stellen, noch sonstwo. Über das, was ihr findet, kann ich nur wenig berichten, da ich bisher nie mehr als zwei Götter hintereinander mit meinen acht Kriegern besiegt habe, bevor das Spiel vorbei war. Ich kann mir vorstellen, dass man in schwierigeren Gegenden auch besseren Loot findet. Andernfalls wüsste ich nicht, wie man die restlichen paar Götter von ihren Leben befreien sollte.
Das ist ein weiterer Punkt, den es in diesem Spiel zu beachten gilt. Die Götter sind unterschiedlich stark. Eure erste Aufgabe ist also, alle Dungeons mal anzuspielen und zu schauen, ob ihr auch nur den Hauch einer Chance habt. Glaubt mir, ihr werdet merken, ob der Dungeon noch zu schwer für euch ist.
An dieser Stelle möchte ich euch dann meine „Angespielt“-Session zu Gods Will Fall ans Herz legen. In diesem Video – welches ich ausnahmsweise mal erst nach ein paar Stunden Spielzeit aufgenommen habe, weil ich stinkender Kacknoob beim ersten Video kaum über das Tutorial hinauskam – gehe ich auf einige Punkte dieses Tests noch einmal ein und gebe euch wichtige Tipps für den Anfang, beispielsweise mit welchem der Götter ihr anfangen solltet:
Mit jedem neuen Durchlauf wechseln auch ein paar der Götter mal ihre Plätze, doch der dazugehörige Dungeon ist prinzipiell der gleiche. In manchen Dungeons wird die Reihenfolge der Räume verändert und die Anzahl und Platzierung der Vasallen und Items kann ebenfalls variieren.
Mein Fazit zu Gods will Fall
Pros:
- Absolut packende Atmosphäre
- Ein simples, aber gut durchdachtes Kampfsystem
- Die minimalistische Story wird über das Geschehen vermittelt
- Für Fans echter Herausforderungen ein Muss
Cons:
- Auf dem Handheld sind die Figuren zu klein
- Der Randomizer ist manchmal zu Random
- Höherstehende Gegner anzugreifen ist ein Selbstmordakt
Gods will Fall ist nicht jedermanns Sache. Wer keine Geduld mitbringt oder gerne mal Controller fliegen lässt, sollte einen Bogen um den Titel machen. Auch die minimalistische Präsentation muss man mögen. Wer sich darauf einlässt, erhält ein verdammt packendes „Komm, einen Versuch wage ich noch, bitte bitte lass mich diesmal nicht scheitern“-Spiel mit einer wirklich nervenaufreibenden Atmosphäre und einem simplen, aber spaßigen Kampfsystem. Lediglich kleinere technische Patzer wie die mangelhafte Fähigkeit, höher stehende Gegner zu treffen, geben Grund zur Klage. Davon abgesehen, ist das hier eine klare Kaufempfehlung für Fans von Roguelikes und hohem Schwierigkeitsgraden.
Und wer von Gods Will Fall nicht genug bekommen kann, holt sich den DLC und erhält drei weitere Götter, viele neue Items, ein paar schicke Kopfbedeckungen für die Krieger und ein paar Geheimnisse auf der Insel obendrauf. Diese Inhalte befinden sich auch in der Valiant Edition des Spiels.
Das Testmuster wurde uns von Koch Media zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!
Baujahr 1987, begann bereits als Zwerg mit einem Sega Master System II zu zocken, der einzigen Nicht-Nintendo-Konsole, die er je besessen hat. Begeisterter Fan von guten Metroidvanias und The Legend of Zelda. Überwiegend Einzelspieler, aber man findet ihn gerne mal bei einer Runde Smash Bros, natürlich als Link.
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