Dry Drowning – ein kleines verstecktes Meisterwerk

Ich muss ehrlich sein. Es fällt mir schwer die richtigen Worte zu finden, um Dry Drowning wirklich zu beschreiben. Einerseits hat es mich geschockt und wirklich überzeugt, aber andererseits ist es auch ein harter Brocken. Korruption. Herrschaft durch Überwachung. Tyrannei der Oberschicht und das alles verbunden in einer futuristisch-dystopischen Welt mit einer großen Menge von Noir. Kennt ihr noch die alten Detektiv Filme? Ein rauchender Detektiv, mit langem Mantel und Problemen? Kennt ihr einen, kennt man alle.

Aber Dry Drowning ist anders. Es gibt euch Szenarien, in welchen ihr euch selbst fragen müsst, ob es überhaupt wert ist sich zu entscheiden. Aber kann man sich überhaupt entscheiden, wenn man zwischen Pest und Cholera entscheiden muss? Unser Protagonist Mordred ist im wahrsten Sinne des Wortes eine arme Sau. Denn die Entscheidungen, die er treffen muss, gehen weitaus tiefer als man auf dem ersten Blick vermutet und glaubt mir: ich habe es so oft bereut, eine bestimmte Entscheidung getroffen zu haben.

Aber wie schon erwähnt: Willst du lieber Pest? Oder doch lieber die Cholera? Es gibt weder gut noch schlecht in der Welt von Dry Drowning. Alles ist grau und genau genommen muss man sogar jede Seite hassen. Es gibt einfach nichts, das wirklich noch gut ist. Lediglich eines ist noch wichtig: überleben und versuchen auf der richtigen Seite zu stehen.

Was genau ist Dry Drowning für ein Titel?

Dry Drowning ist eine Visual Novel mit den Aspekten eines Point & Click-Adventures, Rätseln und einfachen Elementen aus psychedelischem Horror, in Form von entzerrten Gesichtern von bestimmten Personen, nachdem sie unseren Protagonisten angelogen haben. Nehmt euch in Acht vor schwerwiegenden Entscheidungen, schön gezeichneten Hintergründen und einem Spiel, das zu 100 % von seiner Geschichte lebt. Durch eure Entscheidungen beeinflusst ihr den Lauf der Dinge und könnt drei verschiedene Enden erreichen.


Dies alles mag für manche manche seltsam oder sogar ziemlich eigenartig klingen. Wie soll so eine Mischung wirklich ankommen? Einige fragen sich sicher auch: Bei solchen Visual Novels muss man doch viel lesen, oder nicht? Ich selbst muss gestehen: ich bin absolut kein Fan von Visual Novels. Bisher fand ich diese immer sehr langweilig. Lieber lese ich ein gutes Buch, aber Dry Drowning hat mir etwas gezeigt, an das ich niemals persönlich geglaubt hatte. Es ist ein kleines Meisterwerk mit Ecken und Kanten. Aber der Reihe nach.

Worum geht es?

Die Geschichte ist sehr einfach zu verstehen. Ihr arbeitet als Detektiv Mordred Foley und bekommt Fälle von Klienten. Der erste Fall, an dem ihr arbeitet, ist eine Mordermittlung. Aufgrund von vielen verschiedenen Entscheidungen verändert sich der jeweilige Durchlauf andauernd, oftmals sind es zwar nur kleine Auswirkungen, aber ebenso gibt es Entscheidungen, welche das Ende des Spiels verändern. Insgesamt müsst ihr euch durch drei Kapitel spielen, die Spieldauer des Spiels beträgt zwischen 12-20 Stunden, je nachdem, wie schnell und wie viel ihr erkundet habt. Aber wie schon erwähnt – es wird euch schocken. Denn das Spiel ist offen und ehrlich und ihr werdet eure Entscheidungen mehr als nur einmal bereuen.

Es ist nicht schlimm, Fehler bei den Entscheidungen zu machen. Ihr könnt diese bereuen, aber schaut auch, wohin es euch führt. Es ist egal wie grausam das klingt, aber man befindet sich sowieso in einer Grauzone und wirklich schlimmer? Schlimmer kann es sowieso nie werden. Also steht dazu, wenn ihr euch falsch entschieden habt, denn genau dieses grausame Leiden macht dieses Spiel erst zu einer Visual Novel, welche man einfach gelesen und erlebt haben muss.

Gameplay

Wie sieht denn das Gameplay aus? Dies beschreibe ich euch anhand der folgenden Bilder und Erklärungen:

In eurem eigenen Büro beginnt ihr das Spiel und bekommt gleich eine Einführung über die grundlegende Steuerung. Ratet mal, was ihr zuerst finden müsst: die Zigaretten! Die Menüführung ist sehr leicht, dadurch ist der Einstieg ins Spiel einfach. Durch „Speak / Sprechen“ könnt ihr euch mit den verschiedenen Personen unterhalten – falls ihr welche trefft. Durch „Investigate / Untersuchen“ drückt ihr euch, wie in einem Point & Click-Adventure, durch die Umgebung und sucht dadurch nach Hinweisen & Beweisstücken, um euren Fall zu lösen.

Das Bild zeigt Detektiv Mordred in seinem Büro.
Spärlich eingerichtet, Herr Foley

Es ist sehr wichtig, dass ihr immer alles untersucht – denn nur mit allen Hinweisen könnt ihr euch sicher sein und müsst euch nicht auf euer Glück allein verlassen. Versucht also immer, alles zu finden; ansonsten müsst ihr einfach raten, um bestimmte Dinge miteinander zu verbinden. Auch dies hat seinen ganz besonderen Reiz.

Euer Menü ist aufgeteilt in Inventar, Dokumente, Biografien, Karte, Tagebuch und Einstellungen. Man kann es relativ einfach mit dem linken Joystick kontrollieren. Im geöffneten Menü könnt ihr die Seiten per L+R-Taste wechseln. Ich gebe euch einen Tipp: lest euch immer den Text von gewissen Dingen durch, sodass ihr später nicht lange suchen musst, wenn ihr einen bestimmten Beweis zeigen müsst.
Im Inventar könnt ihr die bestimmten Items untersuchen oder nutzen.

Das Bild zeigt dass Menü von "Dry Drowning".
Übersichtliches Menü

Jedes Gespräch in Dry Drowning ist wichtig

Die Biografie wächst mit jeglichen Informationen, mit welcher ihr sie füttert. Also versucht am besten, jede Konversation zu führen und überspringt die kleinen Nebengespräche nicht. Vielleicht ist es euch manchmal sogar eine große Hilfe? Befragungen und Gespräche laufen einfach durch Anklicken der Texte ab. Die rot unterstrichenen sind storybasierte Gespräche, welche euch in der Handlung weiterbringen. Die anderen sind lediglich Nebengespräche, welche euch aber die Welt oder die Situation von bestimmten Leuten besser erklärt.

Falls ihr angelogen werdet, verwandelt sich euer Gegenüber in ein Monster, jedenfalls erscheint eine Maske. Ab diesem Punkt wird es interessant.

Das Bild zeigt ein Gespräch mit einem Lügner als Monster in "Dry Drowning".
Liegt nicht zu oft falsch, sonst wird es gefährlich

Denn in diesem Modus erhaltet ihr drei Leben. Ihr dürft also drei Mal im gesamten Gespräch falsch liegen, ansonsten heißt es für euch „Game Over“ und ihr ab dem letzten Speicherpunkt fortsetzen. Seid diesbezüglich unbesorgt, denn Dry Drowning speichert sehr oft.

Deshalb werdet ihr niemals eine Stunde Spielzeit oder dergleichen verlieren! Jeder von uns hat sicherlich schon mindestens einmal vergessen zu speichern und musste leidlich erfahren, dass ein großer Spielfortschritt verloren ging.

Das Bild zeigt eine Gesprächsauswahl in "Dry Drowning".
Unterscheidet Haupt- von Nebengesprächen

Ebenso liegen vor euch schwere Entscheidungen, welche den Lauf des Spiels entscheiden. Je nachdem, wie ihr euch entscheidet, könnt ihr sogar drei verschiedene Enden erleben – dies erhöht natürlich den Wiederspielwert. Jemand wie ich, der alles wissen will, hat dadurch einen sehr hohen Anreiz, verschiedene Richtungen zu betrachten und bei jedem Lauf einen neuen Weg einzuschlagen.

Fazit

Pros:

  • Sehr interessante Spielansätze
  • Packende Story mit hohem Unterhaltungswert
  • Interessante Genremischung
  • Regt zum Nachdenken an
  • Tolles Artwork und detailreiche Gestaltung

Cons:

  • Englischkenntnisse sollten ausreichend vorhanden sein
  • Winzige Schriftgröße

Dry Drowning war für mich persönlich eine große Überraschung und hat sogar mich überzeugen können und dabei mag ich gewöhnlicherweise keine Visual Novels.

Ich würde es genau deshalb sogar denjenigen empfehlen, die schon immer dachten, dass Novels relativ langweilig sind und man nichts zu tun hat. Die Welt ist interaktiver als ihr es euch vorstellen könnt und die Genremischung machen es zu einer sehr interessanten Wahl.

Das Testmuster wurde uns von Marchsreiter zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!

Lest euch gerne auch unsere anderen Testberichte durch.

Über Timo Kühlewein 4 Artikel
Geboren im wunderschönen 96' begeistern ihn schon seit seiner jungen Kindheit Pokémon und Horror-Games. Zocken ist seine Leidenschaft – sein Geldbeutel mag dieses Hobby jedoch nicht all zu sehr. Angefangen hat die Sucht mit Pokémon Silber und Resident Evil.

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