Doom Eternal – Einmal zur Hölle und zurück

Anmerkung: Wer ausschließlich an der Switch-Version von „Doom Eternal“ interessiert ist, findet alle wichtigen Infos dazu im letzten Drittel des Tests.

Alle Jahre wieder

„Welcome back!“ in der vollkommen verqueren Welt von Doom! Mit dem aktuellsten Serienableger, der auf den Namen Doom Eternal hört, meldet sich die Bethesda Spielschmiede so eindrucksvoll wie lange nicht zurück. Wir haben es hier mit der direkten Fortsetzung zu Doom (2016) zu tun. Eher schon die Ausnahme als die Regel, dass es mal kein Reboot, Prequel oder Ähnliches ist, sondern es sich um eine ECHTE Fortsetzung handelt! Die Masterminds hinter Doom (2016) setzen den eingeschlagenen Weg konsequent fort. Und bis auf ein paar geschmacksabhängige Mechaniken wurden in sämtlichen spielrelevanten Bereichen nochmals eine oder gar zwei Schippen draufgelegt! Geht nicht? Und ob das geht!

Houston, wir haben eine Story!

Mit Doom ist es immer ein bisschen so, als würde man nach einiger Zeit in der großen weiten Welt nach Hause kommen. Alles ist wieder sofort vertraut, fast so, als hätte man die Flure erst gestern verlassen. Und das ist doch meist ein sehr schönes Gefühl! Doom ist eben immer ein Stück FPShooter-Heimat in der reinsten Form und wird es auch immer bleiben. Gibt es also – im offiziell inzwischen siebten Teil der Serie (den VFR-Ableger für die PSVR mal nicht mitgerechnet) – denn noch irgendwelche gravierenden Neuerungen?

Fangen wir mal so an: Kaum einer hätte es vor über 25 Jahren für möglich gehalten, dass sich Doom jemals durch eine tiefgründige Story auszeichnet, aber… es ist tatsächlich passiert! In Doom Eternal wird zwar immer noch bis zum Umfallen geballert, aber die Hintergrundgeschichte ist im Detail für Genreverhältnisse ziemlich anspruchsvoll, fesselnd und reicht bis zu den Anfängen der Serie zurück.  

Auf diesem Bild des Spiels „Doom Eternal“ ist ein rotes Symbol vor schwarzem Hintergrund zu sehen.
Klare Ansage – erst schießen, dann fragen!

Für eine inhaltlich korrekte wie ausführliche Aufarbeitung der doch recht umfangreichen Geschehnisse rund um den Doomslayer lege ich euch wärmstens diverse Videoclips und Zusammenfassungen der renommierten Kollegen ans Herz. ie detailgetreue Berichterstattung, die die Story von Doom Erternal verdient, kann im Rahmen eines Reviews nicht gerecht werden. Einen kleinen Abriss der Storykernelemente gibt es aber natürlich:

Acht Monate nach den Ereignissen von Doom (2016) muss der Doomslayer mit Erschrecken feststellen, dass die Erde von zahllosen Dämonen überrannt wurde und bereits über die Hälfte der Erdbevölkerung ausgerottet wurde. Um der höllischen Brut einen Strich durch die Rechnung zu machen, muss unser namenloser Protagonist die drei Höllenpriester – namentlich Deags Nilox, Ranak und Grav – zur Strecke bringen.

Ab nach Los Angeles

So teleportiert sich unser Held in ein völlig zerstörtes Los Angeles, um dort seine blutgetränkte Odyssee zu beginnen… soviel zum Plot. Nach und nach erfährt der Spieler immer mehr über die eng verworrenen und teils etwas verwirrenden Zusammenhänge aller involvierten Parteien. Storyfetischisten, die wirklich alles rund ums neueste Kapitel des Doom-Universums in Erfahrung bringen wollen, sollten keinesfalls die zahlreichen Texttafeln und Monologe verpassen, über die man mal mehr, mal weniger offensichtlich stolpert. Wer sich die Mühe macht, wird mit zahlreichen ‚AHA!‘-Effekten belohnt, da nun so manche Info in einem ganz anderen Licht erscheint.

Auf diesem Bild des Spiels „Doom Eternal“ ist ein Baum zu sehen.
Mein Freund, der Baum… und die Überreste des einstigen Los Angeles

Aber keine Sorge, Doom Eternal ist auch ohne Hintergrundwissen wunderbar spielbar. Denn die großen Stärken sind natürlich wieder mal das pfeilschnelle Gameplay sowie die vielen cleveren (!), bleihaltigen Auseinandersetzungen. Und der bombastische Soundtrack. Sowie die pixelgenaue Steuerung. Und die imposante Waffenauswahl. Und… ja, eigentlich alles ist richtig fett geworden!  

Exkurs: Von Doom 3 in die Neuzeit

Der eingeschlagene Weg war lange Zeit unklar: Nachdem sich viele Leute nach Doom 3 Gedanken um die künftige Ausrichtung gemacht haben, sah es für die Serie zunächst gar nicht gut aus. Denn alle Komponenten, die Doom groß gemacht haben, drohten, über Bord geworfen zu werden. Ein potentielles Doom 4 sah zwischenzeitlich ganz stark nach einem generischen Call of Duty-Klon aus:

Doch irgendwann hat irgendwer das Ruder kräftig herumgerissen und ist zur Besinnung gekommen. Das Resultat konnte dann endlich in Doom (2016) bewundert werden.

Dessen Nachfolger basiert komplett auf dem Verkaufsschlager von 2016. Es wäre aber auch äußert verwunderlich gewesen, wenn man wieder an der grundsätzlichen Struktur, die Fachpresse wie Spieler gleichermaßen begeisterte, herumgerüttelt hätte. Der sehr geringe Prozentteil, der schon gegenüber Doom (2016) eine tiefe Aversion entwickelt hat, wird also auch mit diesem Teil garantiert nicht glücklich. Für alle anderen gilt: Durchladen, Ballern, Metzeln und Springen bis zum Exzess – denn nachgeladen wird nicht.

Strategie, die begeistert

Nach einem kurzen – und zugegeben recht langweiligen – Tutorial, welches eine Handvoll der nötigsten Basics des Spiels erklärt, geht es keine fünf Minuten später auch schon richtig zur Sache. Nachdem der Doomslayer die ersten Schießbudenfiguren und den ersten Höllenfürsten geplättet hat, findet er sich im völlig zerstörten Los Angeles wieder. Und ab hier geht es dann auch ziemlich schnell ziemlich brachial zur Sache. Einer der ersten Gegner ist der allseits bekannte Arachnotron, der in früheren Doomteilen normalerweise erst wesentlich später in der Kampagne seinen Premierenauftritt feierte.

Anhand der Mechspinne wird in einem kleinen Extrafenster die größte strategische Verfeinerung vorgestellt, die aber auch schon in Doom (2016) bereits in Teilen vorhanden war: Die Widersacher lassen sich durch gezielte Schüsse auf (Waffen-)Schwachstellen Stück für Stück zermürben und sind in der Folge wesentlich einfacher zu besiegen. Ohne Plasmakanone ist das Krabbelvieh zwar nicht ungefährlich, aber doch schon stark gehandicapt. Nach weiteren Treffern fängt der Gegner dann auch in abwechselndem orange-gelb und blau an wie ein Weihnachtsbaum zu blinken. Dies ist das optische Signal für den Spieler, ein wenig näher zu treten und dem Widersacher endgültig den Rest zu geben.

Auf diesem Bild des Spiels „Doom Eternal“ ist ein Fenster mit einer mechanischen Spinne zu sehen.
Wertvolle Tipps im Umgang mit den Gegnern erleichtern vieles

Finish him!

Klar, ein Schuss der doppelläufigen Schrotflinte aus einem Meter Entfernung ist eine ziemlich klare Sache, aber warum Ressourcen verschwenden, wenn man sogar noch welche bekommen kann? Durch einen Druck auf den rechten Stick wird aus der Nähe ein Finishing Move ausgelöst, bei Doom liebevoll „Glory Kill“ genannt. Abhängig davon, wo sich der Protagonist im Verhältnis zum Gegner gerade befindet, wird eine von zahlreichen, festen Animationen abgespielt, was einen schmerzhaften und sofortigen Tod nach sich zieht. Und nein, durch die Vielfalt an Möglichkeiten und Schauwerten werden die Finisher nicht so schnell langweilig.

Zudem fügen sie sich nahtlos in das schnelle Spielgeschehen ein und sind innerhalb von wenigen Augenblicken auch schon wieder vorbei. Abgesehen von den unterhaltsamen Showeinlagen gibt es aber noch einen erheblichen Mehrwert, diese Kills auszuführen: Der Spieler kommt an dringend benötigte Gesundheits- und Munitionsgegenstände, die ihm sonst verwährt geblieben wären.

Auf diesem Bild des Spiels „Doom Eternal“ ist ein blutender Gegner in Nahaufnahme zu sehen.
Die unterschiedlichen Gloria Kills sorgen für Abwechslung

Auch der Einsatz der Kettensäge offenbart so einige Goodies und kommt immer dann zum Einsatz, wenn entweder der Munitionsvorrat erschöpft ist oder sich der Gegner in unmittelbarer Nähe befindet und schnellstmöglich beiseite geräumt werden muss. Aber Vorsicht: der Benzinvorrat geht schnell zuneige!

Im Verlauf der Kampagne wird der Anzug des Doomarines durch neue Nah- und Mittelkampfwaffen – beispielsweise einem Flammenwerfer – erweitert. Das erhöht die strategische Komponente während der Kämpfe nochmals. So langsam wird deutlich, dass es sich bei Doom Eternal um wesentlich mehr als nur einen tumben Shooter handelt. Nach und nach werden einem durch die Gegnervielfalt (30 plus Bosse) und die Anzahl an aufwertbaren Waffen viele Angriffsmöglichkeiten eröffnet, die man in dieser Form bei Genrekollegen vergeblich sucht. Was soll man noch sagen? Es ist einfach nur ein riesiges, anspruchsvolles und vor allem spaßiges Schlachtfest!  

Die Steuerung fest im Griff

„Gewohnt einwandfrei“, so lässt sich die Steuerung wohl am ehesten beschreiben. Panic Button, erneut verantwortlich für den Switch-Port, haben wieder mal nix anbrennen lassen. Nachdem sie schon nach Doom (2016) und Wolfenstein II ihre Fähigkeiten eindrucksvoll bewiesen haben, liefern sie auch 2020 wieder grandios ab – pixelgenaues Springen ist kein Problem und selbst im Handheldmodus lässt sich die hektische Monsterhatz geschmeidig steuern. Die präzise Steuerung lässt den Spieler über den Pro Controller – wie immer erste Wahl! – oder auch die Joy-con nicht im Stich. Wenn man einen der häufigen Bildschirmtode stirbt, liegt es jedenfalls an den eigenen Skills. Technischen Unzulänglichkeiten kann man jedenfalls nicht die Schuld in die Schuhe schieben.

Auf diesem Bild des Spiels „Doom Eternal“ ist eine Hand und eine Puppe in Siegerpose zu sehen.
Ha, gefunden! Es lohnt sich, die Umgebung genauestens zu erkunden

Überhaupt fühlt sich auch der gemeine Switchspieler, der mit Doom Eternal eventuell auf anderen Konsolen unterwegs war, sofort heimisch. Die Tastenbelegung ist so gut wie identisch und lässt durch Anpassungsmöglichkeiten im Hauptmenü keine Wünsche offen. 

Dort könnt ihr auch eine optionale Bewegungssteuerung aktivieren, die alles in allem ebenfalls sehr gelungen ist. Es wäre interessant zu erfahren, wie viele Käufer tatsächlich von der Gyro-Variante Gebrauch machen. Denn auch im weiteren Bekanntenkreis habe ich persönlich von niemandem gehört, dass diese Art der Fortbewegung vorzugsweise genutzt wird. Nach wenigen Sekunden und einem „Ah, so fühlt sich das also an…“ wird alsgleich auch wieder die vertraute Steuerungsart aktiviert. Es lässt sich also festhalten: Ob überflüssig oder nicht entscheidet jeder selbst. Die Möglichkeiten sind jedenfalls allesamt sehr gut umgesetzt vorhanden.

Auf diesem Bild des Spiels „Doom Eternal“ ist ein großes Dämonengesicht (blau blutend) zu sehen.
An manchen Tagen einfach mal im Bett bleiben…

Switch Spezial! – Anmerkung

Es ist unumgänglich sowie wichtig, einen Vergleich zwischen den unterschiedlichen Konsolenversionen anzustellen. An dieser Stelle muss jedoch eins im Vorfeld klargestellt werden: Die technischen Limitationen der Switch im Gegensatz zu den anderen Systemen sind hinlänglich bekannt und -zigfach bis zur letzten Platine analysiert worden. Von daher wird im Folgenden natürlich auf die Unterschiede und technischen Einschränkungen der Switchversion eingegangen. Sofern die Technik mühevoll und mit guter Kompromissbereitschaft umgesetzt wurde, wird diese final in der Bewertung NICHT negativ bewertet, aber selbstredend angemerkt (siehe auch „Pros & Cons“)! Denn wenn sich ein Team bei einem Port ordentlich ins Zeug legt, aber gewisse Dinge schlichtweg nicht umsetzbar sind, weil die Hardware dafür nicht vorhanden ist oder nicht ausreicht, sollte man diesen Umstand nicht als schlechte oder gar fehlerhafte Programmierung auslegen. Denn schließlich kann nur mit dem gearbeitet werden, was zur Verfügung steht.

Es ist an der Zeit, sich näher mit den verswitchten Eigenarten dieser Version zu beschäftigen. Kennern fällt natürlich als erstes die obligatorische Unschärfe auf. Die stark zusammengestauchten Grafikdetails sind ebenfalls nicht schwer auszumachen.

Dennoch, es ist wirklich beachtlich, was Panic Button noch alles trotz des betagten Tegra X1-Chips, welcher verantwortlich für die Rechenleistung der Switch ist, ans Tageslicht befördert hat. Daneben scheint die Engine ebenfalls gut auf der Nintendo Switch skalierbar zu sein, zumindest sind keinerlei gravierende Einbußen feststellbar. Und auch wenn die Nintendo Switch nur rund 30 anstatt der sonst üblichen 60 Bilder pro Sekunde wiedergibt, ist es beeindruckend zu sehen, was die Verantwortlichen aus der Switch-Hardware alles rausgekitzelt haben! Auch der Sound dröhnt knackig und glasklar aus den kleinen Lautsprechern – ich lehne mich an dieser Stelle mal so weit aus dem Fenster und behaupte, dass klangtechnisch auf dem Hybriden nicht mehr – und wenn, dann allerhöchstens nur ein kleines bisschen – möglich ist.

Auf diesem Bild des Spiels „Doom Eternal“ ist eine große Glocke zu sehen.
For Whom The Bell Tolls…*träller*

Multiplayer ist auch vertreten

Nebst des kompletten Singleplayers mit seinen gut 15–20 Stunden Umfang, wobei der erste DLC „The Ancient Gods – Part One“ erst später den Weg auf die Switch findet, hat es auch der Multiplayer-Battlemode – im Kern ein „Best Of Five“-Rundenkampf – geschafft. Ein klassischer Deathmatch- oder Capture the Flag-Modus wurde aufgrund eher negativer Resonanzen komplett und ersatzlos gestrichen.

Laut Pete Hines von Bethesda war ein weiterer Grund, dass der Multiplayer des Vorgängers nicht bei id Software entstanden ist und sich im Vergleich zum Hauptspiel eher wie ein Fremdkörper angefühlt hat. Klingt plausibel, außerdem gibt es besagte Modi von der alljährlich erscheinenden Konkurrenz tatsächlich ein, zwei Klassen besser. Da ist es verständlich und lobenswert, sich auf die eigenen Stärken zu konzentrieren und unnötigen Ballast abzuwerfen. Alles goldrichtig gemacht, kann man da nur sagen.

Fazit

Pros:

  • Nahezu alle Schwächen des Vorgängers ausgemerzt
  • Konkurrenzlos guter Port
  • Präzise Steuerung – Gyrosteuerung Switch-exklusiv!
  • Viel zu entdecken
  • Knallhart, aber nie unfair versteckte Secrets
  • Soundtrack passt jederzeit perfekt zum Geschehen
  • Packende, umfangreiche Story
  • Unzählige Reminiszenzen an frühere Ableger
  • Strategische Ballereien
  • Multiplayer auch auf der Switch
  • Neue ‚alte‘ Waffen

Cons:

  • Hardwarebedingt technische Einbußen
  • Wartezeit bis zum nächsten Serienteil

Es ist ohne Wenn und Aber wieder einmal beeindruckend, was Panic Button hier aus der vergleichsweise schwachen Switch-Hardware rausholt. Noch gelungener, da noch runder als der Port von Doom (2016), zeigen die Profis von Panic Button erneut eindrucksvoll, warum gerade sie für scheinbar aussichtslose Portierungsunterfangen perfekt geeignet sind. Neben The Witcher 3 – Wild Hunt, Wolfenstein II und natürlich dem Doom Eternal-Vorgänger zweifelsfrei das technische Maximum, was im Bereich an Ports solch komplexer Programme derzeit überhaupt möglich ist.

Für alle Unterwegsspieler, die nicht auf gepflegte Schießereien verzichten wollen, ist Doom Eternal die erste Wahl und ohne ernsthafte Konkurrenz.

War Doom (2016) noch der Akkord, haben wir mit Doom Eternal die vollendete Sinfonie. Das liegt nicht zuletzt an den zahllosen Verbesserungen an allen Fronten, die das Spiel so gut machen, wie es schlussendlich geworden ist. Spontan fallen einem so gut wie keine Elemente ein, die man nochmals verbessern könnte und auch die Story entfaltet erstmals ungeahnte Qualitäten. Es bleibt abzuwarten ob und wie Bethesda diese Serientitel überhaupt noch toppen kann. Bis dahin werden sicherlich noch zahlreiche Besuche in den höllischen Welten folgen, denn paradoxerweise laden gerade die immer wieder zum erneuten Erkunden ein. Schließlich gibt es immer wieder was Neues zu entdecken.

Ob des Umfangs, des grandios-erfrischenden Gameplays, der audiovisuellen Umsetzung sowie der hervorragenden Portierung kann man abschließend nur sagen: Doom Eternal – eine Verneigung.

Habt ihr Lust auf einen weiteren Doom-Titel? Wir haben auch Doom 64 getestet.

Das Testmuster wurde uns von ZeniMax zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!

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