Was könnte die Jugendschutzreform bedeuten?

Vor rund einer Woche hat die Große Koalition ein Gesetzesentwurf für einen moderneren Jugendschutz vorgelegt. Dieser wurde vom Bundestag verabschiedet und muss jetzt nur noch vom Bundesrat abgesegnet werden. Da Rechtsdeutsch selbst denjenigen, die sich damit auskennen sollten, gerne mal Kopfzerbrechen bereitet, versuche ich das Thema hier so einfach wie möglich zu halten. Was würde es bedeuten, wenn diese Jugendschutzreform verabschiedet würde?

Zuerst einmal versucht dieses Gesetz, endlich aus der Steinzeit in der Gegenwart der digitalen Unterhaltung anzukommen. In aktuellen Jugendschutzgesetzen wird immer noch zwischen Trägermedien (CDs, DVDs etc.) und Telemedien, also Online-Diensten unterschieden. Diese Trennung ist heutzutage aber faktisch Blödsinn, denn nur weil man ein Spiel im Laden auf DVD kauft – was selten genug vorkommt – bedeutet das nicht, dass es nicht trotzdem Online-Dienste enthält. In dieser Hinsicht ist es also gut, dass diese veraltete Trennung entfernt wird.

Wenn das Gesetz durchgewunken wird, müssen die USK und andere Kontroll-Behörden fortan nicht nur den Inhalt des Spiels (Gewaltverherrlichung, Drogenkonsum, sexuelle Themen, sowie Schwierigkeit, Bedienung und Nutzerfreundlichkeit etc.) bewerten, sondern auch die Zusatzfunktionen, die das Medium anbietet. Dies könnten Chatfunktionen, Lootboxen oder andere Kaufoptionen, „glücksspielsimulierende Elemente“ oder auch die Weitergabe von Nutzerdaten ohne Einverständnis beinhalten. Hierzu sollten die Spiele fortan altersgerechte Voreinstellungen bieten.

Die Anwältin Julia Maris drückte dies gegenüber dem Spiegel so aus:

„Onlinespiele oder andere Anwendungen, die Lootboxen oder ähnliche In-Game-Angebote nutzen, würden voraussichtlich mit einer Altersfreigabe ab 18 Jahren klassifiziert werden.“

Julia Maris, Anwältin

Ob nun automatisch jedes Spiel, welches Lootboxen oder Sammelkarten wie beispielsweise Fifa 21 anbietet, ab 18 Jahren freigegeben wird, bleibt fraglich. Sicher ist aber, dass sich die Entwickler von Spiele-Software künftig auf ein paar Anpassungen einstellen müssen, wenn sie ihr Spiel an Kinder und Jugendliche vermarkten möchten. Besonders auf Kontaktmöglichkeiten, die Cybermobbing, Anmache oder Missbrauch ermöglichen könnten, sollen automatisch zu einer höheren Altersfreigabe führen.

Jugendschutzreform betrifft auch Soziale Netzwerke

Doch das war noch nicht alles. Über Heise.de erfährt man noch weitere Details, die vor allem die Sozialen Netzwerke betreffen:

Vor allem Betreiber sozialer Netzwerke wie Facebook, TikTok, Twitter oder YouTube werden verpflichtet, ein „Melde- und Abhilfeverfahren mit einer für Kinder und Jugendliche geeigneten Benutzerführung“ sowie ein „Einstufungssystem für nutzergenerierte audiovisuelle Inhalte“ bereitzustellen.

Facebook & Co. müssen Voreinstellungen so setzen, dass sie Kinder und Jugendliche vor Gefahren wie Mobbing, sexualisierter Ansprache („Cybergrooming“), Hassrede, Tracking und Kostenfallen schützen. Sie sollen sicherstellen, dass Kinder und Jugendliche etwa bei Spielen von Fremden nicht mehr einfach gefunden und angesprochen werden können. Von den Auflagen befreit sind Portale, die im Inland weniger als eine Million Nutzer haben oder Inhalte ausschließlich Erwachsenen zugänglich machen.

Quelle: Heise.de

Der Neuentwurf der Jugendschutzreform trifft speziell bei Branchenvertretern eher auf Missfallen. Nicht, weil sie etwas an der Veränderung oder Verbesserung des Jugendschutzes auszusetzen hätten, sondern weil in den Augen der Verbände die neuen Richtlinien alles weiterhin unnötig verkomplizierten, ohne allgemeingültige, zeitgemäße Lösungen vorzubringen. Im Endeffekt würden aktuell bestehende und gut funktionierende Instrumente eher geschwächt statt gestärkt und es würde lediglich eine weitere überflüssige Regulierungsbehörde hinzugefügt.

Wie denkt ihr über das Thema Jugendschutz in Videospielen und sozialen Netzwerken? Haltet ihr eine Reform für nötig? Welche sinnvollen Maßnahmen würden euch einfallen, um Kinder und Jugendliche vor Kauffallen, Suchtverhalten, Mobbing oder Missbrauch zu schützen?

Quelle: 4Players, Heise

Über Roger Hogh 750 Artikel
Baujahr 1987, begann bereits als Zwerg mit einem Sega Master System II zu zocken, der einzigen Nicht-Nintendo-Konsole, die er je besessen hat. Begeisterter Fan von guten Metroidvanias und The Legend of Zelda. Überwiegend Einzelspieler, aber man findet ihn gerne mal bei einer Runde Smash Bros, natürlich als Link.

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*