In einigen Stunden können wir die neuen Inhalte des Online-Services genießen. Doch die Preisgestaltung des Erweiterungspakets von Nintendo Switch Online wird seit Enthüllung während der Animal Crossing-Direct kontrovers diskutiert. Wieso dies der Fall ist und wie Nintendo dem entgegnen könnte, versuche ich in diesem Artikel zu klären.
Die Ausgangslage des Switch Online-Erweiterungspakets
Wenn das Erweiterungspaket am 26. Oktober verfügbar wird, haben Mitglieder des Switch Online-Services die Wahl zwischen zwei Modellen: Sie können beim Standard-Modell bleiben und die Vorzüge dessen für 19,99 € in der Einzel- und 34,99 € in der Familienmitgliedschaft, jeweils jährlich, genießen. Alternativ kann sich jeder für das Erweiterungspaket entscheiden.
Zusätzlich zu den Inhalten der Standard-Mitgliedschaft bietet das Paket den kostenpflichtigen Animal Crossing-DLC Happy Home Paradise sowie Zugriff auf eine wachsende Bibliothek aus N64- und Sega Mega Drive-Titeln. Dafür verlangt Nintendo einen jährlichen Preis von 39,99 € in der Einzel- und 69,99 € in der Familienmitgliedschaft. Anders als bei der Standard-Mitgliedschaft sind hier keine Abstufungen für monatliche und quartalsweise Zahlungen geplant bzw. bekannt.
Solltet ihr weitere Informationen zu Nintendo Switch Online benötigen, findet ihr diese auf der offiziellen Webseite von Nintendo.
Wieso wird sich lautstark über die Preisgestaltung beschwert?
Nüchtern betrachtet klingen die Preise erst mal nicht dramatisch. Auf den Monat gesehen liegt man mit dem Erweiterungspaket bei 3,33 € in der Einzel- und bei 5,83 € in der Familienmitgliedschaft. Wenn man letztere zusammen mit sieben weiteren Accounts nutzt, liegt man gerade mal bei 8,75 € – im Jahr!
Nachfolgend findet ihr eine Tabelle mit den Abstufungen in der Familienmitgliedschaft:
Doch schaut man sich die relativen Zahlen an, kann man schon erahnen, wieso diese Kosten heiß diskutiert werden. Denn sowohl bei der Einzel- als auch bei der Familienmitgliedschaft beträgt die preisliche Erhöhung ganze 100 % – eine Verdopplung der ursprünglichen Kosten.
Wenn man sich den zusätzlichen Inhalt anschaut, fragt man sich, wie man den Preisanstieg rechtfertigen kann. Gerüchteweise seien hohe Lizenzgebühren für das Anbieten von Third-Party-Titeln für einen Großteil der Mehrkosten verantwortlich. Allerdings dürfte auch der DLC Animal Crossing: New Horizons – Happy Home Paradise für den einen oder anderen Euro verantwortlich sein. Schließlich kostet dieser, wenn man sich diesen separat zulegt, ganze 25 €.
Was bieten die Mitbewerber ihren Nutzern an?
Des Weiteren sollte man – auch, wenn Nintendo stets anführt, dass Sony und Microsoft keine direkten Konkurrenten seien – die Online-Dienste der anderen Anbieter für einen Vergleich heranziehen. So bietet eine PlayStation Plus-Mitgliedschaft für 59,99 € den Zugang zum Online-Multiplayer, sowie exklusive Rabatte im PlayStation Store. Außerdem bietet Sony jeden Monat drei kostenlose Spiele an, welche heruntergeladen werden können – je Monat zwei Spiele für die PS4 und eins für die PS5. Die Auswahl enthält ab und an auch beliebte Vollpreistitel, sodass man seine Spielebibliothek günstig erweitern kann. Als negativer Aspekt sei hier genannt, dass die ausgewählten Titel nur in dem einen Monat „erworben“ werden können. Danach hat man keine Chance mehr, kostenlos an diese zu kommen.
Der unschlagbare Game Pass
Microsoft bietet mit ihrem Game Pass Ultimate einen deutlich kostenintensiveren Weg an – für 12,99 € monatlich erhaltet ihr allerdings auch massive Inhalte, die ihr nutzen könnt. Genau wie Nintendo und Sony, bietet auch Microsoft mit ihrem Online-Dienst den Zugang zum Online-Multiplayer. Auch exklusive Mitgliederangebote und Rabatte können genossen werden. Das Herzstück dieser Mitgliedschaft ist allerdings die riesige, stets verfügbare Spielebibliothek, welche fortlaufend neue Titel erhält. Bei den über 100 Spielen handelt es sich allerlings nicht, wie bei Nintendo, um Retro-, sondern größenteils um Blockbustertitel. Dank der Akquisition von Bethesda sowie der Zusammenarbeit mit anderen Publishern kann man auch in Zukunft mit einer weiter wachsenden Auswahl an Toptiteln rechnen.
Nintendo Switch Online hält den Vergleichen nicht stand
Vergleicht man nun Nintendos Angebot mit den anderen verfügbaren Lösungen, lässt sich festhalten, dass Nintendo den günstigsten Dienst stellt. Jedoch sollte man beachten, dass man bei Nintendo lediglich Retro-Spiele zur Verfügung gestellt bekommt – und einen DLC zu einem zwar erfolgreichen Spiel, welches allerdings noch lange nicht jeder Switch-Nutzer besitzt. Die anderen Anbieter fahren deutlich größere Geschütze auf und zumindest bei PlayStation Plus fällt der jährliche Beitrag trotzdem nur unwesentlich höher aus als bei der Einzelmitgliedschaft von Nintendo Switch Online + Erweiterungspaket. Zudem ist bislang keine Sprache davon gewesen, den Online-Dienst an sich zu verbessern. Es besteht also weiterhin die Problematik von schlechten Verbindungen und somit das getrübte Online-Spielerlebnis.
Weiterhin ist es wahrscheinlich, dass Nintendo bei der nächsten Erweiterung – beispielsweise mit Game Boy- oder potenziellen GameCube-Titeln – seine Nutzer erneut zur Kasse bittet, sodass die Kosten noch weiter steigen.
Positiv an Nintendos Online-Dienst ist allerdings, dass die Möglichkeit besteht, eine Familienmitgliedschaft zu wählen. Dadurch lassen sich die Kosten, wie schon oben verbildlicht, deutlich reduzieren.
Die Attraktivität von Switch Online erhöhen, aber wie?
Nachdem wir nun geklärt haben, wieso vielen die Preisgestaltung vom Online-Dienst mit dem Erweiterungspaket sauer aufstößt, kommen wir nun zu einem Vorschlag meinerseits, wie man das Angebot deutlich schmackhafter gestalten könnte.
An sich ist der Gedanke, auf Retro-Spiele zu setzen, ja nicht verkehrt. Es hätte sich sicherlich auch kaum jemand beschwert, wenn man ausschließlich bei den N64- und Sega Mega Drive-Titeln geblieben wäre und dafür eine jährliche Preiserhöhung von 10 € für die Einzel- und 15 € für die Familienmitgliedschaft gewählt hätte. Durch das Hinzufügen eines DLCs – welchen man weder tauschen, noch abwählen kann – und die damit einhergehende deutlich größere Preiserhöhung ist eine Grenze überschritten worden; dies ist für viele nicht hinnehmbar.
Was ist also mein Vorschlag? Die Wahl, DLCs in den Online-Dienst zu integrieren, kann man jetzt mögen oder nicht. An sich ist dieser Weg kein schlechter. Ganz wichtig wäre jedoch, einen Anreiz für möglichst viele Spieler zu schaffen. Die Tatsache, dass man an exakt einen DLC gebunden ist, verschreckt einige Spieler. Wieso wählt Nintendo nicht für den Start des Erweiterungspakets den Weg, bereits erschienene DLCs oder sogar Erweiterungspässe und ähnliches zur Wahl zu stellen?
Ein vielfältiges Switch Online-Paket mit kostenpflichtigen Zusatzinhalten
Beispielsweise könnte man die Nutzer im ersten Jahr aus fünf bis sechs Zusatzinhalten zwei auswählen lassen und im nächsten Jahr dann eine weitere Palette anbieten, die der Spieler zusätzlich nutzen kann. Für den Anfang könnte ich mir unter anderem gut die Splatoon 2 Octo Expansion und den Super Smash Bros. Ultimate Fighters Pass 1 + 2 vorstellen, sowie den Pokémon Schwert/Schild– und den Hyrule Warriors: Zeit der Verheerung-Erweiterungspass. So würde man eine vielfältige Auswahl anbieten, bei der eigentlich für jede Art von Spieler etwas dabei sein müsste.
Um die Abhängigkeit vom Switch Online-Abo zu lösen, könnte man zusätzlich Anreize schaffen, indem man die gewählten DLCs nach einem Jahr mit 50 % Rabatt erwerben kann – diese dann also komplett zu besitzen, auch mit deaktivierter Online-Mitgliedschaft bzw. Erweiterungspaket.
Modulare Mitgliedschaft als Lösung?
Zudem hätte Nintendo eine weitere Abtrennung einrichten können. So könnte das Unternehmen das Angebot der Retro-Spielebibliothek separat von DLCs bzw. Erweiterungspässen anbieten. So wäre beispielsweise neben dem Standard-Modell ein Retro-Paket und ein Expansion-Paket zubuchbar.
Bei erstgenanntem Paket handelt es sich dann um die N64-, Sega Mega Drive- und eventuell in Zukunft verfügbare Titel von weiteren Plattormen. Das Expansion-Paket könnte sich dann ausschließlich auf DLCs und Erweiterungspässe konzentrieren und eine immer größere Palette abdecken.
Übersichtlich dargestellt könnte mein Vorschlag also folgendermaßen aussehen – inklusive Preisgestaltung für Einzel- und Familienmitgliedschaft:
- Standard-Mitgliedschaft: 19,99 € / 34,99 €
- Retro-Paket (N64, Sega Mega Drive, weitere): + 10 € / 15 €
- Expansion-Paket (Wahl aus zwei von sechs Zusatzinhalten): + 20 € / 30 €
Dadurch könnte jeder Nutzer seine individuellen Online-Pakete zusammenstellen und den dementsprechenden Preis jährlich entrichten.
Was haltet ihr von dem Vorschlag, den Online-Dienst der Nintendo Switch anders zu gestalten? Seid ihr vielleicht auch mit dem angebotenem Service zufrieden? Lasst es uns in den Kommentaren wissen.
Marcel ist im Jahr 1986 geboren, dem Jahr, wo seine Lieblings-Spielereihe ihren Ursprung hat: The Legend of Zelda. Mit seinen nun mehr als 30 Jahren Lebens- und ca. 25 Jahren Nintendo-Erfahrung versucht er euch mit Liebe und Leidenschaft auf dem Laufenden zu halten!
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