The Banner Saga: Ein Taktik-RPG-Meisterwerk [Test]

The Banner Saga wurde bereis im Jahre 2014 von Stoic für PC auf Steam umgesetzt. Ableger auf die anderen Konsolen folgten, zuletzt auch für die Nintendo Switch. Hier erhält man alle drei Episoden beim Kauf. Das Spiel ist auch auf Modul für Switch erhältlich.
Die drei Episoden gilt es dabei am besten nacheinander zu spielen, da man sonst die sehr gute Story verpasst.

The Banner Saga glänzt mit fantastisch umgesetzter Story

Die Welt von The Banner Saga findet sich im hohen Norden zur Zeit der Wikinger. Allerdings gibt es im Spiel zahlreiche Fantasy-Ansätze wie zum Beispiel die „Varl“. Bei diesen handelt es sich um ein besonders starkes Riesenvolk mit Hörnen am Kopf. Im späteren Spielverlauf gesellen sich mit den Pferdemenschen noch Mensch/Pferd-Chimären hinzu.

Auf dem Bild ist ein Dialogbildschirm innerhalb des Spiels zu sehen.
In diversen Dialogen wird die spannende Geschichte von „The Banner Saga“ weiter gesponnen


Auf jeden Fall ist in der Welt von The Banner Saga seit einigen Wochen die Sonne nicht mehr aufgegangen. Zudem tauchen die „Schlacken“ nach Jahrzehnten wieder auf. Diese stellen ein uraltes und gefährliches mysteriöses Volk dar, welches unvermittelt auftaucht und Angst und Schrecken verbreitet. Die Welt und die darin befindlichen Akteure, befinden sich von daher in einer permanenten Endzeitstimmung.
Wir beginnen das Spiel zunächst mit zwei Gruppen, welche sich im späteren Spielverlauf auch treffen. Dabei spannt sich ein erzählerischer Spannungsbogen, der uns sanft aber bestimmt immer weiter in die Welt zieht. Zudem wird in zahlreichen Nebenstorys Bezug auf die Geschichte der Charaktere, insbesondere der Hauptcharaktere, genommen. Diese stellen unter anderem Rook und seine Tochter Alette dar. Zwei Menschen aus den östlichen Randgebieten, die von dem Varl Ivar begleitet werden.

Auf dem Bild ist die Weltkarte von "The Banner Saga" zu sehen.
Die Weltkarte von „The Banner Saga“. Hier sehen wir eine der von uns geführten Gruppen. In diesem Fall die von Rook (Profilbild)

Vom Westen her wird die Gruppe aus Hakon und Ludin gebildet. Letzterer ist der Prinz und Tronerbe der Menschen, während Hakon ein Fürst und Krieger der Varl darstellt. Beide Gruppen besitzen dabei einen eigenen Storyplot, der sich im Laufe des Spiels mit dem der anderen Gruppe überschneidet. Zudem wird in jeder der drei Episoden des Spiels die Gruppenzusammensetzung geändert. Dies geschieht jedoch immer im Zuge des Storyverlaufes und macht Sinn.

Auf dem Bild ist eine Zwischensequenz des Spiels zu sehen. Diese sind geschickt in Spielgrafik implementiert
Unsere Entscheidungen beeinflussen den Spielverlauf. Dieser wird in schön implementierten Sequenzen wie dieser stetig voran getrieben

Unsere Entscheidungen bestimmen den Spielablauf

Oftmals werden wir mit Entscheidungen im Spiel konfrontiert. Ständig müssen wir dabei Entscheidungen treffen, die direkte Auswirkungen auf den Spielverlauf nehmen. Selbst der Tod unserer Charaktere ist möglich, teilweise ist er sogar durch die Story bedingt vorgesehen.
Wie auch die gesamte Story nicht aufgesetzt und gekünstelt wirkt, ist es auch bei dieser Spielfunktion so. Im Laufe des Spiels entspinnt sich eine faszinierende und motivierende Geschichte, die geschickt Wendungen implementiert. Auf diese möchte ich hier nicht weiter eingehen, denn niemandem soll durch Spoiler der Spielspaß verdorben werden.
Das Spiel selbst ist sehr auf eine erzählerische Struktur getrimmt. Gesteuert werden unsere Helden lediglich auf den taktischen Kampfkarten. Alle anderen Bewegungen laufen der Story folgend automatisch ab. Diese beim Lesen erst einmal als Makel angesehene Funktion, fällt im Spiel kaum ins Gewicht und stört somit absolut nicht.

Der grafische Zeichenstil des Spieles überzeugt auf ganzer Linie

Von Anfang an auf Taktik-RPG getrimmt

The Banner Saga beginnt sofort mit einem taktischen Kampf. Hierbei erläutert uns das Spiel im Zuge eines Tutorials die grundlegenden Mechaniken. Wir lernen so zunächst das Gruppenmanagement, Bewegung und Angriffe auf den schachbrettartigen Spielfeldern durchzuführen. Allzu kompliziert sind diese Mechaniken dabei nicht gewählt. Die Schwierigkeit des Spiels entfaltet sich in den Kämpfen selbst. Bereits auf „Normal“ sind die Kämpfe knackig. Auf „Einfach“ sind unsere Helden nach einem Knockout zum Beispiel nicht verletzt. In den anderen Schwierigkeitsgraden sind dann mehrere Tage Regeneration fällig, oder man lebt mit verminderten Kampffähigkeiten. Auch sind auf „Einfach“ die Gegner schwächer. Diese Schwierigkeit ist also für alle Neulinge geeignet oder jene, welche einfach nur die schöne Geschichte erzählt bekommen möchten.

Auf dem Bild ist eine taktische Kampfkarte in "The Banner Saga" zu sehen.
Hier ist einer der zahlreichen taktischen Kämpfe zu sehen. Das schachbrettartige Spielfeld als auch die Zugreihenfolge unserer Helden von links nach rechts werden so deutlich. Über dem Profilbild von „Egil“ sehen wir die aktuellen Statuswerte des Helden

Wir stellen unsere Kampfgruppen vor jedem Kampf zusammen. Bis zu sechs Kämpfer aus den Klassen Kämpfer, Tank, Supporter, Magier und Jäger stehen uns dabei zur Verfügung. Die Zugreihenfolge legt sich durch unsere Gruppenleiste von links beginnend nach rechts fortlaufend fest.

The Banner Saga und sein Gruppenmanagement

Wir bewegen uns, der Story folgend, auf der Karte. Unsere Reise wird dabei immer wieder durch Ereignisse unterbrochen. Etwa wenn wir eine Siedlung erreichen, oder ein Kampf ansteht. Auch kommen wir im Laufe der Reise immer wieder an den sogenannten Göttersteinen vorbei, oder wir treffen unterwegs auf andere Reisende.

Unsere Reisegruppe besteht dabei aus normalen Zivilisten, den Klanmitgliedern. Zu diesen gesellen sich dann Kämpfer und Varl hinzu. Letztere beschützen unseren Klan in den Kämpfen im Hintergrund. Wir wiederum bestreiten in der Zwischenzeit die taktischen Kämpfe mit der Heldengruppe.
Je besser wir die taktischen Kämpfe absolvieren und je bessere Entscheidungen wir treffen, desto weniger Tote haben wir im Klan zu betrauern. Im Laufe des Spiels haben wir die Möglichkeit, in bestimmten Situationen neue Klanmitglieder zu gewinnen. Dies beruht fast immer auf unseren getroffenen Entscheidungen. Nehmen wir andere Flüchtlinge auf oder nicht? Sind sie zuverlässige neue Gefährten oder wollen sie uns nur hinters Licht führen und uns bestehlen? Überlegungen dieser Art müssen wir uns ständig stellen.

Auf dem Bild ist eines unserer Feldlager zu sehen. Hier können wir das Klan und Kampfgruppen Managment durchführen.
In Lagern wie diesen managen wir unseren Klan und unsere aktive Kampfgruppe. Oben in der Anzeige sind Anzahl der Klanmitglieder der Varls und der Kämpfer, die Tagesrationen sowie die generelle Klanmoral (derzeit gut) auf einen Blick sichtbar

Während der Reise können wir immer wieder in Feldlagern und Ortschaften rasten. Hier gilt es ein Auge auf die Klanmoral und die Tagesrationen zu werfen. Die Moral ist wichtig, da glückliche Klanmitglieder besser kämpfen. Später sammeln sie auch Tagesrationen, was ebenfalls besser funktioniert, wenn sie zufrieden sind. Aber jede Rast dauert einen Tag und somit verbrauchen wir dann auch jeweils eine der knappen Tagesrationen.

RPG-Elemente toll integriert

In besagten Lagern kümmern wir uns somit erst einmal um unseren Klan. Allerdings haben wir hier auch Zugang zum Heldenbereich. Hier können wir die in den taktischen Kämpfen genutzten Helden leveln und ihnen Items zuweisen. Letztere verbessern bestimmte Statuswerte der Helden. Ab der zweiten Episode des Spiels kommt noch ein Trainigsbereich hinzu. Hier können wir bestimmte Trainingsmissionen absolvieren. Erfüllen wir diese, gibt es dafür Ansehenspunkte. Diese werden als Währung im Spiel genutzt. Diese Punkte gibt es auch für erfolgreich absolvierte taktische Kämpfe.

Auf dem Bild ist ein Charakterbilschirm zu sehen, auf dem sich die einzelnen Attribute nach einem Stufenaufstieg steigern lassen.
Haben wir genug Ansehenspunkte gesammelt, lassen sich die Attribute unserer Akteure nach einem Stufenaufstieg steigern. Dies geschieht nicht automatisch und kostet dem Level entsprechend Punkte


Mittels dieser Währung können wir dann unsere Helden entwickeln, Items oder auch Nahrung kaufen. Die Nahrung und die Items können wir auf Märkten erstehen, die in den zahlreichen, besuchten Ortschaften aufzufinden sind.
Des Weiteren werden in den Lagern und Ortschaften auch immer wieder Unterhaltungen mit anderen Helden und Charakteren geführt. Diese sind dann mittels Profilbild anwählbar. Dadurch werden die Hauptstory und auch insbesondere Charakter-bezogene Geschichten weiter erzählt.

Optisch und akustisch ein stilistisches Meisterwerk

Der das Spiel prägende Zeichenstil passt perfekt in das Storytelling. Die Sounduntermalung rundet das Ganze dann ab. Von Anfang an wird man so in eine atmosphärisch toll abgerundete Geschichte gezogen. Dabei wird die Geschichte uns Spielern allerdings nie gekünstelt, aufgesetzt oder erzwungen dargereicht. Man wird ganz im Gegenteil sanft hineingezogen und die Charaktere wachsen, zumindest mir, ans Herz. So wird der ein oder andere vorgegebene Tod und Abschied umso schmerzvoller für mein Empfinden. Solche Gefühle variieren natürlich innerhalb der Spielerschaft.

Fazit

Pros

  • Tolle Spielatmosphäre
  • Schön erzählte Geschichte
  • Anspruchsvolle, taktische Kämpfe
  • RPG-Elemente gut integriert
  • Hoher Wiederspielwert

Cons

  • Wenig Action
  • Man muss viel lesen
  • Nichts für Taktikmuffel

The Banner Saga ist ein Meisterwerk. Die erzählte Geschichte ist fesselnd und spannend umgesetzt. Unsere Entscheidungen nehmen dabei direkten Einfluss auf den Storyverlauf. Die taktischen Kämpfe sind ab der Einstellung „Normal“ auch für Geübte eine Herausforderung. Die RPG-Elemente passen perfekt und fügen sich nahtlos in den Spielverlauf ein.
Es gibt von meiner Seite an dem Spiel nichts auszusetzen, selbst die Spiellänge ist mit gut 20 Stunden angemessen.
Aufgrund der Entscheidungen, die wir zu treffen haben, ist der Wiederspielwert zudem hoch. Und hier macht es das Spiel besser als die mittelerweile untergegangene Konkurrenz von Telltale Games. Denn The Banner Saga legt zwar ebenfalls großen Wert auf das Spiel beeinflussende Entscheidungen. Diese sind jedoch bei weitem nicht so statisch angelegt, wie es bei den Vertretern von Telltale der Fall war.

Über Christian Walter 90 Artikel
1978 konnten dank fleissiger Gamer die ,,Space Invaders" aufgehalten werden. Im gleichen Jahr erblickte ich das Licht der Welt. Im Jahre 1987 zog dann ein Atari 2600 in unserem Wohnzimmer ein. Fortan blieb ich in Form von diversen Systemen dem Phänomen Video- und Computerspielen treu. Nintendo nahm dabei in meinem Herzen immer einen besonderen Platz ein.

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