Shantae and the Seven Sirens – das Warten hat sich gelohnt

Beginnen wir diesen Test ausnahmsweise mal gleich mit der Danksagung an WayForward, die uns mit einem Code zu Shantae and the Seven Sirens ausgestattet haben. Nachdem mir der Vorgänger Half-Genie Hero schon gut gefallen hatte, wollte ich mir diesen Teil natürlich nicht entgehen lassen – und wurde absolut nicht enttäuscht. Was Shantae in ihrem aktuellen Titel besser macht als der Vorgänger, lest ihr jetzt.

Shantae and the Seven Sirens – Die Story

Shantae und ihre Freunde machen zum ersten Mal Urlaub. Sommer, Sonne, Strand und ein spezielles Fest, zu welchem auch andere Halbdjinn eingeladen worden sind – so lautet der Plan. Shantae lernt zum ersten Mal andere ihrer eigenen Art kennen und ist begeistert von ihren neuen Freundinnen. Gemeinsam treten sie in einem Halbdjinn-Super-Spektakel an, um den Besuchern von Arena Town ihre Fähigkeiten zu zeigen, als plötzlich die Lichter ausgehen und alle Halbdjinn verschwinden. Alle außer Shantae. Völlig überrascht und besorgt versucht sie nun, ihre Artgenossen zu finden und zu retten. Hierfür erkundet ihr die komplette Insel von oben bis unten und kommt somit gleichzeitig der Geschichte der Versunkenen Stadt auf die Spur, welche bisher nur als Touristen-Attraktion diente.

Teile der Geschichte werden in kurzen, hübsch animierten Zwischensequenzen erzählt

Die Story ist nicht mehr als ein Rahmen, um dem Spieler ein Motiv zu geben. Das war auch beim Vorgänger schon der Fall, stört aber auch nicht weiter. Wer emotionale Achterbahnfahrten, Plot-Twists und nervenaufreibende Spannung erwartet, hat das falsche Spiel in der Hand. Alles an Shantae versprüht einen naiven, kindlichen, verspielten Charme. Nichts wird hier ernst genommen, kein Trübsal geblasen. Es ist ein lustiges, spannendes Abenteuer und definitiv auch für jüngere Spieler gedacht.

Die Menüs

Der Subscreen

Der Subscreen, wie er im Spiel so schön genannt wird, hat sich kaum zum Vorgänger geändert. Ihr sammelt regelmäßig von besiegten Gegnern Leckereien auf, mit denen ihr euch heilen könnt und könnt im Item-Shop diverse magische Fähigkeiten und Upgrades kaufen.

Seidenglattes Haar kann schneller zuschlagen – das beweist mir meine Frau immer wieder

Ihr findet im Menü außerdem eine Übersicht über eure Fähigkeiten und gesammelten Quest-Items. Mit Nuggets, von denen es einige in Kisten zu finden gibt, könnt ihr Sammelkarten kaufen, doch dazu später mehr. Die Herztintenfische sind überall in der Welt verteilt und geben euch beim Tintenfischschmied für je vier Stück ein zusätzliches Herz.

Die armen Dinger werden zu einem Herzcontainer verschmolzen

Die Map

Teil des Subscreens ist natürlich auch die Map. Eine der Verbesserungen zum Vorgänger ist, dass Shantae and the Seven Sirens wieder eine offenere Spielwelt bietet. Anstatt eine Oberwelt zu besitzen, die in separate Level eingeteilt ist, die man von dort auswählt und immer nach der gleichen Bildschirmreihenfolge abarbeitet, könnt ihr diese Map erkunden. Das fühlt sich sehr nach Metroidvania an, denn ihr stoßt immer mal wieder auf Räume, die ihr noch nicht erkunden könnt, weil euch die passende Fähigkeit dafür fehlt. Das lädt zum erneuten Erkunden ein.

So sieht eine vernünftige Map aus

Die Map selbst ist natürlich ebenfalls passend im Metroidvania-Stil gehalten und in einzelne Bildschirme und Gebiete eingeteilt. Farbliche Markierungen zeigen euch an, wo ihr speichern und wo ihr euch teleportieren könnt. Weiße Punkte geben euch Auskunft darüber, wo sich eure Questziele befinden. Leider gibt es keinen Punkt, der euch anzeigt, wo sich eine der gefundenen, aber noch nicht abgeschlossenen Höhlen befindet. Ihr stoßt häufiger unterwegs auf Höhleneingänge, hinter denen sich Herztintenfische verbergen, die ihr noch nicht erreichen könnt. Sich all diese Positionen zu merken, ist nicht so leicht. Wenn ihr alle Herzen haben möchtet, müsst ihr auf jeden Fall gelegentlich die Map erneut abgrasen.

Sammelkarten

Das Spiel geizt nicht mit humorvollen Seitenhieben auf die Nerdkultur. In Arena Town trefft ihr gleich zu Beginn auf einen pummeligen Sammelkarten-Fan, der euch stolz von seiner tollen Sammlung super-rare-foiled-legendary-sonstwas-Karten erzählt.

Wie es sich für ein gutes Kartenspiel gehört, haben die unterschiedlichen Monster natürlich besondere Effekte. Als Halbdjinn machen wir uns diese also zunutze. Bis zu drei Karten könnt ihr gleichzeitig aktiv haben. Die Effekte sind äußerst unterschiedlich und vielfältig. Mal könnt ihr euch in einer Form schneller bewegen, ein anderes Mal verbraucht ihr vielleicht weniger Magie oder könnt aus roten Edelsteinen Herzen machen, um euch häufiger zu heilen.

Wie jeder Sammelkartenspieler weiß, haben einzigartige, gut erhaltene Karten auch einen ordentlichen Wert. So finden wir im Laufe des Spiels eine Handvoll NPCs, die sich von Boss-Karten trennen – im Austausch gegen Gold-Nuggets, die ihr in Kisten findet. Diese Karten haben es aber auch echt in sich und machen das Spiel leichter, als es ohnehin schon ist.

Apropos leicht…

Das Gameplay

Shantae and the Seven Sirens wird einigen Spielern zu leicht sein. Natürlich spricht das gesamte Spiel auch ein jüngeres Publikum an. Es soll Spaß machen und unterhaltsam sein. Für Core-Gamer wird es sich tatsächlich wie Urlaub anfühlen. Ich habe jedenfalls direkt zuvor noch Hollow Knight und Salt and Sanctuary gezockt und bin durch dieses Spiel geflogen, als gäbe es keine Hindernisse.

Da kann sich der Boss noch so gut in Szene setzen

Kein einziger Boss stellte ein größeres Hindernis dar. Ich bin genau ein einziges Mal an einem Boss gestorben, weil ich mich dumm angestellt habe. Auch der Endboss stellt keine Schwierigkeit dar, außer dass er viel zu viel aushält. So kann man den Kampf auch künstlich in die Länge ziehen.

Das Spiel arbeitet nach einem altbekannten Schema: Erhalte Zutritt zu einem neuen Gebiet, besiege einen Zwischenboss, rette eine Freundin und erhalte im Austausch eine neue Fähigkeit, mit der du nun neue Wege im Gebiet beschreiten und gleichzeitig den Boss flachlegen kannst. Verschaffe dir danach Zutritt zur nächsten Fähigkeit und beginne den Zyklus von vorne.

So schön das alles inszeniert ist, aber ich vermisse dennoch ein wenig die Freiheit, die Map eigenständig zu erkunden. Die Reihenfolge, in der ihr die Freunde retten und eure Fähigkeiten zurückerhalten könnt, ist leider festgelegt. Einmal bin ich mit meiner neuen Fähigkeit auf „Erkundungstour“ gegangen, um ein neues Gebiet zu untersuchen, welches ich nun erreichen konnte, nur um dann festzustellen, dass ich dort nicht weiterkam, weil ich vorher nicht mit zwei NPCs gesprochen hatte. Nach einigem Backtracking und zwei Gesprächen musste ich JETZT wirklich in das nagelneue Gebiet, von dem Shantae laut Dialog noch nichts wusste, obwohl sie gerade erst von dort zurückgestiefelt kam. Dort wartete dann eine Freundin, die vorher nicht dort war, um mir die Fähigkeit zu geben, mit der ich weiterkommen konnte.

Da hast du vollkommen Recht!

Das ist allerdings Meckern auf sehr hohem Niveau. Solche Kleinigkeiten regen mich nur dann auf, wenn ich sonst nichts zum Aufregen finde. Ich habe jede Minute des Spiels genossen. Genauer gesagt habe ich 548 Minuten genossen, bis ich die Credits sah, was 9:08 Stunden entspricht. Für 100 % fehlte mir die Motivation, da ich auch so schon völlig overpowert war, aber da könnt ihr noch ca. eine Stunde draufrechnen. Es müssen lediglich die letzten paar Herztintenfische gefunden und ein paar Gegner gefarmt werden, um alle Karten zu vervollständigen. Ich habe stattdessen lieber auf New Game+ neu angefangen. Ihr startet in diesem Modus mit mehr Magie, dafür jedoch mit einem Herzen weniger. Auch machen die Gegner mehr Schaden.

Im NG+ habt ihr dieses süße Outfit, das von den Bewohnern von Tree Town stammt

Das fühlt sich schon besser an. Auch hier werde ich sicherlich ab der Hälfte keine Schwierigkeiten mehr haben, denn ihr findet üblicherweise Geld im Überfluss und könnt euch somit schon recht früh aufpowern. Mit den richtigen Karten seid ihr zusätzlich gebufft und sobald ihr bestimmte Fähigkeiten freigeschaltet habt, gibt es ohnehin nichts mehr, was euch aufhält.

Allerdings muss ich schon lobend erwähnen, dass das Spiel zum Ende hin ordentlich anzieht. Die letzten paar Passagen werden sicherlich für weniger geübte Spieler für etwas Frust sorgen. Gamer-Eltern werden hier hin und wieder mal dem Nachwuchs unter die Arme greifen müssen.

Und wieder einen Boss erledigt

Shantae and the Seven Sirens – Fazit

Pros:

  • Ein absoluter Killer-Soundtrack
  • Die Steuerung ist präzise und das Spiel läuft reibungslos
  • Animierte Zwischensequenzen
  • Eine bezaubernde, charmante, humorvolle Spielerfahrung von der ersten Minute an

Cons:

  • Vereinzelte Rechtschreib- und Übersetzungsfehler im Deutschen (es heißt TRITT, verdammt!)
  • Das Spiel ist sehr einfach
  • Es ist ziemlich geradlinig, trotz großer, verschachtelter Map

Wenn euch auch nur eines der vorherigen Shantae-Spiele gefallen hat, ist dieses hier ein Must-Have. Leveldesign, Humor, Grafik, Soundtrack, einfach alles ist gut aufeinander abgestimmt. Es ist zwar für Core-Gamer zu einfach, aber das soll niemanden davon abhalten, einfach mal abzuschalten und Spaß zu haben. Diese kitschige, verspielte Lebensfreude, die das Spiel versprüht, wird mit einem absolut geilen Soundtrack untermalt. Ja, es recycelt quasi alle Gegner aus vorherigen Teilen, aber es spielt ja auch in der gleichen Welt. Wer sich von solchen Kleinigkeiten nicht abhalten lässt, wird hier ein rundum schönes Abenteuer erleben, denn keiner der obigen Negativ-Punkte fällt so stark ins Gewicht, dass er den Spielspaß auch nur eine Sekunde trüben würde.

Und wer jetzt immer noch nicht überzeugt ist, kann sich hier die erste Stunde des Spiels anschauen.

Ret-2-Go!

Über Roger Hogh 750 Artikel
Baujahr 1987, begann bereits als Zwerg mit einem Sega Master System II zu zocken, der einzigen Nicht-Nintendo-Konsole, die er je besessen hat. Begeisterter Fan von guten Metroidvanias und The Legend of Zelda. Überwiegend Einzelspieler, aber man findet ihn gerne mal bei einer Runde Smash Bros, natürlich als Link.

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