Saints Row IV Re-Elected – Das Action-Spektakel im Test

Saints Row – Wenn ich früher diesen Namen gelesen habe, dann war mein erster Gedanke: „Ach, das ist doch diese schlechte GTA-Kopie“. Dass das Spiel bzw. die Reihe schlecht sein musste, davon bin ich einfach mal ausgegangen, ohne wirklich je einen Teil gespielt zu haben. Es ist bisher eben nur sehr selten gelungen, dem großen Konkurrent aus dem Hause Rockstar Games das Wasser zu reichen. Warum sollte es hier anders sein? Ich bin also völlig ohne Vorwissen und ohne allzu hohe Erwartungen an diesen Test heran gegangen.

Schaut euch hier den Trailer zu Saints Row IV Re-Elected an!

Da Switch-Spieler ja nun einmal nicht in den Genuss der neuesten Grand Theft Auto-Ableger kommen, möchte ich mit diesem Test klären, ob Saints Row IV Re-Elected eine gute Alternative bietet oder vielleicht gar nicht mit anderen Spielen zu vergleichen ist.

Die harten Fakten

Bei Saints Row IV Re-Elected handelt es sich um eine Portierung. Das Original kam bereits im Jahre 2013 für PC, PlayStation 3 und Xbox 360 auf den Markt. Der Entwickler hinter dem Spiel ist die US-amerikanische Firma Deep Silver Volition.

Muss man die Vorgänger gespielt haben?

Saints Row IV Re-Elected war für mich die erste Berührung mit der Saints Row-Reihe, trotzdem konnte ich der Story ohne Probleme folgen. Es wird zwar immer mal wieder über vergangene Ereignisse gesprochen, diese erklären sich in der Regel aber innerhalb des Kontexts. Allgemein seid ihr oft so in die Action vertieft, dass ihr den Gesprächen eurer Mitstreiter ohnehin nicht wirklich folgen könnt. Möchtet ihr dennoch gerne mehr über die bisherige Geschichte erfahren? Hier wird euch die Story in ca. drei Minuten zusammengefasst!

Worum geht es bei Saints Row IV?

Eines vorweg, Saints Row IV Re-Elected bietet einen fulminanten Einstieg, wie man ihn selten gesehen hat. Ihr startet als Teil einer Antiterroreinheit, bestehend aus mehreren Saints-Mitgliedern und müsst ein paar Terroristen davon abhalten, einen nuklearen Sprengkopf auf Washington D.C. abzufeuern. Ihr schafft es nicht, den Start zu verhindern, doch mit einem beherzten Sprung klammert ihr euch an die bereits startende Rakete und rupft mit bloßen Händen die Schaltkreise und Kabel heraus, um das Ding unschädlich zu machen. Während eure Freunde bereits, mehr oder weniger emotional, über Funk Abschied von euch nehmen, schmettert im Hintergrund in bester Armageddon-Manier „,I don’t want to miss a thing“ von Aerosmith.

  • Das Bild zeigt die Sicht duch ein Fernglas. Dadurch ist der PKW der Terroristen zu erkennen.
  • Das Bild zeigt den Spieler, wie er an einer Nuklearrakete hängt und diese versucht mit bloßen Händen zu entschärfen.
  • Das Bild zeigt den Spieler, wie er von der Rakete im letzten Moment abspringt.
  • Das Bild zeigt den spieler wie er im Sessel des Präsidenten im Weißen Haus sitzt.
  • Das Bild zeigt einen Textbildschirm. Darauf steht, dass die Präsidentschaft freigeschaltet wurde.

Den Sprengkörper zu entschärfen, gelingt euch zwar, ihr selbst kracht aber direkt in das Weiße Haus und landet im Stuhl des Präsidenten. Nach dieser Aktion ist der Rest der Bevölkerung so von euch begeistert, dass sie euch umgehend zum Staatsoberhaupt wählen. Schon einmal ein guter Einstieg!

Da euer Charakter vorher in einem Ganzkörper-Kampfanzug inklusive Helm gesteckt hat, habt ihr nun die Möglichkeit, euer Äußeres nach Belieben zu verändern. Keine Sorge, wenn euch irgendetwas nicht gefällt, könnt ihr das später beim Chirurgen eures Vertrauens ändern lassen.

Mr. President, es gibt da ein Problem

Doch genau so spektakulär wie eure Amtszeit begonnen hat, geht sie auch schon fast wieder zu Ende. Während einer Pressekonferenz greift nämlich eine intelligente Alien-Rasse das Weiße Haus und den Rest der Welt an. Der Großteil des Personals im Weißen Haus wird getötet, nur wenige „Auserwählte“ werden an Bord der Alien-Raumschiffe gebeamt. Im Zweikampf unterliegt auch ihr dem Anführer der Aggressoren und als ihr wieder zu euch kommt, ist alles irgendwie anders. Statt schickem Anzug tragt ihr auf einmal Klamotten, die irgendwie aus den 50er Jahren zu stammen scheinen. Ihr steigt aus dem Bett, geht die Treppe herunter und in der Küche wartet….eure Mutter? Ihr frühstückt ein paar Pfannkuchen und sollt anschließend die Zeitung rein holen. Im Hintergrund hört ihr die typischen, eingespielten Lacher, begleitet von Musik, die an die allerersten Micky Mouse Zeichentrickfilme erinnert. Inzwischen ist klar: Ihr seid in irgendeiner Art 50s-Comedy Serie gelandet.

Zurück in die Zukunft!

Was ist bloß passiert und wie kommt ihr hier wieder raus? Auf einmal hört ihr eine vertraute Stimme, die scheinbar direkt in euren Kopf hinein spricht. Es handelt sich um Kinzie, eure Pressesprecherin und alte Freundin. Sie klärt euch darüber auf, dass alle Überlebenden in einer Matrix-artigen Simulation gefangen sind. Euer Ziel ist also, die Simulation zu verlassen und Zinyak, den Anführer der Außerirdischen, für seine Taten zu bestrafen.

  • Das Bild zeigt den Spieler, wie er ein Treppengeländer runter rutscht. Darüber steht der Schriftzug "Leave it to the Saints".
  • Das Bild zeigt den Spieler wie er in einer Küche sitzt und Pfannkuchen isst.
  • Das Bild zeigt den Spieler, wie er mit einem Raketenwerfer auf ein Fahrzeug schießt. Das Fahrzeug explodiert.

When the Saints go marching in

Doch wie kann man diese falsche Realität verlassen? Ihr müsst diese einfach überlasten! Also sorgt ihr erst einmal für so viel Chaos und Zerstörung wie möglich. Dank des Raketenwerfers, den Kinzie euch in die Simulation gepatcht hat, ist dies kein Problem. Habt ihr das geschafft, geht Saints Row IV erst so richtig los. Nachdem ihr dem heile-Welt-Szenario entkommen seid, findet ihr euch nämlich in einer Simulation der Stadt Steelport wieder.

Ihr erfahrt, dass die Erde komplett vernichtet wurde. Eine Rückkehr auf den geliebten Heimatplaneten ist also nicht möglich. Was bleibt jetzt noch zu tun? Ganz einfach, ihr müsst eure überlebenden Freunde befreien, die Simulation zerstören und Zinyak seiner gerechten Strafe zuführen!

Gefangen und doch so frei

Ab jetzt habt ihr absolute Handlungsfreiheit. Ihr könnt euch quer durch die gesamte Stadt bewegen. Es gibt keine künstlichen Wände oder Absperrungen, die euch aus irgendeinem Stadtteil fern halten, weil ihr im Spiel noch nicht weit genug fortgeschritten seid oder Ähnliches. Ihr könnt euch nun, genretypisch, einfach das erstbeste Fahrzeug schnappen und durch die Gegend heizen. Das Gute daran ist, ihr müsst nicht einmal ein schlechtes Gewissen haben, wenn ihr Passanten über den Haufen fahrt oder ihnen grundlos zwischen die Beine tretet. Es handelt sich hierbei ja nur um eine virtuelle Welt, in einem ohnehin schon virtuellen Spielerlebnis.

Das Bild zeigt die Karte der Stadt Steelport. Darauf zu erkennen sind die bereits zu Anfang des Spiels zahlreichen Aktivitäten und Ziele, welche in der ganzen Stadt verstreut sind
Bereits zu Anfang stehen euch diverse Aktivitäten und Ziele zur Verfügung

Haltet ihr euch aber nicht an die Regeln, müsst ihr auch in dieser Simulation mit Konsequenzen rechnen. So werdet ihr zunächst nur von Polizisten verfolgt und unter Beschuss genommen. Bei wiederholten Vergehen, greifen die Aliens dann persönlich ein. Stand gerade noch ein normaler Streifenpolizist vor euch, so schlüpft auf einmal ein Alien-Soldat in seinen Körper und versucht euch mit Nachdruck aus der Simulation zu pusten. Das Ganze erinnert immer wieder stark an die Filme der Matrix-Reihe, jedoch finden sich auch Anspielungen auf andere Film-Klassiker. So ähnelt das Rathaus, aus der 50er-Jahre Simulation vom Anfang, doch sehr stark dem Rathaus aus dem ersten Teil der Zurück in die Zukunft-Trilogie.

Die Welt ist euer Spielplatz

Da ihr euch in Saints Row IV so oder so nur bedingt an Gesetze halten müsst, spielen für euch auch die Gesetze der Natur nur eine untergeordnete Rolle. So lernt ihr schon am Anfang, wie ihr euch per Supersprint in rasender Geschwindigkeit fortbewegt und wie ihr per Supersprung ganze Häuser mit einem Satz überwindet. Diese beiden Fähigkeiten reichen schon aus, um eine Menge Spaß in eurem virtuellen Gefängnis zu haben. Doch dabei soll es nicht bleiben. Im Laufe des Spiels schaltet ihr weitere Fähigkeiten frei, auf die so mancher Superheld neidisch wäre.

  • Das Bild zeigt den Spieler, wie er in der Hocke sitzt und blau leuchtet.
  • Das Bild zeigt den Spieler, wie er in die Luft springt.
  • Das Bild zeigt den Spieler, wie er im Gleitflug über die Stadt Steelport fliegt..
  • Das Bild zeigt den Spieler, wie er in Höchstgeschwindigkeit durch die Straßen von Steelport läuft.

Um weitere Fähigkeiten zu erhalten, müsst ihr bestimmte Aufgaben erfüllen oder vorhandene Fähigkeiten durch Investieren von Datenpunkten verbessern. Datenpunkte sind eine Art blau-leuchtende Datenansammlung, die überall in ganz Steelport zu finden sind. So könnt ihr im späteren Spielverlauf zum Beispiel ganze Wolkenkratzer mit einem Sprung überwinden oder wie der rote Blitz durch die Straßen laufen. Entgegenkommende Fahrzeuge oder Passanten werden einfach von euch beiseite gefegt. Auch Telekinese gehört irgendwann zu eurem Repertoire. Damit packt ihr euch vorbeifahrende Fahrzeuge und schleudert sie per Gedankenkraft über den nächsten Häuserblock.

Der Mensch braucht Ziele

Viele Open-World-Spiele leiden ja unter dem Problem, dass sie zwar eine große Welt bieten, diese allerdings teils sehr unbelebt und wenig Abwechslungsreich wirkt. Bei Saints Row IV stehen euch bereits zu Beginn eine ganze Reihe von Möglichkeiten zur Verfügung. Diese gliedern sich in Aktivitäten und Ziele.

Bei den Zielen geht es meist darum, Gegner zu bekämpfen, sei es mehrere Gegner Wellen zu überstehen oder einen bestimmten Widersacher außer Gefecht zu setzen. An diesen Gegnern zeigt sich der teils durchgedrehte und überspitzte Stil von Saints Row schon ganz gut. So kämpft ihr zum Beispiel gegen laufende Kloschüsseln, Typen in Energy-Drink Kostümen oder gegen eine Art von hyperaktivem Lebkuchenmann. In der Welt von Saints Row ist eben alles ein bisschen anders.

  • Das  Bild zeigt einen Monstertruck, wie er über ein Taxi fährt.
  • Das Bild zeigt eine bunte 2D Simulation aus der Vogelperspektive.
  • Das Bild zeigt den Spieler in einem Mech-Anzug.

Wenn ihr die Ziele erfüllt, hat das außerdem noch den positiven Nebeneffekt, dass ihr von Alien kontrollierte Stadtteile einnehmt. Wenn ihr euch von nun an dort aufhaltet, habt ihr die Möglichkeit, per Knopfdruck neue Saints Mitglieder zu rekrutieren. Diese unterstützen euch durch tatkräftigen Waffeneinsatz bei eurer Mission. Sind keine Gangmitglieder greifbar, so könnt ihr über euer Telefon zum Beispiel Kinzie oder eure anderen Freunde zur Unterstützung anfordern. Vorher müsst ihr diese aber natürlich erst einmal aus ihren virtuellen Gefängnissen befreit haben.

Saints Row living here!

Die Aktivitäten bieten ein wenig mehr Abwechslung als die Ziele. Hier gibt es zum Beispiel den Chaoslauf, in dem ihr mit Hilfe eures Supersprints, eine vorgegebene Strecke innerhalb der Stadt in möglichst kurzer Zeit durchlaufen müsst. Oder es gibt den Betrug. Hier wollt ihr euch selbst den größtmöglichen Schaden zufügen, um Geld von der Versicherung zu kassieren. Dazu müsst ihr mit Schwung gegen so viele fahrenden Autos oder Hauswände etc. knallen wie möglich, ohne zwischendurch zum Erliegen zu kommen. Während ihr von links nach rechts fliegt, könnt ihr eure Ragdoll nur bedingt lenken, um das nächste Hindernis zu erwischen und wieder Schwung aufzunehmen.

Das Bild zeigt den Spieler in einer Art Tutorial, in dem er den Umgang mit einer neuen Fähigkeit erlernt.
In speziellen Simulationen lernt ihr den Umgang mit neuen Fähigkeiten

Ist euch das zu anspruchsvoll, könnt ihr auch in einer der verschiedenen Vandalismus-Aktivitäten mit Panzern, Ufos, Mech-Anzügen oder zum Beispiel eurer Telekinese-Fähigkeit, so viel Schaden wie irgend möglich anrichten. Auf Grund der verschiedenen Waffensysteme macht das, trotz des immer gleichen Ziels, doch erstaunlich viel Spaß und sorgt für Abwechslung. Durch die Möglichkeit, Bronze-, Silber- und Goldmedaillen erreichen zu können, erwischt man sich auch immer wieder dabei, seine destruktive Leistung noch steigern zu wollen.

Die Straßen von Saints Row

Die Straßen von Steelport wirken sehr lebendig. Neben normalen Passanten, die auf den Straßen hin und her laufen, könnt ihr auch Leute entdecken, die zum Beispiel in Cafés an einem Tisch sitzen und an ihrem Laptop arbeiten. Haltet ihr einen Moment inne und beobachtet das Verhalten der Bewohner der Stadt genauer, so wird euch aber schnell auffallen, dass sie nicht die Intelligentesten sind. Da rennt ein Bauarbeiter ohne ersichtlichen Grund auf einmal, wie von der Tarantel gestochen los. Kurz darauf werden im Hintergrund zwei Frauen überfahren, eine Art Massenpanik bricht aus und mehrere Menschen rennen wie wild umher. Ein Polizist beobachtet das Ganze, richtet kurz seine Waffe auf ein herannahendes Auto, um dann im nächsten Moment wieder friedlich seines Weges zu gehen. Wirklich Sinn macht das oft nicht, aber zumindest wird es nicht langweilig. Lustig anzusehen ist es auf jeden Fall.

Steelport an sich ist Abwechslungsreich gestaltet. In den Außebezirken findet ihr Wohnsiedlungen mit kleinen und größeren Wohnhäusern. Es gibt Hafen- und Industriegebiete, die typischen Highways so wie große und kleine Parks. Die Innenstadt erinnert mit ihren riesigen Wolkenkratzern an real existierende Städte wie New York. Nach einiger Zeit findet man sich in der doch recht großen Stadt gut zu Recht. Anhand von markanten Gebäuden oder Plätzen könnt ihr bald, auch ohne einen Blick auf die Karte werfen zu müssen, erkennen, in welchem Teil von Steelport ihr euch befindet. Dadurch wirkt die Stadt sehr glaubwürdig und in sich stimmig.

Wohin mit dem Geld?

Je weiter ihr im Spiel voran schreitet, desto mehr Arten von Aktivitäten und Zielen werden frei geschaltet. Schließt ihr diese ab, erhaltet ihr Geld, so wie Erfahrung. Habt ihr genug Erfahrung gesammelt, steigt ihr im Level auf. Das ist wichtig, denn einige Fähigkeiten könnt ihr erst freischalten, wenn ihr ein bestimmtes Level erreicht habt. Euer sauer verdientes Geld steckt ihr entweder in das Verbessern bzw. Freischalten neuer Fähigkeiten oder in den Erwerb von Waffen. In den diversen Waffen-Shops der Stadt kauft ihr neue Schießprügel oder motzt sie ordentlich auf. Jede Waffe hat auch noch ein spezielles Feature, welches ihr freischalten könnt. So verschießt zum Beispiel die schwere MP Säuremunition, die halbautomatische Schrotflinte wird zur Automatik oder eure Abwehr wird erhöht, wenn ihr das Schokolow-Sturmgewehr ausrüstet.

In Klamotten Läden könnt ihr natürlich ein neues Outfit besorgen oder im Tattoo Studio Farbe unter die Haut bringen lassen. In den Werkstätten könnt ihr eure Karren aufmotzen lassen und beim Chirurgen ändert ihr einfach euer komplettes Aussehen oder sogar euer Geschlecht.

Das Bild zeigt den Spieler mit einem speziellen Outfit, was an eine Art Assassinen-Nonne erinnert.
Natürlich bieten die Läden auch freizügige Outfits an!

Ihr könnt euer regelmäßiges Einkommen erhöhen, indem ihr möglichst viele Läden der Stadt hackt und deren Gewinn somit für euch verbuchen könnt. Auch die gesamte Anzahl eurer abgeschlossenen Aktivitäten und Ziele erhöht euer regelmäßiges Einkommen. Durch Betätigen des Minus-Buttons gelangt ihr in euer Interface. Dort seht ihr unter dem Punkt Bargeld eine Leiste, die sich mit der Zeit füllt. Ist sie komplett voll, könnt ihr den gesamten Cash durch Drücken des A-Buttons auf euer Konto transferieren. Erst jetzt steht euch dieses Geld zur Verfügung.

  • Das Bild zeigt den Spieler in einer Autowerkstatt.
  • Das Bild zeigt den Spieler in einem Waffenladen.
  • Das Bild zeigt den Spieler in einem Tattoo Studio.
  • Das Bild zeigt den Spieler in einer Beauty-Klinik.
  • Das Bild zeigt ein Kreisdiagramm mit den Bargeld Einnahmen des Spielers.

Einmal Saint, immer Saint

Wenngleich Kinzie euch durch ihre Computer- und Programmierskills jederzeit nach Kräften unterstützt, so braucht ihr doch noch mehr Hilfe, um eure Rache durchzuführen. Das heißt, ihr müsst eure restlichen Freunde befreien. Dies gestaltet sich natürlich nicht so einfach wie erhofft. Denn jedes Saints-Mitglied ist in einer Simulation gefangen, die deren größten Alptraum repräsentiert. So findet ihr euch zum Beispiel auf dem Dach eines Hochhauses wieder und kämpft mit einer zum Leben erweckten Steinstatue, gegen ein gigantisch großes Energy-Drink Maskottchen. Oder ihr prügelt euch in bester Double Dragon-Manier durch ein 2D-Sidescroll-Beat em‘ Up. Diese Passagen bringen immer wieder Abwechslung ins Spielgeschehen und sorgen oft für ein Schmunzeln in eurem Gesicht.

Aus großer Kraft folgt große Verantwortung

Wie eingangs schon erwähnt, drängt sich bei einem spiel wie Saints Row IV der Vergleich mit aktuellen Spielen der GTA-Reihe auf. Das liegt in erster Linie daran, dass das Setting auf den ersten Blick sehr ähnlich ist. Ihr bewegt euch frei, innerhalb einer großen Stadt. Da ihr nicht zu den gesetzestreuen Bürgern gehört, könnt ihr euch die Fahrzeuge eurer Wahl einfach „nehmen“ und damit umherfahren. Wo Spiele wie GTA eher eine realistischere Welt abbilden, in der ihr beispielsweise bei einem Sturz aus großer Höhe sterbt, geht Saints Row IV andere Wege. Hier werdet ihr durch die Möglichkeiten einer virtuellen Welt zu einer Art Superheld mit Superkräften.

Neben euren Fähigkeiten, die euch extrem hoch und extrem weit springen oder extrem schnell rennen lassen, lernt ihr aber noch andere Kräfte zu nutzen. So könnt ihr einen explodierenden Feuerball auf eure Gegner schleudern oder ihr friert sie ein, um sie danach in tausend Stücke zu sprengen. Ihr könnt euch selbst in Brand stecken und damit alles was euch zu nahe kommt verbrennen oder ihr führt eine mächtige Stampfattacke aus, die alle Gegner um euch herum in die Luft schleudert.

Diese Fähigkeiten führen dazu, dass ihr euch kaum noch wie ein Normalsterblicher fortbewegt. Ihr rennt wie der Blitz durch die Straßen oder an Gebäuden hinauf. Durch große und weite Sprünge kommt ihr schneller an euer Ziel, als es mit irgendeinem Fahrzeug möglich wäre. Das macht ziemlich viel Laune und erweitert das gesamte Open-World-Feeling noch einmal um die ein oder andere Komponente.

Kann sich Saints Row IV Re-Elected sehen lassen?

Bei Saints Row IV Re-Elected handelt es sich um die Portierung eines Spiels aus dem Jahre 2013. Das muss bei einer Bewertung, was die Optik angeht, natürlich berücksichtigt werden. Grafisch kommt das Spiel logischerweise nicht an ein GTA V ran. Die Charaktermodelle wirken ein wenig klobig und und wenn man sich manche Details einmal näher ansieht, fällt schon auf, dass Objekte teilweise arg kantig aussehen. Trotzdem ist die Grafik alles andere als ein Reinfall. Lichtspiegelungen von Straßenlaternen oder Ampeln glänzen auf dem Lack der verschiedenen Fahrzeuge und auch die Explosionen machen ordentlich was her.

  • Das Bild zeigt den Spieler in einem Sportwagen.
  • Das Bild zeigt den Spieler in einem PKW aus der Rückansicht.
  • Das Bild zeigt den Spieler, wie er in einem Auto unter einer Brücke durch fährt.
  • Das Bild zeigt den Spieler wie er mit einer Alien Waffe auf ein Alien Raumschiff schießt.
  • Das Bild zeigt den Spieler in einem Mech-Anzug. Im Hintergrund ist eine Explosion zu sehen.

Neben der teils klobigen Darstellung kleiner Details muss man dem Spiel trotzdem zu Gute halten, dass es diese Details überhaupt gibt! Gerade bei der Inneneinrichtung der verschiedenen Läden fällt das auf. So findet ihr zum Beispiel in den Tattoo Studios wirklich alles, was man zum tätowieren braucht. Da liegen Tattoo Maschinen, Nadeln, Farbkappen, Einweghandschuhe etc. genau so, wie man es aus echten Studios kennt.

Auf großartige Wassereffekte hat mein scheinbar ganz bewusst verzichtet. Es gibt in Steelport zwar große Flüsse, deren Oberfläche sieht von oben aber eher wie eine graue Betonmasse aus. Fallt ihr dort hinein, verändert sich die graue Masse und wird zu einem roten Gitternetz. Das klingt ziemlich hässlich, ist es auch. Da ihr euch aber eh nie groß im Wasser aufhaltet, fällt das nicht weiter ins Gewicht.

Die ein oder anderen Objekte hätten trotzdem noch ein wenig detailliertere Texturen vertragen können. Gerade gegen Ende hin, wirken einige Areale oder auch ein riesiger Robotergegner ein bisschen zu lieblos.

Der Sound von Saints Row IV

Bei dem Sound gibt es nicht viel zu meckern. Explosionen und Crashs klingen fett, genau so wie die Waffen-Sounds. Die Sprachausgabe ist in englischer Sprache mit deutschen Untertiteln, wobei die deutsche Übersetzung nicht immer hunderprozentig funktioniert. Nach Möglichkeit solltet ihr auch auf das Gesprochene konzentrieren, da eure Kollegen häufig mitten in heftigen Schusswechseln anfangen sich ausgiebig zu unterhalten. Sich dann auf die Untertitel zu konzentrieren, führt häufig dazu, dass ihr das Zeitliche segnet.

Absolut zu Gute halten, muss man, dass egal ob ihr euch für einen männlichen oder weiblichen Charakter entscheidet und welche der verfügbaren Stimmen ihr auswählt, euer Präsident spricht in allen Dialogen und Zwischensequenzen mit exakt dieser Stimme oder diesem Akzent. Dieser Aufwand wird auch heute noch gerne von Entwicklern umgangen, indem euer selbst erstellter Charakter einfach stumm gehalten wird oder maximal Schmerzens- und Jubelschreie ausstößt.

Wie bei anderen Vertretern dieses Genres, habt ihr auch in Saints Row IV Re-Elected verschiedene Radiosender zur Verfügung. Diese versorgen euch mit Musik aus unterschiedlichen Stilrichtungen. Das Gute ist, ihr könnt euch aus den verschiedenen Tracks auch eine eigene Playlist mit euren Lieblingssongs zusammen stellen. Auf Grund eurer Fähigkeiten, werdet ihr aber nur sehr selten in Fahrzeugen unterwegs sein. Daran haben die Entwickler gedacht und die Möglichkeit eingebaut, die Musik auch außerhalb der Fortbewegungsmittel einzuschalten.

Wie spielt sich Saints Row IV?

Das Bild zeigt den Alien-Anführer Zinyak, wie er in die Pressekonferenz des Präsidenten platzt.
Das war es wohl mit der Pressekonferenz!

Die Steuerung, wenn auch am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig, ist grundsätzlich gut gelungen. Auf dem B-Knopf springt ihr, haltet ihr A gedrückt, öffnet sich ein Ringemenü zum Wechseln der Waffe. Die L-Taste dient zum Sprinten, mit ZL wird gezielt und mit ZR der Abzug betätigt. Einzig das Wechseln eurer Kräfte auf dem Digikreuz ist in hitzigen Gefechten manchmal ein wenig hakelig. Das Spiel unterstützt ebenfalls die Gyro-Steuerung, so dass ihr beim Zielen, durch Neigen des Pads oder Joy-Cons nachjustieren könnt. Dies ist ein bisschen ungenau, so dass schnelle und trotzdem gezielte Schüsse eher Glückssache bleiben. Das ist aber in der Regel nicht schlimm, denn Saints Row ist nunmal kein Counter-Strike.

Trotzdem hätte ein bisschen mehr Feinschliff hier nicht geschadet. Gerade am Anfang, wenn ihr eure Waffen noch nicht ausreichend verbessert habt, sind Schusswechsel mit mehreren Gegnern oft eine Qual. Sie wuseln überall um euch herum, beschießen euch von allen Seiten und stürmen auf euch zu, um euch zu Boden zu schlagen. Um euch wieder zu „erholen“ müsst ihr erst den B-Knopf drücken, warum auch immer. Während euer Charakter aber dann wieder aufsteht und ihr nichts machen könnt, werdet ihr weiter fröhlich beschossen.

Daher arten große Feuergefechte, gerade am Anfang gerne in ein wüstes hin und her rennen aus. Dabei hämmert ihr auf den Nahkampf-Button und hofft, zufällig einen Gegner zu erwischen, um ihm mit einem Nahkampf-Finisher zu erledigen.

Saints Row oder GTA?

Um den anfänglichen Vergleich noch einmal aufzugreifen und die Frage zu beantworten, ob Saints Row IV Re-Elected ein würdiger Konkurrent für Spiele wie GTA V ist. Dazu ein ganz klares: Nein! Jedoch nicht, weil das Spiel schlecht ist. Das ist es nämlich keinesfalls! Es ist aber einfach nicht vergleichbar mit den Grand Theft Auto Ablegern und das will es auch gar nicht sein.

Man könnte Saints Row IV eher mit dem durchgedrehten, aber dennoch liebenswerten Cousin vergleichen. Ihr spielt hier keine mehr oder weniger realistische Gangster-Simulation. Saints Row IV Re-Elected ist einfach nur überdrehter Irsinn, aber im positivsten Sinne! Euch erwartet keine tiefgründige Hintergrundgeschichte mit erschütternden Twists, dafür aber abgefahrene Action mit überdrehten Charakteren und Humor, in einer Welt, in der ihr euch frei bewegen könnt. Das Ende ist dabei eher klassisch gehalten und kann, ohne groß zu spoilern, nicht mit dem fulminanten Auftakt mithalten. Muss es aber auch nicht, denn der Weg ist das Ziel und der macht einfach Spaß.

  • Das Bild zeigt einen pinken Cadillac, der rundherum Flammenwerfer installiert hat
  • Das Bild zeigt den Spieler in den Straßen von Steelport. Neben ihm läuft eine Passantin in sehr merkwürdiger Haltung.
  • Das Bild zeigt den Spieler mit zwei seiner Mitstreiter, wie sie zum finalen Showdown aufbrechen

Koop-Modus?

Ach ja, den gibt es theoretisch auch! Steelport bietet sogar komplette Nebenaufgaben, die nur im Koop gespielt werden können! Leider hat dieser während meiner Testphase nicht wirklich funktioniert. Entweder ist das Spiel vorher abgestürzt oder es wurden keine Mitspieler gefunden. Auch ein lokaler Koop-Modus kam nicht zu Stande, die Gründe sind mir unbekannt. Schade!

Pros:

  • Fulminanter Einstieg ins Spiel
  • Abgefahrener Humor
  • Gesamte Stadt von Beginn an frei zugänglich
  • Lebendige Welt
  • Abgedrehte Waffen
  • Läuft sowoh im Handheld- als auch im Dockedmodus flüssig
  • Langzeitmotivation durch zahlreiche Nebenaufgaben
  • Viele Verbesserungen der Fähigkeiten und Waffen möglich

Cons:

  • Teilweise klobige Charaktermodelle
  • Leicht veraltete Grafik
  • Streckenweise hakelige Steuerung
  • KI der Einwohner und eurer Begleiter lässt zu wünschen übrig

Fazit

Mich hat das Spiel absolut positiv überrascht. Habe ich die Reihe bisher ignoranterweise als GTA-Klon abgetan, ohne ihr je eine Chance zu geben, bereue ich das heute ein wenig! Saints Row IV ist anders, es ist einfach drüber, aber auf eine sehr spaßige und unterhaltsame Art und Weise. Klar, es hat auch seine Schwächen, man darf aber auch nicht vergessen, dass das Original aus dem Jahre 2013 stammt. Dafür gehen sowohl Grafik als auch Gameplay und vor allem der Stil absolut in Ordnung.

Wenn man an einer nuklearen Rakete hängt, diese mit bloßen Händen unschädlich machen will und dabei im Hintergrund I dont want to miss a thing von Aerosmith läuft, dann ist das einfach geil! Oder wenn die Bodyguards im Weißen Haus von den Alien-Angreifern erschossen werden und dabei noch säuseln: „Sagt meiner Frau….ich hatte noch Eine!“, dann beschreibt das den Humor von Saints Row IV schon ganz gut.

Ich werde definitiv noch weiter zocken, um die ein oder andere Fähigkeit oder Waffe noch bis zum Maximum aufzuleveln. Auch Nebenaufgaben gibt es noch zu Hauf, die es zu bewältigen gilt! Wer Bock auf ein Open-World Spiel der etwas anderen Art hat, der kann hier bedenkenlos zugreifen!

Das Bild zeigt die Gesamtbewertung des Spiels. 8/10 Punkten

Das Testmuster wurde uns von Koch Media zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!

Über Sebastian Broens 8 Artikel
Im Jahre 1984 geboren, habe ich 1991 auf dem guten, alten Game Boy meine ersten Erfahrungen in Sachen Nintendo und Gaming insgesamt gesammelt und bin seither nicht mehr davon weggekommen. Heute besitze ich außer dem NES und der WiiU so ziemlich alle Nintendo-Konsolen und diverse Handhelds die man hierzulande kaufen kann. Zu meinen Lieblingsspielen gehören die The Legend of Zelda-Teile, sowie Metroid und Fire Emblem. Besonders ans Herz gewachsen ist mir natürlich die Switch, da sie für mich einfach das Beste aus zwei Welten vereint. Ich kann nicht nur vor dem heimischen Fernseher, gemütlich auf der Couch zocken, sondern auch überall unterwegs. Außerdem ist die Switch für mich die perfekte Konsole, um auch einmal kleinere, unbekanntere Titel auszuprobieren, die ich euch in meiner Rubrik Schattenspiele gerne näher bringen möchte.

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