
Nachdem Nintendo so freundlich war, uns eine physische Version von Pikmin 3 Deluxe zum Testen zur Verfügung zu stellen, musste ich diese natürlich umgehend anspielen.
Mittlerweile habe ich die Kampagne beendet und bereits die ersten paar Bonus-Abenteuer erledigt, sodass ich mich in der Lage fühle, euch ein vernünftiges Urteil über das Spiel abliefern zu können. Wer sich die Kampagne anschauen möchte, kann dies im Let’s Play-Artikel tun oder direkt auf unserem YouTube-Kanal.
Warum eigentlich Pikmin 3 Deluxe?
Das ursprüngliche Pikmin 3 erschien bereits vor sieben Jahren für die WiiU und bot neben der Hauptstory noch den Missions-Modus und das Bingo-Duell. Die Deluxe-Version hat die Möglichkeit hinzugefügt, das komplette Spiel im Zwei-Spieler-Koop zu zocken, die Bonus-Kapitel „Olimars Abenteuer“ und „Olimars neue Abenteuer“ sind auch gleich mit im Paket.
Worum geht’s?
Im Hauptabenteuer reist ihr mit Alph, Brittany und Charlie zum Planeten PNF 404, in der Hoffnung, dort genügend Nahrungsvorräte für euren Heimatplaneten Koppai zu sammeln. Kurz vor der Landung kommt es aber zu einem Unfall und ihr verliert nicht nur eure Crew, sondern auch wichtige Raumschiffteile. Ohne die kommt ihr nicht heim. Ihr wacht als Captain Charlie auf und lernt erst einmal die Pikmin, sowie die Mechaniken des Rufens und Werfens kennen.

Schnell erfahrt ihr mehr über die absolut niedlichen Pikmin, die scheinbar nichts besseres zu tun haben, als euch in eurem Vorhaben zu unterstützen, Crew und Raumschiffteile wiederzufinden.
Und so wuselt ihr durch eine bildhübsche Welt, die genauso gut euer Garten hinterm Haus oder eine kleine Parkanlage in der Nähe sein könnte. Ihr sammelt Obst, um nicht zu verhungern und besiegt Käfer und andere Krabbel-, Flug- und Schwimmtierchen, um aus diesen weitere Pikmin zu generieren. Dafür habt ihr allerdings nicht ewig Zeit. Nachts kommen die gefährlichen Monster, weshalb ihr und die Pikmin euch besser in den Orbit zurückzieht. Schafft ihr es nicht rechtzeitig vor Ende des Tages, eure verstreuten Pikmin einzusammeln, sind sie verloren.

Es gibt fünf verschiedene Level, in denen ihr jeweils ein paar Tage verbringen werdet. Wenn ihr alles Obst einsammeln möchtet, müsst ihr die Level später erneut besuchen, wenn ihr alle unterschiedlichen Pikmin-Rassen habt. Das bringt euch allerdings nichts außer ein paar Medaillen, die ihr wie „Errungenschaften“ im Menü anschauen und euch darüber freuen könnt.
Die weiteren Modi in Pikmin 3 Deluxe
Habt ihr das Hauptabenteuer erst einmal durch, ist es empfehlenswert, sich die anderen Modi anzuschauen. Nicht nur, weil ihr so ein paar echte Herausforderungen zu meistern habt, sondern auch, weil die Haupt-Story verflucht kurz ist. Ich habe als absoluter Pikmin-Anfänger auf normaler Schwierigkeit mit einigen Startschwierigkeiten rund zehn Stunden gebraucht. Das ist für einen Vollpreis-Titel recht wenig. Bereits einen Tag nach Release las ich von enttäuschten Fans der Reihe, die quasi durch das Spiel spaziert sind.
Zum Glück gibt es hier zum einen die weiteren Modi und zum anderen höhere Schwierigkeitsgrade. Bei denen müsst ihr beispielsweise mit weniger Pikmin auf dem Feld auskommen.

In „Olimars Abenteuer“ habt ihr ganze VIER kurze Missionen, in denen ihr Früchte oder Früchte und Gold unter Zeitdruck sammeln müsst, wobei ihr nur eine Handvoll Start-Pikmin habt. Das ist nicht viel.

„Olimars Neue Abenteuer“ bieten euch hier immerhin zehn Missionen, in denen ihr auch mal möglichst viele Käfer besiegen oder Raumschiffteile sammeln müsst.

Die größte Herausforderung sind allerdings die Bonus-Missionen, die es auch schon in der WiiU-Version gab. Ihr habt hier die Wahl viele Früchte zu sammeln, viele Gegner zu besiegen oder euch den Bossen erneut zu stellen. Diese Missionen erfordern euer ganzes taktisches Geschick.
Eine hübsche, lebendige Welt
Pikmin 3 Deluxe präsentiert sich bildhübsch. Die Welt selbst sieht ziemlich real aus. Käfer und andere Gegner sind oftmals zumindest an reale Wesen angelehnt. Die Musik ist unaufdringlich, aber stimmungsvoll. Alles in diesem Spiel versprüht einen lieblichen, irgendwie unschuldigen Charme. Alles? Nicht ganz, denn das Spiel zeigt euch auch die Schattenseiten des Lebens in der Natur. Hier heißt es töten oder getötet werden. Gerade weil diese süßen Pikmin die ganze Zeit so niedlich quietschen und emsig ackern, klingt es umso fieser, wenn man mal nicht aufgepasst hat und sich ein Käfer eine Handvoll Pikmin einverleibt. Dieses jämmerliche Wimmern ist gleichzeitig süß und herzerweichend, besonders, weil man dann den kleinen Geist des Pikmin aufsteigen sieht.
Wenn einem beim Boss-Kampf dann plötzlich 30 Pikmin auf einmal wegsterben, vergeht einem das Lachen allerdings recht schnell. Wer bei dem Spiel nicht aufpasst, rottet schnell mal die halbe Truppe aus. Das liegt leider auch ein wenig an der Steuerung.

Die Steuerung
In Pikmin 3 Deluxe habt ihr mehrere Steuerungsmöglichkeiten. Entweder mit einem Pro Controller, oder mit einem oder zwei Joy-Con. Gleich vorweg – nehmt euch einen vernünftigen Controller oder zumindest zwei Joy-Con, um auch die Kamera vernünftig drehen zu können.
Mit dem linken Joy-Stick bewegt ihr euch und zielt gleichzeitig euren Marker an die Stelle, an die ihr die Pikmin werfen oder losstürmen lassen wollt. Das ist recht fummelig und unpräzise. Hier würde sich lohnen, in den Optionen die Gyro-Steuerung einzuschalten. Damit könnt ihr theoretisch die kleinen präzisen Bewegungen besser ausführen, die oftmals nötig sind, um Pikmin beispielsweise hinter den Gegner, statt vor ihn zu werfen. Dies entscheidet gerne mal, wer von beiden das Zeitliche segnet. In der Praxis sieht es jedoch so aus, dass diese Gyro-Steuerung nur dann gut funktioniert, wenn der Controller gerade gehalten wird. Ansonsten zielt das Ding sonstwohin.
Bleibt also als beste Lösung, mit ZR das nächstbeste Ziel anzuvisieren. Auch das ist leider nicht immer so genau. Was das „nächstbeste“ Ziel ist, entscheidet in diesem Fall das Spiel und liegt hier auch wieder in der Hälfte der Fälle falsch. So stürmten mir häufiger mal die Pikmin direkt in den nächsten Feind, statt auf den Gegenstand, den sie aufsammeln sollten.
Bis zuletzt habe ich nicht verinnerlicht, warum die Auswahl der Pikmin-Rasse mit Druck auf R nach links springt und mit Druck auf L nach rechts. Also, logisch gesehen ist es vielleicht begriffen, aber mein Verstand spielt hier nicht mit. Entweder drehe ich nutzlos eine komplette Reihe im Kreis, bis ich die gewünschte Rasse ausgewählt habe, oder ich jage auch schon mal ein paar Pikmin in die Luft, weil ich aus Versehen die Bomben ausgewählt habe…

Weil die Kamera manchmal ebenfalls recht doof positioniert ist, kann man mal den Überblick verlieren. Hierdurch sind mir, gepaart mit ungenauer Steuerung, einige Pikmin abgesoffen, weil sie von der Brücke gefallen sind. Nun gut, das Leben in der Wildnis ist hart. Abgesehen davon sind mir allerdings keine Bugs oder Glitches aufgefallen. Auch Framedrops oder sonstige Fehler gibt es quasi nicht.
Ein kurzes Wort zum Multiplayer
Bis auf das allererste Kapitel, wo ihr erst Brittany finden müsst, könnt ihr das gesamte Spiel lokal zu zweit durchspielen: Die Hauptstory, die Bonus-Abenteuer, die Missionen, alles! Ich habe zwar leider niemanden, mit dem ich das machen kann, aber ich kann zumindest aus Erfahrungsberichten anderer Spieler herauslesen, dass dies mindestens genauso viel Spaß wie allein macht.
Während der Nintendo Treehouse Präsentation wurde unter anderem der Multiplayer und das dafür entwickelte Bingo-Duell vorgestellt. Da könnt ihr euch einen Überblick dazu verschaffen. Das Bingo-Duell ist ein lustiges Spiel und der einzige Modus, in dem ihr gegeneinander antreten könnt. Ihr müsst Früchte Sammeln und Gegner besiegen, und hierbei eine Reihe eurer Bingo-Karte schneller voll bekommen als euer Kontrahent.
Fazit zu Pikmin 3 Deluxe
Pros:
- Wunderhübsche Grafik
- Auch für Kinder gut geeignet
- Toller Couch-Koop-Multiplayer
Cons:
- Etwas wenig Content
- Ignorierbare Story
- teilweise hakelige Steuerung

Pikmin 3 Deluxe ist ein schönes Spiel. Daran gibt es nichts zu rütteln. Es ist unschuldig genug, um auch Kindern zu gefallen, wobei man ihnen sicherlich lieber im Multiplayer-Modus zur Hand gehen sollte. Die Schwierigkeit zieht lediglich in den Boss-Kämpfen und den Zusatzmissionen etwas an, ansonsten ist das Spiel entspannt und entschleunigend. Leider sorgt die Steuerung und die nicht immer schlaue KI der Pikmin für ein paar Frustmomente. Auch ist die Hauptstory verhältnismäßig kurz und die Geschichte an sich ebenfalls nur Beiwerk. Trotzdem ziehen das Spielprinzip, die bildhübsche Welt und die niedlichen Pikmin den Spieler schnell in den Bann und motivieren, auch wirklich alles zu erledigen, am besten noch auf höheren Schwierigkeitsgraden. Wer ein rundum schönes Nintendo-Spiel für die Familie sucht, wird hier definitiv fündig.
Das Testmuster wurde uns von Nintendo zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!

Baujahr 1987, begann bereits als Zwerg mit einem Sega Master System II zu zocken, der einzigen Nicht-Nintendo-Konsole, die er je besessen hat. Begeisterter Fan von guten Metroidvanias und The Legend of Zelda. Überwiegend Einzelspieler, aber man findet ihn gerne mal bei einer Runde Smash Bros, natürlich als Link.
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