Phoenix Wright: Ace Attorney – Unser Urteil!
„Es zählt nur, was du beweisen kannst“ – Was Denzel Washington 2001 in Training Day schon wusste, wird mit der Phoenix Wright-Reihe gespielte Realität.
Der Spieler schlüpft in die Rolle des namensgebenden Phoenix Wright, seines Zeichens ein aufstrebender Stern am Firmament der Strafverteidiger. Anfänglich gibt es noch eine Unterstützerin in Form seiner Mentorin, doch schon bald ist er (fast) auf sich allein gestellt.
Die Anklage
Jeder Fall läuft nach einem gewissen Schema ab:
Zuerst wird ein Mord in einer schönen Standbildgrafik mit Textboxen präsentiert, wo man als stiller Beobachter Täter und Opfer sieht. Oftmals ist der Täter zu erkennen, teilweise nur schemenhaft, zugunsten von überraschenden Wendungen.
Nach dieser schicken Einführung wird man meist sofort in die Haut von Phoenix versetzt, der nun von diesem Mord erfährt. Ein guter Anwalt lässt sich nicht lange bitten und übernimmt die Verteidigung des Angeklagten. Hier fängt das Spiel nun richtig an.
Man spricht meistens erst mit dem Angeklagten und lässt sich von ihm die Geschehnisse schildern. Danach kann man sich dann „frei“ mittels eines Auswahlbildschirms bewegen. Die vorgegebenen Orte sind der Tatort, um Beweise zu finden; die Polizeistation, um Beweise wie den Obduktionsbericht zu erfragen oder verschiedene andere Orte die fallabhängig sind, wie z.B. ein Filmstudio oder ein See.
An diesen Orten trifft man dann meistens Zeugen oder den tatsächlichen Täter selbst. Man kann mit ihnen reden, um neue Infos den Fall betreffend zu erlangen oder ihnen Beweise präsentieren, über diese sie dann sprechen. Die Fragen sind immer vorgegeben. Das heißt, dass man Stichwörter erhält, die man nach und nach abarbeiten kann.
Hierbei kommt auch schon eine Stärke der Phoenix Wright-Reihe zum Tragen: Witzige und schrullige Charaktere. Mal ist ein Zeuge auf der Suche nach einem Nessi-ähnlichen Monster und mal hat man mit einer sehr zornigen alten Torwächterin zu tun. Hat man mit allen Personen geredet, empfiehlt es sich, die Tatorte zu besuchen und zu durchsuchen. Alle Orte, die man durchsuchen kann, werden als schönes 2D-Bild dargestellt, ähnlich eines Wimmelbild-Spieles.
Doch das Suchen von Gegenständen artet niemals aus, da die Switch-Version untersuchbare Objekte mit einer Lupe kennzeichnet. Nachdem man einen Gegenstand untersucht hat, erscheint eine Lupe mit einem Haken daran, um dem Spieler zu signalisieren, dass dort schon gesucht wurde.
Hat man die relevanten Beweise und Aussagen gesammelt, wechselt das Spiel automatisch zum nächsten Tag, welcher das Herz der Phoenix Wright-Reihe darstellt:
Der Prozess
Der Prozess wird vom nicht minder schrulligen Richter eröffnet und man sieht seinen Gegenspieler in Form eines Staatsanwaltes auf der gegenüberliegenden Seite des Gerichtssaales.
Mal ein ebenbürtiger Gentlemen, mal ein angsteinflößender Deutscher mit Namen „Manfred von Karma“, der dem Richter teilweise mittels Einschüchterung sagt, was er zu tun hat – und wann. Auch hier glänzt das Spiel mit Schrulligkeit und Witzen, die ihren japanischen Ursprung nicht verleugnen können. Wenn der Spieler im zweiten Teil der Reihe ankommt und denkt, er hätte schon die größten japanischen Verrücktheiten gesehen, trifft er auf Franziska – von Karmas Tochter:
Wie dem auch sei, der Richter ruft nacheinander die Zeugen und Angeklagten in den Zeugenstand, wo sie ihre Aussagen zu Protokoll geben. Hier sollte der Spieler schon eine grobe Theorie haben, wie und wo gemordet wurde – und natürlich wer der Täter ist.
Nach der Aussage wird dem Spieler Gelegenheit gegeben, Widersprüche mittels Nachfrage oder Beweise aufzudecken und die Aussagen gezielt zu entkräften. Doch Obacht und Überlegung sind gefragt, denn wenn der Spieler mit nicht relevanten Beweisen um sich wirft, wird der Richter ungehalten und den Angeklagten sofort schuldig sprechen, was unausweichlich zum Savegame-Laden führt. Hier macht Phoenix Wright am meisten Spaß, wenn man alles richtig durchdacht hat und der Täter in die Enge getrieben wird.
Schlagartig ändert sich die Musik und Phoenix, der teilweise arg von Zweifeln geplagt ist, präsentiert ein entschlossenes Gesicht, konfrontiert den Täter und schlussendlich – nach teilweise mehreren Aussagen – bricht er zusammen und gesteht. Genau dann ist man als Spieler auf dem Spielspaß-Olymp angekommen. Die lange Vorarbeit zahlt sich aus und der eigene Mandant wird freigesprochen.
Das Spiel gibt einem das Gefühl, dass man ein kleiner Sherlock Holmes ist, da man alle Indizien und Beweise perfekt zusammengeführt hat und die Lügen anderer mit Logik entkräftete. Mehr Befriedigung findet man selten in Spielen.
EINSPRUCH!!!
Wo Licht, da auch Schatten. Das Spiel bietet im Moment nur die englische Sprache, die deutschen Texte werden erst im August per Patch nachgeliefert, eine grobe Fahrlässigkeit in der Beweiskette der Entwickler.
Fazit zu Phoenix Wright: Ace Attorney Trilogy – Das Urteil
Pros:
- Wunderbar gezeichnete Hintergründe und Charaktere
- Witzige Charaktere
- Fesselndes Spielprinzip
- Kein actionreiches Gameplay
- Musik (ein paar Stücke haben Ohrwurm-Potential)
- Sehr befriedigende Spielerfahrung
- Freies Speichern zu jeder Zeit
Cons:
- Keine Sprachausgabe
- Man kann die Textboxen nicht unsichtbar machen, um die schönen Zeichnungen zu sehen
- Kein actionreiches Gameplay
- Sehr leseintensiv
Die Phoenix Wright: Ace Attorney Trilogy versteht es wie kaum ein anderes Spiel, eine sonst eher unspektakuläre Gerichtsverhandlung in ein Spektakel zu verwandeln. Die Entwickler vermögen es, dem Spieler gleichsam Lacher wie auch Tränen zu entlocken. Wenn man beispielsweise einer Person am Ende des ersten Teils auf Wiedersehen sagen muss, die einem die letzten Fälle beistand, ist das schon traurig und nett inszeniert. Die Charakter-Zeichnung ist durchweg gut und der Zeichenstil passend.
Dieses Spiel würde ich durchweg jedem empfehlen, der sich auch nur ein bisschen für Sherlock Holmes oder Wimmelbild-Spiele interessiert. Somit sprechen wir eine klare Empfhelung aus!
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