Panzer Dragoon: Remake – Schlecht gealtert – Update!

Quelle: © Nintendo / Forever Entertainment

Update zur Wertung zu Panzer Dragoon: Remake

Mit dem Patch 1.3 dessen Inhalte wir euch bereits in einer Auflistung und einer genaueren Übersicht gezeigt haben, hat Forever Entertainment einiges an Inhalt und Anpassungen nachgeliefert.
Deshalb sind wir gerne bereit, die Wertung anzuheben.

Ursprünglicher Artikel vom 4. April

Panzer Dragoon: Remake ist leider nicht zeitgemäß!

Wir testeten den kultigen Rail-Shooter mit dem gepanzerten Drachen für euch und verraten, warum uns der Titel leider nicht überzeugen konnte.
Entwickler des Remakes ist MegaPixel Studio und als Publisher zeichnet sich Forever Entertainment verantwortlich.

Zunächst einmal etwas Hintergrund zum Kultstatus: Panzer Dragoon startete damals als Launch-Titel beim US-Start des Sega Saturn. Der Titel gilt als einer der ersten Shooter, welcher Echtzeit-3D-Grafik verwendete. Mit Produktionskosten von ungefähr drei Millionen Dollar galt das Spiel damals als sehr teuer. Man investierte das Geld in hochwertige Polygon-Grafiken, vorgerenderte CGI-Zwischensequenzen und einen orchestralen Soundtrack.

Das beeindruckte die Spielerschaft. Dazu kam das für damalige Verhältnisse beliebte actionreiche und arcadelastige Gameplay. Es folgten verschiedene Ableger und Portierungen.
Doch wie schlägt sich das Remake in der heutigen Zeit?

Eine seltsame Einführung

Da ich das Original nie gespielt hatte, ging ich sehr neutral an diesen Titel heran. Doch was mich hier erwartete, hatte ich leider nicht vermutet.

Bei Panzer Dragoon: Remake geht es um einen Drachen, der zu einem bestimmten Ziel fliegen soll. Die Story ist extrem minimalistisch und mit einer unnötig langen Intro-Sequenz auch nicht wirklich gut erzählt. Dies ist zunächst nicht so tragisch, da es sich um einen Rail-Shooter handelt und das Gameplay im Vordergrund steht. So wirklich verstanden habe ich die Hintergründe dennoch kaum.
Zu Anfang ist das Spiel auf Englisch gestellt, beginnt aber direkt mit der Geschichte, indem es dem Spieler einen Text vor die Nase setzt. Kurz darauf hört man kaum zu verstehende Funksprüche.
Nachdem die lange Intro-Sequenz vorbei ist, die man allerdings überspringen kann, geht es los.

Der Drachenreiter

Das simple Gameplay

Erklärt wird in diesem Spiel gar nichts. Im Grunde genommen ist es bei diesem minimalistischen Gameplay auch nicht nötig. Wir tun exakt zwei Dinge: Fliegen und Schießen.
Auf dem gepanzerten blauen Drachen sitzt ein Drachenreiter. Das sind quasi wir. Mit dem linken Stick steuern wir den Drachen, bestimmen gleichzeitig aber auch die Schussrichtung. Es handelt sich hier also nicht um einen Twin-Stick-Shooter. Genau das hatte ich fälschlicherweise beim Schauen des Trailers damals angenommen. Dadurch, dass beide Aktionen auf einen Stick gelegt sind, fühlt sich das Ganze leider extrem hakelig an. Es wäre intuitiver, wenn man beim Ausweichen sofort den Gegenangriff starten könnte.

Das Bild zeigt das Zielen in "Panzer Dragoon: Remake".
So schaut das Zielen aus

Mit der B-Taste schießen wir. Wir haben die Wahl zwischen einzelnen Schüssen und einem mächtigen Aufladeschuss. Dabei nehmen wir gleich mehrere Gegner ins Visier und schießen alle anvisierten gleichzeitig ab. Apropos Visier: Bei unserem Ziel-Cursor handelt es sich um vier versetzte Quadrate, die dem Zielen etwas Dreidimensionales verpassen. Nehmen wir damit nun Feinde ins Visier, markieren wir sie.
Lassen wir dann den Schussknopf (B) los, feuern wir eine ganze Salve an schnellen und tödlichen geschossen ab. Auf den Schultertasten „L“ und „R“ drehen wir uns um 90° in die jeweilige Richtung. Damit ist das gesamte Gameplay auch schon erklärt.
Und genau das ist schade. Es existieren keine speziellen Ausweich-Manöver, keine Schilde und keine anderen Waffen. Ihr braucht quasi nur den linken Stick, die B-Taste und die Schultertasten. Eventuell nutzt ihr auch noch den linken Stick zum Eindrücken, um das Visier zentral zu stellen.

Anfangs probierte ich, aufgrund mangelnder Anleitung des Spiels, weitere Aktionen aus, bis ich feststellte, dass ich schon alles beherrschte.

Das Bild zeigt den Streusschuss aus "Panzer Dragoon: Remake".
Der effektive Aufladeschuss

Viel zu hektisch

Leider mangelt es dem Titel an Übersicht. Gerade dann, wenn man von Feinden umzingelt ist und auch aus mehreren Richtungen beschossen wird, leidet die Orientierung und Übersicht darunter. Oftmals kam es mir so vor, als wenn ich gar nicht allen Geschossen ausweichen oder diese abschießen könnte.
Unsere Gegner befinden sich meistens ebenfalls in der Luft und feuern mit zwei Arten von Projektilen. Zum einen solche, die wir abschießen können und zum anderen Projektile, die man nicht zerstören kann. Bei letzteren gilt es dann auszuweichen. Das Ausweichen allerdings gestaltet sich oftmals als extrem ungenaues Unterfangen. Die Hitboxen unseres Drachen sind recht grob und oftmals sieht man nicht genau, wie weit man noch in eine bestimmte Richtung fliegen kann. Zudem hatte ich Probleme beim Einschätzen der Flugbahnen von gegnerischen Projektilen. Somit fühlten sich die Ausweich-Manöver häufig wie ein Glücksspiel an.
Sowohl wir als auch besondere Gegner haben einen Balken, der die Gesundheit anzeigt.

Leider entstehen beim Vorbeifliegen der Gegner auch häufiger tote Winkel, da man sich lediglich um 90° drehen kann.

Um zu wissen, wo sich Feinde um uns herum befinden, gibt es einen Radar, welcher gelbe (normale Feinde) und rote (besondere Gegner) Punkte anzeigt. Teilweise ist man an einigen Stellen des Spiels aber auch umzingelt und wird zwangsweise ab und an getroffen, was sich sehr unbefriedigend anfühlt. Auch existieren Spielstellen, an denen man unfair überrascht wird.
Man merkt jedenfalls stark den Arcade-Einfluss, da es sehr hilfreich ist, die Level auswendig zu lernen.

Hektischer Spielablauf mit mangelnder Übersicht

Mangelnde Technik

Da es sich hier um ein Remake handelt, schaut man natürlich verstärkt auf die optische und akkustische Präsentation. Panzer Dragoon: Remake schaut auf jeden Fall deutlich aufgewertet aus. Nichtsdestotrotz sorgten die extrem groben Schatten, die eher schlichten Texturen, die nicht wirklich flüssigen Video-Sequenzen und die kleinen Soundaussetzer für Ernüchterung. Da wäre bei einem derart simplen Rail-Shooter auf jeden Fall mehr drin gewesen, als man hier auf der Switch geboten bekommt.

Hier wirkt die Zeitexklusivität leider überhastet, nur um einen Titel vorher anbieten zu können. Besonders ärgerlich finde ich in diesem Zusammenhang, dass der Titel auf der offiziellen Nintendo-Website immer noch mit „Dieser Inhalt ist noch nicht im Nintendo eShop erhältlich.“ gekennzeichnet ist. Ebenso steht beim Erscheinungsdatum noch immer „Herbst 2019“ und das ist schon sehr peinlich.

Des Weiteren ist negativ anzumerken, dass der Publisher Forever Entertainment ein Video von Komponistin Saori Kobayashi veröffentlichte, indem sie einen überarbeiteten Soundtrack ankündigte, welcher nicht mal im Spiel vorhanden ist. Dieser soll erst nachgepatcht werden (wir berichteten). Dies bestätigt den überhasteten Eindruck nur noch weiter.

Das Bild zeigt Treppenschatten aus "Panzer Dragoon: Remake".
Das geht definitiv besser

Mickriger Content

Es gibt sechs extrem kurze Episoden. Das war’s. Da es sich hier um ein Remake handelt, kann man dem Entwickler hier zwar keinen Vorwurf machen, doch sind die verlangten 25 € in diesem Zusammenhang eher unangebracht. Solche arcadelastigen Rail-Shooter sind natürlich darauf ausgelegt, Stages immer wieder zu spielen, um bessere Highscores aufzustellen, doch war ich innerhalb kurzer Zeit fast durch. Hier stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis leider nicht.

Nach jeder Episode erhalten wir eine Wertung und sogenannte „Credits“. Diese stellen unsere Versuche dar. Sind unsere Credits nach zu vielen Bildschirmtoden aufgebraucht, ziert ein „Game Over“-Schriftzug den Bildschirm und katapultiert den Spieler wieder zur ersten Episode.

Wirkliche Neuerungen oder Extras hat man nicht eingebaut.

Das Bild zeigt den Wertungsbildschirm nach einer Episode aus "Panzer Dragoon: Remake".
Nach jeder der sechs Episoden erhalten wir eine Wertung und Credits

Interessantes Setting

Das Setting hingegen wirkt sehr interessant und abwechslungsreich. Auch der Soundtrack ist noch immer schön anzuhören. Mir gefällt die Welt und das generelle Gegner-Design. Auch die Idee, dass man einen gepanzerten Drachen zu einem bestimmten Punkt fliegen muss, ist eine gute Idee. Dadurch erklärt man den Rail-Shooter-Ansatz und auch, warum man so viel einstecken kann: Immerhin handelt es sich um einen gepanzerten Drachen. Dieser weiß genau, wohin er fliegen muss und hat lediglich diese eine Mission.

Das Bild zeigt einen fliegenden Gegner aus "Panzer Dragoon: Remake".
Interessante Gegner und schöne Aussichten

Kurzzeitiger Spielspaß – Motion Sickness

Stellenweise kommt Spielspaß auf, wenn man die Level besser kennt und die Gegner schnell erfassen und abschießen kann. Doch leider sorgen tote Winkel und das hektische Geschehen in Kombination mit groben Hitboxen häufig für Frust.

Was den Titel für mich und wohl einige andere eher unattraktiv macht, ist sein Potenzial Übelkeit auszulösen. Durch das schnelle Drehen beim Verfolgen der Gegner und der Hektik im Allgemeinen kann es passieren, das einem übel wird. Ich habe nach meiner kurzen Session genau das erlebt, was schon sehr lange nicht mehr bei einem Videospiel der Fall war.

Das Spiel bietet drei Schwierigkeitsgrade an

Fazit

Pros

  • Optisch ansprechend überarbeitet (Stil)
  • Stimmungsvoller Soundtrack
  • Eingängige Steuerung
  • Ansprechendes Setting

Cons

  • Technisch wäre deutlich mehr drin gewesen
  • Motion Sickness nicht unwahrscheinlich
  • Mickriger Content für den Preis, keine Zusatzinhalte
  • Teils unfaire Passagen
  • Schlechte Orientierung
  • Tote Winkel, grobe Hitboxen
  • Gameplay eher hakelig, kein Tutorial
  • Hohes Frustpotenzial
  • Geschichte eher dürftig erklärt

Panzer Dragoon: Remake scheint aufgrund der Zeitexklusivität ein überhastetes Projekt auf der Nintendo Switch zu sein. Technische Mängel in Kombination mit dem fehlenden neuen Soundtrack sowie den nicht aktualisierten Angaben auf der Nintendo-Website unterstreichen diesen Eindruck.
Der Titel leidet unter einem zu hektischen Ablauf, unter welchem die Orientierung leidet und birgt durch unfaire Passagen und Ungenauigkeiten hohes Frustpotenzial.
Das Gameplay ist durch automatische Abschüsse und fehlende Vielfalt extrem stumpf und eintönig, wodurch der Titel an Spielspaß einbüßt.

Insgesamt wirkt die Panzer Dragoon-Formel nicht mehr zeitgemäß.
Ich kann das Spiel nur absoluten Fans des Originals empfehlen, die sich nicht vom Preis abschrecken lassen.

Das Testmuster wurde uns von Forever Entertainment zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!

Über Justin Aengenheyster 328 Artikel
Im Jahr 1992 erschien Mortal Kombat... und ich. Wir beide sind auf unsere Weise brutal. Ich für meinen Teil fahre brutal auf Videospiele ab und beschäftige mich gnadenlos mit verschiedenen Themen, um Gleichgesinnte zu informieren. Als treues Nintendokind befasse ich mich am liebsten auch mit Nintendospielen.

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*