Munchkin: Quacked Quest [Test]

Freund oder Feind?

Wer das Munchkin-Kartenspiel schon einmal gespielt hat, der weiß, dass diese beiden Begriffe sehr nah beieinander liegen können. Nicht umsonst hat das Spiel den Begriff „Freind“ geprägt. In Munchkin Quacked Quest ist das nicht anders!

Ihr habt noch nie von Munchkin gehört, geschweige denn das Kartenspiel jemals gespielt? Kein Grund zur Sorge! Für Munchkin Quacked Quest sind keinerlei Vorkenntnisse vonnöten. Kenner des Gesellschaftsspiels werden sich aber über den gelungenen Humor und das Monsterdesign freuen!

Was ist Munchkin Quacked Quest?

Es handelt sich hierbei um einen Multiplayer-Dungeon-Crawler für bis zu 4 Spieler. In zufallsgenerierten Dungeons müsst ihr innerhalb eines Zeitlimits verschiedene Aufgaben lösen und euch gegen fiese Feinde zur Wehr setzen. Auch eure Mitspieler sind euch nur selten wohlgesonnen. Nach Ablauf der Zeit wartet noch der Endboss und zum Schluss gewinnt der Spieler mit der höchsten Stufe.

Am Anfang der Runde entscheiden die Karten, wie die kommenden Dungeons aussehen und welche Gefahren dort auf euch lauern werden.
Lasst die Karten entscheiden: Per Zufallsgenerator werden die Gegebenheiten der Dungeons festgelegt

Ein bisschen Taktik kann nicht schaden

Um die höchste Stufe zu erreichen, stehen euch mehrere Wege zur Auswahl. Da wäre zum einen die Hauptaufgabe eines Dungeons. Schnappt euch zum Beispiel die goldene Quietscheente als erster, vermöbelt die meisten Gegner oder versenkt sie in der nächstbesten Grube. Ist euch das zu anspruchsvoll, so könnt ihr auch versuchen, so viel Gold wie möglich einzusammeln. Dieses kann in Truhen gefunden oder von besiegten Gegnern eingesammelt werden. Auch Gegenstände, die in Form der typischen Munchkin Spielkarten in den Dungeons auftauchen, können verkauft werden. Ist eure Goldleiste komplett gefüllt, so winkt eine neue Stufe. Solltet ihr jedoch mal das Zeitliche segnen, verliert ihr einen Teil eures Vermögens.

Der Tod ist in Munchkin Quacked Quest aber alles andere als das Ende. Ihr kommt nämlich als Geist zurück und spawnt nach ein paar Sekunden erneut. Vorher könnt ihr euch aber noch aus der Gefahrenzone entfernen und sogar über kleinere Mauern und Abgründe hinweg schweben. Erfahrene Spieler nutzen also ihr Ableben, um sich in eine bessere Ausgangslage zu bringen.

Wenn ihr mal das Zeitliche segnet, könnt ihr euch für ein paar Sekunden als unverwundbarer Geist bewegen, bevor ihr wieder spawnt.
Der Tod ist nicht das Ende: Wenn ihr sterbt, könnt ihr euch für einige Sekunden als Geist in eine vorteilhaftere Position bringen

Das ist Munchkin!

In den Dungeons gilt es aber nicht nur Gold einzusammeln, sondern auch noch jede Menge Gegenstände und vor allem Waffen! Hier gibt es Waffen für eure Haupthand und welche für eure Schildhand. Die Hauptwaffen reichen vom popeligen Holzschwert über riesige Keulen, bis hin zu grimmigen Äxten. Für eure Schildhand könnt ihr auch noch Fernkampwaffen wie Armbrüste oder Raketenwerfer einsacken. Jede Hauptwaffe verfügt außerdem noch über eine spezielle Ladeattacke. Während euch zum Beispiel die Keulen einen mächtigen Schlag ausführen lassen, ermöglichen euch die Schwerter eine befreiende Wirbelattacke. Bei dieser Vielzahl an Waffen ist für jeden etwas dabei!

Die Items und Waffen erscheinen als die typischen Munchkin Spielkarten und können eingesammelt oder verkaut werden
Wer die Qual hat – hat die Wahl: Es gibt diverse Waffen und Items, für die ihr euch entscheiden könnt

Wurde die Hauptaufgabe eines Dungeons gelöst, stoppt der Timer. Danach geht es aber nicht sofort in das nächste Verlies! Ihr könnt noch weiter looten, Gegenstände verkaufen oder übrig gebliebenen Gegnern den Gar aus machen. Seid ihr nicht so von der gönnerhaften Sorte, unterbrecht ihr die Beute-Tour eurer Mitspielern, indem ihr einfach die Ausgangstür einschlagt. Ist das geschehen, geht es nämlich ab, in den nächsten Dungeon.

Ist der Dungeon-Timer komplett abgelaufen, gelangt ihr automatisch zum Boss. Diesen gilt es natürlich zu besiegen, jedoch müsst ihr auch hier eine Aufgabe erfüllen, um noch einmal eine Stufe aufzusteigen. Manchmal müsst ihr den meisten Schaden austeilen, in einer anderen Runde gilt es den finalen Schlag zu landen. Nach dem Bosskampf werden noch Bonus-Stufen verteilt, ähnliche wie die Bonus-Sterne in Mario Party. Seid ihr zum Beispiel besonders oft gestorben oder habt die meisten Items eingesetzt, winkt eventuell noch die ein oder andere Bonus-Stufe. Da wird dann gerne mal der vermeintliche Sieger nach hinten durchgereicht! Das Motto sollte also immer lauten: Bloß nicht zu früh freuen!

Während der Bosskämpfe segnet man immer mal wieder das Zeitliche. Doch nicht immer gewinnt der Spieler, der den meisten Schaden verursacht
Bosskampf: Die Bosse können ordentlich einstecken – und austeilen

Neues Spiel – neues Glück

Um eine erneute Runde etwas abwechslungsreicher zu gestalten, könnt ihr euch vor dem Start noch für eine andere Rasse entscheiden. Hier stehen Mensch, Elf, Zwerg oder Ork zur Auswahl. Abgesehen von ihrem Äußeren, unterscheiden sich diese in der Anzahl ihrer Lebenspunkte, ihrer Bewegungsgeschwindigkeit und ihrer Spezialfähigkeit.

Das war es dann aber leider auch schon fast mit der Abwechslung. Hier kommen wir somit schon zum größten Kritikpunkt von Munchkin Quacked Quest, dem Umfang. Okay, die Modifikatoren, Gegnertypen, speziellen Umgebungseigenschaften und Endbosse sind jedes Mal zufallsgeneriert. Die Hauptaufgaben und der Aufbau der Dungeons wiederholen sich aber regelmäßig, vor allem in längeren Partien.

Bei Munchkin Quacked Quest ist weniger nicht mehr

Im Allgemeinen fehlt es dem Spiel nicht an Charme oder Liebe zum Detail, aber schlicht und ergreifend an Abwechslung. Abgesehen vom Tutorial gibt es eben nur den einen Spielmodus, mehr nicht. Habt ihr keine 3 Freunde zur Hand, könnt bzw. müsst ihr auf Bots zurückgreifen. Diese agieren größtenteils akzeptabel, manchmal bleiben sie allerdings zwischen Kisten oder Fässern hängen und kommen von alleine nicht wieder frei. Die Intelligenz oder den Schwierigkeitsgrad der Bots zu erhöhen ist leider nicht möglich. Einen Online-Modus sucht man ebenfalls vergebens, genau wie eine Möglichkeit, eine Runde mit Modifikatoren seiner Wahl zu spielen. Hinzu kommt, dass das Spiel in regelmäßigen Abständen abstürzt und euch nur noch der Neustart bleibt. Das ist besonders ärgerlich, wenn am Schluss, während der Vergabe der Bonus-Stufen, auf einmal nichts mehr geht.

Des Weiteren gibt es überall kleinere Nachlässigkeiten, die zwar nicht unbedingt den Spielspaß trüben, aber dennoch negativ auffallen. So geht in dem ganzen Spieler- und Gegnergetümmel gerne mal die Übersicht verloren. Das hat zwar nur selten wirklich spielentscheidende Konsequenzen, stört aber vor allem im Handheld-Modus. Spielt ihr also mit mehr als zwei Leuten, sollte der große Fernsehbildschirm definitiv eure erste Wahl sein. Ein weiterer Kritikpunkt ist die Kamera. Diese zoomt aus dem Geschehen raus, wenn sich die Spieler zu weit voneinander entfernen. Grundsätzlich eine gute Sache, wären da nicht eure KI-Gegner. Die können nämlich fröhlich außerhalb des Bildausschnitts herumlaufen und agieren, während menschlichen Spielern dies verwehrt bleibt.

Wenn viel auf dem Bildschirm los ist, geht gerne mal die Übersicht verloren.
Im Eifer des Gefechts: Bei vielen Gegnern, herumliegendem Gold, wuselnden Mitspielern und einzusammelnden Spielkarten geht regelmäßig die Übersicht verloren

Fazit:

Munchkin Quacked Quest ist ein ganz klarer Multiplayer-Titel. Zockt ihr also vorwiegend alleine, wird euch das Spiel nicht lange fesseln können. Den Gegner aus reiner Bosheit in einen Abgrund zu katapultieren, ist eben nur halb so lustig, wenn es sich dabei um einen Bot handelt.

Hat man das Prinzip einmal verstanden und kennt sich ein wenig mit den Karten etc. aus, entwickeln die Spieler schnell unterschiedliche Taktiken. Veranstaltet ihr einen Gesellschaftsspiele-Abend, spricht überhaupt nichts dagegen, die ein oder andere Runde Munchkin Quacked Quest dazwischen zu schieben. Die Steuerung ist recht simpel und schnell erlernt, was den Einstieg auch für unerfahrene Spieler ermöglicht. Bereitet euch und eure Mitspieler trotzdem darauf vor, die ein oder andere Proberunde spielen zu müssen, bevor wirklich Spaß aufkommt. Denn erst wenn alle verstanden haben, worum es geht und auf welchen Wegen man sein Ziel erreichen kann, erst dann macht das Spiel wirklich Laune. Problem ist, dass nicht jeder Spieler diese Geduld und die Motivation aufbringen kann oder will. Dies führt dann gerne mal zu ein bis zwei langweiligen Runden und einem abrupten beenden des Spiels.

Ich möchte Munchkin Quacked Quest lieben, aber…

Humor und Monsterdesign wurden meiner Meinung nach wirklich gut von den klassischen Spielkarten in das Game übertragen. Auch der Sprecher macht einen super Job und die musikalische Untermalung passt ebenfalls. Allerdings macht es einem das Spiel wirklich nicht leicht, es vollends in sein Herz zu schließen. Dafür bleiben einfach zu viele Chancen ungenutzt.

Pros:

  • Gelungene Umsetzung des Humors und des Charakterdesigns
  • Abwechslung durch zufallsgenerierte Dungeons
  • Schöne musikalische Untermalung und ein toller Sprecher
  • Unterhaltsames Spielprinzip mit Fokus auf Couch-Koop
  • Einsteigerfreundliche Steuerung
  • Dungeons bieten eine Vielzahl von Waffen und Items
  • verschiedene Rassen mit unterschiedlichen Attributen spielbar

Cons:

  • Wenig Abwechlsung, da sich Hauptaufgaben häufig wiederholen
  • Nur ein einziger Spielmodus (vom Tutorial abgesehen)
  • Bot-KI nicht einstellbar
  • Kein Online-Modus
  • Übersicht geht häufig verloren
  • Keine Möglichkeit, eine Runde mit eigenen Regeln zu erstellen
  • Häufige Spielabstürze

Alles in Allem ist Munchkin Quacked Quest trotzdem ein unterhaltsamer Multiplayer Dungeon-Crawler mit Brettspiel-Charakter. Auf Grund seines zu geringen Umfangs und den kleineren Schwächen bleibt es allerdings hinter seinen Möglichkeiten zurück. Ob das Spiel euch 24,99€ wert ist, müsst ihr selbst entscheiden. Jeder der oft mit Freunden oder Familie zusammen zockt, sollte einen Blick riskieren. Wer hauptsächlich solo unterwegs ist, schaut sich lieber nach Alternativen wie beispielsweise Pokémon Mystery Dungeon: Retterteam DX um.

Bewertung: 6 von 10

Das Testmuster wurde uns von Marchsreiter zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!

Über Sebastian Broens 8 Artikel
Im Jahre 1984 geboren, habe ich 1991 auf dem guten, alten Game Boy meine ersten Erfahrungen in Sachen Nintendo und Gaming insgesamt gesammelt und bin seither nicht mehr davon weggekommen. Heute besitze ich außer dem NES und der WiiU so ziemlich alle Nintendo-Konsolen und diverse Handhelds die man hierzulande kaufen kann. Zu meinen Lieblingsspielen gehören die The Legend of Zelda-Teile, sowie Metroid und Fire Emblem. Besonders ans Herz gewachsen ist mir natürlich die Switch, da sie für mich einfach das Beste aus zwei Welten vereint. Ich kann nicht nur vor dem heimischen Fernseher, gemütlich auf der Couch zocken, sondern auch überall unterwegs. Außerdem ist die Switch für mich die perfekte Konsole, um auch einmal kleinere, unbekanntere Titel auszuprobieren, die ich euch in meiner Rubrik Schattenspiele gerne näher bringen möchte.

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*