Kingdom Hearts Melody of Memory: Rhythmisches Gekloppe im Test

Im Juni dieses Jahres angekündigt, war es am 13. November so weit: Kingdom Hearts Melody of Memory erschien weltweit und auch Besitzer einer Nintendo Switch bekamen diesmal ein Stück vom Kuchen ab. Grund genug also, dass wir uns den neuesten Ableger der Kingdom Hearts-Reihe mal genauer ansehen.

Was ist Kingdom Hearts Melody of Memory?

Kingdom Hearts Melody of Memory ist ein Rhythmus-Action-Spiel, in dem man über eine Notenbahn läuft und im Takt der Musik verschiedene Knöpfe drückt. Mit dabei im Soundtrack sind unter anderem Lieder aus Arielle, Aladdin und Frozen. Generell ist die Auswahl der Lieder gut gelungen und ich kann hier nicht wirklich meckern. Es gibt ruhigere Stücke, schnellere Stücke und auch ein paar Lieder von Hikaru Utada sind mit von der Partie.

Bevor wir uns detaillierter mit dem Spiel beschäftigen noch kurz zwei Dinge vorweg: Ich liebe Kingdom Hearts und ich spiele keine Rhythmus-Games – auch wenn es in der Reihe schon früher Minigames in dieser Richtung gab, die ich eigentlich gern gespielt habe, konnte ich mich für das Genre nie so richtig begeistern. Dementsprechend war mein Ausflug durch den grandiosen Kingdom Hearts-Soundtrack auch eine kleine Premiere und Vergleiche mit anderen Games dieses Genres werdet ihr hier vergeblich suchen.

Getestet wurde sowohl im Docked-Modus mit Pro Controller als auch im Handheld mit einem vom Drift befallenen linken Joy-Con und ganz ehrlich Leute: Macht das nicht. Spielt so nicht. Ihr werdet Gegner verfehlen und so lange im Menü festsitzen, bis euer Joy-Con euch erlaubt, den A-Knopf zu drücken.
Das Spiel an sich läuft sowohl im Docked-Modus auch als im Handheld-Modus gut, keine Ruckler oder Einbrüche und die Ladezeiten sind gefühlt auch recht kurz. Natürlich könnte alles noch schneller sein, aber es könnte ja immer irgendwas.
Die Grafik orientiert sich an den ursprünglichen Spielen, weshalb diese in den KH3-Welten auch um einiges schöner ist als in den anderen.
Die veraltete Grafik fällt aber gar nicht so sehr auf, da man sich eher auf die Notenbahn und die Gegner darauf konzentriert, als die Hintergründe zu beobachten.

Kommen wir nun zum interessanten Teil des Ganzen, dem Inhalt.

In Kingdom Hearts Melody of Memory könnt ihr euch alleine auf eine Weltenreise begeben, in VS-Kämpfen sowohl gegen CPU-Gegner als auch online oder lokal gegen andere Spieler antreten oder im Koop-Modus gemeinsam mit der auf dem Sofa neben euch sitzenden Person über die Bahn laufen. Apropos Lieder: Das Spiel bietet insgesamt 150 davon in jeweils drei Schwierigkeitsstufen (Anfänger, Normal, Profi), sowie drei unterschiedliche Spielstufen (Standardkampf, Erinnerungstauchgang und Bosskämpfe).

A New Journey

In der Weltenreise kommt ihr mit allen drei Spielstufen in Berührung und solltet ihr das Bedürfnis verspüren, die Bedingungen jedes Liedes erfüllen zu wollen, um alle Sterne zu sammeln, kommt ihr auch an allen drei Schwierigkeitsstufen nicht vorbei. Ihr startet mit Team Klassik (Sora, Donald und Goofy), könnt jedoch im Verlauf noch drei weitere Teams freischalten, zwischen denen ihr nach Lust und Laune wechseln könnt, wobei ihr mit jedem Team Erfahrung sammelt. Aufleveln lassen sie sich bis 99, danach ist Schluss. Das Leveln ist vielleicht auch der Grund, weshalb man sich sein Team nicht selbst zusammenstellen kann, was ich persönlich sehr schade finde.
Ab und an tauscht einer eurer Mitstreiter den Platz mit einem Gast (z.B. Das Biest aus „Die Schöne und das Biest“, Arielle oder auch Aladdin).

So sieht die Weltenreise aus

Während ihr im Gumi-Jet von einer Welt zur nächsten fliegt, gibt euch Kairi eine Zusammenfassung über die Geschehnisse der bis dato erschienenen Spiele. Am Ende der Reise erwartet euch dann ein neuer Storyhappen, der mit ca. 30 Minuten zu Buche schlägt. Melody of Memory: Hat jemand etwas anderes als Melodien und Erinnerungen erwartet?

In diesem Spielmodus schaltet ihr auch die meisten Lieder frei, die dann direkt über die Liederauswahl spielbar sind. Einige Songs müssen jedoch erst geschmiedet werden. Hat sie … schmieden gesagt? Jap, hat sie. Es gibt ein Schmiedesystem. Hier könnt ihr Items, Profilkarten (für euer Profil im VS-Modus), Sammelkarten (geben Sammelboni und lassen sich, naja, sammeln) und eben auch Lieder herstellen. Materialien zum Schmieden sammelt ihr, wenn ihr Lieder abschließt.

Die Items machen euch das Leben zwischen den Noten etwas leichter. So könnt ihr einen Trank einsetzen, der eure HP füllt oder King Mickey rufen, der euch zur Hilfe eilt. Die Auswahl, welche Items eingesetzt werden sollen, muss vor Start des Liedes getroffen werden.

Im Großen und Ganzen dauert der Story-Teil des Spiels – sofern man sich nicht das Ziel setzt, alles direkt zu komplettieren – ca. 10 Stunden.

Während ihr im Story-Modus nur zwischen der Schwierigkeit wählen könnt, gibt es in der Liederauswahl noch ein paar mehr Möglichkeiten.

Hier könnt ihr euch das Lied so leicht oder schwer machen, wie ihr wollt

So könnt ihr zwischen den Steuerungsvarianten „Standard“, „Einzel“ und „Perfomance“ wählen.
Im „Standardmodus“ spielt ihr wie gehabt mit mehreren Knöpfen, im „Einzelmodus“ wird die Steuerung auf einen Knopf reduziert und bei „Performance“ bekommt ihr zusätzlich zu den Tasten A, L, R, X und B auch noch Performanceziele, die ihr mit ZR und LR und Y treffen solltet.

Unter den Einstellungen im Hauptmenü könnt ihr auch die Verzögerung einstellen, sollte es diesbezüglich Probleme geben. Ihr müsst hier jedoch immer zwischen Menü und Lied hin und her wechseln, was etwas umständlich gelöst ist.

Battle of the 1.000 Heartless

Wie bereits erwähnt könnt ihr in den VS-Kämpfen nicht nur gegen die CPU spielen, sondern euch auch lokal oder online mit anderen Spielern messen.
Das Matchmaking der Online-Kämpfe funktioniert soweit ganz gut, meine Wartezeiten waren eher gering, es kam aber vor, dass ich aufgrund einer momentan schlechten Internetverbindung in einem der Ladebildschirme festhing und das Spiel beenden musste. Hier wäre noch zu erwähnen, dass es beim erneuten Auswählen des Online-Kampfes einen Hinweis gibt, dass man bei mehrmaligen Abbrüchen für eine bestimmte Zeit gesperrt wird. Es gibt keine Infos dazu, wie oft „mehrmals“ ist bzw. wie lange die Sperre dann dauert.

Habt ihr ein Match, könnt ihr nicht nach links oder rechts swipen, aber sowohl ihr als auch euer Gegner dürft aus allen Liedern euren Liebling auswählen – ist doch auch was Schönes.
Der Zufall entscheidet dann, wessen Herzenslied gespielt wird.

Während der Runde können Items eingesetzt werden, um den Gegner im Spiel zu behindern und sich einen Vorteil zu verschaffen. Dies passiert, sobald sich die Trick-Leiste gefüllt hat. Die Items werden hier jedoch zufällig ausgewählt. Wahlweise werden zum Beispiel Gegner verkleinert, der Tastendruck-Hilfskreis verschwindet (oder ist als einziger noch zu sehen), die geschlagenen Gegner klatschen gegen den Screen oder die HP werden getauscht. Die Item-Funktion kann auch ausgeschaltet werden, wenn man etwas entspannter spielen möchte.

Nach der Runde werden erst mal Profilkarten ausgetauscht und ihr könnt eine Revanche fordern – wenn ihr wollt. Ihr erhaltet oder verliert Bewertungspunkte, je nachdem ob ihr den Kampf gewinnt oder verliert.

Weitere Modi

CPU-Kampf: Wie die Online-Kämpfe, nur gegen den Computer. Hier könnt ihr im Rang aufsteigen

Lokale Kämpfe/Jeder gegen Jeden: Switch-exklusiv. Spielt lokal gegen Freunde oder stellt euch im Jeder-gegen-Jeden-Modus (bis zu 8 Spieler) dem Kampf um Platz 1 der Rangliste.

My Friends are my Power – Gemeinsam zum Ziel

Anders als im VS-Modus könnt ihr im Koop gemeinsam mit eurer Lieblingsperson – wahlweise natürlich auch mit anderen Personen – spielen. Insgesamt habt ihr 21 Lieder, die durchgespielt werden können, jedoch stehen nicht alle davon direkt von Anfang an zur Verfügung, sondern müssen erst freigespielt werden.
Auch in diesem Modus könnt ihr wieder zwischen den drei Schwierigkeitsgraden auswählen, wobei einer von euch Sora und der andere Riku steuert. Eure Punkte werden dann am Ende des Liedes zusammengezählt.

Der Modus funktioniert ganz gut und macht Spaß, sofern man dazu in der Lage ist, sich auf seine Seite des Bildschirms zu konzentrieren und nicht dauernd die Knöpfe auf der anderen Seite mitdrücken will bzw. sich zu sehr dem Geschehen auf der anderen Hälfte des Bildschirms widmet. Das führt zu nichts, außer einer ganzen Reihe an Fehlern. Und wer macht die schon gerne? Genau. Niemand.
Nichtsdestotrotz hätte ich es schön gefunden, wenn man auch in diesem Modus die Möglichkeit hätte, gegeneinander zu spielen.

Collect Hearts… oder anderes Zeug

Ich hatte vorhin Sammelkarten erwähnt. Es gibt einige davon, gerne auch in doppelter Ausführung – Gold und Platin. Sammeln könnt ihr sie überall (Lieder, Rhythmuspunkte, CPU-Kämpfe, Online-Kämpfe). Anschauen könnt ihr sie euch im Museum, wo ihr auch noch allerlei weiteres findet. Dazu gehören das Story-Archiv, das Kino, die Jukebox und eure Leistungen.

So viel zu entdecken

Im Story-Archiv könnt ihr euch die Filme ansehen, die ihr während der Weltenreise freigeschaltet habt.
Das Kino lässt euch die Erinnerungstauchgänge erleben, ohne, dass ihr von den Aktionen des rhythmischen Buttonsmashens (Schwierigkeitsgrad Profi, I look at you) abgelenkt werdet.
In der Jukebox könnt ihr euch ganz entspannt alle Lieder anhören.
Unter dem Punkt „Leistungen“ könnt ihr euch eure bisherige Leistung ansehen – eigentlich recht selbsterklärend.

Herzlichen Glückwunsch, ihr habt es bis zum Ende des Tests geschafft.
Für alle, die gleich direkt zum Fazit und der Pro- und Con-Liste gescrollt haben: Herzlich Willkommen.

Soll man..? Ja, vielleicht. Ein Fazit

Pros:

  • 150 Lieder auf drei Schwierigkeitsstufen
  • Abwechslung durch unterschiedliche Spielstufen und zusätzliche Steuerungsvarianten
  • Mehrere levelbare Teams und ein paar Gastcharaktere
  • (optionales) Schmiedesystem
  • VS-Kämpfe, online und lokal sowie Koop
  • Sammelkram

Cons:

  • Umständliche Kalibrierungsmöglichkeit
  • Keine VS-Kämpfe im Couch-Koop
  • Sammelkram (wirklich übel diese Sammelkarten)
  • Grafisch hätte man sich etwas mehr anstrengen können
Wir geben Windbound eine solide 8.0!

Kingdom Hearts Melody of Memory ist das erste Rhythmusspiel im Kingdom Hearts-Universum und es macht seine Sache – meiner Meinung nach – ziemlich gut.

Als Neueinsteiger aka absoluter Rhythmusgame-Noob hatte ich nur anfangs ein paar Probleme. Nach ein paar Liedern war ich jedoch drin und das Spiel macht mir nach inzwischen 40 Stunden immer noch ungeheuer viel Spaß. Es gibt auch einfach so viel zu tun, wenn man darauf steht, Dinge zu tun wie alle Sterne zu sammeln oder alle Lieder auf A+++ inklusive perfekter Serie, voller Superleiste und „Alles Super“-Krönchen abzuschließen – auf allen Schwierigkeitsstufen versteht sich.

Wenn man Rhythmus-Spiele und Kingdom Hearts mag, dann sollte man sich das Spiel kaufen.
Mag man Kingdom Hearts, aber keine Rhythmus-Spiele, sollte man sich die 30 Minuten neue Story vielleicht eher auf YouTube ansehen.
Mag man Rhythmus-Spiele, aber hat noch so gar keinen Bezug zu Kingdom Hearts, kann man wohl trotzdem seine Freude damit haben, da der Soundtrack wirklich grandios ist und das Spiel auch wirklich Spaß macht. Kairis Erinnerungen erzählen jedoch nur einen Bruchteil der Story.

Das Testmuster wurde uns von Square Enix zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!

Über Roger Hogh 750 Artikel
Baujahr 1987, begann bereits als Zwerg mit einem Sega Master System II zu zocken, der einzigen Nicht-Nintendo-Konsole, die er je besessen hat. Begeisterter Fan von guten Metroidvanias und The Legend of Zelda. Überwiegend Einzelspieler, aber man findet ihn gerne mal bei einer Runde Smash Bros, natürlich als Link.

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