Dark Souls Remastered

Dark Souls gehört definitiv zu den Spielen, welche die Gaming-Welt nachhaltig beeinflusst haben. War dessen Vorgänger Demon Souls noch verhältnismäßig unbekannt geblieben, so konnte dessen geistiger Nachfolger weltweit für hohe Wellen schlagen und quasi eine Revolution im Gaming-Bereich auslösen. Plötzlich war es wieder akzeptabel, Spieler vor eine knallharte Herausforderung zu setzen. Kein Händchenhalten mehr, keine Markierungen, die einem auf den letzten Millimeter genau anzeigen, wo das nächste Ziel ist – auf einmal war man froh, wenn man überhaupt wusste, wo man hin musste und was dort zu machen war. Dieses Spiel ist ein gefährliches Abenteuer. Lange genug habe ich es vor mir hergeschoben, bis unser guter Justin mir kurzerhand seine Switch-Version des Spiels zugeschickt hat.

Ich würde gerne behaupten, ich wäre bereits fertig mit dem Spiel. Nein, nicht einmal annähernd. Ich bin gerade zum ersten Mal in Anor Londo angekommen und bekam dann andere Spiele zum Testen vorgelegt. Aber diese Reise wird definitiv fortgesetzt.

Dark Souls Anor Londo Sonnenuntergang
Anor Londo gehört definitiv zu den schönsten Gegenden des Spiels

Herzlich Willkommen in Lordran

Die Story von Dark Souls ist einmalig erzählt. Das Königreich Lordran ist vom Fluch der Untoten befallen. Ihr erstellt euch einen Charakter, flieht aus dem Kerker im Asyl der Untoten und landet in Lordran, um herauszufinden, woher der Fluch stammt und was man dagegen tun kann.

Ihr bekommt buchstäblich freie Hand. Mehr als diesen groben Abriss erhaltet ihr zu Beginn nicht. Sprecht ihr nicht einen NPC in der Nähe des Feuerband-Schreines an, erfahrt ihr nicht einmal, was ihr tun könntet, um voranzukommen. Ihr könnt in jede beliebige Richtung losziehen und dann schon sehen, ob ihr stark genug für diesen Ort seid oder nicht.

Meistens eher nicht.

Die ganze Geschichte in Dark Souls wird nur anhand dieser kleinen Dialoge mit den NPCs erzählt. Ihr findet keine Bücher oder Schriftrollen, keine langwierigen Zwischensequenzen voller Dramatik und Dialog, nichts dergleichen. Ihr zieht einfach eurer Wege und wenn ihr irgendwo auf einen Menschen trefft, der nicht verflucht ist und euch unbedingt ans Leder will, könnt ihr mit ihm reden und mehr über die Welt erfahren. Es bleibt vollständig euch überlassen, wie viel ihr von der Geschichte erfahren wollt, oder auch nur wie viel vom Spiel ihr sehen wollt. Der durchschnittliche Spieler wird bei seinem ersten Durchgang irgendwo jenseits der 20 Stunden Spielzeit landen, während Speedrunner das Spiel in etwas über 3 Stunden (Alle Bosse) oder in gut 30 Minuten (Any%) beenden können.

Das Spiel mit dem Tod

Dark Souls hat Sterben populär gemacht! Das ist eigentlich die Kernaussage. Das Spiel ist schwer! Jeder Gegner kann und wird euch töten, wenn ihr die Spielmechaniken nicht schnellstens lernt. Und jeder Tod kostet euch all eure gesammelten Seelen. Ihr lasst diese an dem Ort fallen, wo ihr umgekommen seid und habt genau eine Chance, sie dort wieder aufzusammeln. Sterbt ihr auf dem Weg dahin noch einmal, sind sie futsch. Diese Mechanik ist ein herausragendes neues Feature gewesen. In einer Zeit, wo Tod in Videospielen nichts weiter als ein nerviges Neuladen des letzten Quicksaves oder auch des Autosaves direkt vorher bedeutete, war es hier plötzlich notwendig, gut zu werden.

Fun Fact: Der Ursprung des Ausspruchs „Git Gud“ (get good = werde gut) wird zwar gerne mit Dark Souls in Verbindung gemacht, weil er oft in der Community gebraucht wird. In einer GameFAQ-Forumsdiskussion vom September 2009 wurde sich aber darauf geeinigt, dass „Git Gud“ seinen Ursprung in der Metal Gear Online Community hat und dort abwertend gegenüber neuen, unerfahrenen oder einfach schlechten Spielern verwendet wurde. (Quelle: knowyourmeme)

Seid ihr neu in dem Spiel, werdet ihr sterben. Oft! Sehr oft sogar! Ihr werdet fluchen, schreien und in euren Controller beißen, aber wenn ihr hartnäckig bleibt, werdet ihr besser! Und das ist, was Dark Souls der Gaming Community geschenkt hat – einen guten Einstieg in die hohe Kunst der Disziplin.

Dark Souls, Taurus-Dämon als erster Boss kommt angestürmt.
Der Taurus-Dämon. Quasi der erste „richtige“ Boss

Live. Die. Repeat.

Nirgends war dieser Spruch besser angebracht. Ihr zieht von eurem Lagerfeuer los. Ihr habt fünf Heiltränke, die ihr auch nur am Lagerfeuer auffrischen könnt und schlagt euch ein wenig durch die Meute auf der Suche nach dem nächsten Lagerfeuer. Dabei sterbt ihr, weil ihr entweder von einer zu großen Meute überrascht wurdet, mit einer Ausweichrolle von der Klippe gestürzt seid, den Gegner nicht habt von hinten kommen sehen, oder weil irgendwer von oben mit einer Brandbombe geworfen hat oder weil ihr der Meinung seid, dass Blocken für Weicheier ist.

Dark Souls, Gargoyle kurz vor dem Angriff
Ein Gargoyle. Anfangs ein Boss-Gegner, später häufig auch unterwegs anzutreffen

Ihr beginnt wieder am letzten Lagerfeuer. Alle besiegten Gegner sind wiederbelebt worden. Dies geschieht generell jedes Mal, wenn ihr euch an einem Lagerfeuer ausruht und ist eine der Kernmechaniken, mit denen ihr euch etwas stärken könnt, da ihr so in bestimmten Gebieten schnell ein paar Seelen durch die umliegenden Untoten sammeln könnt, bis es sich einfach nicht mehr lohnt.

Was willst Du denn damit?

Die gesammelten Seelen sind buchstäblich die Währung im Spiel. Ihr könnt diese gegen Gegenstände eintauschen, eure Ausrüstung reparieren lassen oder euch am Lagerfeuer aufleveln.

Ritter Eberhard Keilerkopf zu Euren Diensten

Zu Beginn des Spiels könnt ihr aus einer Reihe unterschiedlicher Charakterklassen wählen. Diese Wahl ist allerdings nicht bindend. Auch als Ritter könnt ihr später zu einem Pyromanten oder Dieb werden. Die unterschiedlichen Klassen haben lediglich zu Beginn eine unterschiedliche Ausrüstung und die Werte sind anders verteilt.

Jedes Level kostet den Spieler mehr Seelen als das vorangegangene. So wird das Leveln später durchaus etwas schwieriger. Hinzu kommt, dass man mit jedem Level nur einen Punkt in die unterschiedlichen Werte verteilen kann. Möchte man stärker werden, mehr Ausdauer haben oder doch lieber mehr Lebensenergie? Oder möchte man vielleicht lieber ein Magier werden? Jeder Punkt will gut überlegt sein, denn diese sind es, die den Spieler überhaupt verbessern. Die Ausrüstung ist eher zweitrangig. Waffen und Rüstungen haben manchmal eine Mindestanforderung in bestimmten Werten, damit man sie überhaupt vernünftig führen kann, aber euer Schaden erhöht sich hauptsächlich durch eure Skillpunkte.

Anfangs fühlt man sich von der Menge an Werten überwältigt

Unterschiedliche Herausforderungen

Es hat sich herumgesprochen, dass Dark Souls als Zauberer viel leichter sein soll, denn als Nahkämpfer. Ich kann dies bisher noch nicht bestätigen. Jeder Zauber hat eine bestimmte Anzahl Aufladungen. Sind diese verbraucht, muss man zurück zum Lagerfeuer und sie auffrischen. Ihr könnt neue Zaubersprüche nur von bestimmten Charakteren kaufen und diese müsst ihr erst einmal finden.

In Videospielen bin ich häufig als Pyromant, also als Flammenmagier unterwegs, denn die sind oftmals einfach cool. Bei Dark Souls Remastered brauchte ich viele Stunden, bis ich den einen Charakter gefunden hatte, der mir überhaupt Flammenzauber verkaufen kann. Man startet als Pyromant mit einem Spruch mit 8 Aufladungen. Der ist nicht schlecht, aber 8 Aufladungen sind auch nicht viel. Die ersten paar Bosse kann man damit zwar leichter grillen, aber dennoch wird man die ersten paar Stunden hauptsächlich mit Schwert und Schild unterwegs sein.

So stelle ich mir einen Pyromanten vor. Fehlt nur noch das manische Lachen. Bis es aber soweit ist, vergehen einige Stunden.

Die Entwicklung der Community

Ein interessanter Aspekt von Dark Souls ist die Community, die sich im Laufe der Jahre dort etabliert hat.

Das Spiel hat einen Online-Modus der besonderen Art. Spieler können in die Welt der anderen springen und diese überfallen oder dem dortigen Spieler hilfreich zur Seite stehen. Dies gibt, je nach Gruppe, deren Eid man geschworen hat, Boni. Außerdem kann man Hinweise auf den Boden kritzeln, die andere dann lesen können.

Hin und wieder findet man natürlich den obligatorischen Troll, der einem vor einem Abgrund empfiehlt, den Schritt zu wagen, da dort ein Schatz liegt, aber im großen und ganzen sind die Hinweise hilfreich. Es gibt viele versteckte Räume, die man buchstäblich nur dann findet, wenn man einfach mal gegen die Wand haut. Die wenigsten kommen von alleine auf diese Idee, aber die Community hinterlässt gerne den passenden Hinweis vor Ort.

Generell herrscht im Internet weiterhin ein reger Austausch über alle erschienenen Dark Souls-Teile und auch Newbies wird gerne geholfen, den für Sie passenden Spielstil zu finden.

Ritter Solaire führt euch ein in den Orden der Sonne

Dark Souls macht eine gute Figur

Auf der Switch sieht die Remastered Version von Dark Souls tatsächlich ordentlich aus. Nun gut, das Original-Spiel ist fast zehn Jahre alt, da darf man das schon erwarten. Die Ladezeiten sind moderat, die Sichtweite ist angemessen und die Steuerung verzögerungsfrei.

Es gibt überall etwas zu entdecken: Abkürzungen, Geheimgänge, versteckte Schätze, miese Gegner. Das ist, was den Spielspaß von Dark Souls ausmacht – Die Erkundung der Welt. Hinter jeder Ecke könnte ein geheimer Raum mit einer Schatzkiste versteckt sein… oder mit einem Mimic, das Rollenspiel-typische Kistenmonster, welches den unvorsichtigen Spieler kurzerhand frisst. Ein Spaß für Jedermann.

Das Fazit

Pros:

  • Eine riesige, miteinander verbundene Spielwelt, die zum stundenlangen Erkunden einlädt
  • Dezente Hintergrundmusik, welche die Stimmung perfekt unterstreicht
  • Gegner und Bosse, die eine echte Herausforderung darstellen

Cons:

  • Ein Schwierigkeitsgrad, der Casual Gamer definitiv abschreckt
  • Das Level-System ist gewöhnungsbedürftig
  • Viele Items sind einfach schlecht
  • Es wird einem buchstäblich nichts erklärt, außer man fragt die Community

Ich bin Justin auf ewig zu Dank verpflichtet, mir dieses Spiel ausgeliehen zu haben. Jahrelang zögerte ich, einerseits weil ich keinen vernünftigen PC oder eine andere Konsole besaß, zum anderen aber auch, weil ich angesichts des angeblich ultra-schweren Schwierigkeitsgrad doch etwas unsicher war, ob ich genügend Ausdauer mitbrächte, dieses Spiel durchzuziehen. Kaum hatte ich mich jedoch darauf eingelassen, verliebte ich mich in die Atmosphäre und das Gefühl, etwas zu erkunden oder eine große Schwierigkeit bewältigt zu haben. Damals angefixt durch Hollow Knight und seinen teils äußerst harten Bossen, war ich seitdem auf der Suche nach Herausforderungen, sodass es eigentlich nur eine Frage der Zeit war, bis ich mich an Dark Souls wagte. Und ich genieße jede Sekunde davon. Keiner der obigen negativen Punkte stört das Spielerlebnis auch nur im Geringsten. Ich kann nur jedem raten, sich auf dieses Abenteuer einzulassen. Nicht aufzugeben bei der ersten Hürde, sondern dran zu bleiben und den süßen Geschmack des Triumphes zu genießen.

Über Roger Hogh 750 Artikel
Baujahr 1987, begann bereits als Zwerg mit einem Sega Master System II zu zocken, der einzigen Nicht-Nintendo-Konsole, die er je besessen hat. Begeisterter Fan von guten Metroidvanias und The Legend of Zelda. Überwiegend Einzelspieler, aber man findet ihn gerne mal bei einer Runde Smash Bros, natürlich als Link.

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