Miyamoto spricht über Shooter und Emotionen in Videospielen

Shigeru Miyamoto, Entwickler einiger der wohl beliebtesten Spiele-Franchises der Welt, stand kürzlich The New Yorker in einem ausführlichen Interview Rede und Antwort. Dort wurde er unter anderem danach gefragt, weshalb es so wenige Ego-Shooter bei Nintendo gibt und wie er mit ernsteren Themen wie Trauer, Verlust und Gram in Videospielen umgeht.

Miyamoto über die Vielzahl an Shootern…

Wenn man an Nintendo denkt, sind gewaltverherrlichende oder taktische Shooter-Spiele vermutlich nicht das erste, was einem in den Sinn kommt. Splatoon ist eigentlich die einzige Reihe, die dem Genre überhaupt nahe kommt. Als Miyamoto dazu befragt wurde, gab er eine interessante Antwort:

Ich denke, Menschen sind darauf programmiert, Freude zu erfahren, wenn sie ein Ziel erreichen, beispielsweise indem sie mit einem Ball ein Ziel treffen. Das gehört einfach zur menschlichen Natur. Aber ich habe einige Zurückhaltung davor, mich bei Videospielen nur auf eine einzige Quelle für Freude zu konzentrieren. Es gibt so viele unterschiedliche Wege, um Spaß zu empfinden. Es ist nicht unbedingt schlecht, dass andere Unternehmen sich nur auf diese eine Mechanik konzentrieren, aber es wäre sicherlich nicht ideal, wenn alle das gleiche machen, nur weil sich diese Art von Spiel gut verkauft. Entwickler sollten sich im Idealfall austoben und immer neue Wege entdecken.

Außerdem glaube ich nicht, dass es O.K. ist, einfach alle Monster zu töten. Selbst Monster haben ein Motiv und Beweggründe, weshalb sie so sind, wie sie sind. Darüber habe ich schon immer viel nachgedacht. Nehmen wir einfach mal eine Szene, in der ein Kriegsschiff sinkt. Von außen betrachtet, kann man es als Zeichen des Erfolgs werten. Aber ein Filmproduzent oder Schriftsteller kann den Blick auf die Leute auf dem sinkenden Schiff lenken. Dadurch kann der Zuschauer den Effekt beobachten, den diese Aktion bei den Menschen auf dem Schiff hinterlässt. Es wäre schön, wenn Entwickler sich mehr Zeit nehmen würden, um die Perspektive zu wechseln, statt eine Szene immer nur aus dem offensichtlichsten Blickwinkel zu sehen.

Shigeru Miyamoto

… und ernstere Themen in Videospielen

Nun könnte man meinen, dass er selbst als Vorbild vorangehen und diese andere Perspektive zur Schau stellen könnte. Doch schaut man sich Nintendos Repertoire an, kommen einem wenige Spiele in den Sinn, die voller Gram, Trauer und Verlust sind.

Auch hier hat Shigeru Miyamoto eine Antwort, die zeigt, welche positive Einstellung Nintendo zu Videospielen als Medium verfolgt:

Videospiele sind ein aktives Medium. Daher benötigen sie keine komplexen Emotionen vom Entwickler. Der Spieler nimmt, was wir ihm geben und kann dann auf seine eigene Weise dazu reagieren. Es ist schwierig, mit komplexen Emotionen in interaktiven Medien umzugehen. Ich habe auch bei Filmproduktionen mitgewirkt und kann sagen, dass passive Medien viel besser für diese Thematiken geeignet sind. Bei Nintendo achten wir darauf, dass unsere Charaktere die ganze Familie zusammenbringen. Unsere Spiele sind speziell darauf ausgerichtet, ein warmes Gefühl zu produzieren; jeder kann die Spiele spielen oder dabei zuschauen und Spaß haben.

Ich gebe ein Beispiel, als ich kürzlich mit meinem Enkel spielte. Die ganze Familie saß um den Fernseher herum. Er und ich konzentrierten uns auf das, was auf dem Bildschirm passierte, aber meine Frau und die anderen beobachteten das Kind und freuten sich darüber, wie sehr ihm das Spiel gefiel. Ich war so froh darüber, dass wir etwas entwickelt hatten, dass diese Art der gemeinschaftlichen Erfahrung hervorbringen konnte. Das ist der Kern von Nintendos Arbeit: Ein Lächeln auf die Gesicher der Spieler zu zaubern. Ich bereue nicht, an ernsteren Themen gearbeitet zu haben. Hätte ich jedoch einen Wunsch frei, dann würde ich mir wünschen, noch viel mehr Freude und Gelächter produziert zu haben.

Shigeru Miyamoto

Wie steht ihr zu dem Thema Emotionen in Videospielen? Zockt ihr lieber ernstere Spiele oder spielt ihr mehr spaßige Titel? Kommt es auf die Mischung an? Tobt euch in den Kommentaren aus.

Quelle: NintendoEverything

Über Roger Hogh 750 Artikel
Baujahr 1987, begann bereits als Zwerg mit einem Sega Master System II zu zocken, der einzigen Nicht-Nintendo-Konsole, die er je besessen hat. Begeisterter Fan von guten Metroidvanias und The Legend of Zelda. Überwiegend Einzelspieler, aber man findet ihn gerne mal bei einer Runde Smash Bros, natürlich als Link.

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