Duke Nukem 3D: 20th Anniversary World Tour – Damn, I’m good!

Duke Nukem ist wieder da! Nachdem er sich schon auf sämtlichen anderen aktuellen Konsolen so richtig austoben durfte, ist sein nächster Halt auf seiner Duke Nukem 3D: 20th Anniversary World Tour Nintendos Hybrid. „Endlich!“ wird so mancher Fan erleichtert sagen, denn auf der PS4, Xbox One und PC wütet der Macho bereits seit Oktober 2016 (!), die Nintendobesitzer mussten also viel Geduld für diesen Port aufbringen. Genau genommen feiert der Blondie auf Nintendos Switch also bereits seinen 24. 3D-Geburtstag. Immerhin ist die Geburtstagsparty mit 9,99 € preislich fair veranschlagt, aktuell gibt’s sogar 50 % Rabatt im eShop (Stand: Anfang Juli 2020) und ist demnach für einen knappen Fünfer erhältlich.

Das Bild zeigt das erste Level "Hollywood Holocaust" aus dem Spiel "Duke Nukem: 20th Anniversary World Tour".
Einer der wohl bekanntesten ersten Level der Shootergeschichte: Hollywood Holocaust

In den Vorgängerspielen ballerte sich der Duke in den ersten beiden Teilen seiner bleihaltigen Karriere in bester 2D-Jump ’n‘ Run-Manier durch zahlreiche Level. Doch erst in der Ego-Perspektive entfaltet er sein volles Potential. Nicht zuletzt galt Duke Nukem zu einem der Top Ten Shooter der 90er Jahre und die erstmalig eingesetzte Buildengine ermöglichte bis dahin nicht für möglich gehaltene Gameplay-Elemente.

Eine ungeahnt tiefgreifende Story…

… findet man zumindest nicht in diesem Spiel: Duke muss die Erde von einer Alieninvasion befreien. Nachdem die feindlich Gesinnten seinen kleinen Raumflitzer gewaltsam zum Absturz gebracht haben, ist dieser natürlich alles andere als begeistert. Zum Anfang des Spiels findet sich Duke auf einem Hochhaus wieder und beginnt dort sein bleihaltiges Abenteuer. Anfangs nur mit einer Pistole und seinen Stiefeln bewaffnet, macht er sich auf, um der Alienbrut kräftigst in den Hintern zu treten! Das reicht als Story aus. Mehr gibt’s jedenfalls nicht.

Das Bild zeigt ein Schussgefecht mit zwei feindlich gesinnten Aliens aus dem Spiel "Duke Nukem: 20th Anniversary World Tour".
In späteren Episoden werden auch im Weltall ordentlich Arschtritte verteilt!

Guns ‚n‘ Glory!

Bereits sechs der insgesamt zwölf Argumentationsverstärker kann der Duke im ersten Level finden, was ob der Menge schon etwas enttäuschend ist – schließlich folgen noch 47 (!!!) weitere recht umfangreiche Areale. Es wäre sicherlich spannender gewesen, wenn nur alle paar Level eine neue Waffe dazugekommen wäre, die man dann aber auch umso mehr zu schätzen weiß. Top hingegen: Von den Leveldesignern des Ur-3D-Dukes wurde zum Geburtstag eine komplett neue Episode sowie eine neue Waffe spendiert. Zusammen mit den zahlreichen Secrets in jedem Abschnitt dürfte man für einen 100 %-Abschluss ca. 20-25 Stunden unterwegs sein, vom Umfang her gibt es also nichts zu meckern.

Das Bild zeigt einen Endgegner aus dem Spiel "Duke Nukem: 20th Anniversary World Tour".
Die Episodenendgegner wurden imposant in Szene gesetzt

Alienbrut der Klone

Etwas enttäuschend hingegen ist die Anzahl der verschiedenen Gegnerarten. So bekommt man in der ersten Episode nur fünf unterschiedliche Widersacher zu Gesicht (den Enforcer, Lethal Enforcer, die Pig Cops (mit und ohne Mini-Raumgleiter) und den Octobrain, der quallenähnliche Schüsse von sich gibt. Mit viel gutem Willen können die Selbstschussanlagen noch dazugezählt werden. In den späteren Episoden gibt es dann auch endlich neue Alientypen mit durchschlagskräftigeren Waffen.

Die Rückspulfunktion und wenig weitere Hilfe

Es muss auf Dukes ausufernder Welttournee zum Glück nicht mehr regelmäßig gespeichert werden, da das Programm eine komfortable Rewind-Option bietet. Der Spieler kann somit beim Ableben einfach einige Sekunden zurückspulen, um die aktuelle Passage erneut zu versuchen. Gute Idee, guter Support! Denn gerade bei der Ur-Fassung musste ein Level immer komplett von vorne begonnen werden, sämtliche Waffen waren futsch und man wurde nur mit Pistole, Stiefeln und vier Magazinen bewaffnet wieder wachgerüttelt. Und wer sich durch Dukes Abenteuer geballert hat, weiß, dass die einzelnen Spielabschnitte recht lang sein können! Eine halbe Stunde (und mehr!) Spielzeit pro Level sind da keine Seltenheit, wenn man auch noch die ganzen Geheimnisse aufzudecken versucht.

Das Bild zeigt Duke Nukem vor einer Toilette.
Der Duke trinkt in der Not auch aus Toilettenleitungen und frischt damit seine Energie auf – gute Idee!

Leider hat man es versäumt, das Spiel auch mit einer zuschaltbaren Hilfe oder einem Marker auszustatten, was denn wo als nächstes zu tun ist. Der richtige Weg zum Ausgang gestaltet sich mitunter leider sehr unübersichtlich und nervig, da man aufgrund der Texturarmut und schlecht erkennbaren Wegen zeitweise Haare raufend vor der Daddelkiste sitzt und verzweifelt auf der Suche nach einer Keycard oder Ähnlichem ist. Man muss also mit einer gehörigen Portion Geduld und verschärften Sinnen durch die Levels stapfen. Das klingt auf dem Papier zwar herausfordernd, ist in der Praxis aber oftmals langwierig, unnötig zeitraubend und stört den ansonsten recht flotten Spielfluss ziemlich.

Come get some!

Soundtechnisch ist hingegen alles im grünen Bereich. Jon St. Johns (Dukes Stimme im Original) One-Liner wurden komplett neu aufgenommen und das verdammt gut! Kleinere Soundfehler aus dem 3D-Erstling wurden beseitigt und die zahlreichen Sprüche des Helden sind gewohnt amüsant und teils auch als Seitenhieb gegen die Konkurrenz zu verstehen („Hmmm… that’s one doomed Space Marine!“). Die Titelmelodie hat bereits absoluten Kultstatus. An dieser Stelle ist als kleiner Geheimtipp Megadeths Heavy Metal Version des musikalischen Hauptthemas erwähnenswert, da gut abgemischt und produziert. Einfach mal reinhören!

Das Bild zeigt, wie Duke Dukem einen Endboss in den Kopf schießt.
In kurzen Sequenzen werden die besiegten Bosse schonungslos einen Kopf kürzer gemacht

Der Duke Nukem 3D für unterwegs

Wie bereits beim fast ebenso antiken Genrekollegen Doom 64 ist auch dieser Switchport absolut gelungen! Optional kann die Gyrosteuerung hinzugeschaltet werden. Diese ist gut umgesetzt, wird den älteren Semestern unter den Zockern aber sicherlich keine wirkliche Steuerungsalternative bieten. Aber auch hier gilt: Schön, dass man als Spieler die Wahl hat! Alles kann, nichts muss…
Ansonsten gleicht der Port denen der Konsolenkonkurrenten. Das war nicht immer selbstverständlich: Duke Nukem 64 musste anno 1997 zahllose Änderungen über sich ergehen lassen (Levelstrukturen und ganze Schauplätze wurden komplett geändert, man musste die Babes retten und konnte sie nicht mehr ins Jenseits befördern, aus „Steroids“ wurde „Vitamin X“ etc.), da sehr vieles nicht mit der damaligen Firmen- und Familienpolitik Nintendos zusammenpasste. Doch das hat sich bekanntermaßen in den letzten Jahren erfreulicherweise auch geändert – willkommen in der Neuzeit, Big N! Es wäre schließlich schade gewesen, wenn einem geschichtsoffenen FPS-Fan diese Perle vorenthalten worden wäre. Denn Klassiker sollten für jedermann zugänglich sein!

Das Bild zeigt einen Coffee Shop in Holland.
Auch einen Abstecher nach Holland kann sich Duke nicht verkneifen… Coffee Shop inklusive!

Fazit zu Duke Nukem 3D: 20th Anniversary World Tour

Pros:

  • Gyrosteuerung
  • Ordentlicher Umfang (20-25 Std.)
  • Eine neue Episode und Waffe gegenüber des 3D Originals
  • Scharfe Optik
  • Neu aufgenommene Machosprüche
  • Viel zu entdecken
  • Clevere Rewindoption schont eure Nerven
  • Hoher, stets unterhaltsamer Trashfaktor
  • Retrofeeling optimal umgesetzt

Cons:

  • Abgesehen von der Steuerung keine Switch-exklusiven Inhalte
  • An einigen Stellen unklar, wo es langgeht
  • Keine optionalen Orientierungshilfen
  • Ladezeiten hätten kürzer ausfallen können

Duke Nukem 3D: 20th Anniversary World Tour macht auch auf der Switch eine Menge Spaß und jedem, der sich auch nur im Ansatz für dieses Genre begeistern kann, dürfte der Duke bereits ein Begriff sein. Absoluter Kult, der nach jahrzehntelanger Indizierung jetzt auch für Jugendliche ab 16 Jahren zugänglich ist (sofern denn Interesse an qualitativ hochklassigen Retro-Shootern, kleineren Splatterorgien und Political Incorrectness besteht).

Gerade in der momentanen Ernsthaftigkeit des Alltags eine willkommene, abwechslungsreiche Ballerei, die sich stets selbst auf die Schippe nimmt und einfach nur unterhalten will. Und das hat der Duke auch nach über 20 Jahren noch so richtig gut drauf. Hail to the King, Baby!

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