Faszination Selbermachen – Sandbox-Spiele, Level-Editoren und Co.

Sandbox-Spiele sind der absolute Renner. Die ganze Gaming-Welt feiert sie. Seit Minecraft vor nunmehr 11 Jahren das Licht der Welt erblickte, hat dieses Spiel die Gaming-Landschaft maßgeblich beeinflusst. Viele haben versucht, es zu kopieren, nur wenige hatten Erfolg. Doch was fasziniert so sehr daran, seine eigene Welt zu erschaffen? Was fesselt Leute stundenlang vor den Monitor, um anderen dabei zuzusehen, wie sie aus pixeligen Blöcken mächtige Städte und einzigartige Prunkbauten basteln?

Das Sandbox-Prinzip ist nicht neu

Sandbox-Spiele arbeiten damit, dem Spieler einfach eine Handvoll Werkzeuge zu geben, mit denen er sich etwas schönes bauen kann. Dies kann eine Basis sein oder gleich eine ganze Welt.

Das Prinzip dahinter ist nicht neu. Quasi seit es Spiele gibt, sind Level-Editoren oder auch nur Charakter-Editoren ein fester Bestandteil in vielen Spielen. Meine Kumpels und ich haben damals Unmengen an Stunden damit verbracht, verrückte Level bei Worms 3 Armageddon zu basteln, die wir dann im Endeffekt eh nur wieder mit Bananenbomben und heiligen Handgranaten zerlegt haben. Auch vergeht kein neuer Anlauf bei Skyrim ohne mindestens drei Stunden jede kleine Nuance im Gesicht zu modellieren, um den Charakter perfekt nach eigenen Vorstellungen zu gestalten. Die Ergebnisse schwanken zwischen „Der sieht aus wie echt“ und „Das kann nur eine Mutter lieben“. Dennoch hat man Spaß dabei.

© SimoTV Das Bild zeigt einen vorgefertigten Charakter aus dem Skyrim-Charakter-Editor
„Mama, bin ich hübsch?“
„Du sollst mich in der Öffentlichkeit nicht ansprechen!“

Fakt ist, Spieler lieben es, im Spiel ein wenig freie Hand zu haben und sich etwas kreativ zu beschäftigen. Entgegen der engstirnigen Meinung der öffentlichen Medien sind Gamer nicht nur auf Zerstörung aus, sondern auch auf Erschaffen.

Bekannte Vertreter

Schon früh begann die Zeit, Spielen einen Level-Editor hinzuzufügen. Sei es damals bei Age of Empires gewesen, oder für fortgeschrittenere Entwickler Unreal Tournament – wer sich damit auskannte, konnte seiner Kreativität freien Lauf lassen.

Das Bild zeigt Rollercoaster Tycoon 1, den Klassiker unter den Theme-Park-Simulationen
Achterbahn-SImulation damals…

Ich persönlich mochte damals Rollercoaster Tycoon. Das Original. Als kleiner Bengel mit zu viel Zeit verbrachte ich Tage am Stück damit, mir den perfekten Park zu bauen. Nachdem meine ersten 100 Achterbahnen nur für Kotz-Attacken der Fahrgäste gesorgt hatten, bekam ich irgendwann den Dreh raus und baute perfekte Fahrgeschäfte.

Sandbox – Das Bild zeigt einen Park aus Planet Coaster.
…und heute. Ein ganz schöner Unterschied!

Kürzlich fing meine Frau mit dem Spiel Planet Coaster an. Das ist quasi das Rollercoaster Tycoon der Gegenwart. Ich schaute ihr über die Schulter und als sie mich fragend ansah, fühlte ich mich sofort wieder in meine Kindheit zurückversetzt. Fast alles, was damals funktionierte, lässt sich auf dieses Spiel anwenden – sehr zur Überraschung meiner Frau und mir selbst. Ich bin fast versucht, selbst einen Park zu bauen, einfach um der guten alten Zeit Willen.

© EA – Das Bild zeigt ein großes Haus aus Die Sims 4
Die eigene Traumvilla

Ein weiterer bekannter Vertreter des „Mach’s dir Selbst“ ist Die Sims. Das Spiel vereinte als eines der ersten den Charakter-Editor mit dem Welten-Bau. Auch in der vierten Edition erfreut sich diese Reihe größter Beliebtheit bei groß und klein.

Woher die Faszination?

Wie ich bereits in dieser Montagsmeinung geschrieben habe, spielt man eigentlich nie nur für sich selbst. Man möchte andere an seinen Werken teilhaben lassen.

Ich bin davon überzeugt, dass in jedem von uns ein Künstler steckt. Jeder Mensch kann und möchte kreativ sein. Das liegt in seiner Natur. Massive Abwertung sorgt dafür, dass manche diesen Drang kreativ zu sein absterben lassen. Das heißt nicht, dass er nicht plötzlich wieder zum Vorschein kommen könnte.

Ich kann z.B. mit Minecraft und Co. überhaupt nichts anfangen. Nichts wäre für mich langweiliger. Die Grafik, die Spielmechanik, die Community – nichts daran reizt mich. Ich konnte mich als Kind schon nicht mit LEGO anfreunden, warum sollte es bei digitalen Blöcken also anders sein?

© Nintendo – Das Bild zeigt den Super Mario Maker 2 World Maker
Die Spieler sind hocherfreut

Aber siehe da, Planet Coaster erscheint auf der Bildfläche und schon juckt es mich in den Fingern. Das letzte Update von Super Mario Maker 2 lässt mich meine komplett eigene Super-Roger-Welt bauen und ich kann mich gerade noch zurückhalten, meine Kreditkarte zu zücken.

Es ist nur eine Frage des richtigen Spiels und schon lässt man den Künstler frei, den man sonst so tief in sich begraben hält.

Die Kunstwerke der Anderen

Ein wichtiger Teil dieser Spiele und dieser Spielprinzipien ist das Teilen. Dank Social Media und diversen Streaming- oder Upload-Möglichkeiten ist es zum Glück ein leichtes, heutzutage seine geschaffenen Werke mit der Welt zu teilen.

Sandbox-Spiele – Das Bild zeigt einen Millenium Falcon, der in Minecraft nachgebaut wurde!
Der absolute Wahnsinn!

Unabhängig davon, dass ich Minecraft und ähnliche Sandbox-Spiele nicht selber spielen würde, aber ich hege offene Bewunderung für einige der Projekte, die dort umgesetzt wurden. Nichts könnte mich persönlich dazu bringen, einen Animal Crossing-Teil anzufangen, aber wenn ich davon höre, dass Leute Zelda-Level auf ihrer Insel nachgebaut haben, dann finde ich das Klasse.

Super Mario Maker 2 basiert darauf, dass man unendlich viele Level anderer Spieler zocken kann. Mario-Fans brauchen beinahe nie wieder ein neues Spiel, weil sie mehr Content erhalten, als sie jemals abschließen können. Sicherlich ist da auch viel Müll dabei, aber das macht es nur umso schöner, wenn man mal wieder auf eine Perle trifft.

Dieses Level braucht fast 2 Billiarden Jahre, um abgeschlossen zu werden!

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass sowohl das Erschaffen, als auch das Bewundern des Erschafften gleichermaßen Spaß machen. Sandbox-Spiele treffen einfach einen Schalter, den jeder von uns in sich trägt und der nur darauf wartet, aktiviert zu werden. Dieser ist von Person zu Person unterschiedlich, aber wenn man lange genug sucht, wird man auf die Art Creator-Game stoßen, die einem zusagt.

In welchem Spiel könnt ihr stundenlang basteln, bauen und erschaffen, ohne dass euch je langweilig wird?

Über Roger Hogh 750 Artikel
Baujahr 1987, begann bereits als Zwerg mit einem Sega Master System II zu zocken, der einzigen Nicht-Nintendo-Konsole, die er je besessen hat. Begeisterter Fan von guten Metroidvanias und The Legend of Zelda. Überwiegend Einzelspieler, aber man findet ihn gerne mal bei einer Runde Smash Bros, natürlich als Link.

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