Crossplay – Sinnvolle Option oder sinnlose Spielerei?

Heute möchten wir das Thema Crossplay mal etwas genauer durchleuchten und uns das Für und Wider dieser Option anschauen.

Alle Welt schreit nach Crossplay

Vielleicht kommt mir das auch nur so vor, aber gefühlt bei jedem Spiel, das demnächst erscheint, taucht irgendwo die Frage auf, ob Crossplay implementiert wird oder nicht. Woher kommt der plötzliche Fokus darauf? Wann tauchte diese Möglichkeit überhaupt das erste Mal auf? Warum will das jeder?

Bei meiner relativ kurzen Recherche tauchte bereits 2010 Final Fantasy XIV als erstes Spiel mit Crossplay-Funktion auf, damals noch zwischen PC und Playstation 3. Im Jahr 2011 folgte dann Portal 2, ebenfalls für PC und PS3.

Inzwischen gibt es eine gute Reihe von Spielen, die sich Plattform-übergreifend zocken lassen, wobei es auch hier manchmal Einschränkungen gibt. Oftmals schauen Besitzer eines Steam-Keys in die Röhre, aber das kennt man ja. Dieser Artikel hier hat ein paar gute Titel aufgeführt, die Crossplay unterstützen, teilweise auch für die Switch.

Warum Plattform-übergreifendes Spielen sinnvoll ist

Es gibt gute Gründe für eine Multi-Plattform-Funktion, die allerdings hauptsächlich im Sinne der Spieler sind.

Nehmen wir den offensichtlichsten Grund – man muss das Spiel nur einmal kaufen. Wenige Spieler kaufen sich ein Spiel gerne zwei oder drei Mal, nur um es mit ihren Freunden auf anderen Plattformen online gegeneinander Spielen zu können.

Hinzu kommt, dass viele Spieler teilweise hunderte bis tausende Stunden in ein Spiel gesteckt haben. Das ist eine Menge, die man sich da erspielt hat. Seien es Ränge, Items oder bestimmte Charaktere, die man voll aufgelevelt hat, die Arbeit soll nicht umsonst gewesen sein. Selbst wenn das Crossplay als solches vielleicht nicht umsetzbar oder sinnvoll wäre – warum, erkläre ich gleich –, so sollten Entwickler in jedem Fall schauen, dass sie eine Crosssave-Funktion in ihre Spiele implementieren. Somit können Spieler der ersten Stunde ihren Fortschritt einfach auf die Plattform ihrer Wahl übertragen und dort weiter spielen.

Aus Sicht der Publisher gibt es eigentlich nur einen Grund, weshalb man Crossplay überhaupt in Erwägung ziehen kann: Goodwill. Die Spieler wünschen es sich, aus welchen Gründen auch immer. Bietet man den Spielern, was sie sich wünschen – so die Theorie – steigt das Ansehen des Unternehmens. Zumindest, wenn man die knallharte Realität außer Acht lässt, dass auch im Internet verzogene Vollpfosten unterwegs sein können, die sowieso nie zufrieden zu stellen sind. Zum Glück sind diese oftmals in der Minderheit und deren Gekläffe nicht weiter beachtenswert. Der Großteil der Spieler ist leicht zufriedenzustellen, vorausgesetzt, die Technik funktioniert ordentlich.

Wobei wir beim Problem wären…

Warum Crossplay schwer umsetzbar ist

Ein großes Problem für die Entwickler ist, dass die Konsolen alle unterschiedliche Hardware besitzen und Spiele oftmals auch mit einer anderen Engine programmiert werden müssen. Jeder Port ist im Prinzip ein eigenständiges Spiel, dass neu entwickelt wurde, um auf dieser Hardware optimal zu laufen. Diese unterschiedlichen Programme muss man nun also dazu bringen, miteinander zu kommunizieren, ohne dass die eine oder andere Plattform beim Spielen benachteiligt wäre.

Das ist dann auch das Hauptproblem. Der durchschnittliche Gaming-PC steckt die aktuelle Konsolengeneration problemlos in die Tasche, was die Hardware betrifft. Auch die Netzwerkfunktionalität spielt eine Rolle. Das Netzwerkmodul in der Nintendo Switch kann beispielsweise nicht mit den anderen konkurrieren, selbst wenn man eine stabile Leitung via LAN-Adapter herstellt. Die Folge sind Lags, Verbindungsabbrüche und dementsprechend schlechte Laune. Während der Konsolero gerade erst um die Ecke geschaut und den feindlichen PC-Spieler erspäht hat, hat dieser ihm am heimischen Rechner bereits seelenruhig eine Kugel zwischen die Augen verpasst.

Und dann wäre da noch die Steuerung

Selbst, wenn man diese Kompatibilität hergestellt hat, gibt es immer noch Schwierigkeiten, zum Beispiel mit der Steuerung. Ein PC-Spieler wird mit Maus und Tastatur einfach schneller und effizienter zielen können, als ein Gamer mit Controller – außer ich; ich bin für Egoshooter einfach nicht geschaffen, egal womit ich spiele. Für Kanonenfutter wie mich werden auf Konsolenversionen automatische Zielhilfen eingebaut, was wiederum die PC-Spieler ärgert. Entweder weil sie glauben, ihr Vorteil wäre dahin, oder weil der Aimbot tatsächlich zu gut ist.

Auch wenn man die Computer-Spieler aus der Gleichung herausnimmt, sind die Hardware-Unterschiede der Konsolen häufig bemerkbar. Ist eine Konsole schneller, wird der Spieler einen Vorteil haben, es sei denn, das Spiel wird im Crossplay online so gedrosselt, dass es sich an die schwächste Konsole anpasst. Das ist aber wieder schlecht umsetzbar und würde außerdem wieder zu zeternden Spielern führen, die das Spiel ja nicht ohne Grund auf der Xbox statt der Switch zocken wollen – weil es besser aussieht und flüssiger läuft.

Zukunftsmusik

Unterm Strich bleibt zu sagen, dass das Thema Crossplay sicherlich noch eine Weile in den Kinderschuhen stecken wird. Ein wichtiger Schritt für Crossplay wird meiner Meinung nach die vernünftige Entwicklung des Game-Streamings sein. Dies würde das Problem der unterschiedlichen Hardware lösen, da alle Konsolen auf die gleichen Server zugreifen würden. Google hat sich jedoch erst letztes Jahr mit seinem Stadia eine blutige Nase geholt und bewiesen, dass der Stand der Technik einfach noch nicht soweit ist, wie sie sich das vielleicht vorgestellt haben.

Aktuell fragt z.B. auch Sony, ob sich die PS4-Spieler Remote Play auf der Switch wünschen würden. Ich denke, mit der nächsten Konsolengeneration werden wir einige Fortschritte und Überraschungen bezüglich Crossplay und der allgemeinen Zusammenarbeit der Konsolen sehen. Bis dahin sollte man froh sein, wenn das geliebte Spiel es vernünftig gelöst hat. Wunder erwarten sollte da keiner.

Über Roger Hogh 750 Artikel
Baujahr 1987, begann bereits als Zwerg mit einem Sega Master System II zu zocken, der einzigen Nicht-Nintendo-Konsole, die er je besessen hat. Begeisterter Fan von guten Metroidvanias und The Legend of Zelda. Überwiegend Einzelspieler, aber man findet ihn gerne mal bei einer Runde Smash Bros, natürlich als Link.

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