Hunter’s Legacy – Die Katze im Sack gekauft [Test]

Eines vorweg: Hunter’s Legacy – Purrfect Edition für die Nintendo Switch ist kein schlechtes Spiel. Aber es könnte so viel mehr sein als das, was es aktuell ist.

Was ich damit meine, lest ihr jetzt im Test.

[Dies ist keine Werbung, niemand zwingt mich dazu, dieses Spiel zu testen]

Frodo auf der Jagd nach dem Triforce in Himmelsrand

Mögt ihr Fantasy als Setting? Habt ihr schon das eine oder andere Fantasy-Buch gelesen, Fantasy-Filme gesehen oder ein passendes Spiel gespielt?

Welche Dinge fallen euch spontan ein, wenn ihr eine Fantasy-Story zusammenwürfeln müsstet?

Egal welche, ihr liegt vermutlich richtig. Es gibt kaum ein Fantasy-Stereotyp, das hier nicht aufgegriffen wurde. Ihr seid Ikki, eine Jäger-Katze. Ihr macht euch auf den Weg in das erstbeste Dorf. Dort behaupten die Bewohner, dass es in letzter Zeit sehr gefährlich draußen geworden ist, das kann ja aber nicht sein, denn das würde bedeuten, dass (hier irgendeinen göttlichen, wichtigen oder sonst wie legendären Gegenstand einfügen) vom heiligen Tempel entwendet wurde. Ihr seht kräftig und mutig genug aus, geht doch mal gucken.

Dort angekommen erzählt euch eine seltsame Gestalt, die anscheinend auch als Geist irgendwo auftauchen kann, was alle befürchten. Der/Die/Das Gegenstand, einst genutzt vom legendären Jäger, der dessen Macht nur für selbstlose Zwecke im Kampf gegen das Böse einsetzte, ist entwendet worden. Die Welt ist dem Untergang geweiht und nur ihr könnt sie aufhalten, da besagter legendärer Jäger leider seither nicht mehr auffindbar ist. Schnell, dem Dieb hinterher.

Oh nein, der Dieb ist der Oberbösewicht und König der Goblins „Moridior“ (oder so ähnlich). Dieser erhebt seinen Anspruch auf die Welt, wie schon damals im Kampf gegen den legendären Jäger. Er verschanzt sich hinter einer Wand, die nur mit den drei heiligen Elementen „Feuer“ „Erde“ und „Wind“ oder so geöffnet werden kann.

Die Grafik ist ganz hübsch, die Story wird entweder in solchen animierten Szenen oder in Ingame-Dialogen vorangetrieben.

Merkt ihr, worauf ich hinaus möchte? Es fühlt sich an, als hätte man das schon hundert Mal gesehen und gehört. So bewegt man sich vorwärts. Irgendein Plotpunkt wird erzählt, ein Ort auf der Karte markiert und weiter geht’s.

Das Schlimme daran ist, dass es sich selbst unglaublich ernst nimmt. So, wie die Story erzählt wird, möchte man meinen, man begibt sich auf die epischste Reise seines Lebens, während man gleichzeitig eine Pixelkatze durch eine Blockumgebung steuert und absolut nichts am Rest des Spiels irgendein Gefühl von „Ernsthaftigkeit“ oder „Dringlichkeit“ vermittelt. Dafür ist es viel zu niedlich. Dieser krasse Unterschied zwischen dem Erzählten und dem Erlebten fühlt sich einfach falsch an.

Überall in der Welt sind solche Steine versteckt, die mehr zur Hintergrundgeschichte verraten.

Kein Katz-und-Maus-Spiel

Hunter’s Legacy ist ein Metroidvania. Da dies mein absolutes Lieblingsgenre ist, mir die Grafik in einer kurzen Präsentation zusagte und ich „neues Futter“ brauchte, schlug ich kurzerhand zu. Das Spiel war außerdem gerade im Angebot.
Man spielt eine Katze. Warum auch immer. Alle Bewohner des Dorfes sind Katzen. Warum auch immer. Die Welt wird von seltsamen Raupen, Wildschweinen, irgendwelchen Fliegeviechern, hässlichen Fledermäusen, springenden Steinen und komischen magischen Zeigern bewohnt, die Energiestrahlen verschießen. Warum auch immer. Es ist eine Sache, eine Vielzahl unterschiedlichster Gegnertypen einzubauen. Wenn diese jedoch größtenteils einfach hin und her laufen oder fliegen, ohne eine größere Gefahr oder kämpferische Abwechslung zu bieten, macht es eigentlich keinen Unterschied, was euch vor die Doppelklingen springt.
Des Weiteren könntet ihr auch genauso gut ein Maulwurf, eine Blindschleiche, oder ein Nacktmulch sein, es wirkt sich absolut überhaupt nicht auf die Story oder die Erzählung aus. Die Idee schien tatsächlich zu sein: „Alle Menschen lieben Katzen, also lasst uns Katzen als Protagonisten einbauen.“ Man hätte so tolle Anspielungen, passende Gegnertypen, Settings oder Wortwitze damit machen können. Mein Gott, der Bösewicht hätte meinetwegen König der Hunde sein können und ich wäre glücklicher gewesen. Das ist einfach eine Menge verschwendetes Potenzial.

Die freischaltbaren Fähigkeiten sind… überschaubar.

Man wandert durch eine blockige Landschaft. Mal ist es ein Wald, mal eine Art Vulkanebene, mal eine Tempelruine. Der Stil ist durchweg gut, einziges Manko hieran ist, dass die Hintergründe aus zu vielen „Layern“ bestehen, die bei jeder Bewegung mitzucken. Wenn man in der Luft kurz die Richtung ändert, ruckelt es im Hintergrund. Das ging mir persönlich auf den Geist und sah zu ruppig aus, aber das ist nur ein kleiner Kritikpunkt. Ansonsten gibt es an der Grafik nichts zu bemängeln. Das Spiel läuft flüssig, die Bewegungen sind flüssig und die Animationen stimmig.

Die Leveldesigns sind buchstäblich nach dem Prinzip aufgebaut „Wir müssen noch irgendwo eine geheime Kiste verstecken, bau mal ein paar Klötze irgendwo hin, sodass man da raufspringen muss.“

In bester Metroidvania-Manier findet man im Verlauf des Spiels ein paar neue Fähigkeiten, mit denen man zu früheren Ebenen des Spiels zurückkehren und neue Wege freischalten kann, um an Kisten mit Purple Ore zu kommen. Diese benötigt man, um sich zusätzliche Lebenspunkte oder stärkere Waffen zu kaufen. Die Plattform-Einlagen sind allesamt keine Hürde. Auch die Bosskämpfe stellen keine Herausforderung dar.

Diese Katze hat keine Krallen

Und jetzt kommen wir zu dem Grund, weshalb dieses Spiel trotz all meines Gejammers nicht schlecht ist: Ich habe einfach direkt davor die besten Metroidvanias gespielt, die man sich nur vorstellen kann.
Vor nicht allzu langer Zeit habe ich noch an Hollow Knight gesessen. Ein Spiel, dass ich demnächst noch testen werde und für das ich meinen Freund Marcel noch um eine „11“ als Wertungszahl bitten muss.
Buchstäblich direkt vor Hunter’s Legacy habe ich fast 40 Stunden in Guacamelee 2! gesteckt, ein Spiel, das von mir eine 10 erhalten hat (Review findet ihr hier). Beide Spiele haben eines gemeinsam – sie sind bockschwer! Guacamelee hat Plattform-Passagen und optionale Challenges, an denen ich mir die Finger wundgespielt habe und Hollow Knight hat Bosskämpfe, die sicherlich für einige kaputte Controller gesorgt haben.

Dagegen ist Hunter’s Legacy einfach ein zahmes Kätzchen.

Fazit

Pros:

  • Hübsch anzusehen
  • Kurzweilig
  • Ein Metroidvania mit Katzen, kann man eigentlich nur lieben

Cons:

  • Nur auf Englisch oder Mexikanisch spielbar
  • Zu kurz
  • Keine wirkliche Herausforderung

Wer nach einem Metroidvania sucht und Englisch beherrscht, kann dem Spiel eine Chance geben. Es ist ein durchschnittliches Abenteuer mit durchschnittlichem Soundtrack, durchschnittlicher Schwierigkeit und durchschnittlicher Story. Viele andere Tester, die vermutlich mehr Ahnung und weniger Meinung haben als ich, geben dem Spiel einen etwas mehr als durchschnittlichen Wert, also lege ich einen Punkt drauf und denke, dass das Spiel angeschaut werden sollte, wenn man gerade nichts Besseres zur Verfügung hat.

Über Roger Hogh 750 Artikel
Baujahr 1987, begann bereits als Zwerg mit einem Sega Master System II zu zocken, der einzigen Nicht-Nintendo-Konsole, die er je besessen hat. Begeisterter Fan von guten Metroidvanias und The Legend of Zelda. Überwiegend Einzelspieler, aber man findet ihn gerne mal bei einer Runde Smash Bros, natürlich als Link.

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