Earthlock [Test]

Gastbeitrag von Anja Bitesnich

Earthlock…

… ist gar nicht so einfach wie erwartet. Entgegen aller Naturgesetze entwickelte ich während des Spielens eine Art Hass-Liebe gegen das RPG. Aber alles der Reihe nach und erst mal alles auf Anfang.

Man startet mit Ive und einem kurzen Tutorial, welches uns erste Einblicke ins rundenbasierte Kampfsystem gibt.
Die Geschichte jedoch beginnt mit Amon und dessen Onkel, die in einem verlassenen Tempel ein Artefakt finden. So weit so gut. Die Story an sich beginnt meiner Meinung nach etwas langsam und kommt erst in Fahrt, nachdem Amons Onkel entführt wird und Amon sich auf die Suche nach ihm begibt. Unterstützung bekommt er dabei unter anderem von Gnart, einem Ferkelhasen (ja genau!) sowie Ive und ihrem Sturmhund Taika, auf die man im Verlauf der Handlung trifft. Insgesamt gibt es 6 Charaktere im Spiel.

Wie bereits erwähnt, gibt es ein rundenbasiertes Kampfsystem, welches mit einem sehr taktischen Touch daherkommt und vom Spiel gut erklärt wird. Jeder Held hat zwei „Haltungen“, die er einnehmen kann. So kann Amon zum Beispiel Nahangriffe und Fernangriffe – gegen fliegende Gegner – ausführen. Die Änderung der Haltung kostet jedoch einen Zug, der Charakter verliert also einen Angriff. Jeder Held hat seine eigene Spezialisierung und eigene Fertigkeiten. So ist zum Beispiel Gnart unter anderem für die Heilung zuständig, während andere Charaktere gute Tanks abgeben. Ihr könnt unter den Charakteren Teams erstellen, indem zwei Charaktere eine „Bindung“ eingehen. Dies ist wichtig für die jeweiligen Spezialhaltungen, die während des Kampfes aufgeladen und dann eingesetzt werden können.

Fähigkeiten und Talente werden dem Charakter mit Hilfe von Tafeln über ein ihm eigenes Talentbrett hinzugefügt. Dort kann man auch die Statuswerte der Charaktere verbessern, was ein kleines Stück weit über die fehlende Ausrüstung hinwegsehen lässt. Das Talentbrett und dessen Handhabung werden während eines Tutorials erklärt, denn es gibt hier einiges zu beachten. Einige Talenttafeln zum Beispiel können selbst hergestellt werden, manche Tafeln lassen sich nur einmal verwenden. Man sollte also gut überlegen, welchem Charakter man welche Tafel gibt. Es gibt auch ein paar vorgegebene Felder, deren Freischaltung man damit erreicht, dass man ein benachbartes Feld belegt.

Hergestellt werden können die Talente auf einer Insel, die man im Laufe der Geschichte erreicht und die als Ruhepol und Rückzugsort dient. Dort kann man auch seinen grünen Daumen ausleben und Pflanzen großziehen, mit deren Ernte sich Munition herstellen lässt. Zum Glück wachsen diese so schnell, dass man – je nach Anzahl – mit dem Ernten fast nicht mehr hinterherkommt. So lässt sich in relativ kurzer Zeit eine beachtliche Menge an Munition herstellen. Knappheit ist hier also bei regelmäßigen Besuchen der Insel fast ausgeschlossen. Da man diese über ein Schnellreisesystem an den Speicherfröschen erreicht – welche nicht an jeder Ecke, sondern nur an jeder dritten zu finden sind – sollte man das System auch tatsächlich regelmäßig nutzen.

Das Menü ist relativ übersichtlich gestaltet. Was aber etwas sauer aufstößt, ist das Fehlen der Scrollfunktion. Sich Reihe für Reihe nach unten zu drücken ist manchmal etwas mühselig – besonders wenn man das Ausrufezeichen im Bestiarium wegbekommen möchte.

What goes around comes around oder: Charakter wechsle dich

Außerhalb des Kampfscreens hat man die Möglichkeit, die Charaktere zu wechseln. Das ist besonders dann hilfreich, wenn der Weg auf der anderen Seite einer umgestürzten Säule weitergeht und Amon einfach zu hochgewachsen ist. Man switcht einfach auf den kleinen Ferkelhasen und hat das Hindernis bald unterwunden. Das System wird jedoch dann nervig, wenn man öfters unter dieser Säule hindurch muss und sich die restlichen Rätsel (ja es gibt ein paar Rätsel) nur mit Amon lösen lassen.

Auf der Oberwelt hingegen kommt der Charakterwechsel beim Erledigen der Nebenaufgaben zum Einsatz. So kann man nur mit Amon Schrott einsammeln und nur mit Gnart verschiedene Pflanzen pflücken. Diese einmal abgegeben, kann man die Aufgaben erneut erledigen.

Die Gegner werden auf der Oberwelt angezeigt, es gibt also keine Zufallskämpfe, was ich persönlich sehr begrüße. Trotzdem wirken Oberwelt und Städte sehr leer, man kann aber immerhin die Kamera dort frei bewegen – anders als in Städten und Dungeons. Auf der Karte werden Städte und Dungeons angezeigt, für die einzelnen Gebiete gibt es jedoch keine detaillierten Karten. Man muss sich also mit der Karte zufriedengeben, die man vom Spiel zur Verfügung gestellt bekommt. Angesichts der Linearität der meisten Gebiete ist das nicht weiter schlimm, jedoch wäre es trotzdem schön gewesen, zu sehen, an welcher Stelle des Gebiets man sich gerade befindet.

Wie bereits erwähnt sind die Kämpfe taktisch und rundenbasiert. Es macht Spaß zu überlegen, welche Taktik bei welchem Gegner am wirksamsten ist. Wenn man bei einem Kampf stirbt, fängt man beim letzten Speicherfrosch wieder an, wo man sich eine kleine Hilfestellung zur richtigen Taktik geben lassen kann – wenn man möchte. Eine Funktion, die ich ab und zu auch genutzt habe, denn gerade die Bosskämpfe stehen in keiner Relation zu den normalen Kämpfen und sind vom Schwierigkeitsgrad her nicht zu unterschätzen. Leveln hilft, jedoch schlug das zeitweise in Frustration um, da das Leveln gefühlt ewig dauert. Angenehm dabei ist aber, dass die Gegner bei jedem Wechsel zum nächsten Bereich respawnen und man so – wenn man große Gegnergruppen findet – relativ gut leveln kann. Blöd ist, wenn man eine beachtliche Menge an EP gesammelt hat, stirbt und dann am Speicherfrosch wieder zum Leben erwacht. Ohne EP.

Der Wechsel zwischen einzelnen Bereichen eines Gebiets/Dungeons passiert manchmal ziemlich schnell. Gerade hat man alle Gegner vom Bildschirm gefegt, möchte nur nachschauen, ob unten in der Ecke eventuell was rumliegt – zack, Ladebildschirm, neuer Bereich. Es dauerte etwas, bis ich mich daran gewöhnt hatte, da manche Bereichsabgrenzungen am Bildschirm nicht so gut ersichtlich sind. Dementsprechend häufig fallen auch die Ladezeiten im Spiel aus, manche länger, manche kürzer. Auf der anderen Seite geht das Speichern komplett ohne Verzögerung.

Die Grafik im Handheld-Modus ist in Ordnung – abgesehen von ein paar kleineren Rucklern zwischendurch – große, epische Cutscenes sucht man dann aber doch vergebens. Die Städte und Charaktere sind jedoch sehr liebevoll und detailliert gestaltet.
Der Soundtrack plätschert vor sich hin und kommt leider ohne nennenswerte epische Stücke daher, passt aber atmosphärisch sehr gut zum Spiel.

Fazit

Pros

  • Gutes Kampfsystem
  • Charakterentwicklung
  • Kurze Ladezeiten

Cons

  • Balance
  • Spielkomfort
  • Häufige Ladezeiten
  • Leere Welt

Earthlock ist ein durchschnittliches RPG, mit dem man definitiv seine Freude haben kann, wenn man bereit ist, über die negativen Kleinigkeiten hinwegzusehen. Das Kampfsystem macht Spaß und ist taktisch wie anspruchsvoll. Die Charaktere und Dialoge lassen einen ab und zu schmunzeln.

Über Marcel Eidinger 1841 Artikel
Marcel ist im Jahr 1986 geboren, dem Jahr, wo seine Lieblings-Spielereihe ihren Ursprung hat: The Legend of Zelda. Mit seinen nun mehr als 30 Jahren Lebens- und ca. 25 Jahren Nintendo-Erfahrung versucht er euch mit Liebe und Leidenschaft auf dem Laufenden zu halten!

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