Outlast ist ein First-Person-Survival-Horror-Game. Als zuständiger Entwickler und Publisher zugleich zeichnet sich das kanadische Studio Red Barrels verantwortlich. Der Horrortrip erschien 2013 zunächst für den PC und ist seit dem 27. Februar 2018 für die Nintendo Switch erhältlich.
In diesem Beitrag klären wir, ob der Port nicht nur gewollt, sondern auch unfreiwillig gruselig ist.
Der atmosphärische Anfang von Outlast
Outlast bedeutet ins Deutsche übersetzt „überleben“. Und genau darum geht es in diesem Horrortrip. Schon der Anfang des Spiels vermittelt euch ein Gefühl der Bedrohung und der Gefahr.
Werft doch mal einen Blick auf dieses schaurige Foto und lasst euch von mir in eine gedankliche Reise entführen:
Die Natur und das Setting bedürfen zunächst keiner physischen Gegner. Im Horror-Genre ist es sehr effektiv, den wahren Gegner in die Köpfe seiner Rezipienten zu pflanzen. Es ist das unwohle Gefühl, das man verspührt, wenn man einen Pfad beschreitet. Die Ungewissheit, die einen plagt, wenn man sich orientiert. Mehrere Elemente kombiniert schaffen es in Outlast eine Atmosphäre zu konstruieren, die nicht nur wenig einladend, sondern warnend wirkt. Es ist die Warnung vor dem, was uns in der Nervenheilanstalt von Murkoff Psychiatric Systems in Mount Massiv erwartet.
Und wie genau schafft Outlast dies nun zu Anfang?
Zunächst einmal ist es eine Mail, die wir erhalten. Sie bietet aufgrund der vernichtenden Kritik eines ehemaligen Software-Beraters genug Grund, um uns die ganze Sache mal genauer anzuschauen. Ihr schlüpft in die Rolle vom Enthüllungsjournalisten Miles Upshur und wittert eure Chance auf einen Skandal-Artikel. Also fahrt ihr in der Dunkelheit eine enge Straße entlang, bis ihr vor dem Tor der Nervenheilanstalt zum Stehen kommt.
Das Pörtnerhaus davor ist natürlich verlassen…
Die zweite Phase leitet der schiere Anblick der großen Anstalt ein. Der Himmel darüber ist in zwei Farben unterteilt, so, als würden zwei Mächte miteinander ringen.
Nähert ihr euch dem Anwesen, schreibt Miles hastig eine Notiz auf, die den Eindruck der ganzen Szenerie noch feindlicher wirken lässt:
Der Wind peitscht euch um die Ohren und unterdrückt mit seinem bedrohlichen Fauchen, dass ihr potenzielle Schritte von Außen wahrnemt. Jemand könnte sich euch nähern, doch würdet ihr dies zu spät bemerken.
Der Donner grollt. Eher im Hintergrund aber zornig. Wiederkehrende Blitze unterstreichen seine Präsenz und gewähren euch einen Überblick über das Gelände, bevor sein Verschwinden die Orientierung sogleich wieder erschwert.
Natürlich sind viele Türen mit Ketten verschlossen. Als würden sie euch mitteilen wollen, dass ihr verschwinden sollt.
Tiere heulen leidvoll im Hintergrund und man könnte den Eindruck gewinnen, als symbolisieren sie euer bevorstehendes Leid.
Schließlich gelangt ihr über einen kleinen Umweg doch in das Gebäude.
Die Immersion von Angst und Schrecken wird durch die Keuchlaute von Miles in vielen Situation hervorragend verstärkt.
Story
Die Geschichte in Outlast ist originell. Immer wieder findet man Dokumente, die einem Aufschluss über die seltsamen Therapiemethoden gewähren sowie firmeninterne Angelegenheiten preisgeben. Die Dokumente zu finden, ist keine Pflicht. So werden erkundungsfreudige Spieler mit mehr Background belohnt. Allerdings sei an dieser Stelle angemerkt, dass Outlast recht linear ausfällt und nur wenige Nebenpfade bietet. Immerhin wird man so nicht zu lange von der eigentlichen Handlung abgelenkt.
Ihr trefft auf einige kranke Mitarbeiter, die zu euch sprechen, aber eben auch auf völlig geisteskranke Insassen, die euch so ansprechen:
Welche Mitarbeiter genau in der Story vorkommen, verrate ich an dieser Stelle nicht. Auch der weitere Verlauf sollte von euch selbst erkundet werden, um in den vollen Genuss zu kommen.
Besonders zu erwähnen, sei aber hier die starke Präsentation und die gelungene Atmosphäre in der Nervenheilanstalt sowie im Außengelände. Die häufige Dunkelheit vermittelt in Kombination mit den ganzen Geisteskranken ein fortwährendes Gefühl der Beklemmung.
Das Ende ist stark inszeniert und die Geschichte somit gut präsentiert. Durch die Linearität kommt ihr schnell voran, wobei die Spielzeit recht kurz ist. Ich habe es in einem Rutsch durchgezockt und habe keine sechs Stunden gebraucht.
Gameplay
Die Steuerung in Outlast ist sehr direkt. Sowohl die Menüführung als auch das Umschauen gehen geschmeidig von der Hand. Da wir uns hier in einem Survival-Horror-Game befinden, bekämpfen wir unsere Widersacher nicht – wir rennen weg. Dadurch gestaltet sich die Steuerung sehr simpel.
Zu unseren körperlich anspruchsvollen Tätigkeiten gehört das Springen und Klettern, das Ducken sowie das Sprinten – währenddessen ihr auch panisch nach hinten schauen könnt.
Türen könnt ihr mit einem kurzen Drücken auf Y direkt öffnen oder aber auch qualvoll und nervenaufreibend langsam, indem ihr die Y-taste gedrückt haltet.
Wollt ihr nicht direkt um eine Ecke gehen, weil ihr verrückte Insassen vermutet? Kein Problem: Kauert an einer Ecke und lehnt euch mit den Schultertasten ZR und LR vorsichtig zur Seite.
Als Enthüllungsjournalist hat Miles Upshur natürlich stets seinen Camcorder zur Hand, um das Geschehen zu dokumentieren. Auf der Schultertaste R könnt ihr in die Camcorder-Sicht wechseln und seht alles etwas unschärfer. Fangt ihr dabei bestimmte Bilder ein, notiert Miles etwas auf seinen Notizzettel. Mit der oberen und unteren Pfeiltaste könnt ihr den Zoom aktivieren.
Da Outlast den Spieler in zahlreiche dunkle Ecken lockt, ist die Nachtsicht unseres Camcorders essenziell zur Orientierung. Drückt ihr den rechten Stick ein, wechselt ihr die Modi. Doch gebt Acht, dadurch verbraucht ihr schnell eure Batterie.
Apropos Batterien! Es kann durchaus vorkommen, dass euch diese im Spiel ausgehen und ihr euch nur noch schlecht zurechtfindet.
Glücklicherweise gibt es mehrere Batterien in der Umgebung zu finden, also seid achtsam. Ich kann mich nur an eine Situation erinnern, in welcher ich keine Batterien mehr vorrätig hatte (Schwierigkeit normal).
Eure Ziele könnt ihr mit der Minus-Taste in eurem Notizblock einsehen. Auf der linken Pfeiltaste seht ihr eure Notizen und auf der rechten eure Dokumente.
Um mit Gegenständen zu interagieren, drückt ihr Y.
Rätsel bietet das Spiel genauso wenig wie herausforderne Geschlicklichkeitspassagen. Die einzige kleine Herausforderung besteht in simplen Sprungpassagen.
Und was macht man nun genau? Nun ja, eigentlich wird es Miles recht schnell zu heikel und er mag fliehen, doch kann er dies nicht. Er sucht also nach einem Ausgang und gelangt dabei an verschiedene Orte der Nervenheilanstalt. Hier wird genügend Abwechslung geboten. Mal sind wir im Treppenhaus, mal im Trakt für Schwerstfälle, dann mal im Außengelände, im Verwaltungstrakt oder in der Kanalisation etc.
Meistens versuchen wir an mehreren Orten etwas zu finden oder zu aktivieren.
Insgesamt bietet Outlast ein zweckmäßiges und solides Gameplay.
Welche Probleme hat Outlast?
Outlast geizt nicht mit extremen Darstellungen und Elementen. An vielen Stellen liegen Gedärme und Gliedmaßen; Blut ist verschmiert und wird zum Schreiben missbraucht; seltsames, gar verstörendes Verhalten wird an den Tag gelegt. Doch genau das ist das Problem: Dadurch entsteht Inflation.
Irgendwann schockt es den Spieler nicht mehr, zum x. Mal Gedärme oder Blut zu sehen. Auch die kranken Verhaltensweisen der Insassen wirken irgendwann nicht mehr bedrohlich, auch wenn sie das Setting weiter unterstreichen.
Gelangt ihr anfangs in die Nervenheilanstalt, so wissen solche Eindrücke zunächst noch zu erschaudern:
Trial&Error
Viel schwerwiegender sind allerdings die nervigen Trial&Error-Passagen in Outlast. Oftmals werdet ihr verfolgt, sogar dann, wenn ihr mehrere Questgegenstände einsammeln oder etwas betätigen müsst. Nicht selten kommt es vor, dass ihr gar nicht wisst, wo ihr panisch langrennen müsst. Die Gänge sind häufig schmal, sodass ihr in Sackgassen landet und euer Widersacher euch beim Weg zurück zu packen bekommt.
Je nach ausgewähltem Schwierigkeitsgrad (vier verschiedene) kann dies ordentlich Frustpotenzial erzeugen. Mich jedenfalls hat es stark gestört und fast die Konsole ausschalten lassen.
Ein wenig abgemildert wird dieses Manko durch die Möglichkeit des Versteckens. Miles kann sich unter Betten und in Spinte verstecken und warten, bis die akute Gefahr von dannen gezogen ist.
Allerdings ist dies nicht möglich, wenn euer Peiniger direkt hinter euch ist. Sieht er, wo ihr euch versteckt, zerrt er euch dort heraus.
Linearität und kurze Spieldauer
Linearität kann eine Stärke sein, wie man am Beispiel „Layers of Fear“ sieht. Die Geschichte kann schnell vorangetrieben werden, ohne dass der Spieler zu sehr abgelenkt wird. Genauso schränkt sie aber auch beim Erkunden ein und es wirkt oftmals sehr künstlich, dass viele Gänge verbarikadiert sind, die relevanten aber nicht. Dies konnte der eben erwähnte Genre-Vertreter durch geometrisches Geschick besser lösen.
Auch die kurze Spieldauer ist besser gelöst als bei Outlast, da man durch optionale Passagen und verschiedenen Enden einen höheren Wiederspielwert bietet. Hier gibt es trotz kurzer Spieldauer nur wenige Gründe, das Game erneut zu starten, vor allem wenn ich an die nervigen Fluchtpassagen denke. Sie lösen Stress aus und oft war ich froh, wenn es vorbei war.
Technik
Outlast wurde nach sechs Jahren auf die Nintendo Switch portiert und wie bei vielen dieser Ports haben Nintendo-Spieler mit Einbußen zu kämpfen. Sowohl die Licht- und Schatteneffekte und andere Effekte als auch die Texturqualität sind auf der Switch sichtlich runtergefahren.
Die Grafik ist allgemein recht kriselig und leider extrem verdunkelt.
Nichtsdestotrotz wurde hier ein zufriedenstellender Port abgeliefert, welcher auch noch stabil läuft.
Whistleblower-DLC
Der Whistleblower-DLC wurde erstmalig am 6. Mai 2014 für den PC und die PS4 veröffentlicht.
In diesem DLC spielt ihr den System-Administrator Waylon Park der Murkoff Corporation. Es ist jener, der uns im Original zu Anfang die Mail geschrieben hat. Leider wird er dabei ertappt und soll zur Strafe als Testobjekt herhalten.
Daraufhin versucht er aus der Nervenheilanstalt zu fliehen und muss sich mit mehreren Widersachern auseinandersetzen.
Unterschiede und Gemeinsamkeiten
Gameplay
Im Gameplay hat sich nichts geändert; auch das Setting ist geblieben, wenn auch andere Areale gezeigt werden.
Hier bekommen wir den Anfang des Massakers der verrückt gewordenen Insassen mit. Wir selbst sitzen angsterfüllt in einer Zelle und schaffen es zu fliehen.
Notizen und Dokumente
Wir schreiben wieder Notizen, welche diesmal viel wirrer und verzweifelter wirken. Viele der Notizen sind an Waylons Freundin gerichtet. Diese sind allerdings nicht so treffend in seine Rolle eingebettet. Miles ist ein Enthüllungsjournalist, welcher von Anfang an einen Camcorder und Notizblock bei sich trug. Immerhin notiert er sich wichtige Entdeckungen, um einen Skandal-Artikel zu veröffentlichen.
Waylon hingegen ist Systemadministrator und findet urplötzlich einen Camcorder in seiner Zelle und nimmt diesen auch noch mit. Natürlich, so kann man die aus dem Orginal verwendete Spielmechanik recyceln.
Insgesamt kann man sagen, dass seine Notizen unnötiger und weniger glaubhaft wirken als die von Miles, auch wenn er die Geschehnisse ebenfalls aufdecken mag. Zumindest schwankt dieser Wunsch.
Die Dokumente, die Waylon findet, sind genauso interessant gehalten wie im Hauptspiel. Sie offenbaren finstere Machenschaften und geben dem Geschehen und dem Setting mehr Tiefe.
Story und Pfade
Natürlich gibt es hier viele Überschneidungen, was in diesem Fall aber gar nicht negativ ist. Es ist interessant, das Geschehen aus einer anderen Perspektive zu betrachten und den Startschuss des Wahnsinns zu erleben.
Die Pfade, dir ihr mit Waylon geht, sind teilweise ähnlich zu denen, die ihr mit Miles gegangen seid. Auf mich schindet eine solche Überschneidung immer enormen Eindruck: „Ah, hier bin ich – das kenne ich doch!“
Selbst das Ende vor den Credits schafft eine brillante Überschneidung.
Inszenierung
Die Inszenierung ist ähnlich verstörend wie im Original, legt vielleicht an einigen Punkten sogar noch mal einen drauf. Als Beispiel sei genannt, dass euch ein Mann zu seiner Frau machen will, die seinen Samen empfangen und seine Kinder gebären soll. Doch eigentlich verspührt er nur Zorn und Hass und stillt seine Mordlust:
Nach wie vor bleiben einige Passagen Trial&Error, was auch dadurch begünstigt wird, dass die Nintendo Switch-Version im Vergleich zu anderen Varianten abgedunkelt und somit die Orientierung erschwert ist.
Spieldauer und Wiederspielwert
Die Spieldauer beträgt bei mir unter 2,5 Stunden, was recht kurz, aber eben auch nur ein DLC ist. Durch die straffe Inszenierung fällt dies nicht all zu negativ ins Gewicht.
Allgemein sind mir beim DLC weniger Längen aufgefallen und auch weniger Trial&Error-Passagen.
Wiederspielwert bietet auch das Whistleblower-Szenario kaum.
Fazit zu „Outlast: Bundle of Terror“
Pros
- Starke Inszenierung
- Tolle Atmosphäre, vor allem zu Anfang
- Game läuft stabil, zufriedenstellender Port
- Interessante Geschichte
- Immersive Vertonung von Miles und Waylon
- Erkundung wird mit Background-Infos belohnt
- Sinnhaftes Gameplay-Feature im Hauptteil (Camcorder)
- Tolle Verstrickung von Hauptspiel und DLC
Cons
- Stark verdunkelt gegenüber anderen Versionen und kriseliges Bild
- Nervige, unfaire Trial&Error-Passagen
- Kaum Wiederspielwert
- Sehr kurze Spieldauer
- Extreme Darstellung irgendwann inflationär
- Camcorder und Notizen machen im DLC weniger Sinn
Outlast: Bundle of Terror ist nur für Gamer zu empfehlen, die vor extremer Gewaltdarstellung nicht zurückschrecken. Die starke Atmosphäre in der Nervenheilanstalt von Massive Mountain sowie die Geschichte unterhalten gekonnt.
Auch wenn der Port solide ist, sind die Schwächen nicht zu leugnen und auch spürbar – zum Glück aber nicht was den Spielfluss angeht.
Der Whistleblower-DLC wertet das gesamte Szenario noch mal ordentlich auf.
Durch die kurze Spieldauer, dem geringen Wiederspielwert und den Trial&Error-Passagen sollte ein Kauf gut überlegt sein.
Du schreckst vor den genannten Negativpunkten nicht zurück? Dann erwartet dich mit Outlast: Bundle of Terror ein extremer Survival-Horror, bei dem du nicht geschont wirst.
Ich empfehle die Verwendung von Kopfhörern!
Im Jahr 1992 erschien Mortal Kombat… und ich. Wir beide sind auf unsere Weise brutal. Ich für meinen Teil fahre brutal auf Videospiele ab und beschäftige mich gnadenlos mit verschiedenen Themen, um Gleichgesinnte zu informieren.
Als treues Nintendokind befasse ich mich am liebsten auch mit Nintendospielen.
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