Bevor ich lange um den heißen Brei schreibe: Fans von schwierigen Spielen wie Dark Souls und Salt and Sanctuary sollten sich den Test hier sparen und einfach zugreifen oder stattdessen diesen Artikel lesen. Dark Devotion ist ein hervorragendes 2D Rogue-like, das mit seinem religiösen Thema und seiner düsteren Stimmung genau in die Kerbe von Dark Souls hineinschlägt.
Für alle anderen – lest weiter und erfahrt, was mich an diesem Spiel so fesselt, und warum es knapp an einer 8 vorbeigerasselt ist.
Die Story von Dark Devotion…
… ist wie bei vielen Spielen dieser Machart zum Einen nicht so einfach zu erklären und zum Anderen zweitrangig.
Ihr seid eine junge Templerin, die sich gutgläubig darauf vorbereitet hat, die letzte Bastion der Häretiker oder so vom Übel zu befreien. Ihr besiegt strahlend euren ersten größeren Gegner. Soweit, so einfach. Dann kommt ein fieser Fiesling auf euch zu und macht euch kurzerhand einen Kopf kürzer.
Ihr erwacht in der Herberge der Unreinen, inmitten dieses vermaledeiten Tempels und müsst euch fortan von dort aus einen Weg durch die unterschiedlichen Ebenen und Bosse bahnen, bis ihr endlich das oberste Übel gefunden und erledigt habt.
Live. Die. Repeat.
Das Motto trifft perfekt auf Dark Devotion zu. Ihr macht euch auf den Weg ins dunkle Verlies. Garantiert sterbt ihr irgendwo unterwegs und taucht in der Herberge wieder auf. Ihr rennt wieder los und kommt etwas weiter, bevor ihr das Zeitliche segnet. Habt ihr Glück und seid an einer Teleportstatue vorbeigekommen, könnt ihr dorthin zurück, wobei sich immer nur eine davon aktivieren lässt. Diese befinden sich meistens direkt vor und nach einem Boss.
Sterbt ihr, verliert ihr eure gefundene Ausrüstung, jedoch gibt es in der Herberge einen Schmied. Dieser lässt euch maximal fünf Gegenstände auswählen, die er euch aus der Liste der gefundenen Dinge schmiedet. Hierbei werdet ihr feststellen, dass nicht alle Dinge, die ihr findet, auch von ihm hergestellt werden können. Ihr seht jedoch immer oben rechts, wenn der aufgehobene Gegenstand ab sofort verfügbar ist.
Ihr habt die Auswahl zwischen Einhand- und Zweihandwaffen, Schilden, Zaubersprüchen und Bögen. Außerdem findet ihr unterschiedliche Rüstungen und diverse Verbrauchsgegenstände, die in dem Spiel für die taktische Tiefe sorgen. Aus diesen Gegenständen bastelt ihr euch das Set, mit dem ihr den nächsten Versuch wagen wollt.
Das ist alles äußerst logisch aufgebaut. Einhandwaffen können mit Schilden oder Zaubersprüchen ausgerüstet werden und machen moderaten Schaden. Zweihänder sind groß und langsam, hauen dafür aber die Lebensleiste ordentlich in Stücke. Zweihandwaffen wie Fäuste oder Klingen sind schnell, machen zwar weniger Schaden, dafür aber gleich doppelt. Mit diesen könnt ihr wiederum nicht blocken, mit einem Schild oder einem Zweihänder schon.
Für getötete Gegner gibt es Glauben und Segenspunkte. Ersterer wird für die Zaubersprüche, sowie für diverse Statuen, Altare oder auch Türen benötigt.
Die Segenspunkte benötigt ihr um – wer hätte es gedacht – verschiedene Segen freizuschalten, die euch permanent für den jeweiligen Versuch stärken. Aus jeder Reihe könnt ihr jeweils nur einen Segen gleichzeitig aktiviert haben. Für die Skills in der letzten Spalte müsst ihr jeweils einen besonderen Boss besiegen, dafür haben diese Fähigkeiten es echt in sich.
Das Kernstück des Spiels
Segen, Krankheiten, Rüstung, Leben, Ausdauer – diese fünf Dinge sind der Dreh- und Angelpunkt in Dark Devotion.
- Segen: Zusätzlich zu den permanenten Segen, könnt ihr durch besonders gute Läufe zufällige Segen erhalten sowie durch Altare, bestimmte Waffen oder Verbrauchsgegenstände.
- Krankheiten: Sie sind das Gegenstück der Segen. Diese könnt ihr an Reinigungsaltaren oder durch Verbrauchsgegenstände heilen. Manche Gegenstände sind verflucht – zwar meist auch verflucht stark, aber nichtsdestoweniger mit einem Malus verbunden. Dies könnte eine geringere Ausdauer-Regeneration, Schaden durch Rollen, kein Glauben für besiegte Gegner mehr, und viele weitere schlimme Dinge beinhalten.
- Rüstung: Ihr beginnt quasi mit den Lumpen auf eurer Haut, die zwei Rüstungspunkte wert sind. Jeder Treffer kostet einen Rüstungspunkt, bzw. einen Lebenspunkt, sollte diese kaputt sein. Mit Rüstungsteilen könnt ihr diese wieder erneuern. Habt ihr zu lange eine beschädigte Rüstung an, kann euch dies eine Krankheit einbringen.
- Leben: Einer eurer Ausrüstungsgegenstände ist ein Relikt. Diese haben unterschiedliche Lebenspunkte/Boni und machen euer Leben aus. Diese könnt ihr nicht beim Schmied herstellen, sondern müsst sie unterwegs immer aufs Neue finden. Ihr könnt euer Leben durch Wickel (Verbrauchsgegenstand) und Heilungsstatuen auffrischen.
- Ausdauer: Angreifen, Blocken, Ausweichen – das alles kostet Ausdauer. Dark Souls-Veteranen ist dieses Prinzip nur zu vertraut, wie auch viele andere Mechanismen. Eure Ausdauer-Regeneration hängt von den verschiedenen Segen und Boni eurer Ausrüstung ab und lässt sich temporär durch Verbrauchsgegenstände steigern.
Wenn ihr sämtliche Räume gründlich erkundet, werdet ihr auf geheime Runen stoßen, die eure Ausdauer, euren Glauben, euren Schaden oder die Krit-Chance dauerhaft erhöhen.
Aller Anfang ist schwer…
Gerade die ersten Bosse sind echte Granaten. Kaum Ausrüstung, kaum Schaden, kaum Erfahrung mit der Steuerung. Eine Handvoll Tode sind gewiss. Nach dem ersten besiegten Boss bietet euch der Schmied einen Portalstein an. Dieser nimmt euch einen Verbrauchsplatz weg, dafür müsst ihr besiegte Bosse nicht noch einmal besiegen, solange ihr den Stein dabei habt. Und falls ihr keine Lust habt, den Dungeon weiter zu erkunden, könnt ihr damit einmalig zurück in die Herberge. Das zählt zwar nicht als Tod, aber ihr verliert dennoch eure gefundenen Gegenstände, als wärt ihr drauf gegangen.
Ich gebe zu, dass das Spiel niemanden an die Hand nimmt. Man muss sich die paar Erklärungen der NPCs gründlich durchlesen, was jedoch für sich genommen ebenfalls eine Herausforderung ist. Die Schrift ist dermaßen klein, dass ich mehrmals am liebsten in den kleinen Bildschirm der Switch gekrochen wäre. Dieser Umstand, sowie die pixelige Grafik, die zwar stimmungsvoll, aber auch relativ detailarm ist, sorgten beispielsweise dafür, dass ich erst nach erstmaligem Durchspielen und nur durch ein YouTube-Video erfahren habe, dass man mit Heiligen Götzen (Bomben) bestimmte Wände zersprengen kann. Und tatsächlich – mit Hilfe einer Lupe und genug Vorstellungskraft kann man dem Text zu diesen Bomben entnehmen, dass sie für Gegner und brüchige Wände gleichermaßen funktionieren. Sowas aber auch…
… und danach wird es auch nicht viel leichter
Wenn man dran bleibt und seine ersten Runen und verbesserten Ausrüstungsgegenstände gefunden hat, kann man schon mal einige Bildschirme überleben, ohne ins Gras zu beißen. Meist arbeitet man sich so bis zum nächsten Boss vor. Mehr als einmal war dieser jedoch wesentlich zäher als erwartet, sodass ich erst einmal woanders grinden gehen musste, um weitere Upgrades zu sammeln. Verbissenere Spieler als ich könnten diese Herausforderung sicherlich auch ohne ausuferndes Grinden bewältigen. Speedrunner brauchen etwas über eine Stunde für den schnellsten Weg.
Es gehört jedoch auch eine Prise Glück dazu. Nicht jede zerbrechliche Vase oder Kiste enthält einen Gegenstand, nicht jeder Gegner lässt etwas fallen. Manchmal findet man nur Mist, manchmal ist man völlig unbesiegbar.
Am interessantesten fand ich die KI der Bosse. Diese scheint völlig zufällig zu sein, sodass ich manchmal drei oder vier Treffer hintereinander landen konnte, und manchmal gar nicht zum Zuge kam, als hätte er gerade keine Lust mit mir zu spielen. Das kommt zum Glück nur selten vor. Viel Frust kam nie auf.
Ein Wort zum Schluss
Es gibt rund 20 Bosse bei Dark Devotion. Besiegt man den Endboss, landet man beim erneuten Start des Spielstands wieder in der Herberge der Unreinen vor dem letzten Kampf (sofern man das Teleportportal nimmt). Man hat also die Möglichkeit, fehlende Bosse und Geheimnisse nachzuholen. Besiegt man alle Bosse, gibt es das wahre Ende zu sehen.
Fazit zu Dark Devotion
Pros:
- Stimmungsvolles Setting
- Gerade anfangs schwer, aber nie wirklich unfair
- Forderndes Kampfsystem
- Rogue-like-Elemente hervorragend implementiert
Cons:
- Pixelart nicht detailreich genug, wirkt etwas schwammig
- Viel zu kleine Schrift
- Belangloser, generischer Soundtrack
Wer über die anfänglichen Schwierigkeiten hinwegsehen kann, findet in Dark Devotion ein hervorragendes Rogue-like. Es ist fesselnd, fordernd, voller Geheimnisse und rund 20 Bossen. Die schwammige Grafik macht es jedoch schwer, alle Geheimnisse auf Anhieb zu entdecken und der Soundtrack ist so einfallslos, dass mir kein Stück davon im Kopf geblieben ist. Alles in allem macht das Spiel jedoch mehr richtig als falsch. Die Steuerung ist präzise, die stimmungsvollen Texte und Notizen tragen zur Immersion bei und die Soundeffekte sind im Gegensatz zur Musik hervorragend. Das Gameplay ist motivierend genug, um auch den letzten Winkel erkunden zu wollen.
Baujahr 1987, begann bereits als Zwerg mit einem Sega Master System II zu zocken, der einzigen Nicht-Nintendo-Konsole, die er je besessen hat. Begeisterter Fan von guten Metroidvanias und The Legend of Zelda. Überwiegend Einzelspieler, aber man findet ihn gerne mal bei einer Runde Smash Bros, natürlich als Link.
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