Children of Morta [Test]

Children of Morta ist ein Rogue-Lite-ARPG des Entwicklers Dead Mage und wurde von 11 Bit Studios am 3. September für die Switch herausgegeben. Wie sich das Spiel auf der Switch schlägt und weshalb es mir schlaflose Nächte bereitet, erfahrt ihr im nachfolgenden Test.

Ihr seid die Children of Morta

Die Geschichte dreht sich um den Berg Morta und dessen Bewohner. Ihr seid eine Familie von Beschützern – die Bergsons. Eure Aufgabe ist es, die Ursache der sich ankündigenden Fäulnis zu finden und zu bekämpfen.

Children of Morta Basis
Das ist euer Haus und eure Basis. Durch den Kamin geht es zur Auswahl der Dungeons

Mehr gibt es zur Geschichte nicht zu sagen. Sie wird äußerst atmosphärisch von einem Erzähler immer wieder in kurzen Einspielern vorangebracht. Die Untertitel sind auf Deutsch.

Ein tolles Familienbild

Einer der großen Pluspunkte des Spiels ist die Geschichte der Familie Bergson. Wenn ihr nach erfolgreichem Beenden eines Dungeons – oder eurem frühzeitigen Ableben, was häufiger der Fall sein wird – zurück ins Haus kehrt, werden regelmäßig kurze Sequenzen eingespielt, die euch die einzelnen Charaktere und deren familiäres Zusammenleben zeigen. Da wäre der mittlere Sohn Kevin, der sich endlich beweisen möchte und von Onkel Ben Unterstützung bekommt. Margret, die alte weise Dame des Hauses, die sich mit Tradition, Göttern und Ritualen auskennt oder die kleine Lucy, die damit zu kämpfen hat, ihre Feuermagie unter Kontrolle zu bekommen, um ebenfalls mithelfen zu können. Die Episoden machen die Familie richtig lebendig.

Über den spielbaren Charakteren seht ihr die freigeschalteten Familien-Buffs

Vor jedem Dungeon könnt ihr auswählen, mit welchem Familienmitglied ihr losziehen wollt. Außerdem kann lokal ein zweiter Mitspieler mit euch in die Schlacht ziehen. Hierfür benötigt ihr aber zwei vollwertige Controller, da sich alle Charaktere eher mit Twin-Sticks steuern lassen, nicht nur die Schützen. Der rechte Stick ist zum Zielen gedacht; ihr greift automatisch in diese Richtung an. Als Bogenschützin Linda könnt ihr in diesem Fall auch noch gleichzeitig mit dem linken Stick laufen, was euch jedoch Ausdauer kostet. Ist die verbraucht, müsst ihr kurz stehen bleiben oder aufhören zu schießen. Da Stehenbleiben in diesem Spiel nur selten eine Option ist, nehmt ihr also meistens die Beine in die Hand.

Gameplay of Morta

Children of Morta ist ein Rogue-Lite. Wenn ihr sterbt, müsst ihr den kompletten Dungeon erneut durchforsten und euch unterwegs mit den unterschiedlichsten Buffs ausrüsten. Das ist der Rogue-Like-Teil. Lite ist es deswegen, weil man mit zunehmendem Level der Charaktere Buffs für die gesamte Familie freispielt, die fortan permanent sind. Das hilft euch, auch Familienmitglieder mit geringerem Level zu spielen – und das ist auch bitter nötig.

Nach eurem Tod seht ihr, was ihr in diesem Run erreicht habt

Eine interessante Mechanik des Spiels ist die Fäulnis. Seid ihr zwei oder dreimal hintereinander mit dem gleichen Charakter unterwegs gewesen, fordert die Fäulnis ihren Tribut. Wollt ihr nochmal losziehen, habt ihr bis zu 40% weniger Leben. Hardcore-Spieler werden den einbeinigen, blinden und halb-verwesten Charakter lachend die Treppe zum Keller hinunter in den nächsten Dungeon schicken, aber die Fraktion der halbwegs normalen Spieler wird hier auf ein anderes Familienmitglied ausweichen wollen. Mit jeder Runde klingt die Fäulnis etwas weiter ab, bis der Charakter wieder vollständig fit ist. Das bringt zwangsläufig etwas Abwechslung ins Spiel und hilft gleichzeitig dabei, die Familien-Buffs aller Charaktere freizuschalten.

Die Dungeons beinhalten alles, was das Gamer-Herz begehrt: Schreine, Truhen, Fallen, Räume mit Nebenaufgaben, einen Händler und tonnenweise Gegner.

In dieser Nebenquest rettet ihr ein Wolfsjunges, das fortan zur Familie gehört.

Bis hierher gibt es wenig, was ich über dieses Spiel klagen könnte. Es macht einfach Spaß, bringt frischen Wind ins Gameplay und die Erzählweise ist äußerst immersiv. Die Runden sind – je nach Fähigkeit des Spielers – kurz und knackig, sodass man das Spiel auch hervorragend unterwegs im Zug spielen kann. Was könnte also eine hervorragende Wertung verhindern?

Der technische Aspekt

Es tut mir in der Seele weh, diesem Spiel etwas ankreiden zu müssen, aber die Technik ist unausgegoren. Ob das lediglich den Port für die Switch oder alle Versionen betrifft, kann ich nicht sagen.

Über die Grafik kann ich hinwegsehen. Pixelart muss man mögen. Für mich sieht es entweder megahässlich oder äußerst kunstvoll aus, es gibt kein „dazwischen“. Dieses Spiel schafft beides.

Das hier zählt zu den hübschen Eindrücken…
… während es in Dungeons quasi unmöglich ist, die Fallen oben rechts zu erkennen…

Wenn man zurück ins Haus kehrt, glitcht die Grafik jeweils kurz. Im Dungeon kam es bisher nur einmal zu einem merkbaren Ruckler. Die Ladezeiten zwischen den einzelnen Abschnitten liegen im Schnitt bei 20-30 Sekunden.

Die Dungeons sind äußerst repetitiv. Je nach Gebiet gibt es neue Gegnerarten aber außer der Farbe der Beleuchtung und ein paar Artefakten ändert sich kaum etwas am Terrain.

Zwei komplett identische Dungeonabschnitte hintereinander, inklusive gleich platzierter Fallen und Truhen

Kurz: Man wird schnell das Gefühl erhalten, das alles schon gesehen zu haben, trotz Zufallsgenerator. Dieser platziert auch die Gegner zufällig. So zufällig, dass man gerne mal von zwei oder drei Champions samt Gefolge gleichzeitig gejagt wird. Ich beklage mich ungern über eine hohe Schwierigkeit, aber zehn Minuten mit Hit-and-Run durch den gesamten Dungeon zu verbringen fällt nicht unter meine Definition von ausgeglichen.

Die Gegner haben jeweils nur ein bis zwei Soundfiles, was sich ebenfalls sehr repetitiv anhört. Der Hintergrund-Soundtrack ist allerdings gelungen. An einer Stelle wurde eine Zeile der Untertitel überhaupt nicht übersetzt, an einer anderen Stelle fehlte der Ton und wieder an anderer Stelle waren die Untertitel asynchron.

Die Steuerung spielt sich leider nicht flüssig genug. Um Wut-Fähigkeiten zu aktivieren, muss man üblicherweise stehen bleiben. Das kann man sich oft nicht erlauben, egal wie stark die Fähigkeit dann wäre. Außerdem lädt sich die Wut ohne entsprechende Punktevergabe viel zu langsam auf. Nutzt man den rechten Stick zum Angreifen und will wegrennen, schlägt man manchmal noch einen Schlag länger als geplant zu. Kurz: Die Registrierung der Eingabe sollte verbessert werden.

Das sind alles Dinge, die den Spielspaß ein wenig trüben. Was aber dem Ganzen die Krone aufsetzt ist Folgendes:

Mit Papa John habe ich zweimal einen Sound-Bug erlebt, der nur durch Beenden und Neustarten des Spiels behoben werden konnte. Offenbar versucht das Spiel hierbei, zu viele Soundfiles gleichzeitig zu verarbeiten, verhakt sich dabei, versucht dann, diese nacheinander abzuarbeiten und gibt schließlich einfach auf. Das Ergebnis ist zuerst ein asynchrones Soundgewusel, gefolgt von gar keinem Sound mehr.

In einem anderen Beitrag habe ich gelesen, dass das Spiel auf der PS4 gelegentlich abstürzt, das konnte ich auf der Switch zum Glück noch nicht bestätigen, wobei obiger Bug für mich aufs gleiche hinausläuft.

Update: Soeben ist das Spiel nach einem 15-Minütigen, hervorragenden Run mit John komplett abgestürzt, nachdem ich den Sound-Bug versucht habe zu ignorieren. Damit ist das Spiel bei mir vorerst unten durch.

Dies sind alles Gründe, weswegen ich lange mit mir ringen musste und auch nachts darüber grübelte, wie gut ich dieses Spiel bewerten sollte.

Fazit

Pros

  • Tolle, immersive Erzählweise
  • Erfischendes Gameplay
  • Ideal für kurze Runden zwischendurch
  • Lebendige Charaktere

Cons

  • Sound-Bug, der zum Neustart zwingt
  • Matschige Grafik in den Dungeons
  • Wenig Abwechslung im Dungeon-Design
  • Teilweise Eingabeverzögerung

Ich möchte dieses Spiel lieben, aber die oben genannten technischen Aspekte hinterlassen einen bitteren Beigeschmack. Es sind alles Probleme, die sich vermeiden oder mit einem Patch beheben lassen. Ich werde es vermutlich trotzdem durchspielen, weil das Gameplay an sich frisch und angenehm und trotz bzw. gerade wegen der Eingabeverzögerung ziemlich fordernd, aber selten unfair ist.

An die Grafik kann ich mich gewöhnen, an den Sound-Bug nicht. Wer Action-RPGs und Rogue-Likes mag, sollte Children of Morta eine Chance geben. Sollten die hier genannten Probleme gepatcht werden, könnt ihr ruhig zwei Punkte zur Wertung hinzufügen, so gut ist es nämlich in Wahrheit. Es leidet lediglich unter der Fäulnis.

Das Testmuster wurde uns von Marchsreiter Communications zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!

Über Roger Hogh 750 Artikel
Baujahr 1987, begann bereits als Zwerg mit einem Sega Master System II zu zocken, der einzigen Nicht-Nintendo-Konsole, die er je besessen hat. Begeisterter Fan von guten Metroidvanias und The Legend of Zelda. Überwiegend Einzelspieler, aber man findet ihn gerne mal bei einer Runde Smash Bros, natürlich als Link.

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