Cat Quest II [Test]

Stellt euch einmal vor, die beste Rasse in ganz Tamriel (die Welt von Elder Scrolls, für die 2 Menschen, die noch nicht damit in Berührung gekommen sind), die Khajiit, bekämen ein eigenes Rollenspiel spendiert. In quietschbunt. Und zuckersüß, kitschig, und voller katztatztrophal erzwungener Wortspiele.
Nun, willkommen bei Cat Quest II.

Worum geht’s bei Cat Quest II?

Ich könnte euch die Story nicht wiedergeben, selbst wenn mein Leben davon abhinge. Sie ist jedoch so generisch, wie man sie sich nur vorstellen kann, also kann ich sie grob zusammenfassen:

Es gab mal zwei Könige – Katze und Hund – die sich gemeinsam einer bösen Bedrohung gestellt haben und danach dann verschwunden/ eingeschlafen/wasauchimmer sind. Jetzt, wo eine erneute Bedrohung aufgetaucht ist, sind sie wieder erwacht und ein seltsames Feenwesen namens Kirry leitet sie durch die Hauptquest, die sich darum dreht, das Königsschwert wieder zusammenzusetzen, um die Bedrohung zu besiegen… oder so. Die Story lockt keinen Hund hinterm Ofen hervor.

Gemeinsam im Kampf gegen das Böse

Der Hund hat meine Hausaufgaben gefressen

Wenn ich eine Masterarbeit über die Essenz von Rollenspielmechaniken schreiben müsste, würde ich dieses Spiel als Vorlage nehmen.

The Gentlebros ist ein kleines Entwicklerstudio, das mit Cat Quest I und Slashy Hero gerade mal zwei andere Spiele auf den Markt gebracht haben. Dennoch haben sie mit Cat Quest II ein vollwertiges RPG produziert, welches alle wichtigen Elemente auf das Wesentliche kondensiert, ohne den Spielspaß zu schmälern. Spieler des ersten Teils werden sich in Cat Quest II sofort heimisch fühlen, es wurde an der Grafik und dem Gameplay quasi nichts verändert.

Die Overworld ist angenehm groß, voller Höhlen und Dungeons, über denen freundlicherweise das empfohlene Level steht. Wenn ihr auf Gegner trefft, die viel stärker sind als ihr, steht neben der Lebensanzeige ebenfalls das Level, sodass ihr wisst, wann ihr wiederkommen solltet. Ihr lauft frei auf der Map herum und tötet, was euch in den Weg kommt. Das gibt Erfahrungspunkte und Gold. Mit ersteren levelt ihr auf und werdet stärker, mit letzterem könnt ihr eure gefundenen Waffen, Rüstungen und Zauber aufwerten und somit ebenfalls stärker werden.

Es gibt einen ganzen Haufen der schrägsten Rüstungen und Waffen zu finden

Auf der Map und in den Dungeons finden sich Magiesteine, die euch neue Zaubersprüche geben, mit denen ihr eure Werte erhöhen, euch heilen oder natürlich Schaden austeilen könnt. Ansonsten findet ihr in den Höhlen Kisten mit Gold und Rüstungsteilen oder Waffen. Habt ihr das Rüstungsteil schon einmal gefunden, levelt es einfach auf, was euch Gold für die Schmiede erspart. Im Kampf könnt ihr jederzeit per Knopfdruck zwischen den beiden Königen wechseln. Es empfiehlt sich sehr, einen auf Kampf und den anderen auf Magie zu spezialisieren, damit ihr schnell zwischen den beiden wechseln und somit die anfälligeren Gegner leichter plätten könnt. Der KI-Partner kämpft zwar auch alleine mit, jedoch hat er es nicht so mit Taktik. Da geht dann eine Feuerexplosion schon mal völlig daneben oder er heilt sich, weil ihm zwei Lebenspunkte fehlen.

Die Zauber könnt ihr auf die Schultertasten legen

Statt 500 Klassen zu haben, die sich nur minimal in den Werten unterscheiden, oder einen Skilltree mit 7390 Verzweigungen, habt ihr nur vier Werte – Leben, Angriff, Magie und Rüstung. Die jeweiligen Rüstungsteile und Waffen pushen einen oder zwei dieser Werte. Kauft ihr Upgrades dafür, gibt es jeweils Bonuspunkte auf diese Werte. So spart man sich, eine Milliarde Dolche aufzusammeln und die Werte miteinander vergleichen zu müssen, um 999.999 davon wieder zu verkaufen.

In den Festungen müsst ihr Wellen an Gegnern überstehen, um an die Kiste zu kommen

Raubtiere auf der Jagd nach Beute

Die Anzahl Totenköpfe dient als Hinweis, wie schwer die Quest mit eurem Level wird

In Cat Quest II müsst ihr grinden. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Das macht ihr, indem ihr die Höhlen und Dungeons abgrast oder eine der zahlreichen, kitschigen Nebenquests annehmt. Diese erzählen jeweils eine kleine Geschichte über mehrere Aufgaben hinweg. Zwischen den Aufgaben könnt ihr immer auch etwas Anderes machen – und sollte eine der Aufgaben mal zu schwer sein, könnt ihr sie auch abbrechen und später wiederkommen, wenn ihr stärker seid. Aber ums Grinden werdet ihr nicht herumkommen, es sei denn, ihr steht auf Schwierigkeiten oder kennt die Stärken, Schwächen und Angriffsmuster der Gegner perfekt. Und selbst dann macht ihr ohne das korrekte Level oder gut aufgewertete Gegenstände schlicht nicht genug Schaden. Mit Level 20 in eine Level 25-Höhle zu gehen ist Selbstmord. Mit Level 25 in eine Level 25-Höhle zu gehen, bietet bessere Überlebenschancen. Noch sicherer seid ihr mit Level 27.

Wortspiele wie die Namen dieser Magier sind es, die mich Lächeln lassen

Katzen lieben Technik

Cat Quest II läuft wie geschmiert. Hin und wieder gibt es einen Ruckler, bei dem buchstäblich ein Frame ausgesetzt wird, aber nur, wenn gerade ein weiterer Teil der Map nachgeladen wird. Die Ladezeiten, z.B. beim Wechsel von Map zu Dungeon, sind kurz. Klar, das Spiel ist grafisch keine Herausforderung, aber der gesamte Stil ist hübsch und niedlich verpackt. Die Bell- und Schnurrgeräusche sind knuffig, die Animationen stimmig (alleine, wie die beiden am Speicherpunkt einfach umfallen, lässt mich jedes Mal grinsen).

Der einzige Punkt, der einem audiophilen wie mir etwas aufs Gemüt drückt, ist, dass das Spiel nur gefühlte sechs Soundtracks hat. Diese sind zwar der Situation entsprechend und nie nervig, aber allesamt durchschnittlich und nicht weiter erwähnenswert.

Fazit

Pros

  • Total niedliche Aufmachung
  • Ausgereifte, minimalistische Gameplay-Elemente
  • Eine Welt voller Katzen und Wortspiele

Cons

  • Hauptquest zu uninteressant
  • Belangloser Soundtrack
  • Man kommt ums Grinden nicht herum

Cat Quest II ist ein tolles RPG. Es vereint die wichtigsten Elemente großer Rollenspiele, kondensiert sie auf das Minimum, was nötig ist, um ansprechend zu sein, und liefert einfach eine große Welt, um diese Elemente dann darin anzuwenden. Leider bleibt dafür die Hauptgeschichte etwas auf der Strecke und man ertappt sich häufiger dabei, die Map nach Höhlen zu erforschen, die man noch gefahrlos betreten kann, aber nicht schon betreten hat, um noch ein wenig zu leveln. Für die Einen mag das zu viel des Grindens sein, für die Anderen genau das richtige Maß. Ich persönlich bin eher ein Fan davon, dass sich die Gegner dem Spielerlevel anpassen statt umgekehrt. In technischer Hinsicht gibt es außer dem Soundtrack nichts zu bemängeln.

Wer jetzt immer noch unschlüssig wie die Katze vor der offenen Tür sitzt – hier ist der Trailer zum Spiel:

Falls ihr lieber auf realistische, anspruchsvollere Rollenspiele steht, lest euch unsern Kurztest zu The Witcher 3 durch.

Über Roger Hogh 750 Artikel
Baujahr 1987, begann bereits als Zwerg mit einem Sega Master System II zu zocken, der einzigen Nicht-Nintendo-Konsole, die er je besessen hat. Begeisterter Fan von guten Metroidvanias und The Legend of Zelda. Überwiegend Einzelspieler, aber man findet ihn gerne mal bei einer Runde Smash Bros, natürlich als Link.

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