Trine 4 – eine schöne Momentaufnahme [Test]

Kennt ihr das?
Ihr stoßt irgendwo auf ein Bild, das euch in seinen Bann zieht. Es ist hübsch. Es hat eine Menge kleiner Details, die man erst bei genauerem Hinschauen entdeckt. Ihr starrt es eine Weile verzückt an. Ihr saugt die Details in euch auf. Falls ihr auf Social Media darauf gestoßen seid, verleitet es euch genug, darunter zu kommentieren und ihm eine Art Like zu vergeben. Dann scrollt ihr weiter und schon bald ist das Bild aus eurer Aufmerksamkeit verschwunden. Vielleicht stolpert ihr ab und an noch einmal darüber, weil jemand es geteilt hat, oder Fb euch daran erinnert, was ihr vor ein paar Jahren mal geteilt habt. Ihr schaut es euch noch einmal an, findet es erneut toll und gut ist.
Das fasst meinen Eindruck von Trine 4 ganz gut zusammen. Ausführlicher wird es nun im Test.

Eine tiefgründige, packende Story…

… wird man bei Trine 4 nicht finden. Die drei Helden, der Zauberer Amadeus, der Ritter Pontius und die Diebin Zoya erhalten von der Zauberer-Akademie den Auftrag, den geflohenen Prinz Selius zu finden und zur Akademie zurückzubringen. Selius hat das Problem, dass sich seine Albträume auf die Welt um ihn herum auswirken und er darüber Stück für Stück die Kontrolle verliert, weshalb er in der Zauberer-Akademie gefangen gehalten wird, bis man ein Heilmittel für ihn entwickelt hat.

Hübsch ist es allemal

Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Die Geschichte wird in wenigen eingestreuten Dialogen und Zwischensequenzen vorangetrieben. Am meisten erfährt man zwischen den einzelnen Gebieten auf der Missionskarte. Hier könnt ihr die jeweiligen Kapitel erneut auswählen, um fehlende Magietränke (quasi eure Fähigkeitspunkte) sowie versteckte Gegenstände und Briefe zu finden. Das Spiel ist angenehm vertont, die Sprecher klingen allesamt sympathisch und kurze, witzige Dialoge spiegeln die Unschuld wider, die dieses Spiel in seiner Gesamtheit vermittelt. Trine 4 ist ab sechs Jahren freigegeben – und man merkt es. Es wird nicht geflucht. Es gibt kein Blut. Der Zauberer ist schusselig. Der Ritter denkt nur ans Essen. Kinder werden mit dem Humor sicherlich ihren Spaß haben. Ich war positiv überrascht, kenne ich doch aus den meisten Spielen heutzutage nur noch einen rauen, melancholischen oder grimmigen Ton. Lediglich das Ende leidet darunter etwas.

Auf der Missionskarte seht ihr, wie viel euch im jeweiligen Level entgangen ist

Die Helden des Trine

Wer die Vorgänger gespielt hat, speziell Trine 1 und 2, wird sich in dem Spiel prächtig zurechtfinden. Für alle anderen sind die ersten drei Level ein idealer Einstieg, da sie jeweils einem der drei Charaktere gewidmet sind.

Trine 4 ist ein 2,5D Platformer. Das Leveldesign ist schlicht gehalten, auch wenn die Grafik wunderhübsch ist. Ziel ist es eigentlich immer, von links nach rechts durch den Raum zu gelangen. Um das zu erreichen, müsst ihr physikbasierte Rätsel lösen. Kisten wollen verschoben, Schalter umgelegt und Plattformen bewegt werden. Unsere Helden haben hierfür verschiedene Fähigkeiten zur Verfügung.

Amadeus, der Herr der Kisten, Kugeln und Bretter

Amadeus lässt Kisten, Kugeln und Planken erscheinen. Seine telekinetischen Fähigkeiten lassen sich auch auf viele Gegenstände in der Umgebung anwenden. Im Verlauf des Spiels lernt er, bis zu drei Gegenstände gleichzeitig zu beschwören.

Pontius ist ein waschechter Ritter mit Schwert und Schild

Ritter Pontius besitzt einen Schild, mit dem er Projektile umlenken kann. Mit seinem Schwert und der Ramm- und Stampfattacke ist er außerdem der beste Kämpfer.

Zoya ist als Diebin geschickt mit Pfeil und Bogen

Zoya hat einen Enterhaken, mit dem sie sich an Ringen und den von Amadeus beschworenen Gegenständen festhaken kann. Später beherrscht sie außerdem Elementarpfeile, die äußerst vielseitig einsetzbar sind.

Der Skilltree sieht genauso simpel aus, wie er auch ist

Der Skilltree dient eigentlich nur der Übersicht, denn man kann fast keinen Einfluss darauf nehmen. Das Spiel ist absolut geradlinig. Die Kämpfe, die ihr hauptsächlich mit Zoya und Pontius ausführen werdet, da die Fähigkeiten von Amadeus dafür einfach nicht hilfreich sind, finden an vorgegebenen Punkten statt. Ihr sammelt durch die überstandenen Kämpfe eine vorgegebene Anzahl Erfahrungspunkte ein, die man sich auch hätte sparen können, denn die Fähigkeiten werden an vorgegebenen Punkten des Spiels automatisch freigeschaltet. Mehr als einmal ist mir aufgefallen, dass ich die erforderliche Punktzahl bereits überschritten hatte, auf die Fähigkeit jedoch noch nicht zugreifen konnte. Das hätte man besser lösen können.

Die „runden“ Fähigkeiten können mit den gefundenen Tränken gekauft werden. Wollt ihr alle Skills haben, müsst ihr alle Tränke des Spiels finden. Diese Fähigkeiten sind im Großen und Ganzen unnütz. Ich habe z.B. den Gummiball von Amadeus tatsächlich nur einmal verwendet, um an eine höher gelegene Stelle zu gelangen. Das hätte ich aber auch auf anderem Wege bewerkstelligen können. Die letzte Fähigkeit von Pontius hingegen ist nützlich, wenn man dann doch mal ein Rätsel zu schwierig findet und sich das Leben leichter machen möchte.

Viele Wege führen ans Ziel

Wenn die Kämpfe der Schwachpunkt des Spiels sind – sowohl die eingestreuten Kämpfe gegen gerade mal eine handvoll unterschiedlicher Gegnertypen, als auch die Bosskämpfe – dann sind die Rätsel die größte Stärke. Klar, mit der begrenzten Anzahl an Fähigkeiten wird es auch nur so viele Möglichkeiten geben, unterschiedliche Rätsel einzubauen, aber ein paar Kopfnüsse sind definitiv dabei, besonders wenn man sich die versteckten Truhen und Briefe holen möchte. Soweit ich das beurteilen kann, muss man definitiv für ein paar der Truhenrätsel später noch einmal mit verbesserten Fähigkeiten zurückkehren, da sie sonst nicht lösbar sind. Das motiviert ein bisschen.

Geübte Spieler ziehen dem Wolf blitzschnell die Zähne

Das Herrliche an den Rätseln ist, dass man wirklich den dümmsten Blödsinn ausprobieren kann, um auf die andere Seite oder an die versteckten Tränke zu kommen.

Für alle Trine Freunde…

… bietet das Spiel sogar einen Koop-Multiplayer mit bis zu vier Spielern. Jeder Spieler kann frei zwischen allen drei Figuren wechseln, sodass ihr gemeinsam die unmöglichsten Wege ausprobieren könnt. Spaß ist vorprogrammiert, wenn ihr euch mit euren Fähigkeiten gerade wieder gegenseitig von der Klippe gestoßen habt.

Fazit

Pros

  • Wunderhübsches Spiel mit angenehmem, atmosphärischem Soundtrack
  • Absolut kindgerecht in Animation und Schwierigkeitsgrad, nur ein paar der Rätsel sind knackiger
  • Macht im Multiplayer viel Spaß

Cons

  • Mit etwas über zehn Stunden Spielzeit recht kurz geraten
  • Kaum Wiederspielwert
  • Für geübtere Spieler keinerlei Herausforderung

Trine 4 ist für mich wie ein Gemälde in einer Galerie. Ich stehe kurz davor, sage „Aaaah“ und „Oooh“ und gehe dann weiter. Es ist absolut leicht verdauliche Kost. Technisch läuft es in jeder Hinsicht einwandfrei, die 30 FPS sind stabil, die Vertonung ist gut und auch die Übersetzung ist fehlerfrei. Die Story wartet mit keinen großen Wendungen oder emotionalen Twists auf; das Spiel ist lieb und bunt und alles in der Welt ist Friede-Freude-Eierkuchen. Es gibt quasi keinen Wiederspielwert. Man kann gerne noch einmal alle Level abgrasen, um die restlichen Tränke und Truhen zu finden, dann legt man das Spiel in die Ecke. Wer Freunde hat und einen lustigen Abend verbringen möchte, kann das Spiel noch einmal gemeinsam durchzocken. Danach legt man es beiseite und hat es so schnell vergessen, wie man es durchgespielt hat. Freunde der ersten beiden Spiele werden dieses hier jedoch genauso ins Herz schließen.

Helden des Trine, euer neuer Auftrag lautet…

… tja, wenn ihr das wissen möchtet, könnt ihr euch das Spiel unter den folgenden Links holen:

Amazon: https://amzn.to/33LZV8D
Saturn: https://n-switch-on.de/cvak
Media Markt: https://n-switch-on.de/kzri

Über Roger Hogh 750 Artikel
Baujahr 1987, begann bereits als Zwerg mit einem Sega Master System II zu zocken, der einzigen Nicht-Nintendo-Konsole, die er je besessen hat. Begeisterter Fan von guten Metroidvanias und The Legend of Zelda. Überwiegend Einzelspieler, aber man findet ihn gerne mal bei einer Runde Smash Bros, natürlich als Link.

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