Spyro Reignited Trilogy – Nicht nur aufgewärmte Kost [Test]

Bevor ich einen tieferen Einblick in die Spyro Reignited Trilogie gebe, möchte ich zunächst etwas zur Historie erzählen.

Lang ist es her, dass Nintendo die Firma Sony beauftragte, ein CD-Laufwerk für die damals aktuelle Konsole – das Super Nintendo Entertainment System – zu entwickeln. Als sich Nintendo jedoch für eine Kooperation mit Philips entschied und somit gegen eine Zusammenarbeit mit Sony, legten Letztere nicht etwa ihr Projekt auf Eis, sondern entwickelten aus dieser Idee heraus ihre eigene Konsole – die Playstation war geboren. Wieso ich das erzähle? Nun, Nintendo hatte mit Super Mario ein perfektes Maskottchen, um die Firma zu vertreten.

Da Sony mit der Playstation neu an den Markt gegangen ist, hatten sie selbst kein eigenes Maskottchen. Dies änderte sich ein Stück weit mit Crash Bandicoot, dem anthropomorphen Beuteldachs, der zumindest dafür sorgte, dass man ihn mit der Sony Playstation verband. Ebenso vermochte es ein kleiner lila farbener Drache zu tun, dessen erstes Spiel Spyro The Dragon zwei Jahre nach der Veröffentlichung von Crash Bandicoot die Plattform betrat. Genau wie der Beuteldachs, wurde auch der Drache aufgrund der ersten erfolgreichen Spieleinträge gefeiert. Beide Spielereihen haben mehrere Fortsetzungen erhalten und repräsentierten somit fortan die Playstation. Nach nahezu 20 Jahren erhielt erst Crash Bandicoot in 2017 und ein Jahr später Spyro mit Spyro Reignited jeweils eine Remastered Trilogy, zunächst allerdings nur für die Sony Playstation 4 und Xbox One. In beiden Fällen erhielt Nintendo die Umsetzungen der Spiele-Trilogien für ihre aktuelle Konsolengeneration Switch etwa ein Jahr später.

Titelbildschirm der Spyro Reignited Trilogie

In welch schöner Zeit leben wir, dass es möglich ist, eine ehemals Playstation-exklusive Spielereihe endlich auch auf einer Nintendo-Konsole spielen zu können? Aber zu der wohl brennensten Frage: Können wir froh sein, dass diese Spielereihe als Remastered Edition auf unsere Konsole gestürmt ist? Ich bin Feuer und Flamme, euch diese Frage zu beantworten, aber fangen wir mal vorne bei Holz und Feuerstein an.

Die Story von Spyro Reignited als nettes Beiwerk

Die Reignited Trilogie enthält die Titel Spyro The Dragon, Spyro 2: Ripto’s Rage! sowie Spyro 3: Year of the Dragon und bietet dadurch Spielspaß in mehr als 100 Leveln.

Wie mittlerweile bekannt sein sollte, halte ich mich bei der Story kurz, um euch das Spielerlebnis nicht zu verderben. Das fällt bei der Reignited Trilogy von Spyro auch nicht weiter auf, da die Story ein Einstieg ins Spiel bieten soll und anschließend eher nebenher läuft und darauf wartet, dass ihr so weit seid, diese zu beenden. Genug drumherum geschwefelt, feuern wir mal kurz die Geschichte ab:

Im ersten Teil der Reihe verwandelt der Bösewicht Gnasty Gnarc alle Drachen in Kristallstatuen. Alle? Alle, außer dem kleinen, lila farbenen Drachen Spyro. Der Zauber ist quasi über seinen Kopf hinweggeschossen, sodass er als einziges Mitglied der Art verschont blieb. So ist es nun an ihm, seine Artgenossen zu befreien und seinem Widersacher Feuer unter dem Hintern zu machen.

In Spyro 2: Ripto’s Rage! wird Spyro von den drei Charakteren Professor, Elora und Jäger in ihre Welt gerufen, um dem finsteren Schurken Ripto das Handwerk zu legen. Wohingegen ihr es in Teil 3: Year of the Dragon mit einer Zauberin zu tun bekommt, welche Dracheneier stiehlt, um ihre magischen Kräfte zu stärken.

Drin im Spiel – Das ging ja einfach

Wie beim Platformer-Genre üblich, gestaltet sich die Handlung sehr oberflächlich und kindgerecht. Direkt nach der kurzen Einleitung ins Spiel seid ihr schon auf euch alleine gestellt, denn es nimmt euch als Spieler niemand an die Hand und erklärt die Steuerung. Da heißt es ganz einfach, dass ihr ausprobieren müsst, wie sich die Steuerung gestaltet und welche Aktionen ihr durchführen könnt.

So stellt man schnell fest, dass man sich mit dem linken Stick fortbewegen und mit dem rechten Stick die Kamera drehen kann. Wollt ihr euch genauer im Level umschauen, braucht ihr nur die X-Taste zu betätigen. Mit einem Druck auf die B-Taste lasst ihr Spyro springen; beim erneuten Tastendruck setzt Spyro in der Luft zum Gleitflug an. Drückt ihr die A- oder ZR-Taste, speit Spyro einen Feuerstoß aus; auf dem Y-Knopf liegt der Sturmlauf, bei dem sich Spyro mit seinen Hörnern voraus in Gegner oder Hindernisse stürzt. Wollt ihr Angriffen von Gegnern ausweichen, drückt ihr die L- oder R-Taste, wodurch der Drache eine Rolle in die entsprechende Richtung ausführt.

Eine Libelle als Gesundheitsanzeige

Die Steuerung funktioniert intuitiv und ist schnell erlernt. Werdet ihr von einem Gegner getroffen, seht ihr das an eurem besten Freund – Sparks der Libelle. Sie zeigt nämlich anhand der Farbe den Gesundheitsstatus des Drachen. Je heller sie ist, desto besser geht es Spyro. Insgesamt kann euch Sparks dreimal vor Schäden schützen. Um den Schadenszähler zurückzusetzen, könnt ihr mit Spyro harmlose Tiere jagen, welche sich nach einem Feuerstoß in Schmetterlinge verwandeln, welche Sparks dann essen kann.

Spyro Reignited ist sehr schön anzusehen

Die optische und akustische Darstellung von Spyro Reignited überzeugt

Schon im Intro kann man es erahnen, der Eindruck festigt sich aber auch über die Spielzeit: Optisch macht das Spiel schon einiges her. Die Welten sind farbenfroh und liebevoll gestaltet, auch die vielen Drachen sind abwechslungsreich und detailverliebt designt. Selbstredend kann die Switch-Version nicht mit denen der anderen Konsolen mithalten, jedoch haben die Entwickler einen guten Kompromiss gefunden. Die Trilogie läuft mit einigen wenigen Ausnahmen konstant mit 30 Bildern pro Sekunde, welches für diese Art Spiel vollkommen ausreicht. Ansonsten sollte es nicht unerwähnt bleiben, dass vor allem die Auflösung während Zwischensequenzen zeitweise stark variieren kann. So fließen die einen oder anderen unscharfen Sequenzen mit negativen Vorzeichen in die grafische Präsentation ein. Im Großen und Ganzen kann die Optik auf der Switch überzeugen.

Überzeugend fällt auch die Akustik aus, denn die Trilogie kommt mit vollständiger deutscher Sprachausgabe daher, welche hochwertig ausfällt und somit zu beeindrucken weiß. Weiterhin wurde der Soundtrack komplett neu arrangiert, fällt allerdings von Track zu Track unterschiedlich aus. Die Tracks sind passend zur Atmosphäre komponiert, manche Tracks bleiben allerdings nicht im Gedächtnis und wirken austauschbar. Trotz aufsaugender Atmosphäre vermögen es einige Tracks nicht, die Persönlichkeit der Levels so gut wie im Original darzustellen. Allerdings könnt ihr im Spiel auf den ursprünglichen Soundtrack von Stewart Copeland umstellen, um beide Arrangements zu vergleichen und etwas mehr Nostalgie aufsaugen zu können.

Der Sammelwahn und seine Auswirkungen

Das selbstständige Herausfinden der Steuerungsmöglichkeiten und vor allem der stark ausgeprägte Sammelaspekt im Spiel tragen dazu bei, dass man sofort ins Spiel findet und die digitale Welt so schnell nicht wieder verlassen will.

Generell gilt es im ersten Spiel, jede Welt und deren Unterwelten überall nach Juwelen, Dracheneiern und den zu Kristallstatuen verwandelten Artgenossen abzusuchen. Letztere geben euch in ein, zwei Sätzen kurze Tipps mit auf die Reise.

Im zweiten Teil der Spyro Reignited Trilogie ändert sich am Spielprinzip nichts Großartiges, dennoch gibt es einige Unterschiede: Die einzelnen Welten sind nun nicht mehr nur von Gegnern bevölkert, sondern auch von anderen Wesen, mit denen ihr interagieren könnt und die euch Aufgaben erteilen. Nach Erledigung der Aufgaben bekommt ihr als Belohnung diverse Energiekugeln, die für den Kampf gegen Ripto entscheidend sein sollen. Zudem seid ihr der einzige Drache, da in der Welt ansonsten keine Drachen existieren. Somit fällt das Befreien von Drachen weg. Dafür müsst ihr diesmal Talismane sammeln, sodass auch der zweite Teil mit einer überaus respektablen Anzahl an Sammelobjekten daherkommt. Im letzten Teil der Trilogie rücken dann wieder die Dracheneier in den Vordergrund, ihr könnt also eure Sammelleidenschaft in allen drei Titeln ausleben.

Generell macht es einfach jede Menge Spaß, jede Welt und deren Unterwelten nach Edelsteinen, Dracheneiern, Talismanen und allen weiteren Dingen abzusuchen. Der Spaß wird allerdings oftmals unterbrochen, da es nicht selten zu Trial-and-Error-Passagen kommt. Was daran am meisten nervt, sind die Ladezeiten. Denn jedes Mal, wenn ihr sterbt, müsst ihr bis zu 20 Sekunden warten, bis ihr den nächsten Versuch starten könnt. Diese Ladezeiten stören den Spielfluss und sind einfach nicht mehr zeitgemäß. Auf die Spitze getrieben wird das Ganze im ersten Teil, da Spyro dort schon bei der kleinsten Berührung mit Wasser stirbt und es somit vorkommen kann, dass ihr nach ein paar Sekunden einen weiteren Versuch starten müsst.

Spyro wird lernfähig

Abhilfe folgt erst im zweiten Teil, denn dort könnt ihr neue Fähigkeiten erlernen, darunter eben auch das Schwimmen und sogar Tauchen im Wasser. Ja ganz recht: Spyro stirbt nicht mehr, wenn ein winziges Wassermolekül ihn berührt, sondern kann im Gegenteil sogar freudig plantschen und die Unterwasserwelt erkunden. Weitere erlernbare Fähigkeiten sind das Klettern oder der Kopfstoß, wobei „erlernen“ der falsche Begriff ist. Denn ihr könnt diese Fähigkeiten vielmehr mit euren gesammelten Edelsteinen kaufen. Im dritten Teil ist die Idee dann so weitergedacht, dass ihr die Fähigkeiten von Anfang an besitzt. Solltet ihr also aus irgendeinem Grund von einem neueren Teil zum ersten Teil springen, solltet ihr aufpassen, dass ihr nicht aus Gewohnheit ins todbringende Wasser springt.

Flug-Level oder: Schwierigkeitsgrad Arschloch

Gerade schon einmal angeschnitten, aber nicht zu Ende geführt: Das Thema „Schwierigkeitsgrad“. Der Schwierigkeitsgrad variiert nämlich gerne mal stark, alleine durch die angesprochenen Trial-and-Error-Passagen. Was aber allen die Krone aufsetzt, sind die Flug-Level: Diese sind stark eingegrenzte Level, in denen ihr nur fliegen könnt und bestimmte Ziele erreichen müsst. Frei nach dem Motto eines Deos, welches man angesichts der Teils schweißtreibenden Level dringend benötigen könnte, gibt es 8×4 oder eigentlich 4×8 Dinge zu „sammeln“.

Ihr müsst:

  • Acht Flugzeuge vom Himmel holen
  • Acht Fässer pulverisieren
  • Acht Kisten öffnen
  • Acht Bögen durchfliegen

und am besten noch alles in einem Durchgang. Dies stellt eine besondere Schwierigkeit dar, denn die Zeit ist stark begrenzt. Ihr bekommt zwar durch das Sammeln der einzelnen Objekte einige Sekunden gutgeschrieben, aber um alle 32 Objekte in einem Versuch einzusammeln, müsst ihr euch trotzdem die perfekte Route ausschauen und eure Flugfähigkeiten perfektionieren. Nachfolgend findet ihr ein Video, wo ich zumindest schon mal die acht Schatzkisten geöffnet habe.

Fazit

Pros

  • Intuitive Steuerung
  • Hochwertige, deutsche Synchronisierung
  • Eingängiges Gameplay
  • Paradies für Sammler

Cons

  • Ladezeiten stören Spielfluss bei
  • Einige(n) Trial-and-Error-Passagen
  • stark variabler Schwierigkeitsgrad

Mit der Spyro Reignited Trilogy macht ihr nichts verkehrt. Sowohl Kenner der Original-Trilogie als auch Neulinge können je nach Vorgehensweise einige schöne Stunden mit dem Jungdrachen verbringen. Der Einstieg in die Spiele fällt aufgrund der intuitiven Steuerung leicht und sorgt auch durch die liebevolle Gestaltung dafür, dass Welt für Welt erkundet werden will. Die Trilogie ist für Langzeit- und Gelegenheitsspieler gleichermaßen geeignet, da sie sowohl für ein schnelles Spiel als auch intensives Absuchen ausgelegt sind. Die deutsche Synchronisierung wertet das Spiel zusätzlich auf.

Spyro Reignited Wertung 8 von 10

Negativ fallen die Ladezeiten nach einem Tod auf und sorgen in Verbindung mit der nicht geringen Anzahl der Trial-and-Error-Passagen dafür, dass der Spielfluss merkbar gestört wird. Zudem kann der stark variierende Schwierigkeitsgrad als störend empfunden werden, zumindest für Spieler, die auf die 100% gehen.

Über Marcel Eidinger 1841 Artikel
Marcel ist im Jahr 1986 geboren, dem Jahr, wo seine Lieblings-Spielereihe ihren Ursprung hat: The Legend of Zelda. Mit seinen nun mehr als 30 Jahren Lebens- und ca. 25 Jahren Nintendo-Erfahrung versucht er euch mit Liebe und Leidenschaft auf dem Laufenden zu halten!

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