Hauptsache es kommt für die Switch?

Die Nintendo Switch verkauft sich verdammt gut und ein neues Modell, die Nintendo Switch Lite, steht bereits in den Startlöchern und wird zusammen mit „The Legend of Zelda: Links Awakening“ auf den Markt gebracht.

Unser Segen

Nintendo schafft es nach dem Flop der WiiU endlich wieder regelmäßig Triple-A-Titel zu servieren und die schmecken dann auch noch so verdammt gut.
Spiele wie „Splatoon 2“, „The Legend of Zelda: Breath of the Wild“, „ARMS“, „Xenoblade Chronicles 2“, „Super Smash Bros. Ultimate“, „Octopath Traveler“, „Mario Kart 8 Deluxe“ mit nachgereichtem Multiplayer, „Super Mario Odyssey“, „Astral Chain“, „Pokémon Let’s go Pikachu/Evoli“ und einige mehr konnten die Käuferschaft überzeugen.

Bis zum März 2020 erscheinen noch „The Legend of Zelda: Links Awakening“, „Luigi’s Mansion 3“, „Pokémon Schild/Schwert“ und „Animal Crossing: New Horizons“.

Des Weiteren stehen noch Games wie „Bayonetta 3“, Metroid Prime 4“, „Xenoblade Chronicles Definitive Edition“ und das Sequel zu Zelda BotW an.

Wir sind also vollkommen versorgt, vor allem wenn man dann noch die ganzen hochwertigen Indiespiele und Spiele von Drittherstellern sowie Ports und Remaster dazurechnet.

Wir werden mit tollen Spielen versorgt.

Unser Fluch

Nun erscheinen aber auch regelmäßig Games von Drittanbietern, die sich zwar von Fans gewünscht werden und dann auch wie versprochen erscheinen, doch ist eine Vielzahl davon entweder eine Hühnerbrust in Sachen Performance oder erscheint lediglich als Download im eShop oder als Download-Code in einer Retail-Packung.

Nun gibt es einen ganz entscheidenden Grund, warum ihr diese Montagsmeinung erst jetzt zu Gesicht bekommt: Die saubere Portierung von „The Witcher 3: Wild Hunt“. Natürlich sehen wir hier auch Texturen, die nicht immer ganz sauber sind, erleben eventuell auch mal Framedrops oder Pop-Ups, doch wurde dieses Meisterwerk auf Inhaltsebene in keinster Weise beschnitten. Das bedeutet, dass es nicht weniger Monster oder weniger NPCs in der Welt zu finden gibt. Die Inhalte sind gleich. Dass dann der Kunstgriff gelungen ist, solch ein gewaltiges Spiel für die kleine Nintendo Switch zu portieren und dieses Spiel dann auch noch so gut im Handheldmodus aussieht, hat schon ein dickes Lob verdient.

Eben diese Passion scheinen nicht alle Publisher an den Tag zu legen, wenn es darum geht, bestimmte Werke auf dem Nintendo-Hybriden zugänglich zu machen.

„Internet download required“

Ein Extrembeispiel

Ein aktuelles Beispiel für eine Enttäuschung der Extraklasse ist „Bloodstained: Ritual of the Night“. Zum Einen sind die Texturen extrem limitiert und Effekte fehlen komplett und zum Anderen fallen Ladezeiten zu lang aus. Dazu kommen Framedrops. Fazit: Die Performance ist nicht zufriedenstellend.
Nun kann man gerne in den Raum werfen, dass dies ein Kickstarter-Projekt war, Zeitdruck herrschte und vieles mehr.
Doch wurden Versprechungen gemacht, die Switch-Version aber stiefmütterlich behandelt, obwohl die Absatzkraft doch sehr stark ist.
Leider wurde sogar die dreiste Lüge in den Raum gestellt, dass mehrere Nintendo Switch-Konsolen auf einem Anspiel-Event durch externe Einflüsse erhitzt waren und die Performance-Schwächen darauf zurückzuführen seien. Spätestens am Release-Tag wurde diese Lüge entlarvt.
Um dem Ganzen noch ein i-Tüpfelchen aufzusetzen, wirbt man im Nintendo eShop noch immer mit Fotos der PS4-Version.

Das linke Szenario wird in ähnlicher Form so im eShop beworben, obwohl das rechte Bild den aktuellen Status zeigt.

Man spart, wo man kann

Und auch andere Hersteller portieren mit wenig Liebe zum Detail für die Switch, sodass mehere Patches folgen oder sogar gar nichts passiert. Man hat portiert, kassiert und seinen weiteren Support subtrahiert. Schade.

Sparmaßnahmen führen häufig dazu, dass zu kleine Cartridges gewählt werden. Die Folge: Entweder bekommt man ausschließlich einen Download-Code in einer Retail-Packung, das Game nur digital oder einen Teil auf einer Cartridge und den Rest digital. Bei letzterem Beispiel ist eine Cartridge völlig obsolet.
Im Beispiel von „Trine 4: Ultimate Collection“ befindet sich „Trine 4“ auf einer Cartridge, die anderen 3 Teile aber liegen als Download-Code bei. Warum? Um Geld zu sparen. Die Spiele fressen nur wenig Speicher und dennoch betreibt man diesen Minimalaufwand.
Im Falle der „Crash Bandicoot N. Sane-Trilogy“ hat man so grade eben noch die Kurve gekriegt und sich dafür entschieden, alles auf eine Cartridge zu pressen. Brav, Activision. Und das bei einer Dateigröße von 5,2 GB. Bei der„Spyro Reignited Trilogy“ muss bei einer Dateigröße von 15 GB ein zusätzlicher Download vorgenommen werden.
Die magische Grenze scheint der Graben zwischen einer 8 GB- und einer 16 GB-Cartridge zu sein.

Häufig wird an der Speicherkapazität gespart.

Spitzenreiter im Sparen ist EA mit „Fifa 20“. Man vertreibt es zum Vollpreis von aufgerundet 60€, aktualisiert aber lediglich die Kader. Allgemeine KI-Anpassungen etc. sowie der neue Voltamodus finden keinen Einzug in die Switchversion.

Voltamodus sowie wichtige Anpassungen: Ach, brauchen wir nicht…

Das Totschlag-„Argument“

Und bei all diesen Negativaspekten passiert nun das leidlich Magische: Ein Großteil der Nintendo-Community nimmt zu schwache Performance und geizige Sparmaßnahmen einfach so hin. Dazu reicht nur ein Argument: „Hauptsache es erscheint für die Switch“. Ist ja besser als nichts, oder?

In gewisser Weise stimmt das. Viele Gamer stören sich nicht an den genannten Aspekten und freuen sich einfach darüber, dass ihre Schätze für die portable Nintendo-Konsole erscheinen.
Und dabei stört mich ein einziger Punkt: Die fehlende Koexistenz. Warum ist es denn solch ein zerreißender Genitalspagat, sich auf der einen Seite zu freuen, doch auf der anderen Seite dennoch berechtigte Kritik anzubringen?
Mir scheint, als seien viele Gamer unter dem großen N einfach zu devot und gutmütig, sodass die Publisher locker ihr Geld verdienen und sich einen feuchten Dreck um die Kritik scheren.
Auch der Verweis darauf, dass es bei Nintendo nicht um Grafik und Performance geht, ist da nicht angebracht. Spiele sollen gut laufen und Publisher diese auch lukrativ anbieten. Beides passiert häufig nicht.
Einige Seelen wispern sogar, es sei bei Nintendo noch nie darum gegangen. Hach, wie falsch man doch liegen kann…

Oft ist es so, dass man den schnellen Reibach machen mag und man deshalb nur wenige Ressourcen zur Verfügung stellt. Klar, die Games laufen, aber eben nicht optimal.

Durch die Gutmütigkeit der Community verdienen Publisher unverdient.

Nun das Dilemma

Nehmen wir mal an, es würden viele Gamer, im Gegensatz zur gegenwärtigen Situation, brav ihre Kritik üben… Was würde passieren?
Sehr wahrscheinlich weniger als man glauben mag. Publisher schwingen die dicken Keulen, während Entwickler Aufträge durchführen. Erstgenannte haben somit die Macht.
Diese verstehen in den meisten Fällen nur eine Sprache: Geld.
Erst wenn die Kaufkraft schwindet, horchen die Geldgeier auf. „Oh, es gibt Kritik? Marktanalyse!“ Anschließend gibt man den heuchlerischen Verweis darauf, wie sehr einem die Zufriedenheit am Herzen, anstatt an der Brieftasche, liegt, und alle sind cool miteinander.

Mein Wunsch

Mein Wunsch ist, dass wir Nintendo-Fans im Ganzen einfach kritischer werden. Mir tut es in der Seele weh, wenn wir fehlende Passion einfach so hinnehmen. Selbst wenn es nur ein wenig bewirkt, so bewirkt es etwas.
Darüber hinaus sehe ich nicht selten, dass Menschen auf gewissen Plattformen für ihre kritische Meinung zerissen werden, obwohl diese häufig angebracht ist.

Keine Pauschalisierung

Natürlich ist mir bewusst, dass ich aus einer gewissen Blase heraus argumentiere. Der „Coregamer-Bubble“. Die meisten Zocker scheinen Menschen zu sein, die sich eben nicht über jedes Detail informieren, weil sie die Zeit dafür nicht finden können oder wollen; das verstehe ich. Ebenso steigt die Zahl derer, die sich nicht am rein digitalen Vertrieb stören.
Zuletzt kommt der Umstand dazu, dass wir keine kollektive Wahrnehmung teilen, sondern die Eindrücke individuell auf uns einwirken.

Ich mag diesen Beitrag als Appell verstanden wissen, dass Gamer, die sich auskennen, ruhig mal kritischer auf die Maßnahmen der Publisher blicken.
Schön wäre auch, wenn Gamer, die sich weniger gut auskennen, gewisse Wissenslücken stopfen oder aber sich in Diskussionen auf diversen Plattformen bitte ihren Kenntnisstand in Erinnerung rufen.

Fazit

Oftmals geht es um das Prinzip, dass wir zahlen und die Anbieter sich entsprechend bemühen sollten, vor allem da die Preise auf der Nintendo Switch nicht gerade tief sind.

Über Justin Aengenheyster 328 Artikel
Im Jahr 1992 erschien Mortal Kombat... und ich. Wir beide sind auf unsere Weise brutal. Ich für meinen Teil fahre brutal auf Videospiele ab und beschäftige mich gnadenlos mit verschiedenen Themen, um Gleichgesinnte zu informieren. Als treues Nintendokind befasse ich mich am liebsten auch mit Nintendospielen.

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