Die Zukunft des Gamings?

Heute lade ich euch ein in eine Zukunftsspinnerei, die mich seit einiger Zeit beschäftigt. Während sich der Konsolenkrieg auf seine nächste Phase vorbereitet, versuche ich einen Blick in die Zeit danach zu werfen. Was wäre, wenn die großen Konsolenhersteller gemeinsame Sache machen würden, statt den Markt künstlich untereinander aufzuteilen?

Konsolen – Gotta have them all

Wir befinden uns in einer Zeit, in der alle paar Jahre eine leicht bis mittelprächtig verbesserte Version der unterschiedlichen Konsolen herausgebracht wird. Damit beziehe ich mich weniger auf die Hardware-Aspekte, die durchaus gigantische Sprünge vollziehen, sondern eher auf die Ausreizung eben jener Hardware. Der Support für die Vorgänger wird meist noch ein paar Jahre weiter betrieben, doch früher oder später sollten alle auf die neuesten Geräte umgestiegen sein.

Die Folge: nicht wenige Spieler haben einen ganzen Schrank voll Konsolen, was sicherlich beachtlich aussieht und im Freundeskreis als Statussymbol verwendet werden kann. Da mir die Sammlermentalität zwar ein Begriff ist, mir jedoch selbst nicht innewohnt, sehe ich darin aber keinen weiteren Nutzen. Eine PS4 kann, was eine PS2 und 3 können, nur besser, von zusätzlichen und zeitgemäßen Features wie Streaming mal abgesehen. Die meisten Spiele gibt es inzwischen auch im Online Shop. Ich kann nur von mir persönlich sprechen, jedoch bin ich trotz aller Nostalgie jemand, der selten mal ein älteres Game rausholt oder runterlädt. Die Masse an neuen Spielerfahrungen ist für mich doch wesentlich reizvoller, aber darüber könnte man für sich genommen eine eigene Montagsmeinung verfassen.

Lediglich Nintendo hat hier ein Alleinstellungsmerkmal, da die meisten Konsolen mit Cartridges der unterschiedlichsten Größen gefüttert werden. Je nachdem, wie pfleglich man mit seinen Geräten umgegangen ist, können die alten Konsolen aller Hersteller natürlich noch verwendet werden, doch wie oft wird das tatsächlich gemacht? Wie viele von euch stecken regelmäßig die PS2 oder den N64 an?

Das Geschäft mit Konsolen brummt jedenfalls. Die Konsumenten werden in verschiedene Lager eingeteilt und der Markt untereinander aufgeteilt. Vereinzelt wird es Hardcore Gamer geben, die sich den ganzen Stress sparen und einfach alle aktuellen Konsolen kaufen, der Trend geht jedoch in jedem Fall zur Zweitkonsole.

Exclusives – wie man seine Konsole richtig verkauft

Als letztes Jahr der neueste Ableger von God of War rauskam, sprang die ganze Welt auf den Hypetrain auf. Das Spiel sah einfach göttlich aus, jeder lobte es über den grünen Klee und ich bin sicher, nicht wenige haben sich die Konsole extra für dieses Spiel angeschafft. Auch mich juckte es ordentlich in den Fingern, jedoch nicht stark genug, um Hunderte Euro für Konsole und Spiel auszugeben, nicht einmal gebraucht. Dann gibt es „The Last of Us“, „Uncharted“ und diesen komischen Sacktypen aus „Little Big Planet“.

Microsoft hat…ja was eigentlich? „Halo“ und „Sunset Overdrive“ fallen mir spontan ein. Da die Xbox für mich immer die uninteressanteste der Konsolen war, hört hier mein Fachwissen darüber bereits auf, doch eine Liste verriet mir zumindest noch „Forza“ und „Titanfall“…

Bei der Switch sieht es schon anders aus. Nintendos Hauptverkaufsargument sind die diversen Franchises, die eben nur Nintendo hat: Mario, Zelda, Metroid, Smash Bros., Donkey Kong, um nur einige zu nennen. Wer mit diesen Namen aufgewachsen ist und den Spielen auch nur ein wenig Affinität entgegenbringen konnte, wird früher oder später wieder zu einer Nintendo Konsole greifen.

Aber warum? Wofür braucht man überhaupt noch eine Konsole?

Ein künstliches Problem

Eine Spielekonsole ist technisch gesehen nichts weiter als ein spezialisierter Computer. Jeder, der sich mit den Dingern ein wenig beschäftigt hat, weiß, dass sie nichts besser könnten als ein High-End PC und dass man mit den richtigen Emulatoren auch sämtliche Spiele auf besagtem PC genießen könnte.

Eine Konsole ist also ein Produkt, um künstlich eine Exklusivität zu vermitteln, die nach heutigen Standards nicht mehr nötig wäre. Nintendo, Microsoft und Sony wollen alle ihren eigenen Kuchen haben, statt gemeinsam an einem großen Kuchen zu backen. Nun heißt es zwar, Konkurrenz belebe das Geschäft, doch hier kommen wir jetzt zu meiner Vision, wie ich mir den zukünftigen Markt vorstellen könnte.

Gemeinsam sind wir stark

Die Entwicklung der neuen Konsolen kostet Zeit und Geld. Das Konzept muss ausgearbeitet werden; die Hardwarekomponenten müssen getestet und aufeinander abgestimmt, manchmal überhaupt erst entwickelt, werden; dann müssen die Deals ausgehandelt werden, wie besagte Komponenten möglichst kostengünstig in ausreichender Stückzahl beschafft werden. Die Konsolen müssen hergestellt, verpackt und verschifft werden. Kein Wunder, dass die Dinger so teuer sind.

Doch was wäre, wenn wir den Grundgedanken von Google Stadia – Streaming – weiterverfolgen und eine systemübergreifende Plattform daraus machten?

Statt seine Ressourcen damit zu verschwenden, mühsam und krampfhaft nach neuen Alleinstellungsmerkmalen für den neusten Staubfänger im Wohnzimmer zu suchen, könnten sämtliche Ressourcen aller großen Hersteller in den Ausbau eines vernünftigen Servernetzwerks gesteckt werden. Die großen Unternehmer, die sich vorher selbst um die Sicherheit der eigenen Konsole allein sorgen musste – hier ein neues Sicherheitsupdate, da eine Anpassung – könnten den Aufwand minimieren, indem eine gemeinsame Plattform entwickelt würde, die ausschließlich über Streaming läuft. Sicherheitsupdates müssten nur serverseitig durchgeführt werden, der Nutzer hat kein Betriebssystem irgendwo installiert, welches geupdatet werden müsste. Er loggt sich nach Belieben von seinem PC, Smart-TV, Smartphone oder meinetwegen Smart-Toaster ein, sofern dieser über Internetanbindung und Bluetooth für den Controller verfügt, und hätte Zugriff auf seine immense Spielesammlung. Das hätte nicht zuletzt auch den Vorteil, dass die Plattform nur schwer gehackt werden könnte. Raubkopien dürften der Vergangenheit angehören.

Apropos Spielesammlung – es bestünde dann kein Bedarf mehr, das gleiche Spiel auf jede Konsole erneut zu portieren. Eine Entwicklung reicht aus. Das spart wiederum Zeit und Geld, welches man zum Einen in Marketing, zum Anderen in die Entwicklung NEUER Spiele stecken könnte. Oder, wenn man es rebellisch mag, in eine angemessene Bezahlung der Mitarbeiter. Nintendo, Sony und Microsoft würden nicht mehr mit der Konsole dahinter in Verbindung gebracht werden, sondern ausschließlich mit der Anzahl großartiger Spiele und IPs. Nintendo im Besonderen wäre keine Lachnummer mehr in Sachen „Onlineservice“, da die Plattform von denen entwickelt werden würde, die davon Ahnung hätten. Sony und Microsoft hätten umgekehrt auch endlich eine tragbare Version ihrer Spiele.

VR wollen auch mitspielen

Als VR langsam spruchreif wurde, wurden auch vereinzelte Stimmen laut, dass es herkömmliches Gaming ablösen könnte. Das halte ich für Unsinn. VR hat sich inzwischen auf dem Markt etabliert. Es ist eine zusätzliche Spielerfahrung, aber längst nicht jedermanns Geschmack. VR wird noch ein wenig wachsen und so seinen Platz im Gamingmarkt festigen. Es fügt sich nahtlos in obiges Konstrukt mit ein – alle großen Hersteller könnten sich eifrig um die Entwicklung neuer Spiele, auch in VR, kümmern, ohne erst die passende Peripherie dafür entwickeln zu müssen.

Was spricht dagegen?

Das liebe Geld.

So sehr ich mir obige Zukunft des Gamings auch wünschen würde – es müsste für alle beteiligten Parteien zuallererst vollständig ausgerechnet werden, dass dies eine lohnenswerte Unternehmung wäre. Solange sie den Verkauf eines eigenen Konsolensystems als gewinnbringender ansehen, wird diese gemeinsame Plattform nur eine Utopie bleiben. Ich würde mir wünschen, dass sich gewiefte Wirtschaftsexperten einfach mal der Sache annähmen, sei es nur als Gedankenexperiment wie bei mir, Hochrechnungen anzustellen, nach wie vielen Jahren eine Kollaboration gewinnbringender wäre als die Aufrechterhaltung eines Konsolenmarktes.

Ebenfalls negativ aufstoßen wird diese Vision all jenen, die gerne sammeln, denn das ganze System wäre nur in rein digitaler Form möglich. Alle Anzeichen sprechen zwar dafür, dass dies ohnehin früher oder später so durchgesetzt wird, aber das hat findige Sammler bisher nicht davon abgehalten, sich notfalls leere Hüllen ins Regal zu stellen. Ich bin sicher, die Sammelbegeisterten werden auch hierfür eine Lösung finden.

Wie denkt ihr über die Zukunft des Gamings? Sagt euch meine Vision zu?

Über Roger Hogh 750 Artikel
Baujahr 1987, begann bereits als Zwerg mit einem Sega Master System II zu zocken, der einzigen Nicht-Nintendo-Konsole, die er je besessen hat. Begeisterter Fan von guten Metroidvanias und The Legend of Zelda. Überwiegend Einzelspieler, aber man findet ihn gerne mal bei einer Runde Smash Bros, natürlich als Link.

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