Achievements: Fluch oder Segen?

Da ich in der Nintendo Switch Gruppe Germany kürzlich wieder über eine Diskussion zum Thema „Achievementsystem auf der Switch“ gestolpert bin, möchte ich mich heute mal objektiv und subjektiv mit dem Thema befassen.

Was sind Achievements?

Die meisten von euch wissen das sicherlich. Achievements ist Englisch für Errungenschaften und ist eine Art Belohnungs-, oder Motivationssystem, welches auf PC und den meisten Konsolen existiert. Es ist ein Punktesystem, das mit dem eigenen Spielekonto verknüpft ist. Spiele-Entwickler können bestimmte Aktionen im Spiel mit einem Achievement verknüpfen, sodass man bei Abschluss dieser Aktion die Errungenschaft freigeschaltet und dem eigenen Konto zugeschrieben bekommt. Man selbst, sowie jeder, der sich euer Profil anschaut, kann dann sehen, dass ihr Aktion XY absolviert habt.

Achievements können auch, wie auf der Playstation, in Trophäen unterteilt sein, wobei schwierigere Achievements üblicherweise goldene oder Platin-Trophäen Wert sind.

Und was hat man davon?

Nun, Achievements haben durchaus ihre Berechtigung. Für die einen ist es eine Bestätigung, bestimmte Aufgaben bewältigt zu haben. Abhängig vom Achievement muss man dafür manchmal ordentlich grinden oder unübliche Aktionen im Spiel durchführen, was wiederum aus Sicht der Entwickler positiv ist. Sie nutzen Achievements als „Hinweis“, was alles im Spiel möglich sein kann und motivieren die Spieler, möglichst viel Zeit mit eben jenem Spiel zu verbringen. Speziell in Multiplayer-Spielen ist das natürlich ein großes Hilfsmittel.

Für die anderen ist es eine große Befriedigung, so viele Punkte durch Achievements, bzw. so viele Platin-Trophäen wie möglich zu ergattern, um in einer Art digitalem Wettstreit mit allen anderen Spielern weltweit zu beweisen, wer am wenigsten ein Leben hat… Ähm, ich meine natürlich, wer der fähigste Spieler ist. Womit wir bei der Kritik angekommen wären.

Die dunkle Seite der Achievements

Ich denke, mit Achievements wird eine Menge Schindluder betrieben. Angefangen hat es, wie bei so vielen Dingen, mit einer guten Absicht. Man wollte die Spieler virtuell dafür belohnen, dass sie das Spiel exzessiv spielen. Man wollte ihnen auch die Möglichkeit geben, ein bisschen anzugeben, denn sind wir mal ehrlich, manche der Achievements sind verflucht hart zu erreichen. Hier scheiden sich dann wieder die Gemüter, da es unterschiedliche Kategorien von Spielern gibt. Einige lesen sich die Liste der verfügbaren Achievements durch, sind begeistert, krempeln die Ärmel hoch und drehen sogleich jeden virtuellen Stein um, den das Spiel zu bieten hat. Ein paar andere schauen in die Liste der Achievements, fühlen sich von den teils schier unüberwindbaren Errungenschaften demotiviert und kaufen sich das Spiel gar nicht erst. Wieder andere, zu denen ich mich zähle, sind immun gegen diese Art der Motivation, denn sie sehen darin die häufig versteckte Absicht, dem Spieler nicht vorhandenen Content zu suggerieren.

Ich sehe Achievements mit gemischten Gefühlen, denn ich weiß, wie schnell aus „Yeah, ich habe etwas tolles geschafft“ ein „Okay, das muss ich auch noch schaffen…und das…und das… und das… und das…“ wird. Einfach nur stupides ABARBEITEN der Achievements, um seinen Score so weit oben wie möglich zu halten. Es gibt Spiele auf der Playstation, die sich nichts anderes auf die Fahne geschrieben haben, als einen mit Punkten und Trophäen zu überschütten. Will man nicht hinterher hinken, kauft man dieses bescheuerte Spiel, um Punkte abzugreifen. Drücke 500x A -> Hurra, hier hast Du 10 Punkte. Drücke 600x A -> Mann, bist Du super, hier hast Du weitere 10 Punkte. Diese Spiele wurden von Achievement-Sammlern für Achievement-Sammler produziert und führen das ganze System ad absurdum, auch wenn man ihnen eine gewisse Ehrlichkeit zugute halten kann, denn tatsächlich ist ein Achievement à la „Töte 20 Gegner mit der Schrotflinte“ nichts anderes als „Drücke 20x A im richtigen Moment“ oder welcher Button auch immer dafür verwendet wird.

Collectibles – der nervige Cousin der Achievements

Ich kann nicht behaupten, mich mit der Entwicklungsgeschichte von Spielen gut genug auszukennen, um zu bestimmen, was zuerst da war – Collectibles oder Achievements, aber ich vermute, sie müssten ungefähr zeitgleich aufgetaucht sein. Beides lässt sich nämlich wunderbar miteinander verbinden. „Sammle alle Master Chief Bobble-Heads“ für 20 Punkte oder sowas.

Hier kann ich nur erneut erwähnen, dass ich diese Art Content mehr als fragwürdig empfinde. Ich verstehe, dass man Spieler möglichst lange an ein Spiel binden möchte, sehe aber gerade bei Singleplayer-Titeln wie „The Legend of Zelda: Breath of the Wild“ keinen Grund dafür. Versteht mich nicht falsch, ich liebe dieses Spiel und habe gute 100 Stunden Hyrule durchstreift, aber nichts und niemand wird mich jemals dazu bringen, 900 kleine Kackehäufchen zu sammeln, um dann einen großen goldenen Kackehaufen als Trophäe zu erhalten – und ich danke den Entwicklern sehr für diese bildliche Darstellung und den dazu passenden Kommentar, dass dies ein Beweis dafür sei, die Spieler würden buchstäblich alles sammeln. Chapeau.

Collectibles sind nichts weiter als eine Methode, den Spieler am Spielen zu halten. Auch wenn es vereinzelt Bonusgegenstände für das Spiel gibt, sehe ich einfach die Notwendigkeit dafür nicht, denn die Collectibles sind und bleiben optional, als muss das Spiel auch ohne diese Gegenstände schaffbar sein, ergo kann ich sie auch getrost ignorieren. Meistens erhält man tatsächlich nur Artworks, Skizzen, etc. Motiviert mich ebenfalls nicht. Wenn ich bei der Erkundung des Spiels auf solche Dinge stoße, nehme ich sie mit, aber in 9 von 10 Fällen lohnt es meiner Meinung nach die Mühe nicht.

Überflüssig zu erwähnen, dass ich in meinem ganzen Leben keinen einzigen Pokédex vervollständigt habe 😉 Sammeln und ich, das passt nicht zusammen.

Achievements auf der Switch

Sollte es nun ein Achievement-System für die Switch geben?

Ich finde die aktuelle Lage gut, so wie sie ist. Böse Zungen behaupten ja, Nintendo und Online passen auch nicht wirklich zusammen, sie wären also gar nicht in der Lage, ein vernünftiges Achievementsystem einzubauen. Das halte ich für ein Gerücht. Über die finanziellen Mittel verfügt Nintendo sicherlich und das technische Know-How lässt sich outsourcen. Ich denke, Nintendo sieht schlichtweg keinen Grund, so etwas einzubauen. Viele Spiele bauen heutzutage ihr eigenes Achievementsystem in das Spiel ein, sodass ein eigenes System für Nintendo einfach ein unnötiger Aufwand wäre.

Fassen wir also noch einmal abschließend zusammen:
Achievements sind nicht per se schlecht, sondern für viele Spieler ein interessanter und wichtiger Teil des Spiels, sei es, um das meiste aus dem Spiel herauszuholen, oder als Beweis für die eigene Fähigkeit. Aber Achievements können auch dazu verleiten, immer und immer mehr davon sammeln zu wollen und arten dann in stupides Grinden aus, anstatt sich auf den Spaß am Spiel zu konzentrieren. Ich denke, die Spieleentwickler sollten Achievements weiter in ihren Spielen verwenden für genau jene Spieler, die sie gerne nutzen. Ich selbst finde sie hauptsächlich überflüssig.

Achievement unlocked – You have written an article. 10G

Über Roger Hogh 750 Artikel
Baujahr 1987, begann bereits als Zwerg mit einem Sega Master System II zu zocken, der einzigen Nicht-Nintendo-Konsole, die er je besessen hat. Begeisterter Fan von guten Metroidvanias und The Legend of Zelda. Überwiegend Einzelspieler, aber man findet ihn gerne mal bei einer Runde Smash Bros, natürlich als Link.

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*